02.07.2024

19.06.2024

Gedenken

19. Juni nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hl. Apostel Judas, der Bruder des Herrn; hl. Paisios der Große († 400); hl. Märtyrer Zosima († 116); hl. Johannes der Einsiedler († 586); sowie Ableben des hl. Ioann Maksimovič, Erzbischof v. Shanghai u. San Francisco († 1966); hl. Myronträgerin Maria, Mutter d. Apostels Jakobus (1. Jh.); hl. Märt. Zosimas der Soldat in Antiochia in Pisidien ( † 116); hl. Makarios v. Petra (4. Jh.); hl. Zeno, Einsiedler von Ägypten (spätes 4. Jh.); hl. Romuald, Abt v. Camaldoni (Ravenna) († 1027); hl. Varlaam, Mönch v. Šenkursk († 1462); hl. Iov, Patriarch v. Moskau († 1607); hl. Paisios d. Bulgare von Chilandar, Berg Athos (18. Jh.); hl. Neumärt. Bischof Parfenij v. Rußland († 1937); hl. Märt. Asynkritos, d. an d. Kirche d. hl. Irene am Meer in Konstantinopel d. Martyrium erlitt.

1. Der hl. Apostel Judas war einer der Zwölf Apostel. Er war der Sohn von Joseph und Salome und der Bruder des Jakobus, des Bruders des Herrn. Mit Salome, der Tochter der Angeja, [der Frau] des Sohnes von Varachin, des Bruders von Zacharias, hatte Joseph der Zimmermann vier Söhne: Jakobus, Hosea [Joses], Simon und Judas. Dieser Judas wird manchmal genannt „Judas, der Bruder des Jakobus“ wegen seines berühmten Bruders (Lk 6,16; Apg 1,14). Der hl. Judas beginnt seinen Brief wie folgt: Judas, Knecht Jesu Christi und Bruder des Jakobus (Judas 1,1) wegen seines berühmteren Bruders. Auch wenn er ebenso wie Jakobus der Bruder des Herrn genannt werden könnte, ließ er dies aus Demut und Scham nicht zu, denn am Anfang glaubte er nicht an Christus den Herrn. Als Altvater Joseph vor seinem Tod auch Jesus wie seinen anderen Kindern einen Teil seines Erbes vermachen wollte, protestierten alle dagegen, auch Judas, nur Jakobus legte einen Teil seines Erbes für Jesus beiseite. Judas wird auch Levi und Thaddäus genannt. Es gibt auch einen anderen Thaddäus aus den Siebzig Aposteln (21. August); doch dieser Thaddäus oder Judas war einer der Großen Apostel. Judas verkündete das Evangelium in ganz Judäa, Samaria, Galiläa, Idumedia, Syrien, Arabien, Mesopotamien und Armenien. In Edessa, der Stadt Abgars, baute er die Verkündigung durch den anderen Thaddäus aus. Als Judas in den Gegenden um [den Berg] Ararat verkündigte, wurde er von Heiden gefangengenommen, gekreuzigt und getötet, indem er mit Pfeilen durchbohrt wurde, um ewig im Reich Christi zu herrschen.
2. Der gottgeweihte Paisios der Große war von Geburt und Nationalität Ägypter. Nach einer Vision in einem Traum weihte ihn seine Mutter dem Dienst Gottes. Als junger Mann kam Paisios zum hl. Pambo, der ihn als Schüler empfing, und er wurde Mitschüler des hl. Johannes Kolobos, der später die Biographie des Paisios schrieb. Zur Freude seines geistigen Vaters häufte Paisios Mühe auf Mühe und Askese auf Askese. Viele Male erschien ihm der Prophet Jeremias, den er besonders liebte und oft las; auch Engel Gottes erschienen ihm. Sogar der Herr Selbst erschien ihm. „Friede sei mit dir, mein geliebter Auserwählter!“, sagte der Herr zu ihm. Durch die große Gnade Gottes besaß Paisios die Gabe, sich der Nahrung zu enthalten. Oft kostete er fünfzehn Tage lang kein Brot, häufiger eine Woche lang und einmal, nach dem Zeugnis des hl. Johannes Kolobos, nahm er siebzig Tage lang nichts zu sich. Er führte einen großen Kampf mit den Geistern des Bösen, die ihm zuweilen in ihrer eigenen Gestalt erschienen, manchmal auch in Form leuchtender Engel. Doch der selige Knecht Gottes ließ nicht zu, daß er getäuscht und bezaubert wurde. Paisios war in ganz Ägypten bekannt wegen seines Unterscheidungsvermögens und als Wundertäter. Er nahm Wohnung in der Ewigkeit im Jahr 400. Der hl. Isidor von Pelusium überführte die Gebeine des Paisios in sein Kloster und begrub sie ehrenvoll.

3. Der hl. Märtyrer Zosima war ein römischer Soldat unter Kaiser Trajan. Er bekannte mutig seinen Glauben an Christus den Herrn. Dafür erlitt er grausame Martern. Inmitten seiner Martern war eine Stimme vom Himmel zu hören, die sagte: „Sei tapfer, Zosima und bekreuzige dich, Ich bin mit dir!“ Engel Gottes erschienen ihm im Gefängnis. Nach vielen Foltern wurde Zosima im Jahr 116 enthauptet.

4. Der gottgeweihte Johannes der Eremit führte sein asketisches Leben im sechsten Jahrhundert am Stadtrand von Jerusalem. Durch seine Askese empfing er einen hohen Grad von Reinheit, so daß ihm sogar die wilden Tiere untertan waren. Johannes entschlief hochbetagt im Herrn im Jahr 586.

