22.05.2024

09.05.2024

Gedenken

9. Mai nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hl. Prophet Jesaja (Isaiah); hl. Nikolaus, Wundertäter von Myra in Lykien (Überführung der Gebeine im Jahre 1087 und die Heilung des hl. Stefan von Dečani durch den hl. Nikolaus); hl. Märtyrer Christophoros    († 249) und mit ihm hll. Märtyrer Kallinika u. Aquilina; sowie hl. Beatus, Apostel der Schweiz († 112); hl. Märt. Epimachos d. Neue v. Alexandria († 250); hl. Märt. Gordion in Rom († 362); hl. Mönch Schio Mgvime von Georgien (6. Jh.); hl. Mönch-Märt. Nikolaos v. Vouena in Larissa, Thessalien († 1400); Überführung der Reliquien (1775) des hl. Kind-Märt. Gabriel v. Slutsk († 1690); hl. Iosif v. Optina († 1911).

1. Der hl. Prophet Jesaja (Isaiah). Dieser große Prophet war von königlichem Stamm. Jesaja wurde in Jerusalem geboren. Sein Vater Amoz war der Bruder von Amazia, dem König von Juda. Durch die große Gnade Gottes, die in ihm war, wurde Jesaja gewürdigt, den Herrn Zebaoth auf dem Thron im Himmel zu sehen, umgeben von sechsflügeligen Seraphim, die unablässig singen: Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Scharen (Jes 6,3). Jesaja prophezeite einzelnen wie auch dem ganzen Volk viele Dinge. Einmal ging er drei Tage lang unbekleidet durch die Straßen von Jerusalem und prophezeite den unmittelbar bevorstehenden Fall von Jerusalem durch den assyrischen König Sanherib, wobei er die Führer des Volkes daran erinnerte, nicht auf Hilfe durch die Ägypter oder Äthiopier zu hoffen, denn auch sie würden von demselben Sanherib unterworfen werden. Statt dessen solle man auf die Hilfe Gottes des Allerhöchsten vertrauen. Diese Prophezeiung wie auch andere Prophezeiungen erfüllten sich buchstäblich. Die wichtigsten Prophezeiungen Jesajas waren jene, die die Inkarnation Gottes betrafen, die Empfängnis durch die allerreinste Jungfrau, über Johannes den Täufer und viele Ereig-nisse im Leben Christi. Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, sie wird einen Sohn gebären, und sie wird ihm den Namen Immanuel geben (Jes 7,14). Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns geschenkt. Die Herrschaft liegt auf Seiner Schulter; man nennt Ihn: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens (Jes 9,6). Eine Stimme ruft: Bahnt für den Herrn einen Weg durch die Wüste. Baut in der Steppe eine ebene Straße für unseren Gott! (Jes 40,3). Dieser hellsichtige Mann erhielt auch wegen der Reinheit seines Herzens und des Eifers für Gott die Gabe der Wundertätigkeit. Als das be-lagerte Jerusalem unter der Dürre litt, betete Jesaja zu Gott, und vom Berg Zion floß Wasser herun-ter. Dieses Wasser wurde „Siloam“ genannt, das bedeutet: „gesandt“. Später wies der Herr den von Geburt an Blinden an, in diesem Wasser zu baden, um sehen zu können. Während der Herrschaft des Königs Manasse, als Jesaja gegen heidnische Gebräuche donnerte und den König und die Führer dieser Generation mit Sodom und Gomorra verglich, erhob sich der Zorn der Führer und des Volkes gegen diesen großen Propheten. Er wurde gefangengenommen, aus Jerusalem herausgeführt und in zwei Hälften zersägt. Jesaja lebte und prophezeite ungefähr siebenhundert Jahre vor Christus. 

2. Die Überführung der Gebeine des hl. Nikolaus, des Wundertäters von Myra in Lykien. Unter der Herrschaft des Kaisers Alexios Kommenos und des Patriarchen Nikolas Grammatikos wurde der Leib dieses Heiligen von Myra in Lykien in die Stadt Bari in Italien überführt. Dies geschah wegen des Angriffs der Moslems auf Lykien. Der Heilige erschien in einem Traum einem ehrwürdigen Priester in Bari und befahl ihm, seine Reliquien in diese Stadt zu bringen. Zu jener Zeit war Bari orthodox und unter einem orthodoxen Patriarchen. Während der Überführung der Reliquien des Heiligen geschahen viele Wunder, entweder durch Berührung der Reliquien oder durch das Myron, das reichlich seinen Reliquien entströmte. An diesem Tag wird außerdem des Wunders des hl. Nikolaus gedacht, mit dem er dem hl. Stefan von Dečani, dem geblendeten serbischen König, sein Augenlicht wiedergab.

3. Der hl. Märtyrer Christophoros war ein großer Wundertäter. Er wird besonders in Spanien verehrt. Die Menschen beten zu ihm hauptsächlich um Schutz vor ansteckenden Krankheiten und großen Seuchen. Er litt um Christi willen und wurde verherrlicht im Jahr 249.

