17.07.2024

04.07.2024

Gedenken

04. Juli nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hl. Andreas, Erzbischof von Kreta († 740); hl. Martha, Mutter des hl. Symeon, des Styliten vom Wundersamen Berge († 551); sowie hll. kaiserliche Neumärtyrer: Zar Nikolaus, Zarin Alexandra, Carevič Aleksij, Zarentöcher Ol’ga, Tatiana, Maria u. Anastasia u. d. mit ihnen Ermordeten († 1918); hll. Märtt. Theodotos u. Theodotia v. Cäsarea in Kappadokien († 108); hll. Hieromärtt. Innokentios und Sabbatios u. 30 andere mit ihnen in Sirmium in Pannonien († 304); hl. Hieromärt. Theodor, Bischof v. Kyrene in Lybien, u. mit ihm hll. Märtt. Kyprilla, Aroa u. Lukia († 310); hl. Andreas, d. Russe in Kairo († 1174); Begräbnis d. hl. Andreas, Fürst v. Bogoljubsk 1174); Erhebung der Gebeine (1507) d. hl. Evfimij, Archimandrit v. Suzdal’ († 1404); hl. Andrej (Rubljov), Ikonograph († 1430); hll. Mönche Tichon, Vasilij u. Nikon v. Solovki; hl. Asklipia d. Wundertäterin; hl. Märt. Theophilos; hl. Mönch Menignus; hl. Hieroneumärt. Theodotes; hl. Neumärt. Priestermönch Nil v. Poltava, Rußland († 1918); hl. Hieromärt. Georg v. Serbien († 1941); hl. Donatos v. Lybien; hl. Bischof Michael Choniates, Erzb. v. Athen († 1220).

1. Der hl. Andreas, Erzbischof von Kreta, wurde in Damaskus geboren. Seine Eltern waren Christen. Er war stumm von Geburt an bis zum Alter von sieben Jahren. Als ihn seine Eltern in die Kirche brachten und er die Heilige Kommunion empfing, begann er zu sprechen. So groß ist die Kraft der Heiligen Kommunion. Im Alter von vierzehn Jahren ging Andreas nach Jerusalem und wurde in der Lavra des hl. Sabas des Geheiligten zum Mönch geweiht. Durch sein Verständnis und seine Askese übertraf er viele der älteren Mönche und war ihnen ein Vorbild. Nach einiger Zeit nahm ihn der Patriarch zum Privatsekretär. Als die monothelitische Häresie zu wüten begann – jene Häresie, die lehrte, der Herr Jesus habe keinen menschlichen Willen besessen, sondern nur einen göttlichen Willen –, wurde das Sechste Ökumenische Konzil im Jahr 681 in Konstantinopel unter Konstantin IV. einberufen. Theodor, der Patriarch von Jerusalem, konnte am Konzil nicht teilneh-men, sondern schickte Andreas als seinen Vertreter, der zu jener Zeit Erzdiakon war. Beim Konzil erwies Andreas seine wunderbare Redegabe, seinen Eifer für den Glauben und seine seltene Klugheit. Nachdem er geholfen hatte, den orthodoxen Glauben zu stärken, kehrte Andreas zu seinen Pflichten nach Jerusalem zurück. Später wurde er gewählt und eingesetzt als Erzbischof auf der Insel Kreta. Als Erzbischof wurde er sehr geliebt von den Menschen. Andreas war von großem Eifer für die Orthodoxie erfüllt und tilgte entschlossen alle Häresien aus. Durch seine Gebete wirkte er Wunder; durch seine Gebete vertrieb er die Sarazenen von Kreta. Andreas schrieb viele Bücher der Unterweisung, Hymnen und Kanones, von denen der Große Kanon, der am Donnerstag der Fünften Woche der Großen Fastenzeit gelesen wird, der bekannteste ist. Seine äußere Erscheinung war von solcher Art, daß „jeder, der sein Antlitz sah und seine Worte hörte, die wie Honig flossen, Freude empfing und seine Wege änderte.“ Als Andreas einmal nach Konstantinopel zurückkehrte, sagte Andreas seinen Tod voraus, der eintreten würde vor seinem Eintreffen in Konstantinopel. Und so geschah es. Als das Schiff, mit dem er reiste, die Insel Mytilene erreichte, beendete dieser Leuchtturm der Kirche sein irdisches Leben, mit seiner Seele aber nahm er Wohnung im Reich Christi im Jahr 712 [nach anderen Quellen 740].

