19.07.2024

06.07.2024

Gedenken

06. Juli nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hl. Sisoes der Große († ca. 429); hll. Märtt. Marinus und Martha mit ihren Söhnen Audifax und Habakuk, die Priester Valentin, Cyrin, Astyrius und viele andere; Auffindung der Reliquien der hl. Iuliana Olšanskaja († 1540, Auffindung der völlig unverwesten Gebeine ca. 200 Jahre später in einem Kloster in Kiev); hl. Märtyrerin Lucia († ca. 300); sowie hl. Hieromärt. Astios, Bischof v. Dyrrachion († Ende 1. Jh./Anfang 2. Jh); hll. Märtt. Lukia u. Rixius u. andere mit ihnen in Rom († 301); hl. Cointus (Quirintus) v. Phrygien, Bekenner u. Wundertäter († 283) ; hl. Sisoj v. Kiever Höhlenkloster (13. Jh.); hl. Neumärt. Mönch Kyrill v. Chilandar, Berg Athos, der in Thessaloniki d. Mart. erlitt († 1566); hl. Neumärt. Bischof Simon v. Ufa, Rußland († 1921); Synaxis der Apostel Archippos, Philemon u. Onesimos; hll. Märtt. Apollonios, Alexandrion u. Epimachos; hl. Bischof Astios; hl. Monenna, Gründerin des Klosters Killeevy (Irland) († ca. 518); Synaxis aller Heiligen von Radonež.  

1. Der gottgeweihte Sisoes der Große war von Geburt Ägypter und ein Schüler des hl. Antonios. Nach dem Tod seines großen Lehrers ließ sich der hl. Sisoes auf einem Berg in der Wüste nieder, der der Berg des hl. Antonios genannt wurde, weil der hl. Antonios dort zuvor sein asketisches Leben geführt hatte. Er nahm schwierige Mühen auf sich, demütigte sich so sehr, daß er sanftmütig und arglos wie ein Lamm wurde. Dafür gewährte ihm Gott reiche Gnade, so daß er die Kranken heilen, unreine Geister austreiben und Tote auferwecken konnte. Sisoes führte sechzig Jahre lang in der Wüste ein Leben strenger Askese und war eine Quelle lebendiger Weisheit für alle Mönche und Laien, die zu ihm kamen, um Rat und Unterweisung zu erhalten. Vor dem Tod leuchtete sein Antlitz wie die Sonne. Die Mönche umstanden ihn und waren voller Verwunderung über diese Erscheinung. Als der Heilige seine Seele aufgab, war der ganze Raum von einem süßen Duft erfüllt. Sisoes entschlief in sehr hohem Alter im Jahr 429. Der hl. Sisoes lehrte die Mönche: „Unabhängig davon, auf welche Weise Versuchung zum Menschen kommt, sollte er sich dem Willen Gottes hingeben und anerkennen, daß die Versuchung aufgrund seiner Sünden auftrat. Wenn etwas Gutes geschieht, sollte man sagen, daß es durch die Vorsehung Gottes geschah.“ Ein Mönch fragte Sisoes: „Wie kann ich Gott gefallen und gerettet werden?“ Der Heilige antwortete: „Wenn du Gott gefallen willst, zieh dich aus der Welt zurück, trenne dich von der Erde, laß die Schöpfung beiseite, nähere dich dem Schöpfer, vereinige dich mit Gott durch Gebete und Tränen, dann wirst du Ruhe finden in dieser Zeit und in der künftigen.“ Der Mönch fragte Sisoes: „Wie kann ich Demut erlangen?“ Der Heilige antwortete: „Wenn der Mensch lernt, jeden Menschen für besser als sich selbst zu erachten – damit erlangt er Demut.“ Ammon klagte gegenüber Sisoes, daß er sich die weisen Sprüche, die er liest, nicht merken könne, um sie in den Gesprächen mit Menschen zu wiederholen. Der Heilige antwortete: „Das ist nicht notwendig. Es ist notwendig, Reinheit des Geistes zu erlangen und aus jener Reinheit heraus zu sprechen und dabei die Hoffnung auf den Herrn zu setzten.“

