04.12.2024

21.11.2024

Gedenken

21. November nach dem Kirchenkalender

Gedenken: Einzug der Allheiligen Gottesgebärerin in den Tempel; sowie hl. Jaropolk-Petr, Fürst v. Vladimir in Volhynien († 1086); hl. Kolumban, Abt und Gründer der Abtei Luxeuil (Frankreich) († 615); hl. Neumärt. Alexander (Chotovickij) von New York († 1937); [Entschlafen von Altvater Iakovos von Euböa († 1991)].

Der Einzug der Allheiligen Gottesgebärerin in den Tempel. Als die Allheilige Jungfrau Maria das Alter von drei Jahren erreichte, brachten sie ihre heiligen Eltern Joachim und Anna von Nazareth nach Jerusalem, um sie gemäß ihrem zuvor gegebenen Versprechen dem Dienst Gottes zu weihen. Es war eine dreitägige Reise von Nazareth nach Jerusalem, doch da sie zu einem gottgefälligen Werk reisten, war sie für sie nicht schwer. Viele Verwandte von Joachim und Anna versammelten sich in Jerusalem, um an diesem Ereignis teilzunehmen, bei dem auch die Engel Gottes unsichtbar anwesend waren. Die Prozession in den Tempel wurde von Jungfrauen angeführt, die brennende Fackeln trugen, dann kam die Allheilige Jungfrau, auf der einen Seite von ihrem Vater geführt, auf der anderen von ihrer Mutter. Die Jungfrau war in ein königlich prächtiges, geschmücktes Gewand gekleidet, wie es angemessen war für die Königstochter, die Braut Gottes (Ps 45,13-15). Es folgten ihnen viele Verwandte und Freunde, alle mit brennenden Fackeln. Fünfzehn Stufen führten zum Tempel empor. Joachim und Anna hoben die Jungfrau auf die erste Stufe, dann eilte sie allein rasch nach oben, wo sie vom Hohenpriester Zacharias, dem Vater Johannes’ des Vorläufers, in Empfang genommen wurde. Er nahm sie an der Hand und führte sie nicht nur in den Tempel, sondern in das Allerheiligste, die heiligste aller heiligen Stätten, dorthin, wo nur der Hohepriester Zutritt hat, und dies nur einmal im Jahr. Der hl. Theophylakt von Ochrid sagt, daß Zacharias außer sich und von Gott erleuchtet gewesen sei, „als er die Jungfrau in den heiligsten Ort des Tempels führte, hinter den zweiten Vorhang; anders läßt sich sein Handeln nicht erklären.“ Marias Eltern brachten dann Gott die vom Gesetz vorgeschriebenen Opfergaben dar, empfingen den Segen des Priesters und kehrten nach Hause zurück. Die Allheiligste Jungfrau blieb im Tempel und wohnte dort volle neun Jahre lang. Solange ihre Eltern noch lebten, besuchten sie sie häufig, besonders die gerechte Anna. Als Gott ihre Eltern aus dieser Welt abberief, blieb die Allheilige Jungfrau als Waise zurück und wollte den Tempel nicht verlassen bis zu ihrem Tode; auch wünschte sie nicht, eine Ehe einzugehen. Da dies gegen das Gesetz und den Brauch Israels war, wurde sie dem hl. Joseph übergeben, ihrem Verwandten in Nazareth, als sie zwölf Jahre alt geworden war. Im gebilligten Stand der Verlobten konnte sie in Jungfräulichkeit leben, so ihren Wunsch erfüllen und formal das Gesetz erfüllen, denn es war damals in Israel unbekannt, daß junge Frauen bis zum Ende ihres Lebens Jungfräulichkeit gelobten. Die Allheilige Jungfrau Maria war die erste, die dieses Gelöbnis lebenslanger Jungfräulich-keit ablegte – die Erste von Tausenden und Abertausenden jungfräulicher Frauen und Männer, die ihr in der Kirche Christi folgten.

Lobeshymne

Die heiligen Joachim und Anna

Die Eltern der Allheiligen Jungfrau
Führten sie zum heiligen Tempel
Und gemäß ihrem Versprechen
Übergaben sie sie dem Herrn.
Sie führten den Tempel zum Tempel,
Während Engel sangen
Und sangen mit Freude
Der Jungfrau in reinstem Gewand.
Jungfrauen geleiteten unsere Jungfrau
Mit Hymnen und Leuchten;
Zacharias führte sie
In das Allerheiligste;
Und nahm sie hinein in den heiligen Ort,
Wo das furchterregende Mysterium verborgen ist.
Wo die Bundeslade ist,
Wo der goldene Leuchter ist,
Wo der Stab und das Manna sind,
In den Hort aller Geheimnisse;
Dorthin wird die reine Jungfrau geführt –
In die mystische Arche des Lebendigen Christus.

