29.01.2024

16.01.2024

Gedenken

16. Januar nach dem Kirchenkalender

Gedenken: Verehrung der kostbaren Ketten des hl. Apostels Petrus; hll. Märtyrer Speusippos, Eleusippos, Meleusippos und Leonila und andere mit ihnen (2. Jh.); hl. Märtyrer Damaskenos und Gabrovo († 1771); hl. Romil († ca. 1375); sowie hl. Märt. Danax der Lektor in Makedonien (2. Jh.); hl. Honorius, Erzbischof v. Arles und Gründer des Klosters Lerins († 429); hl. Jakobos v. Tarentaise († 429); hl. Maxim v. Totma (Vologda), Narr in Christo († 1650); hl. Hieroneumärt. Damaskinos von Chilandar (Athos) und Gavrolo (Bulgarien) († 1771); hl. Neumärt. Nikolaos von Mytilene († 1777); hl. Sigebert, König der Ostangeln, Märtyrer († 635); hl. Fursey of Burgh Castle, Erleuchter von Ostengland und Langy († 650).

1. Die Verehrung der Ketten des hl. Apostels Petrus. An diesem Tag wird des hl. Petrus gedacht, und zwar insbesondere seiner Ketten, mit denen er auf Befehl des gesetzlosen Herodes gefesselt worden war und die bei der Erscheinung eines Engels im Gefängnis von ihm abfielen. Plötzlich trat ein Engel des Herrn ein, und ein helles Licht strahlte in den Raum. Er stieß Petrus in die Seite, weckte ihn und sagte: Schnell, steh auf! Da fielen die Ketten von seinen Händen. (Apg 12,7) Diese Ketten wurden von frommen Christen aufbewahrt einerseits zum Gedenken an den großen Apostel und gleichermaßen wegen ihrer heilenden Kraft, denn es wurden viele allein schon durch die Berührung geheilt, ähnlich wie durch die Tücher des Apostels Paulus: Sogar seine Schweiß- und Taschentücher nahm man ihm vom Körper und legte sie den Kranken auf; da wichen die Krankheiten, und die bösen Geister fuhren aus (Apg 19,12). Der hl. Juvenal, der Patriarch von Jerusalem, gab diese Ketten Kaiserin Eudokia als Geschenk, der verbannten Gemahlin des Kaisers Theodosios des Jüngeren. Sie teilte sie in zwei Hälften und sandte die eine Hälfte an die Kirche der Heiligen Apostel in Konstantinopel und die andere ihrer Tochter Eudoxia in Rom, der Gemahlin Valentins. Eudoxia baute die Kirche des hl. Petrus und legte die Ketten zusammen mit jenen, mit denen Petrus vor seinem Martyrium unter Kaiser Nero gefesselt wurde, darin nieder.

2. Die heiligen Märtyrer Speusippos, Eleusippos, Meleusippos und ihre Großmutter Leonila. Die drei Brüder Speusippos, Eleusippos, Meleusippos waren Drillinge. Alle litten für Christus in Gallien unter Kaiser Mark Aurel (161-180 A.D.) Zuerst war nur Leonila Christin, ihre Enkel hingegen Heiden. Nach langer Beratung mit ihrer Großmutter und dem örtlichen Priester empfingen die drei Brüder die Taufe. Nach der Taufe begannen sie mit jugendlichem Eifer ein dem Glauben gewidmetes Leben zu führen, und mit Leidenschaft zerstörten sie alle Götzenbilder in der ganzen Umgebung. Angeklagt und vor das Gericht geführt, anerkannten sie ihre Tat und bekannten offen ihren Glauben an Christus. Der Richter ließ sie ins Gefängnis werfen und rief Leonila, die Großmutter, und bestimmte, daß auch sie ins Gefängnis gehen und ihren Enkeln raten solle, Christus zu verleugnen und die Götzen zu verehren. Ohne ein Wort ging Leonila ins Gefängnis, doch statt ihren Enkeln zu raten, den wahren Glauben zu verleugnen, begann sie, sie zu ermutigen, nicht schwankend zu werden, sondern alle Torturen bis zum Ende zu ertragen und für Christus zu sterben. Als der Richter die drei Brüder von neuem befragte und erkannte, daß sie noch standhafter im Glauben geworden waren, verurteilte er sie zum Tode. Zuerst wurden alle drei an einen Baum gehängt, wo sie hingen „wie die Saiten einer Gusla“ [serbisches Nationalinstrument]. Danach wurden sie ausgepeitscht und schließlich im Feuer verbrannt. Eine gewisse Frau namens Jovila, begeistert über den Mut dieser Märtyrer, rief aus: „Auch ich bin eine Christin!“ Sie wurde sofort ergriffen und zusammen mit der betagten Leonila enthauptet.

