21.11.2024

08.11.2024

Gedenken

8. November nach dem Kirchenkalender

Gedenken: Synaxis des hl. Erzengels Michael und aller körperlosen Kräfte des Himmels; sowie gerechte Martha, Fürstin von Pskov (Pleskau) († 1300); hl. Neumärt. Michail der Gesegnete von Černigov († 1922); hl. Tyssilio, Abt von Meifod (Powys) (7. Jh.).

Der heilige Erzengel Michael und alle Körperlosen Kräfte des Himmels. Von frühester Zeit an ehrten die Menschen die Engel Gottes; doch diese Verehrung verkehrte sich häufig in deren Ver-gottung (2 Kön 23,5). Die Häretiker erfanden über die Engel alle Arten von Fabeln. Manche sahen die Engel als Götter an; andere, obgleich sie sie nicht für Götter hielten, bezeichneten sie als die Schöpfer der sichtbaren Welt. Das lokale Konzil von Laodizäa (vier oder fünf Jahre vor dem ersten Ökumenischen Konzil) verwarf die Anbetung der Engel als Götter und bestimmte in seinem 35. Kanon die rechtmäßige Verehrung der Engel. Im vierten Jahrhundert, als Sylvester Papst von Rom war und Alexander Patriarch von Alexandria, wurde das jetzige Fest des Erzengels Michael und aller anderen himmlischen Kräfte für den Monat November bestimmt. Warum November? Weil November der neunte Monat nach dem März ist, und März wird als der Monat angesehen, in dem die Welt geschaffen wurde. Der neunte Monat nach dem März wurde daher in Hinblick auf die neun Ränge der Engel gewählt, die im Anfang erschaffen wurden. Der hl. Dionysios der Areopagit, ein Schüler des Apostels Paulus (der in den dritten Himmel erhoben wurde), beschreibt diese neun Ränge in seinem Buch Über die himmlischen Hierarchien wie folgt: Sechsflügelige Cherubim, vieläugige Seraphim, Gott-tragende Throne, Herrschaften, Mächte, Tugenden, Fürstentümer, Erzengel und Engel. Der Führer dieser himmlischen Scharen ist der Erzengel Michael. Als Satan, Luzifer, von Gott abfiel und einen Teil der Engel mit in den Untergang zog, stand Michael auf und rief vor den treuen Engeln: „Laßt uns achtgeben! Laßt uns aufrecht stehen! Laßt uns mit Furcht stehen!“, und alle treugebliebenen himmlischen Scharen riefen: „Heilig! Heilig! Heilig! Herr Gott Zebaoth! Himmel und Erde sind voll von Deiner Herrlichkeit!“ (In bezug auf den Erzengel Michael siehe Josua 5,13-15 und Judas 19). Unter den Engeln herrschen vollkommene Einigkeit und Liebe. Die niedrigeren Ränge erweisen den höheren vollkommenen Gehorsam, und alle zusammen dem heiligen Willen Gottes. Jede Nation hat ihren Schutzengel wie auch jeder einzelne Christ. Wir müssen uns stets daran erinnern, daß, was immer wir tun, offen oder im geheimen, wir in Gegenwart unseres Schutz-engels tun. Am Tag des Furchtbaren Gerichts wird sich die gewaltige Schar der heiligen Engel des Himmels um den Thron Gottes versammeln, und die Taten, Worte und Gedanken eines jeden Men-schen werden vor allen offenbart.
Möge Gott Sich unser erbarmen und uns retten durch die Gebete des Erzengels Michael und der körperlosen himmlischen Kräfte. Amen.

Lobeshymne

Der heilige Erzengel Michael und alle Körperlosen Mächte des Himmels

Himmlische Heerführer,
Die über uns fürsorglich wachen,
Umhüllt uns mit euren Schwingen,
Und beschirmt uns mit eurer Kraft.

Bewaffnet mit der Kraft Gottes,
Gekrönt durch Seine Herrlichkeit,
Schwingt ihr flammende Schwerter,
Um die Dämonen niederzumähen.

Schnell und geschwind wie Lichtstrahlen
Fliegt ihr durch die Wolken –
Die Wolken des Himmels,
Wo ihr für Gott kämpft.

Ohne Müdigkeit, ohne Schlaf
Schwebt ihr unablässig
Über den Menschen und geschaffenen Dingen,
Und über zahllosen Welten.

Siehe, ihr seid mächtige Heerscharen,
Tugendreiche Legionen
Und sanfte Bataillone von Engeln:
Und, gemäß dem Schöpfer, unsere Brüder.

Heerführer der Macht des Himmels,
Führt uns, wohin wir zu gehen haben –
Zum Thron des Allerhöchsten,
Der uns aus dem Nichts erschuf.

