21.07.2024

08.07.2024

Gedenken

08. Juli nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hl. Großmärtyrer Prokopios († 303); hl. Prokopij von Lübeck und Ustjug, Narr in Christo († 1303); hl. Theophilos, der Myronspender v. Kloster Pantokrator (Berg Athos) († 1548); sowie hll. Märt. Epiktetus u. Astion in Halmyris in Scythia Minor (Rumänien) († 290); hl. Märt. Mirdat, König v. Kartli, Georgien († 410); ger. Prokopij, Narr in Christo v. Usja (Vologda) (17. Jh.); Überführung d. Reliquien (1779) d. hl. Dimitrij Basarbov v. Bulgarien († 1685); hl. Neumärt. Athanasios v. Konstantinopel († 1743); hl. Märt. Theodosia, Mutter d. Großmärt. Prokopios; 12 Märtt. durch d. Schwert hingerichtet; hll. Märtt. Audas u. Sabas, hl. Märtt. Nikostratos u. Antiochos, Tribunen; hl. Kilian, Bischof in Würzburg († 752). Erscheinung d. Ikone d. Allheiligen Gottesge-bärerin v. Kazan’; Novgorod Ikone der Allheiligen Gottesgebärerin „Zärtliches Gefühl“; Ikone d. Allheiligen Gottesgebärerin „Pešanskaja“.

1. Der hl. Großmärtyrer Prokopios wurde in Jerusalem geboren. Sein Vater war Christ, seine Mutter eine Heidin. Zuerst war sein Name Neanias. Nach dem Tod seines Vaters erzog die Mutter ihren Sohn ganz im Geist des römischen Götzenkults. Als Neanias herangewachsen war, sah ihn Kaiser Diokletian einmal und fand sogleich Gefallen an ihm. So wurde er in den Palast zum Militärdienst aufgenommen. Als dieser ruchlose Kaiser die Christen zu verfolgen begann, befahl er Neanias, mit einer Garnison Soldaten nach Alexandria zu gehen, um die dortigen Christen zu vernichten. Doch auf dem Weg geschah mit Neanias etwas Ähnliches wie das, was Saulus geschehen war. In der dritten Stunde der Nacht gab es ein starkes Erdbeben und in diesem Augenblick erschien ihm der Herr, und eine Stimme war zu hören: „Neanias, wohin gehst du und gegen wen erhebst du dich?“ In großer Furcht fragte Neanias: „Wer bist du, Herr? Ich kann Dich nicht erkennen.“ In diesem Augen-blick erschien ein glühendes Kreuz wie aus Kristall in der Luft, und vom Kreuz herab kam eine Stimme, die sagte: „Ich bin Jesus, der gekreuzigte Sohn Gottes.“ Und weiter sagte der Herr zu ihm: „Durch dieses Zeichen, das du gesehen hast, besiege deine Feinde, und Mein Friede wird mit dir sein.“ Diese Erfahrung verwandelte ihn völlig und veränderte das Leben des  Befehlshabers Neanias. Er gab den Befehl, dieselbe Art Kreuz herzustellen, das er gesehen hatte, und statt gegen die Christen vorzugehen, zog er gegen die Agarianer, die Jerusalem angriffen. Er zog nach Jerusalem als Sieger ein und erklärte seiner Mutter, er sei Christ. Vor Gericht gebracht, nahm Neanias seinen Befehlshabergürtel und das Schwert ab und warf diese vor den Richter, womit er zeigte, daß er nur noch ein Soldat des Königs Christus war. Nach großen Torturen wurde er ins Gefängnis geworfen, wo ihm der Herr Christus wieder erschien, ihn taufte und ihm den Namen Prokopios gab. Eines Tages erschienen zwölf Frauen vor seinem Gefängnisfenster und sagten: „Wir sind auch Christen.“ Dafür angeklagt, wurden auch sie in dasselbe Gefängnis geworfen, wo sie der hl. Prokopios im Glauben an Christus unterwies und besonders darüber, wie sie den Kranz der Märtyrer empfangen würden. Aus diesem Grund wird der hl. Prokopios im Hochzeitsritual [Ehekrönung] erwähnt, zusammen mit dem von Gott gekrönten Kaiser Konstantin und Kaiserin Helena. Danach wurden diese zwölf Frauen brutal gefoltert. Die Mutter des Prokopios, die ihr Leiden und ihre Tapferkeit sah, glaubte nun auch an Christus, und alle dreizehn wurden getötet. Als der hl. Prokopios zum Schafott geführt wurde, erhob er seine Hände gen Osten und betete zu Gott für alle Armen und Unglücklichen, Waisen und Witwen und besonders für die Heilige Kirche, daß sie wachse und sich ausbreite, und daß der rechte Glaube bis zum Ende der Zeit leuchte. Und vom Himmel erhielt Prokopios die Antwort, daß seine Gebete erhört worden seien, worauf er voller Freude sein Haupt unter das Schwert legte und zum Herrn in die ewige Freude einging. Der hl. Prokopios litt ehrenvoll in Cäsarea und wurde mit dem ruhmreichen Kranz des Märtyrers gekrönt.