Lobeshymne

Der heilige Stefan von Dečani

Auf der Schafweide schläft der blinde Stefan,
Und Unheil ohne Frieden erduldet er im Traum.
Sein Körper schaudert, seine Augen bluten –
Gewiß, der Tod ist besser als solch ein Leben.
In diesem Augenblick erscheint ihm im Traum ein Mann,
Im himmlischen Glanz, in himmlischer Herrlichkeit.
„Nikolaus bin ich, von Myra in Lykien“, sagt er,
„Und du bist einer von denen, die Gott erwählt hat.
Sieh in meine rechte Hand, Stefan,
Schau, deine Augen, sie sind bewahrt!
Ohne Augen bist du, deine Augen sind bei mir.
Ich werde sie dir geben, wenn der Herr es will.“
Fünf Jahre vergingen, und Stefan blieb in der Dunkelheit,
Doch eine starke Hoffnung hatte er, einen starken Glauben:
Zu mir wird Nikolaus noch einmal kommen,
Mit Gottes Hilfe wird er mir helfen.
So dachte Stefan einmal in der Kirche
Und betete zum geliebten Heiligen mit Tränen.
Und während er im Gestühl stand, fiel er in einen Traum,
Doch siehe, der hl. Nikolaus kam wieder zu ihm!
Zwei Augen des Königs in seiner Rechten:
„Siehe“, sagte er, „o König, für dich ist der Tag angebrochen!
Im Namen des Herrn, Der den Blinden das Augenlicht gibt,
Schau und rufe: Dir, Gott, sei Ehre!“
Und die blinden Augen berührte der Heilige,
Und die Dunkelheit fiel ab von ihnen,
Als würde ein Vorhang aufgezogen. 

Betrachtung

Jeder Christ kann ein Martyrium für den Glauben auf sich nehmen, sowohl in Zeiten der Verfolgung des Glaubens als auch in Zeiten des Friedens. Abba Athanasios sagte: „Laß dich von deinem Gewissen quälen, stirb für die Sünde, sei wie ein Toter auf Erden, und du wirst gemäß deinem Wunsch ein Märtyrer sein. Sie kämpften früher mit Königen und Fürsten; du hast den König der Sünde – den Teufel – und die Fürsten: die Dämonen. Früher gab es Götzen, heidnische Tempel und jene, die den Dämonen opferten. Und jetzt sind sie als Gedanken in der Seele enthalten. Wer ein Sklave der Lust ist, betet den Götzen der Aphrodite an. Wer ein Sklave des Zorns und der Wut ist, betet den Götzen des Ares an. Wer habgierig und blind gegenüber der Not seines Nächsten ist, betet den Götzen des Hermes an. Doch wenn du dich von all diesem enthältst und dich von den Leidenschaften frei bewahrst, dann hast du die Götzen besiegt, hast einem Irrglauben abgeschworen und bist ein Märtyrer für den Glauben geworden.“ Und so braucht sich der Mensch nicht nach Verfolgung und Martyrium zu sehnen. Jeder Mensch in jeder Epoche kann das Martyrium um Christi und Seines Evangeliums willen erdulden.

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über das Herabkommen Gottes des Heiligen Geistes auf die Apostel:
1. Wie das ganze Volk erstaunt war und sich wunderte, als sie die Apostel in anderen Zungen sprechen hörten;
2. Wie einige sie verspotteten und sagten: Sie sind vom süßen Wein betrunken (Apg 17,5).

Homilie

Über den Fluch, der auf demjenigen liegt, der auf Menschen vertraut

Verflucht der Mann, der auf Menschen vertraut,
auf schwaches Fleisch sich stützt,
und dessen Herz sich abwendet vom Herrn.
(Jer 17,5)

Wenn sich ein Mensch in seinem Herzen vom Herrn abwendet, dann schenkt er sein Vertrauen gewöhnlich anderen Menschen oder sich selbst – denn wem kann er sonst vertrauen, wenn er sein Ruderboot vom Schiff Gottes gelöst hat? Wenn er dies getan hat, bleibt ihm nichts übrig als sich an die Ruderboote seiner Nachbarn anzuhängen. Ein schwaches Vertrauen – aber er hat kein anderes. Ein ängstliches Vertrauen am Rand des Untergangs – aber er hat kein anderes.
Aber, o barmherziger Himmel, warum hat der Mensch sein Ruderboot vom Schiff Gottes gelöst? Warum flieht ein Mensch vor seiner Sicherheit? Worin bestehen seine Erwägungen – denkt er wirklich, daß es besser für ihn wäre, allein in einem Seesturm zu sein als in Gottes Haus, von Seinem Gewand beschützt? Mit wem verbündet er sich, wenn er seinen Bund mit Gott bricht? Mit einem, der stärker als Gott wäre? Wahnsinn, Wahnsinn, Wahnsinn!
Verflucht der Mann, der auf Menschen vertraut! Gott sprach dies einmal, und Menschen haben dies tausendmal gesagt. Enttäuscht in ihrem Vertrauen auf den Menschen, haben sie tausendmal jene verflucht, die auf Menschen vertrauen. Gott sprach aus, was Menschen nur zu gut erfahren, und sie haben ihre Erfahrung bestätigt: Wie wahr ist es, daß der Mensch verflucht ist, der auf Menschen vertraut.
Laßt uns daher auf Gott vertrauen, meine Brüder; auf Gott, Der das stabile Schiff im Sturm ist und uns nicht dem Ertrinken preisgibt. Laßt uns unser Vertrauen Ihm geben, denn jedes andere Vertrauen ist eine teuflische Täuschung.
Wir vertrauen auf Dich, o Herr, unsere Festung und Zuflucht. Binde uns an Dich und laß nicht zu, daß wir uns von Dir loslösen, auch wenn wir es durch Torheit und Bosheit zu tun versuchen: Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.

<
22.05.2020
>
Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).