2. Die hl. Martha war die Mutter des hl. Symeon vom Wunderbaren Berg (24. Mai). Von ganzer Seele dem Glauben hingegeben, dachte sie nicht an Heirat. Als ihre Eltern sie mit einem jungen Mann verlobten, dachte Martha daran, ihr Elternhaus zu verlassen und sich von der Welt zurückzuziehen. Doch da erschien ihr der hl. Johannes der Täufer und riet ihr, den Willen ihrer Eltern zu erfüllen und die Ehe einzugehen, woraufhin sie gehorchte. Aus ihrer ehelichen Verbindung wurde der glorreiche Heilige Symeon vom Wunderbaren Berg geboren. Sie stand gewöhnlich um Mitternacht zum Gebet auf. Mit großer Mildtätigkeit half sie den Bedürftigen und Unglücklichen, besuchte die Armen, die Verwaisten und pflegte die Kranken. Ein Jahr vor ihrem Tod sah sie viele Engel mit Kerzen in den Händen und erfuhr von ihnen die Zeit ihres Todes. Nach dieser Botschaft widmete sie sich mit noch größerem Eifer dem Gebet und guten Werken. Sie entschlief in Frieden im Jahr 551 und wurde in der Nähe ihres Sohnes, Symeon des Styliten, begraben. Nach ihrem Tod erschien sie viele Male, um die Menschen zu unterweisen und Kranke zu heilen. Als ihre bedeutsamste Erscheinung wurde jene vor dem Abt des Klosters des hl. Symeon aufgezeichnet. Nach dem Begräbnis der hl. Martha hängte der Abt eine Lampada über ihr Grab, wobei er davon ausging, daß sie niemals ausgehen durfte. Dann wurde der Abt krank, und die heilige Martha erschien ihm und sagte: „Warum läßt du die Lampada über meinem Grab nicht brennen? Wisse, daß ich nicht deiner Lampada bedarf, denn ich wurde Gottes, des ewigen himmlischen Lichtes, gewürdigt, doch für dich ist sie nötig. Wenn du die Lampada über meinem Grab entzündest, flehst du mich an, für den Herrn für dich zu beten.“ Es ist offenkundig, daß das Ziel der Verehrung der Heiligen darin besteht, sie als jene, die würdiger sind als wir, anzuflehen, zu Gott für uns und unsere Rettung zu beten.

Lobeshymne

Die Göttliche Vorsehung

Wunderbar ist Gott in Seiner Vorsehung,
Andreas, dem Stummen, gab Er eine klare Stimme
Und machte den Stummen zu seiner Trompete
Wie einstmals Saulus zur Säule der Kirche.
Vergeblich scheute die heilige Martha die Ehe,
Dem Willen Gottes mußte sie sich beugen,
In die Ehe führte Martha die Vorsehung Gottes,
Damit sie für Gott und die Welt einen Heiligen gebäre.
Wer sich Gott übergibt, übergibt sich dem Besten,
Sein eigener Wille wird besiegt durch den Willen Gottes.
Mein Kind, plane nichts ohne den Herrn,
Damit deine Pläne nicht ohne Frucht bleiben.
Alle Fäden und alle Wünsche deines Lebens
Liegen in der Hand des Allmächtigen.
Sein sind die Felder; Sein sind die Hänge;
Sein sind die Stoffe, die Grundlagen und die Fäden.
Sein ist die Seele; Sein ist der Leib,
Und der Geist aller Schöpfung und die Kleidung.
In Seinem Feld mit Seinem Werkzeug,
Was sollen wir erfüllen – außer Seinem Willen!  

Betrachtung

Wenn dein ganzes Leben glatt und sorgenfrei verlaufen ist, dann hast du Grund, dich zu beweinen. Denn sowohl das Evangelium als auch die menschliche Erfahrung bestätigen mit vereinter Stimme, daß keiner ohne große Leiden und Prüfungen irgend etwas Großes auf Erden hinterlassen hat oder im Himmel verherrlicht wurde. Wenn deine irdischen Wege in Schweiß und Tränen zur Erlangung der Gerechtigkeit und Wahrheit getränkt wurden, freue dich und sei froh, denn dein Lohn wird in der Tat groß sein im Himmel. Niemals nähre in dir den törichten Gedanken, daß Gott dich verlassen habe. Gott weiß genau, wieviel du ertragen kannst, und bestimmt dementsprechend das Maß deiner Leiden und Prüfungen. „Wenn die Menschen wissen, wieviel ein Pferd, ein Esel oder ein Kamel tragen kann“, sagt der hl. Nil Sorskij, „und es entsprechend seiner Stärke beladen; wenn ein Töpfer weiß, wie lange er den Lehm im Brennofen lassen muß, damit er weder zerbricht noch zu weich bleibt – wie könnte Gott dann nicht wissen, wie viele Erprobungen eine Seele ertragen kann, um sie bereit und geeignet für das Reich des Himmels zu machen?“