2. Die hll. Märtyrer Marinus [Marius] und Martha mit ihren Söhnen Audifax und Habakuk, die Priester Valentin und Cyrin, sowie Astyrius und viele andere. Sie alle erlitten das Martyrium unter Kaiser Claudius Flavius in Rom im Jahr 269. Marinus und Martha waren wohlhabende Leute aus Persien. Sie verkauften ihren ganzen Besitz in Persien und kamen mit ihren Söhnen nach Rom, um die heiligen Reliquien der hl. Apostel und Märtyrer zu verehren. Als sie der Kaiser fragte, warum sie eine solch weite Strecke zurückgelegt und ihr Anwesen verlassen hatten, um tote Menschen in Rom aufzusuchen, antworteten sie: „Wir sind Knechte Christi, und wir sind gekommen, um die heiligen Apostel zu verehren, deren unsterbliche Seelen bei Gott leben, damit sie unsere Fürbitter vor Christus unserem Gott seien.“ Cyrin wurde in den Tiber geworfen, und Marinus und Martha bargen seinen Leichnam und begruben ihn ehrenvoll. Der Priester Valentin wurde dem Befehlshaber Astyrius übergeben, damit dieser ihn dazu überrede, Christus zu verleugnen. Doch Valentin heilte durch sein Gebet die Tochter des Astyrius, die seit zwei Jahren blind gewesen war. Daraufhin taufte Valentin Astyrius und seine ganze Familie. Auf verschiedene Weise erfuhren sie alle Leiden und Tod um Christi willen, Der sie in Sein ewiges Reich, in die ewige Freude, aufnahm.   

3. Die Auffindung der Gebeine der hl. Jungfrau Iuliana. Iuliana war die Tochter des Fürsten von Olšansk. Sie starb ungefähr im Jahr 1540 als Jungfrau im Alter von etwa sechzehn Jahren. Zwei-hundert Jahre nach ihrem Tod fanden einige Männer, die ein neues Grab neben der großen Kirche im Kiever Höhlenkloster ausgruben, die Reliquien dieser heiligen Jungfrau völlig unversehrt und unverwest, als wäre sie gerade erst entschlafen. Viele Wunder geschahen über diesen Reliquien, und Iuliana selbst erschien viele Male bestimmten Personen. Der berühmte Petr Mogila hatte eine solche Vision.

4. Die hl. Märtyrerin Lucia wurde vom barbarischen König Austius in Campania gefangengenom-men. Der König wollte, daß Lucia mit ihm [als seine Konkubine] lebte, doch sie widersetzte sich. Der König ließ sie in Frieden, so daß sie ein asketisches Leben führen konnte. Sie bekehrte sogar den König zum Glauben, denn er gewann in einer Schlacht durch ihr Gebet den Sieg. Am Ende erlitt sie zusammen mit dem König das Martyrium um Christi willen in Rom. Dies geschah um das Jahr 300.

Lobeshymne

Der heilige Astyrius

Ein Sklave war Astyrius dem Götzen Zeus,
Und Valentin, der Priester, ein Sklave des Astyrius.
„Wer ist Christus?“, fragte der Aristokrat den Valentin. –
„Über Christus, den Sohn Gottes, befragst du mich?
Für die Welt ist Er das Licht, den Menschen ist Er das Licht,
Für alles und für alle guten Wesen ist Er das Licht.
Reines Licht ist Er; und nichts Finsteres ist in Ihn gemischt.
In die Finsternis stieg Er hinab und brachte Licht.
Die Lebenden erleuchtete Er mit Werken und Lehren,
Die Toten erleuchtete Er mit dem Leuchten der Auferstehung.
Durch Sein Strahlen wurde der ganze Hades zerstört
Und das Menschengeschlecht mit Liebe entflammt,
Entflammt mit Liebe, erleuchtet mit Weisheit,
Mit Gott versöhnt im Lächeln der Barmherzigkeit.
Dies ist Christus der Herr, für Den ich sterbe,
Und in Dessen Namen ich die Götzen zertrete.“
So sprach Valentin, und Astyrius antwortete darauf:
„All jene Worte empfange ich als reines Gold:
Wenn du, Valentin, meine blinde Tochter heilst
Werde ich deinen Glauben annehmen.“
Der Priester hörte dies und kniete
Und sprach zum Allerhöchsten ein inniges Gebet.
Und seine Hände legte er auf die Augen dieses Mädchens.
Des Mädchens Augenlicht kehrte zurück! Astyrius sprang
Auf und ab wegen dieses ehrfurchtgebietenden Wunders
Und anerkannte Christus. Und gab sein Leben für Ihn:
Ein Märtyrerleben gab er Ihm.