Lobeshymne

Der gottgeweihte Paisios der Große

Paisios der Große verschloß von früher Jugend an
Hinter sich alle Türen der Begierden.
Den Geist erhob er zu Gott, dies war –
Wie bei allen früheren Asketen – sein einziges Verlangen.
Den wundervollen Paisios fragten die Mönche:
„Welche Tugend ist Gott am wohlgefälligsten?“
„Die verborgene!“, antwortete ihnen Paisios,
„Jene aber, die äußerlich kundgetan wird, ist Gott nicht wohlgefällig.“
Als Paisios durch sein Leben Gott verherrlichte,
Erschien ihm der verherrlichte Herr:
„Friede sei mit dir, Auserwählter, was wünschest du, sage es Mir.
Deinem Wunsch gemäß, sei es, bitte und empfange!“
Als vom Herrn Paisios diese Worte vernahm,
Brach er in Tränen aus und weinte wie ein Kind.
„O gütiger Herr, ein Mann von großer Sünde bin ich,
Und das, was bekannt wird, ist Gott nicht wohlgefällig,
Und wegen meiner vielen Sünden bin ich sehr untröstlich.
Um Deiner Barmherzigkeit willen vergib mir meine Sünden,
Alles, o Gott, was ich von früher Jugend an gesündigt habe,
Und für die Zukunft gewähre mir Stärke,
Daß nicht das Joch neuer Sünden auf mir laste;
Daß ich bis zum Ende meines Lebens Deinen Willen tue,
Mit größerer Liebe zu Dir entbrenne.“
Der Herr erfüllte ihm diese klugen Wünsche
Und gewährte Segen Seinem Heiligen.  

Betrachtung

Die Mönche fragten einst Paisios den Großen: „Sprich zu uns, Vater, ein Wort zur Rettung, und sage uns, wie wir gottgefällig leben können.“ Der Altvater antwortete: „Geht und haltet die Gebote Gottes und wahrt die Überlieferung der Väter.“ Die Überlieferung der Väter ist die geistige Erfahrung der Heiligen, die enorme Erfahrung von fast zweitausend Jahren, die Erfahrung Tausender und Abertausender heiliger Männer und Frauen – ein unbeschreibliches Lager der Weisheit und ein riesiger Hort an Beweisen jeder Wahrheit der Heiligen Schrift. Und all diese Güter, all diese Weisheit, all diese Beweise und all diese Erfahrung wurden von den Protestanten beiseitegeworfen! O welch unaussprechliche Dummheit! O welch äußerste Verarmung!

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über die wundervolle Heilung der beiden Blinden (Mt 20,30):
1. Wie die beiden Blinden zum Herrn schrien: Herr, Sohn Davids, hab Erbarmen mit uns!
2. Wie der barmherzige Herr ihre Augen berührte und sie sahen;
3. Wie ich durch meine Sünden geblendet bin und wieder sehen kann, wenn ich zum Herrn rufe, daß Er mich berühren möge.

Homilie

Über Rache und den Rächer

Sag nicht: Ich will das Böse vergelten. Vertrau auf den Herrn, Er wird dir helfen.
(Sprichwörter 20,22)

Sei nicht rachsüchtig: Vergelte nicht Böses mit Bösem. Das Böse, das von deinem Nächsten ausgeht, genügt. Wenn du sein Böses mit Bösem vergiltst, verdoppelst du die Summe des Bösen in der Welt; doch wenn du ihm nicht mit Bösem vergiltst, kann er sein Böses noch durch Reue ausbrennen, und du wirst dann das Böse in der Welt durch deine Geduld und Vergebung vermindert haben. Sei nicht rachsüchtig; vergelte nicht Böses mit Bösem, sondern warte auf den Herrn. Er sieht und Er erinnert Sich, und zur rechten Zeit werden sowohl du und derjenige, der dir Böses wünscht, erkennen, daß Er sieht und sich erinnert. Du magst dich fragen, was du dadurch erreicht hast, indem du Böses nicht mit Bösem vergolten hast. Du hast das vollbracht, was unter den gegebenen Umständen das weiseste ist, nämlich: Du hast deinen Kampf an den Einen abgetreten, Der stärker ist als du, und der Stärkere wird den Sieg für dich erringen. Wenn du dich im Kampf mit dem Übeltäter verstrickst, könntest du überwunden werden. Verzichte daher auf deinen Kampf und übergib ihn dem Einen, Der siegreich und unüberwindbar ist und warte mit Geduld.
Lern von einem kleinen Kind: Wenn es in Gegenwart seiner Eltern von jemandem angegriffen wird, erwidert es den Angriff seinerseits nicht, sondern läuft zu seinen Eltern und bricht in Tränen aus. Es weiß, daß seine Eltern es beschützen werden. Wie kann es sein, daß du nicht weißt, was ein kleines Kind weiß? Dein himmlischer Vater ist immer bei dir. Sei daher nicht rachsüchtig.  Vergelte nicht Böses mit Bösem, sondern schau auf deinen Vater und schreie zu Ihm. Nur auf diese Weise wirst du  dir den Sieg im Streit mit bösen Menschen garantieren.
O Allmächtiger Herr, Der Du gesagt hast: Mein ist die Rache (Röm 12,19; Hebr 10,30); schütze uns durch Deine allmächtige Hand vor den Ungerechten, und bewahre uns vor der Rachlust. Durch den Rat Deines Heiligen Geistes mögen wir das größere Heldentum erkennen, das statt in der Rache im Erdulden besteht. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.

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02.07.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).