Betrachtung

Daß die Engel ständig in dieser Welt gegenwärtig sind, wird klar und unmißverständlich aus der Heiligen Schrift bezeugt. Sowohl aus der Schrift als auch aus der Heiligen Überlieferung hat die Orthodoxe Kirche die Namen der sieben Führer der himmlischen Mächte erfahren: Michael, Gabriel, Raphael, Uriel, Salathiel, Jegudiel und Barachiel (und zu diesen wird manchmal ein achter hinzu-gefügt: Jeremiel).
Michael bedeutet in der hebräischen Sprache: „Wer ist wie Gott?“, oder „Wer ist Gott gleich?“ Der hl. Michael wurde in der christlichen Frühzeit als Heerführer dargestellt, der in seiner rechten Hand einen Speer hält, mit dem er Luzifer – Satan – angreift, und in seiner linken hält er ein grünes Palmblatt. An der Spitze des Speeres befindet sich eine geflochtene Tresse mit einem roten Kreuz. Der Erzengel Michael wird besonders als der Wächter des orthodoxen Glaubens und als ein Streiter gegen die Häresie betrachtet.
Gabriel bedeutet: „Mann Gottes“ oder „Gottes Stärke“. Er ist der Herold der Mysterien Gottes, besonders des Mysteriums der Inkarnation und all derer, die damit verbunden sind. Er trägt auf den Darstellungen eine Leuchte mit einer brennenden Kerze in der rechten Hand, und in seiner linken einen Spiegel aus grünem Jaspis. Der Spiegel bedeutet die Weisheit Gottes als ein verborgenes Mysterium.
Raphael bedeutet „Gottes Heilung“ oder „Gott der Heiler“ (Tobit 3,17; 12,15). Auf den Darstel-lungen führt er Tobias an der Rechten (Tobias trägt einen Fisch, den er im Tigris gefangen hat), und er hält ein Arzneimittelgefäß in der Linken.
Uriel bedeutet: „Feuer“ oder „Licht Gottes“ (3 Esdra 3,1; 5,20). Er hält auf den Darstellungen ein Schwert gegen die Perser in seiner rechten Hand und eine brennende Fackel in seiner linken.
Salathiel bedeutet: „Der zu Gott betet“ (3 Esdra 5,16). Auf den Darstellungen hält er den Kopf gebeugt und seine Augen gesenkt, und seine Hände liegen in der Haltung des Gebets ineinander.
Jegudiel bedeutet: „Der Gott verherrlicht. Er hält auf den Darstellungen einen goldenen Kranz in seiner rechten Hand und eine Peitsche mit drei Lederstreifen in der linken.
Barachiel bedeutet: „Segen Gottes“. Er trägt auf seiner Brust eine weiße Rose.
Jeremiel bedeutet: „Gottes Erhebung“ (3 Esdra 4,36). Er wird dafür verehrt, daß er jene hohen Gedanken eingibt und erweckt, die den Menschen zu Gott erheben.

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über die wundersame Auferweckung des Eutychus durch den Apostel Paulus (Apg 20):
1. Wie Paulus in der Nacht in einem Haus in Troas predigte;
2. Wie der junge Eutychus einschlief, aus einem Fenster im dritten Stock fiel und unten tot aufgehoben wurde;
3. Wie Paulus herunterkam, ihn in die Arme nahm und zum Leben auferweckte.

Homilie

Darüber, wie Christus Menschen auferweckt, die in der Sünde gestorben sind
 
Er hat uns, die wir tot waren in Sünden, mit Christus zusammen lebendig gemacht.
(Eph 2,5)

Gott hat zuerst Christus auferweckt; zuerst erhob Er Ihn als Menschen aus dem Grab. Und Christus ist unser Haupt. Um das ganze Geschlecht der Gläubigen aufzuerwecken, war es notwendig, zuerst das Haupt aufzuerwecken. Als das Haupt auferweckt wurde, wurde die Auferweckung des ganzen Leibes mit seinen Organen sichergestellt. Der Apostel Paulus spricht zugleich von unserer Auferstehung und Verherrlichung als einem vollendeten Werk. Gott ließ uns auferstehen und hat uns zusammen mit Ihm einen Ort im Himmel gegeben. Zusammen mit dem Menschen Christus ließ Gott auch uns auferstehen, die wir tot waren in der Sünde, getötet von unseren eigenen Sünden. Er machte uns nicht nur der Auferstehung mit Christus dem Herrn würdig, sondern Er erhob uns überdies auf dieselbe Stufe mit dem Auferstandenen Christus in den himmlischen Höhen – über die ganze Welt der körperlosen Kräfte. Gott erschien auf Erden nicht aus irgendeinem gewöhnlichen oder nichtigen Grund, meine Brüder, sondern aus einem Grund, der über alles Begreifen und jeden Vergleich außergewöhnlich ist. Wenn ein irdischer König irgendeinen Ort in seinem Land besucht, spürt man den Gewinn aus diesem Besuch an diesem Ort noch lange. Der Herr, der König, besuchte die Erde und das Menschengeschlecht auf Erden, und der Gewinn aus diesem Besuch wird bis zum Ende der Zeit zu spüren sein. Dieser Besuch bedeutet Leben anstelle des Todes, Herrlichkeit anstelle der Schande, Nähe zu Gott anstelle der Entfremdung, Segen anstelle des Fluchs. Kurz gesagt: Auferstehung der Toten und ewige Herrschaft mit Gott.
O Herr, Lobpreis sei Dir, o Herr, Ehre sei Dir. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.

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21.11.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).