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über all die Wunder, die der Herr durch die Hände von Moses und Aaron im Lande Ägypten gewirkt hat (Ex 7-10):
1. Wie groß und furchterregend diese Wunder waren;
2. Wie das Herz des Pharao verhärtet blieb angesichts all dieser Wunder Gottes;
3. Wie mein Herz verhärtet bleibt angesichts so vieler Wunder Gottes in meinem Leben und in meiner Umgebung, und wie ich bereuen muß, damit am Ende nicht ewige Verdammnis folgt.

Homilie

Über die Rettung der Seele als Ziel des Glaubens

... das Ziel eures Glaubens, nämlich die Rettung eurer Seelen.
(1 Petr 1,9)

Was ist das Ziel des Glaubens, meine Brüder? Die Rettung der Seele. Was ist der Sinn des Glaubens? Die Rettung der Seele. Was ist die Frucht des Glaubens? Die Rettung der Seele. Wir bewahren den Glauben nicht um des Glaubens willen, sondern für die Rettung unserer Seelen. Keiner reist um des Reisens willen, sondern um zu dem Menschen oder zu der Angelegenheit hinzugelangen, die ihn am Ende der Reise erwartet. Keiner wirft ein Seil um des Seiles willen ins Wasser, in dem jemand zu ertrinken droht, sondern um dem Ertrinkenden zu helfen. Gott hat uns den Glauben als Weg gegeben, an dessen Ende der Reisende die Rettung seiner Seele empfängt. Gott gab uns, die wir in den Fluten der Sünde, der Unwissenheit und des Lasters ertrinken, diesen Glauben als ein Seil, damit wir unsere Seelen mit dessen Hilfe retten können.
Das ist der Sinn des Glaubens. Wer weiß, welchen Wert eine Seele besitzt und was die Rettung der Seele bedeutet, muß zugeben, daß es in dieser Welt nichts gibt, das notwendiger oder hilfreicher als der Glaube wäre. Ein Händler, der kostbare Steine in einem irdischen Gefäß trägt, behütet dieses Gefäß mit Vorsicht und bewahrt es an einem sicheren Ort; er versteckt und bewacht es. Wendet der Händler so viel Arbeit und Sorge um des Gefäßes willen auf? Nicht um des Topfes willen, sondern wegen der kostbaren Steine darin. Unser ganzes irdisches Leben ist wie ein irdenes Gefäß, in dem etwas unschätzbar Kostbares verborgen ist. Dieser Schatz ist unsere Seele. Das Gefäß ist billig, doch der Schatz ist kostbar. An erster Stelle müssen wir an die Kostbarkeit der menschlichen Seele glauben; und an zweiter an die lichtvolle Zukunft und das Leben der Seele im Königreich Gottes; an dritter an den Lebendigen Gott, Der darauf wartet, daß die Seele zu Ihm zurückkehrt, Der sie uns gegeben hat; und an vierter Stelle an die Möglichkeit, daß die Seele in dieser Welt verlorengeht. Wer an den vierten Punkt glaubt, wird seine Seele zu behüten wissen; und er wird außerdem wissen, daß die Rettung seiner Seele das Ende seines Weges ist, das Ziel seines Glaubens, die Frucht seines Lebens, der Sinn seines irdischen Daseins und die Rechtfertigung seiner Leiden.
Wir glauben, um unsere Seelen zu retten. Wer einen wahren Glauben hat, muß wissen, daß der Glaube für die Rettung seiner Seele da ist. Wer denkt, sein Glaube würde etwas anderem als der Rettung seiner Seele dienen, besitzt weder wahren Glauben noch weiß er um die Kostbarkeit seiner Seele.
O Gütigster Herr Jesus, Du hast uns einen strahlenden und siegreichen Glauben verliehen. Stärke und festige ihn in uns, damit wir untadelig mit reinen und leuchtenden Seelen vor Deinem Gericht stehen. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.    

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17.07.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).