11.12.2024

28.11.2024

Gedenken

28. November nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hl. Märtyrer Stephanos der Jüngere († 767); hl. Märtyrer Christos († 1748); hl. Anna; hl. Kaiser Mauritios zusammen mit seinen sechs Söhnen († 602); sowie hl. Märt. Irinarchos und sieben hll. Märtt. in Sebaste († 303); hll. Märtt. Timotheos und Theodor, Bischöfe; Peter, Johannes, Sergios, Theodor u. Nikephoros, Presbyter; Basileios u. Thomas, Diakone; Hierotheos, Daniel, Chariton, Sokrates, Kolasios u. Eusebios, Mönche; Etimasios in Tiberiopolis († 361); hl. Oda, Jungfrau in Brabant (Niederlande) († 726); hll. Märtt. Basileios, Stephan, zwei George, Johannes (in der Nähe von Konstantinopel), Andreas, Peter, Anna und viele andere († 741-775); sel. Feodor, Erzbischof von Rostov († 1394); hl. Märt. Christos von Konstantinopel († 1748); hll. Neumärtt. Metropolit Seraphim (Čicagov) von St. Petersburg († 1937) u. Priestermönch Seraphim (Kretov).

1. Der hl. Märtyrer Stephanos der Jüngere. Wie einstmals Hannah, die Mutter Samuels, zu Gott betete, ihr einen Sohn zu schenken, so betete auch Anna, Stephanos’ Mutter. Sie betete in der Kirche von Blachernae vor der Ikone der Allheiligen Gottesgebärerin, es überkam sie ein leichter Schlaf, und sie sah die Allerheiligste Jungfrau leuchtend wie die Sonne und hörte eine Stimme von der Ikone: „Frau, gehe hin in Frieden. Deinem Gebet entsprechend wirst du einen Sohn in deinem Schoß tragen.“ Anna empfing tatsächlich und gebar einen Sohn, den hl. Stefan. Mit sechzehn erhielt Stephanos die Mönchsweihe auf dem Berg Auxentios in der Nähe von Konstantinopel durch den Altvater Johannes, der ihn auch göttliche Weisheit und Askese lehrte. Als Johannes in Frieden im Herrn entschlief, blieb Stephanos auf dem Berg und führte dort ein streng asketisches Leben, Mühe auf Mühe lud er sich auf. Seine Heiligkeit zog viele Schüler an. Als Kaiser Konstantin Kopronymos die Ikonen noch heftiger bekämpfte als sein ruchloser Vater, Leo der Isaurier, erwies sich Stephanos als ein eifriger Verteidiger der Verehrung der heiligen Ikonen. Der verblendete Kaiser schenkte verschiedenen unsittlichen Verleumdungen gegen Stephanos Glauben und zettelte auch persönlich Intrigen an, um Stefan zu brechen und aus dem Weg zu räumen. Stephanos wurde auf die Insel Prokonnesos verbannt, dann nach Konstantinopel gebracht, in Ketten gelegt und ins Gefängnis geworfen, wo er auf 342 Mönche stieß, die man wegen der Verehrung der Ikonen von überall hergebracht und eingekerkert hatte. Dort im Gefängnis führten sie das gesamte Typikon wie in einem Kloster durch. Dann verurteilte der boshafte Kaiser Stephanos zum Tode. Der Heilige sah seinen Tod vierzig Tage im voraus und bat die Brüder um Vergebung. Die Diener des Kaisers holten ihn aus dem Gefängnis und zogen ihn dann unter Schlägen durch die Straßen von Konstantinopel, wobei sie alle Kaisertreuen aufriefen, diesen „Feind des Kaisers“ zu steinigen. Einer der Häretiker schlug den Heiligen mit einem Balken auf den Kopf, und dieser gab seinen Geist auf. Wie der hl. Stephanus der Erstmärtyrer aus der Hand der Hebräer das Martyrium erlitt, so erlitt es dieser Stephanos aus der Hand der ikonoklastischen Häretiker. Dieser ruhmreiche Soldat Christi erlitt das Martyrium im Jahr 767 im Alter von dreiundfünfzig Jahren und wurde mit unverwelklichem Ruhm bekränzt.