Betrachtung

Woher wissen wir, daß es ein Leben nach dem Tod gibt? Wir wissen es von Christus dem Herrn, auf der Grundlage Seiner Worte, Seiner Auferstehung und Seiner Erscheinung nach Seinem Tod. Philo-sophen, die ein Leben nach dem Tod bekennen, nehmen dies aufgrund ihrer eigenen Überlegungen an, wir aber sind davon auf der Grundlage von Erfahrung überzeugt, besonders der Erfahrung heiliger Männer und Frauen, die keine Lüge verkünden konnten. Als der hl. Sisoes auf seinem Sterbebett lag, war sein Gesicht von Licht durchdrungen. Die Mönche, seine Schüler, umstanden ihn. Plötzlich wurde der Blick des Heiligen höchst aufmerksam, und er sagte: „Seht, die Propheten kommen!“ Sein Angesicht wurde noch leuchtender, und er sagte: „Seht, die Apostel kommen!“ Dann sagte er: „Seht, die Engel kommen, um meine Seele mitzunehmen!“ Schließlich leuchtete sein Antlitz wie die Sonne, und alle waren in großer Furcht, und der Altvater sagte: „Seht, der Herr kommt; schaut her, ihr alle! Hört! Er spricht: ‚Bringt Mir das auserwählte Gefäß aus der Wüste!’“ Danach gab der Heilige seine Seele auf. Wie viele ähnliche Visionen sind geschehen – und alle wurden von verläßlichen Zeugen bezeugt!

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über den wundersamen Manna-Regen vom Himmel, der geschah, um die Menschen in der Wüste zu speisen (Ex 16):
1. Wie der Herr den Israeliten in der Wüste vierzig Jahre lang Manna vom Himmel gab – die himmlische Nahrung, so süß wie Honig;
2. Wie dieses Manna eine Vorabbildung des Herrn Jesus Christus darstellte, jenes lebendigen Brotes, das vom Himmel herabkam, um mit Sich selbst den geistlichen Hunger der Menschen in der Wildnis des Heidentums zu stillen;
3. Wie nichts meine hungrige Seele sättigen kann – außer Christus, der lebendige Herr, süßer als Honig.

Homilie

Über den schrecklichen Preis der Rettung

Ihr wurdet ... nicht um einen vergänglichen Preis losgekauft, nicht für Silber und Gold,
 sondern mit dem kostbaren Blut Christi, des Lammes ohne Fehl und Makel.
(1 Petr 1,18-19)

Vermochte jemals irgendeiner, meine Brüder, für Silber und Gold eine Arznei gegen Sünde zu kaufen? Keiner, niemals.
Vermochte jemals irgendeiner, meine Brüder, eine Waffe gegen den Teufel aus Silber und Gold zu schmieden? Keiner, niemals.
Vermochte jemals irgendeiner, meine Brüder, für Gold und Silber jemanden aus dem Tod zu retten? Keiner, niemals.
Etwas sehr viel Wertvolleres als Silber und Gold war als Arznei, Waffe und Kaufpreis nötig. Das kostbare Blut des Sohnes Gottes war nötig, um die Wunden der Sünde zu salben und zu heilen. Das kostbare Blut des Sohnes Gottes war nötig, um gewappnet zu sein gegen böse Geister, um sie mit seiner Kraft zu verbrennen und sie aus dem Menschen herauszutreiben. Das kostbare Blut des Sohnes Gottes war nötig, um den Friedhof dieser Welt zu besprengen, um den Tod zu zerstören und die Toten aufzuerwecken.
Das Lamm Gottes, ohne Fehl und Makel, wurde für uns geschlachtet, um uns aus dem dreifa-chen Kiefer der Bestie zu ziehen: der Sünde, des Teufels und des Todes, die sich mit aller Kraft auf das fehlerlose und makellose Lamm Gottes stürzten. Sie töteten Ihn, doch sie wurden vergiftet von Seinem Blut. Dieses Blut wurde vergossen, um sie zu vergiften, doch um den Menschen Leben und Rettung zu schenken.
O meine Brüder, wenn ihr nicht die wütende Gewalt der Sünde, die verschlagene Bosheit des Teufels und die Bitterkeit des Todes kennt, dann wägt sie ab mittels des hohen Preises, durch den wir aus der Sklaverei unter ihnen gerettet wurden. Das kostbare Blut Christi – das ist unsere Rettung aus der Sklaverei! Erinnert euch daran, meine Brüder: Wenn wir uns wiederum freiwillig, durch Leichtsinn oder Bosheit, der Sklaverei unter diesen schrecklichen Drei hingeben, dann gibt es nichts mehr im Himmel und auf Erden, um den Preis der Rettung für uns zu bezahlen. Es gibt eine kostbare Rettung, und diese wurde ein und für allemal gegeben.
O Mitleidvoller Herr, stärke uns, daß wir uns mit der Freiheit bewaffnen, die Du uns gegeben hast. Dir sei Ehre und Lobpreis auf ewig. Amen.

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19.07.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).