3. Der hl. Märtyrer Damaskinos von Gavrolo führte ein asketisches Leben im Kloster Chilandar (Berg Athos), wo er der Abt wurde. Als er versuchte, von einigen Türken die Begleichung einer Schuld an das Kloster zu erhalten, überredeten sie eine moslemische Frau, das Haus zu betreten, in dem Damaskinos lebte. Dann kamen dieselben Türken, fanden diese Frau und zogen Damaskinos vor den Kadi [moslemischer Richter], der ihm vorschlug: entweder gehängt zu werden oder zum Islam überzutreten. Darauf erwiderte Damaskinos entschieden: „Es wäre Wahnsinn, wenn ich für dieses vergängliche Leben den ewigen Tod erlangen würde.“ Er wurde im Jahr 1771 in Svištov gehängt. Auf diese Weise opferte Damaskinos seinen Leib, um seine Seele zu retten. Gottes Strafe fiel sogleich auf die Mörder. Während sie die Donau in einem Ruderboot überquerten, erhob sich ein Sturm, ließ das Boot kentern, und sie ertranken.

4. Der gottgeweihte Romil wurde in Vidin geboren. Er war ein Schüler des hl. Gregor des Sinaiten. Er führte sein asketisches Leben in verschiedenen Klöstern. Zusammen mit ihm lebte im Kloster Ravanica [Serbien] Konstantin Kamblak. Der hl. Romil entschlief im Herrn ungefähr im Jahr 1375 im Kloster Ravanica.      

Lobeshymne

Die heilige Leonila

Leonila, Großmutter, betagt,
Durch den Geist stark wie eine Löwin,
Als sie ihre Enkelsöhne für Gott vorbereitete,
Wurde sie selbst zur Märtyrerin.

Der Tribun schrie sie an und fauchte
In bitterer Wut:
„Fort mit dir, Großmutter, ins Verlies,
Und deinen Enkelsöhnen gib guten Rat.

Rate deinen Enkelsöhnen zu verleugnen
Den sogenannten Christus den Herrn;
Entweder Christus zu entsagen
Oder ihrem jungen Leben.“

Leonila sprach im Kerker
Zu ihren Enkelsöhnen, und sie sagte:
„Habt keine Furcht vor weltlichen Gewalten,
Auch wenn sie euch lebendig verbrennen.

Haltet euch fest an den herrlichen Christus
Und an Seine Gute Nachricht,
Für euch hat Er bereitet
Eine leuchtende Ewigkeit und Freude.

Fürchtet die Wunden nicht, die bitteren,
Und auch nicht den Tod, denn dies alles geht vorüber:
Die Christus treu sind kann der Tod
Nicht verschlingen noch zermalmen.“

Drei Enkelsöhne mitten im Feuer
Brachten Gott den Lobpreis dar,
Während der Verruchte ihre Großmutter
Leonila enthauptete.

Betrachtung

Nichts bricht den Hochmut des Menschen so sehr wie die Gewohnheit des Gehorsams gegenüber seinem Altvater. Im alten Sparta wurde Gehorsam als große Tugend betrachtet. Es gibt einen Bericht über einen spartanischen Soldaten, der mit einem Schwert bewaffnet in die Schlacht eilte, um seinen Feind zu schlagen. Genau in jenem Augenblick, als er das Schwert zog, um es in die Brust seines Gegners zu stoßen, erscholl die Trompete, die das Ende der Schlacht ankündigte, und er stieß sein Schwert zurück in die Scheide. Als jemand, der dies gesehen hatte, ihn fragte, warum er nicht den Feind erschlagen habe, antwortete er: „Es ist besser, dem Feldherrn zu gehorchen, als den Feind zu töten.“ Der christliche Gehorsam unterscheidet sich vom spartanischen darin, daß er freiwillig ist und als Ziel die Rettung der Seele hat; das heißt, er ist nicht zum Schutz eines irdischen Königreichs bestimmt, sondern um das Königreich des Himmels zu erlangen. Der hl. Johannes Kolobos begann sein asketisches Leben mit einem Altvater in der Thebais. Um seinen Schüler Gehorsam zu lehren, pflanzte der Altvater einen toten Baum in die Erde und sagte zu seinem Schüler, er solle ihn jeden Tag gießen. Johannes bewässerte das tote Holz gewissenhaft drei Jahre lang, und plötzlich ergrünte es und trug Frucht. Dies ist die Frucht des freiwilligen Gehorsams. Der Herr Selbst war gehorsam bis zum Tod am Kreuz.

