30.07.2024

17.07.2024

Gedenken

17. Juli nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hl. Großmärtyrerin Marina; hl. Leonid (Ustnedumsk, Vologda) († 1653); sowie Überführung der Reli-quien des hl. Lazarus v. Berg Galerios b. Ephesos (1054); hl. Timofej, Narr in Christi v. Svjatogorsk b. Pskov († 1563); hl. Irinarch, Abt v. Solovki († 1628); hl. Euphrasios v. Ionopolis, Bischof; hl. Kindmärt. Prinz Kenelm v. Wales († ca. 821).

1. Die hl. Märtyrerin Marina wurde in Pisidien, Antiochia, geboren. Ihre Eltern waren Heiden. Im Alter von zwölf Jahren erfuhr Marina vom Herrn Jesus Christus, über Seine Inkarnation durch die Allreine Jungfrau, darüber, wie er viele Wunder gewirkt, den Tod am Kreuz erlitten hatte und herrlich auferstanden war. Ihr junges Herz wurde von Liebe zum Herrn entflammt, und sie gelobte, niemals zu heiraten; überdies wuchs in ihrer Seele der Wunsch, für Christus zu leiden und im Blut des Martyriums getauft zu werden. Ihr Vater haßte sie wegen ihres Glaubens und erachtete sie nicht mehr als seine Tochter. Der kaiserliche Statthalter Olymbrius erfuhr, daß Marina eine Christin war, und wollte sie zuerst zur Frau. Als Marina dies ablehnte, befahl er ihr, sich vor den Götzen niederzuwerfen. Darauf erwiderte Marina: „Ich werde mich nicht niederwerfen, noch den Götzen Opfer darbringen, die keinen Atem haben und tot sind, die sich nicht selbst erkennen und nicht wissen, wer sie verehrt oder mißachtet. Ich werde ihnen nicht die Ehre erweisen, die einzig meinem Schöpfer gebührt.“ Da unterwarf Olymbrius Marina schweren Martern und warf sie, ganz von Wunden und Blut bedeckt, ins Gefängnis. Im Gefängnis betete Marina zu Gott, und nach dem Gebet erschien ihr der Teufel unter der Maske einer schrecklichen Schlange, die sich um ihren Kopf wand. Als sie das Zeichen des Kreuzes vollzog, zerplatzte die Schlange und verschwand. Dann wurde sie von einem himmlischen Licht umfangen, und es schien ihr, als würden die Wände des Gefängnisses zusammen mit dem Dach verschwinden, und ein leuchtendes, turmhohes Kreuz erschien. Auf der Spitze des Kreuzes war eine weiße Taube, und aus ihr sprach eine Stimme: „Freue dich, Marina, geistbegabte Taube, Tochter Zions in der Höhe, denn der Tag deiner Freude ist gekommen.“ Marina wurde von all ihren Wunden und Schmerzen durch die Kraft Gottes geheilt. Der irrsinnige Richter marterte sie am folgenden Tag durch Feuer und Wasser, doch Marina ertrug dies alles, als wäre sie in einem anderen Körper. Schließlich verurteilte er sie dazu, enthauptet zu werden. Vor ihrem Tod erschien ihr der Herr Jesus, von Engeln begleitet. Sie wurde unter Diokletian enthauptet, doch in ihrer Seele und Kraft blieb sie lebendig im Himmel und auf der Erde. Eine Hand der hl. Marina ruht im Kloster Vatopedi auf dem Berg Athos. Doch auf dem Berg Langa in Albanien, der über den See von Ochrid blickt, gibt es ein Kloster, das der hl. Marina geweiht ist. Dort befindet sich ein Teil ihrer wundertätigen Reliquien. Zahllose Wunder sind geschehen und geschehen noch immer in diesem Kloster, sowohl von Christen als auch von Moslems bezeugt. Die Türken haben so viel Respekt vor diesem heiligen Ort, daß sie es niemals wagten, diesen heiligen Ort oder den Besitz dieses Klosters zu stören. Einmal war ein Türke der Wächter dieses Klosters.

2. Der hl. Leonid Ustnedumsk [von Ust-Neduma]. Von seiner Jugend an lebte dieser russische Heilige das geistliche Leben der Askese in mehreren Klöstern, in Solovki, Mirož und an anderen Orten. Schließlich gründete er sein eigenes Kloster am Fluß Luza in der Provinz Vologda. Er führte dort ein strenges asketisches Leben, bis seine Seele vom Licht der Gnade und der Kraft des Heiligen Geistes erfüllt war. Als Leuchtfeuer zog Leonid viele zum asketischen Leben. Er wird Ustnedumsk genannt, da er einmal, als er von einer Giftschlange gebissen wurde, weder daran denken noch darüber sprechen wollte und am Leben blieb. Gottgefällig in allen Dingen, entschlief Leonid in Frieden am 17. Juli 1653. Seine Reliquien ruhen in seinem Kloster. 

Lobeshymne

Die heilige Märtyrerin Marina

Zum Herrn betete die heilige Marina,
Und mit warmen Tränen stärkte sie ihre Gebete;
„Herr Jesus, mein Herr und mein Erlöser,
Jedem, der auf Dich hofft, hilfst Du.
Sei mir nahe, nahe meiner Seele,
Wenn die Ungläubigen meinen Leib zu zerstören beginnen,
Sei mir nahe, o Stärke der Märtyrer,
Damit, ohne Furcht und Schreie, ich die Schmerzen ertrage.
Vor den hungrigen Wölfen stehe ich wie ein Lamm,
Wie ein einsamer Vogel vor vielen Jägern,
Als elender Fisch, im Netz gefangen;
Doch auf Dich, den Herrn der Rettung, schaue ich!
Meinen Leib sollen sie zerreißen wie einen billigen Sack,
O Herr, Dich will ich nicht verleugnen;
Dann werden alle Genüsse zerfallen, mit Dir liebe ich das Leiden,
Nur vor Deiner Herrschaft, Herr, verneige ich mich,
Sieger über den Tod, den Teufel und den Hades.
Diese Siege wiederhole jetzt durch mich!
Für alle, Herr und Erlöser, danke ich Dir,
Daß Du jedem hilfst, der auf Dich hofft.