2. Der hl. Neumärtyrer Christos war ein albanischer Christ, der in Konstantinopel lebte und den Beruf des Gärtners ausübte. Als er eines Tages Gemüse verkaufte, kränkte er einen Türken, der ihn dann vor einem Richter verleumdete, indem er sagte, Christos habe gelobt, Moslem zu werden, doch er habe dann widerrufen. Nach dem Verhör wurde er ins Gefängnis geworfen. Im Gefängnis bot ihm jemand Nahrung an, die Christos aber mit den Worten ablehnte: „Es ist besser, wenn ich hungrig vor meinem Christus erscheine.“ Danach holte er etwas Geld hervor, das er unter seinem Gürtel getragen hatte, und gab es einem seiner Mitgefangenen. Er bat darum, dafür einige Liturgien für seine Seele zelebrieren zu lassen. Er wurde von den Türken im Jahr 1748 enthauptet und im Reich Gottes auf ewig verherrlicht.

3. Die gottgeweihte Anna war eine Frau adliger Herkunft, die nach dem Tod ihres Gemahls die Weihe im Kloster des hl. Stefan des Neuen erhielt. Kaiser Konstantin Kopronymos drängte sie zu sagen, sie habe eine unrechte körperliche Beziehung mit dem hl. Stefan unterhalten, um ihn vor dem Volk zu demütigen. Doch diese heilige Frau weigerte sich, an dieser Intrige gegen den Heiligen teilzuhaben, den sie als ihren geistlichen Vater verehrte. Dafür wurde sie ausgepeitscht und dann ins Gefängnis geworfen, wo sie Gott ihre heilige Seele übergab.

4. Der heilige und gottesfürchtige Kaiser Mauritios wurde zusammen mit seinen sechs Söhnen im Jahr 602 durch Kaiser Phokas ermordet (siehe nachfolgende „Betrachtung“).



Lobeshymne

Der gottgeweihte Märtyrer Stephanos der Jüngere

Desselben Namens wie der erste Stephan,
So ließ auch Stephanos der Neue sein Leben im Kampf.
Der stolze häretische Kaiser – grobe Kraft, leibgeworden –
War bis zu den Zähnen mit irdischen Waffen bewaffnet.
Stephanos’ Waffe war eine Kraft, nicht aus irdischer Quelle,
Eine geistige Kraft – himmlische Wahrheit.
Der Kaiser hatte Soldaten, Verteidiger der Unwahrheit,
Während Stephanos entlastet wurde durch den unsichtbaren Gott.
Heiter wie der Himmel erwartete Stephanos die Tortur,
Den Tod und das ewige Leben jenseits dieser Weltzeit.
Im rasenden Zorn brüllte der Kaiser
Und unterschrieb das Urteil – Folter und Tod – für den Gerechten.
Stephanos war nicht entmutigt, obgleich geschlagen und bedrängt,
Gebunden war er durch den Geist und die Gebete zum Himmel.
Der Kaiser, stärker als der Leib des Heiligen, zerschmetterte diesen Leib;
Doch der Heilige war stärker im Geist und wurde im Sieg vollendet.
O heiliger Stephanos, geistiger Ritter,
Hilf uns, die Netze des Teufels zu vermeiden
Und die heiligen Ikonen gebührend zu verehren,
Und daß wir stets deinem wundervollen Vorbild folgen.