2. Der hl. Prokopij, Narr in Christo, war ein Wundertäter von Ustjug, der im Jahr 1303 starb. Proko-pios war von nordischer Abstammungslinie [in Lübeck geboren] und Kaufmann von Beruf. Er kam geschäftlich nach Novgorod, wurde von der Schönheit der Orthodoxie gefangengenommen und nahm den orthodoxen Glauben an. Da er wünschte, ein vollkommener Christ zu sein, verteilte er seinen Besitz an die Armen und begann alle anderen Tugenden zu praktizieren. Er gab vor, verrückt zu sein, damit ihn die Menschen nicht rühmten, und sah hellsichtig in die Herzen und Schicksale der Menschen wie auch Naturereignisse voraus, die danach tatsächlich geschahen. Durch sein von Tränen erfülltes Gebet vor der Ikone der Allheiligen Gottesgebärerin verhinderte Prokopij einen schrecklichen Meteoritenregen über der Stadt Ustjug und brachte die sündige Stadt so zur Reue. Sein toter Leib wurde, völlig mit Schnee bedeckt, auf der Straße gefunden. Eine Kirche wurde über seinen wundertätigen Reliquien gebaut.

3. Der gottgeweihte Theophilos der Myronspender wurde in Makedonien im Dorf Ziki geboren. Er war ein sehr gebildeter Mann und großer Asket. Durch Befehl von Patriarch Niphon von Konstan-tinopel reiste er nach Alexandria, um herauszufinden, ob es wahr sei oder nicht, daß Patriarch Joachim auf einen Berg gereist war und dort, gezwungen von den Hebräern und Moslems, Gift getrunken hätte ohne schädliche Wirkungen. Überzeugt von der Glaubwürdigkeit dieser Wunder, kehrte Theophilos zum Heiligen Berg Athos zurück, wo er sich der Askese widmete, zuerst in Vatopedi, dann in Iveron und schließlich im Kellion des hl. Basileios bei Karyes. Man bot diesem heiligen Mann den Thron des Erzbischofs von Thessaloniki an, doch er lehnte ab. Durch tiefe Stille und Versenkung gelang es ihm, seinen Geist von allen leidenschaftlichen Gedanken zu reinigen, und er wurde zu einem reinen Gefäß des Heiligen Geistes, in dem Christus wohnte. Vor seinem Tod befahl er seinem  Schüler Isaak, ihn nicht zu beerdigen, wenn er stürbe, sondern um seine Beine ein Seil zu binden, ihn fortzuziehen und in den Fluß zu werfen. Mit großer Furcht führte der Schüler dies aus. Doch die Vorsehung Gottes offenbarte, wo sich die Gebeine des hl. Theophilos befanden, und als sein Leib zu seiner Zelle gebracht wurde, begann er wundersames Myron zu spenden. Er entschlief in Frieden am 8. Juli 1548.  

Lobeshymne

Der heilige Prokopios

Wenn es der Wille des allwissenden Gottes ist,
Werden Verfolger zu Seinen Dienern,
Hasser zu wundervollen Aposteln,
Heiden zu Eiferern für den Glauben.
Durch Gottes Willen wurde Saulus zu Paulus,
Neanias zum heiligen Prokopios.
Prokopios zog gegen die Christen los,
Als Christ kam er zur Mutter zurück.
Folterer bereiteten Martern und empfingen sie selbst.
Ganz plötzlich erkannte er die Wahrheit.
Vor dem Sohn Gottes verbeugte er sich,
Hörte auf, dem irdischen König zu dienen
Und wurde ein Diener des himmlischen Königs.
Der König des Himmels schenkte ihm die Gabe,
Die Gabe der Kraft, den Bedrängten zu helfen.
Wie zu jener Zeit, so ist es heute:
Durch Prokopios werden die Bedrängten getröstet,
Denn heute wie damals hilft er. 