Betrachtung

Solange nicht Christus für die Seele alles geworden ist, das irgendeinen bleibenden und unverän-derlichen Wert besitzt, solange kann der Mensch nicht dahin gelangen, für Christus zu leiden. Wie war Marina, ein 15 Jahre altes Mädchen, in der Lage, diesem Weg zu folgen? Weil Christus alles für sie war. Wie konnte sich die hl. Julitta freuen, als sie ihren drei Jahre alten Sohn Kyriakos um des christlichen Glaubens willen getötet sah? Der hl. Tichon von Zadonsk faßt dies in Form eines Gesprächs zwischen Christus und dem Menschen in Worte, worin zum Ausdruck kommt, wie Christus für den Menschen alles ist: „Wünschst du Gutes für dich? Alles Gute ist in Mir. Wünschst Du Segen? Aller Segen ist in Mir. Wünschst du Schönheit? Was ist lieblicher als Ich? Sehnst du dich nach Adel? Was ist von höherem Adel als die Geburt des Sohnes Gottes aus der Jungfrau? Begehrst du einen hohen Rang? Welcher Rang ist höher als der des Königs des Himmels? Verlangst du nach Ehre? Was ist ruhmreicher als Ich? Reichtum? Aller Reichtum ist in Mir. Weisheit? Ich bin die Weisheit Gottes. Freundschaft? Wer ist ein freundlicherer Freund als Ich, Der Ich Mein Leben für alle dahingab? Suchst du nach Hilfe? Wer kann dir helfen außer Mir? Trachtest du nach Glück? Wer kann ohne Mich glücklich sein? Suchst du Trost in der Not? Wer kann dich trösten außer Mir? Sehnst du dich nach Frieden? Ich bin der Friede der Seele. Suchst du Leben? In Mir ist die Quelle des Lebens. Suchst du Licht? Ich bin das Licht der Welt.“

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über die geheimnisvolle kupferne Schlange in der Wüste (Num 21):
1. Wie das ganze Volk an Schlangenbissen zugrunde gegangen wäre, hätte nicht Moses die kupferne Schlange an einem Pfahl aufgestellt;
2. Wie jeder, der von einer Schlange gebissen wurde, geheilt war, sobald er auf diese Schlange schaute;
3. Wie die kupferne Schlange eine Vorabbildung Christi am Kreuz war.

Homilie

Über die Notwendigkeit der Wiederholung

Daher will ich euch immer an das alles erinnern, obwohl ihr es schon wißt
und in der Wahrheit gefestigt seid, die ihr empfangen habt.
(2 Petr 1,12)

Ein Pflüger pflügt das Feld. Wiederholt er nicht dieselbe Handlung wieder und wieder? Wie würde denn sonst das Feld bestellt werden können, wenn er nicht vom Morgen bis zum Abend seine Handlung wiederholen und Furche nach Furche vertiefen würde?
Ein Reisender geht auf einer Straße. Wiederholt er nicht in jedem Augenblick dieselbe Hand-lung, dieselbe Mühe? Wie denn sonst würde er seinen Weg zurücklegen und sein Ziel erreichen?
Ein Zimmermann sägt Balken in seiner Werkstatt. Wiederholt er nicht dieselbe Handlung für jeden Balken? Wie denn sonst könnte er die erforderliche Zahl an Balken vorbereiten?
Meine Brüder, ist nicht alles, was wir auf der praktischen Ebene tun, eine Abfolge von Wiederholungen? Mögen doch die Verkünder der Wahrheit nicht müde werden und sagen: „Ich habe es ihnen gesagt, und ich werde es nicht wiederholen!“ Mögen doch die Zuhörer der Wahrheit nicht stolz werden und sagen: „Ich habe es einmal gehört und muß es nicht wieder hören.“
O Lehrer der Wahrheit, habt keine Angst, immer wieder zu wiederholen; fürchtet euch nicht, durch Wiederholung zu lehren und durch Wiederholung zu erinnern. Ohne Wiederholung wird das Feld nicht gepflügt, noch wird der Weg zurückgelegt, noch werden die Balken vorbereitet. Das ist eure Aufgabe: pflügen, anleiten, vorbereiten.
O Hörer der Wahrheit, werdet nicht stolz und sagt, daß ihr die Wahrheit einmal gehört habt. Die Wahrheit ist Nahrung für die Seele. Ihr habt heute Brot gegessen. Und gestern. Und vorgestern. Monat für Monat und Jahr für Jahr. Und ihr werdet es weiterhin essen, um euren Leib zu stärken. Speist auch eure Seele. Speist sie mit der Wahrheit; mit derselben Wahrheit gestern und heute und morgen und für den Rest eures Lebens, damit eure Seele ganz wird und von Licht erfüllt.
O Herr Jesus, speise uns jeden Tag und jede Stunde mit Deiner Wahrheit – mit Dir Selbst. O Jesus, Du süße Nahrung! Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.

<
30.07.2020
>
Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).