Betrachtung

Unterwirf dich dem Willen Gottes und erforsche nicht aus Neugier Seine Urteile, denn dies kann dich um den Verstand bringen. Die Urteile Gottes sind unzählbar und unbegreiflich. Ein Mönch in der Wüste, der dachte, er habe die Vollkommenheit erreicht, betete zu Gott, daß Er ihm Seine verschiedenen Urteile im Leben der Menschen offenbaren möge. Gott gab ihm den Gedanken ein, sich auf den weiten Weg zu einem betagten Altvater zu begeben, um diesen darüber zu fragen. Auf dem Weg dorthin traf er einen Engel Gottes in der Gestalt eines gewöhnlichen Menschen, der ihn begleitete und ihm sagte, daß auch er den Altvater besuchen wolle. So reisten sie zusammen und gelangten zum Haus eines gottesfürchtigen Mannes, der sie herzlich willkommen hieß und ihnen Speise auf einem silbernen Teller reichte. Als sie gegessen hatten, nahm der Engel den Teller und warf ihn ins Meer. Dies war in den Augen des Mönches eine seltsame und falsche Handlung, und er fragte den Engel, warum er dies getan habe. Der Engel antwortete ihm ruhig: „Der Mann war in allen Dingen gottgefällig und hatte nichts in seinem Haus, das er auf unrechte Weise erlangt hätte, außer diesem Silberteller. Infolge des Urteils Gottes warf ich jenen gestohlenen Teller fort, damit er in allen Dingen vor Gott gerecht sei. Solcherart sind die geheimnisvollen und unbegreiflichen Gerichte Gottes. Und du, alter Mann, geh in deine Zelle zurück und beschäftige dich nicht auf törichte Weise damit, zu untersuchen, was in der Macht des Einen Gottes ist.“

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über die wundersame Schöpfung der Welt (Gen 1):
1. Wie Gott den Menschen aus dem Staub der Erde schuf;
2. Wie Er in seine Nase den Geist (Atem) des Lebens blies;
3. Wie er ein lebendiges Wesen wurde.

Homilie

Über die Gläubigen als ein Leib und ein Geist

Ein Leib und ein Geist.
(Eph 4,4)

Der heilige Apostel ermahnt die Gläubigen, danach zu streben, ein Leib und ein Geist zu sein. Unter ein Leib ist zu verstehen: der eine Glaube, ohne Spaltung, Häresie oder Eigenwille, wobei die ganze Kirche der eine Leib ist, deren Haupt Christus ist. Unter ein Geist ist zu verstehen: die Liebe, die feurige Liebe aller Gläubigen zu Christus, aus der die Liebe füreinander entfließt. Mögen die vielen eins werden; mögen viele Menschen wie ein Mensch werden. Dies ist das Wunder des christlichen Glaubens und der christlichen Liebe. Es gibt keine Macht in der Welt, die unter den Menschen eine stärkere Verbindung schaffen kann; weder das gemeinsame Blut noch eine gemeinsame Sprache, noch ein gemeinsamer Herd, gemeinsame Eltern oder irgendeine Art von materiellen Interessen – nichts davon kann der Verbundenheit durch den christlichen Glauben und der christlichen Liebe an Stärke nahekommen. Durch diese Macht und unwiderstehliche Verbindung sind alle Glieder der Kirche untereinander verbunden. Die Kirche Gottes steht da wie ein einziger Mann, in der Zeit und in der Ewigkeit – ein Leib und ein Geist. Dieser wundervollen Einheit kann nichts so sehr wider-streben als Hochmut unter den miteinander vereinten Menschen.  Der Stolz beeinträchtigt den Glau-ben, kühlt die Liebe ab, erzeugt Häresien, spaltet die Kirche und opfert das Allgemeinwohl zugun-sten individueller Bedürfnisse.
Möge Gott uns vor dem Hochmut bewahren, meine Brüder, der Grunderkrankung des Men-schengeschlechts. Mögen wir immerdar ein Leib und ein Geist sein in unserem Herrn Jesus Christus.
Dir, o Herr Jesus, Du Haupt der Kirche, sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.

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04.12.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).