Betrachtung

Der hl. Antonios lehrt: „Habt acht, daß ihr nicht für irgend etwas gerühmt werdet, was ihr voll-bringt. Wenn euch die Menschen für eure Taten zu rühmen beginnen, freut euch nicht daran und findet kein Gefallen daran. Bewahrt eure Taten so geheim wie möglich und laßt für keinen eine Notwendigkeit entstehen, darüber zu sprechen.“ Wieviel mehr Frieden und Freude wären unter den Menschen auf der Erde, wenn sich auch nur die Hälfte von ihnen diese Worte zu Herzen nehmen würde! Der hl. Theophilos war, obgleich er zurückgezogen auf dem Heiligen Berg als einfacher Mönch lebte, bei allen östlichen Patriarchen für seine Gelehrtheit, seine Askese und seine guten Werke berühmt. Es geschah einmal, daß Theoleptos, der Patriarch von Konstantinopel, Thessaloniki besuchte. Zu jener Zeit war der Bischofsthron von Thessaloniki frei. Die Christen der Stadt baten den Patriarchen einstimmig, ihnen Theophilos als Erzbischof zu geben. Der Patriarch, ein Landsmann und Freund von Theophilos, schrieb diesem eigenhändig und bat ihn, den Thron des Erzbischofs anzunehmen. Der demütige Theophilos, der das Lob der Menschen fürchtete, es aber nicht leicht fand, das Ansinnen des Patriarchen zurückzuweisen, empfing sogleich das Große S’chima*, und dann benachrichtigte er den Patriarchen und fügte hinzu: „Wenn Gott will, werden wir uns im Himmlischen Reich wiedersehen.“ Auf solche Weise scheuten jene geistlichen Giganten, die von der Kirche als Heilige bezeichnet werden, die Eitelkeit und den Ruhm der Menschen. 

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über die wundersame Verwandlung von bitterem Wasser in süßes (Ex 15).
1. Wie die durstigen Israeliten zum bitteren Wasser in Mara kamen, es nicht trinken konnten und die Menschen gegen Moses zu murren begannen;
2. Wie der Herr Moses befahl, ein Stück Holz ins Wasser zu werfen, und es dadurch süß wurde;
3. Wie dieses Holzstück eine Vorabbildung des Kreuzes Christi war, durch das die Bitterkeit unseres Lebens sich in Süße verwandelte;
4. Wie mein ganzes Wesen bitteres Wasser ist, solange ich nicht in mir den gekreuzigten Christus trage.

Homilie

Über den lebendigen Stein

Kommt zu Ihm, dem lebendigen Stein... Laßt euch als lebendige Steine
zu einem geistlichen Haus aufbauen, zu einer heiligen Priesterschaft.
(1 Petr 2,4-5)

Bedeutet ein Stein etwas anderes, meine Brüder, – als Festigkeit? Lehrt uns ein Stein etwas anderes, meine Brüder, – als Festigkeit? Der lebendige Stein bedeutet Unsterblichkeit. Der Apostel bezieht sich auf Christus den Herrn als Lebendigen Stein, denn Er ist unsterblich und der Spender der Unsterblichkeit. Der Apostel bezieht sich auch auf Christen als lebendige Steine, als Teilhaber an der Unsterblichkeit Christi.
Meine Brüder, was denken Ungläubige über das Ende des Menschen? Sie denken, daß der Mensch letztlich wie ein Stein enden wird; der Mensch wird sterben, er wird bewußtlos und gefühl-los und zu Staub zerfallen. Ein Stein ist schon tot und ohne Gefühl, und er kann leicht zu Staub werden. Auf diese Weise vergleichen sowohl die Gläubigen als auch die Ungläubigen den Menschen mit einem Stein: die Ungläubigen aufgrund dessen, daß er tot und gefühllos ist, und die Gläubigen wegen seiner Beharrlichkeit und Festigkeit. Für die ersten ist der Stein ein Symbol des Todes, für die zweiten ein Symbol der Unsterblichkeit.
Wahrlich, ohne Christus sind die Menschen stets – und werden es immer sein – tote Steine. Doch Christus ist wie ein lebendiger Stein. Verbindet euch mit Ihm allein, und ihr werdet wie lebendige Steine sein. Wer ein Haus baut, wählt nur behauene Steine aus, die sich gut mit anderen Steinen in der Mauer zusammenfügen lassen. Unbehauene, nicht geglättete, schartige oder bröcklige Steine wirft er fort. Beim Bau des Hauses oder des Tempels Seines unsterblichen Königreiches wählt Christus die Menschen aus, wie ein Bauherr Steine auswählt – doch nach einem einzigen Kriterium: Leben, geistliches Leben. Der Herr wirft die geistlich toten als nutzlosen Baustoff fort, und Er nimmt nur jene, die mit Seinem Leben lebendig sind und die gut mit den anderen Steinen zusammenpassen – den Engeln und den Propheten, den Aposteln und Heiligen. Laßt uns streben, meine Brüder, heiliger Baustoff zu sein für das heilige Haus des Königreiches Christi, das Er Tag und Nacht erbaut und am Ende der Zeit vollenden wird.
O Herr Jesus, Du Erbauer des himmlischen Königreiches, erleuchte uns durch Deinen Heiligen Geist und füge uns als lebendige Steine in das Haus Deiner ewigen Herrlichkeit ein. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.     

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21.07.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).