Betrachtung

Es macht uns standhaft im Glauben und schenkt uns Seelengröße, wenn wir Beispiele der Glaubens-treue und der Seelengröße der Heiligen Gottes lesen. Als Kopronymos’ Männer den hl. Stephanos drängten, von der Ikonenverehrung abzulassen und so dem Kaiser gefällig zu sein, streckte Stefan seine Hände aus und sagte: „Und wenn ich auch nur eine Handvoll Blut in mir hätte, würde ich sie für die Ikone Christi vergießen.“
Kaiser Mauritios hatte sechs Söhne, von denen der sechste und jüngste noch nicht entwöhnt war. Für diesen jüngsten Sohn hatte der Kaiser eine Amme am Hof, um ihn zu ernähren. Ein schweres Schicksal brach über den Kaiser Mauritios herein: Phokas stieß ihn vom Thron und verurteilte ihn zum Tod zusammen mit allen seinen sechs Söhnen. Die sechs Jungen wurden vor den Augen ihres Vaters gegeißelt. Als die Amme den jüngsten zu übergeben hatte, daß dieser ermordet würde, trauerte sie mit wahrer Seelengröße über das Schicksal des unglücklichen Kaisers und seiner Kinder und entschloß sich in diesem Augenblick, einen von ihnen am Leben zu erhalten. Als sie daher kamen, um ihr das Kind von der Brust wegzunehmen, übergab sie ihnen ihren eigenen Sohn, und diesem wurde der Kopf abgeschlagen. Schließlich wurde der Kaiser selbst enthauptet. Der jüngste Sohn des Kaisers wuchs im Glauben auf, daß die Amme seine Mutter sei. Als sie ihm das Geheimnis enthüllte, wurde er sehr ernst, verließ dann freiwillig die Welt und zog sich auf den Berg Sinai zurück, wo er Mönch wurde und sich Gott weihte, um auf diese Weise die Schuld dafür zu begleichen,daß ein unschuldiges Kind an seiner Stelle getötet worden war.

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über Gottes wundervolles Paradies (Gen 2):
1. Wie es ein Paradies der Unschuld, der Reinheit und Gerechtigkeit war;
2. Wie es keine Spur von Krankheit oder Tod darin gab, denn es herrschte kein Gedanke an Sünde.

Homilie

Darüber, wie die Gläubigen wachsen müssen

Laßt uns aber wahrhaftig sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken zu Dem hin, Der das Haupt ist, Christus.
(Eph 4,15)

Hier wird alles ausgedrückt, was von uns verlangt ist, meine Brüder, auf dieser unserer irdischen Reise: daß wir an der Wahrheit festhalten und in der Liebe leben. Die Wahrheit wurde vom Herrn Christus offenbart, und das Beispiel der Liebe vom Herrn Christus gezeigt. Man kann nicht abge-sondert von Christus dem Herrn zur Wahrheit gelangen, noch ein Beispiel wahrer Liebe getrennt von Ihm finden. Der Apostel Paulus erinnert uns daran zur Vorbereitung: Wir sollen nicht mehr unmündige Kinder sein, ein Spiel der Wellen, hin und her getrieben von jedem Widerstreit der Meinungen (Eph 4,14). Nur Gott kann uns die Wahrheit offenbaren; nur Gott kann uns wahre Liebe zeigen. Ein Mensch kann mehr als ein anderer wissen, doch nur Gott kann uns die Wahrheit offenbaren. Gedanken kommen zum Menschen wie der Wind, und Illusionen kommen im Schein der Wahrheit daher. Von seinen Gedanken getäuscht, täuscht der eine Mensch den anderen; von Illusionen betrogen, betrügt der eine Mensch den anderen. Doch die Wahrheit ist in Gott und von Gott. Christus, meine Brüder, ist die Vollständigkeit unserer Wahrheit und die Vollständigkeit unserer Liebe. Wenn wir an Christus denken, denken wir an die Wahrheit; wenn wir Christus entsprechend handeln, handeln wir richtig; wenn wir Christus lieben, lieben wir die Liebe selbst. Durch Christus leben wir, wachsen wir, werden wir unsterblich gemacht und verherrlicht. Er ist unser Haupt – nicht das titulierte Oberhaupt einer Gruppe von Menschen, sondern das tatsächliche Haupt eines leben-digen Leibes, von dem wir Glieder sind. Wenn wir an der Wahrheit und Liebe festhalten, werden wir würdig gemacht, darin auf ewig zu leben – im Leib Christi.
O Christus, unser Herr, unsere wundervollste Wahrheit und gütigste Liebe, komm in uns und empfange uns in Dir Selbst. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen. 

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11.12.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).