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über den Frieden des Herrn Jesus:
1. Den Frieden, den Er – der einzige vollkommene Friedensträger – in Seiner Seele trug;
2. Den Frieden, den Er – der einzige vollkommene Friedensträger – unter den Menschen schuf;
3. Den Frieden, den Er – der einzige vollkommene Friedensträger – Seinen Jüngern gab.

Homilie

Darüber, daß wir nur als Sklaven Christi frei sind

Denn wer im Herrn als Sklave berufen wurde, ist Freigelassener des Herrn.
Ebenso ist einer, der als Freier berufen wurde, Sklave Christi. (1 Kor 7,22)

Die bedeutungsvolle Botschaft, die das Christentum täglich der Welt verkündet, lautet: Nichts wird nach seiner äußeren Erscheinung bewertet, sondern nur nach seinem Wesen. Die Dinge werden nicht gemäß ihrer Farbe und Gestalt eingeschätzt, sondern gemäß ihrer Bedeutung. Ein Mensch wird nicht nach seinem Status und Besitz bewertet, sondern nach seinem Herzen, in dem seine Empfin-dungen, sein Geist und sein Wille vereint sind.
Nach dieser Sichtweise – eine für die Welt immer wieder neue Lehre – ist nicht derjenige ein Sklave, der sich äußerlich in der Sklaverei befindet, noch ist jener ein Freigelassener, der sich äußerlicher, körperlicher Freiheit erfreut. Dem weltlichen Verständnis entsprechend ist ein Sklave jemand, der in der Welt weniger Freude erfährt; und ein Freigelassener ist jemand, der mehr davon hat. Gemäß dem christlichen Verständnis ist ein Sklave jemand, der weniger Freude am lebendigen und gütigen Christus hat, und ein Freigelassener ist, wer sich Seiner mehr erfreut. Und weiter, dem weltlichen Verständnis gemäß ist ein Sklave jemand, der seltener seinen eigenen Willen verwirklicht als den eines anderen; und ein Freigelassener ist jemand, der häufiger seinen eigenen Willen verwirklicht als den eines anderen. Nach christlichem Verständnis jedoch ist ein Sklave jemand, der häufiger seinen eigenen Willen verwirklicht und weniger den Willen Gottes, während ein Freigelassener jemand ist, der häufiger den Willen Gottes verwirklicht und seltener seinen eigenen. Ein Sklave Gottes zu sein, dies ist die einzige und würdige Freiheit des Menschen; doch an die Welt und an das Selbst, an Sünde und Laster versklavt zu sein, ist die einzige todbringende Sklaverei. Nehmt Könige auf ihrem Thron: Man könnte sich fragen, ob es Menschen auf Erden gäbe, die über mehr Freiheit verfügen. Jedoch, viele Könige waren die niedrigsten und unwürdigsten Sklaven auf Erden. Nehmt Christen im Gefängnis: Man könnte sich wiederum fragen, ob es irgendwelche är-meren Sklaven auf Erden gibt. Jedoch, die christlichen Märtyrer empfanden sich als freie Menschen und sangen, erfüllt von geistlicher Freude, Psalmen und brachten Gott Dankgebete dar. Freiheit mit Gram und Leiden verknüpft ist keine Freiheit, sondern Sklaverei. Freiheit in Christo ist einzig mit einer unaussprechlichen Freude verbunden. Und Freude ist das dauerhafte Kennzeichen wahrer Freiheit.
O Herr Jesus, einziger Herr der Gnade, Der Du uns Freiheit gegeben hast, indem Du uns immer stärker mit Dir verbandest; eile, uns zu Deinen Sklaven zu machen, damit wir nicht mehr Sklaven boshafter und erbarmungsloser Herren seien. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.

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29.01.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).