21.05.2024

08.05.2024

Gedenken

8. Mai nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hl. Apostel und Evangelist Johannes der Theologe; hl. Arsenios der Große († 448); hl. Emilia († 375); hl. Arsenij der Arbeitsliebende von Kiev (14. Jh.); sowie hl. Hierax v. Ägypten (5. Jh.); hl. Iduberga, Gründerin v. Nijvel (Niederlande) († 652); hl. Makarius v. Gent, Erzbischof († 1012); hl. Milis der Melode; Überführung der Gebeine (1785) d. hl. Arsenij v. Novgorod, des Narren in Christo († 1570); Gedenken der Heilung des geblen-deten Kindes Stephan durch die Ikone der Allheiligen Gottesmutter v. Kassiopia in Kolpone gegenüber Korfu.

1. Der hl. Apostel und Evangelist Johannes der Theologe. Der Festtag dieses großen Apostels und Evangelisten wird am 26. September begangen. Am heutigen Tag gedenkt man des Wunders, das an seinem Grab geschah. Als Johannes über hundert Jahre alt war, nahm er sieben seiner Schüler und ging mit ihnen ein Stück aus der Stadt Ephesos heraus. Er gebot ihnen, ein Grab in Form eines Kreuzes zu graben. Danach legte sich der Apostel in das Grab und wurde beerdigt. Später, als die Gläubigen das Grab des hl. Johannes öffneten, fanden sie seinen Leib nicht mehr. Am 8. Mai jeden Jahres stieg Staub auf von diesem Grab, durch den die Kranken von verschiedenen Krankheiten geheilt wurden.

2. Der gottgeweihte Arsenios der Große. Dieser glorreiche Heilige wurde in eine Patrizier-Familie in Rom geboren und erhielt eine gute Ausbildung in den weltlichen Wissenschaften und in der Philosophie wie auch in der spirituellen Weisheit. Er verließ alle Eitelkeit der Welt und widmete sich dem Dienst der Kirche. Er wurde Diakon in der Hauptkirche in Rom. Unverheiratet, still und fromm, wollte Arsenios sein ganzes Leben so verbringen. Doch die Vorsehung Gottes lenkte seinen Lebensweg anders. Kaiser Theodosius nahm ihn zum Tutor und Lehrer seiner Söhne Arkadius und Honorius und setzte ihn als Senator ein. Er umgab sie mit großem Reichtum, Ehren und Luxus. Doch all dies beschwerte Arsenios’ Herz mehr, als daß es ihm Freude bereitete. Da geschah es, daß Arkadius etwas falsch machte, wofür ihn Arsenios bestrafte. Der gekränkte Arkadius ersann sich eine schreckliche Rache gegen seinen Lehrer; und als Arsenios dies herausfand, tauschte er seine Kleidung mit der eines Bettlers, begab sich zum Ufer des Meeres, bestieg ein Schiff und fuhr nach Ägypten. Als er in der berühmten Sketis eintraf, wurde er Schüler des glorreichen Johannes Kolobos und widmete sich dem asketischen Leben. Er betrachtete sich als tot, und als ihm jemand mitteilte, ein reicher Verwandter sei gestorben und habe ihm seinen gesamten Besitz vermacht, erwiderte Arsenios: „Doch ich bin vor ihm gestorben, wie kann ich dann sein Erbe sein?“ Zurückgezogen in die Zelle eines Eremiten wie in ein Grab, flocht er Körbe aus Palmblättern, und nachts betete er zu Gott. Er vermied die Menschen und alle Gespräche mit ihnen. Nur an Festtagen verließ er seine Zelle und kam in die Kirche, um die Hl. Kommunion zu empfangen. Um nicht nachlässig zu werden, stellte er sich oft die Frage: „Arsenios, warum bist du in die Wüste gegangen?“ Er blieb fünfund-fünfzig Jahre in der Wüste als „Wüstenbewohner“, und die ganze Zeit über war er Vorbild für die Mönche und eine große Leuchte des mönchischen Lebens überhaupt. Insgesamt lebte Arsenios einhundert Jahre und entschlief in Frieden im Jahr 448 nach der langen Zeit seiner Mühen und freiwilligen Entbehrungen und nahm Wohnung im Reich Christi des Herrn, Den er von ganzem Herzen, mit all seinem Geist und von ganzer Seele liebte.

2. Die hl. Emilia war die Mutter des hl. Basileios des Großen. In ihrer Jugend hatte sie den Wunsch, Jungfrau zu bleiben, doch sie wurde in die Ehe gezwungen. Emilia gebar neun Kinder und übermittelte ihnen den Geist Gottes auf eine Weise, daß fünf von ihnen christliche Heilige wurden: der hl. Basileios der Große, der hl. Gregor, Bischof von Nyssa, der hl. Petros, Bischof von Sebaste, die hll. Makrina und Theosevia. In ihrem Alter gründete Emilia ein Frauenkloster, in dem sie mit ihrer Tochter Makrina lebte und am 8. Mai 375 entschlief.

3. Der gottgeweihte Arsenij der Arbeitsliebende war ein Mönch im Kiever Höhlenkloster. Er gönnte sich niemals Ruhe, sondern arbeitete ständig. Er nahm nur einmal am Tag nach Sonnenun-tergang Nahrung zu sich. Er lebte sein asketisches Leben und entschlief im vierzehnten Jahrhundert.              


Lobeshymne

Der gottgeweihte Arsenios

Der ruhmreiche Arsenios, den die Welt verherrlicht,
Floh vor dem Ruhm und sprach zu sich:
„Gegenüber den Menschen und der Welt halte dich für tot;
Weder weise noch törichte Worte sprich.
Ein gesprochenes Wort hatte ich einmal zu bereuen,
Schweigen jedoch habe ich nie bereut.
Wenn ich mein Herz nicht an Gott binde,
Kann ich das leidenschaftliche Leben nicht von mir streifen.
Wenn meine Gedanken allein Gott verherrlichen,
Werden mich die äußeren Leidenschaften verlassen.
Fülle deine Zeit mit Gebet und Arbeit,
Schlaf noch weniger und arbeite mehr.
Arsenios, du Sünder, warum säumst du,
Wozu bist du in die Wüste gegangen? – so frage dich.
Nicht um faul zu sein, sondern um der Rettung der Seele willen.
Nicht um zu schlafen, sondern um der Reue willen.
Heile dich schnell und belebe die Seele:
Herr, erbarme Dich! Vergib und erbarme Dich!“

Betrachtung

Ein Mönch klagte beim  hl. Arsenios, er würde beim Lesen der Heiligen Schrift weder die Kraft der Worte noch ihre Süße in seinem Herzen verspüren. Darauf erwiderte der große Heilige: „Mein Kind, lies einfach! Ich habe gehört, daß Schlangenbeschwörer, wenn sie die Schlangen mit einem Zauberspruch bannen, Worte aussprechen, die sie selbst nicht verstehen. Doch die Schlangen fühlen die Kraft der gesprochenen Worte und werden gezähmt. So ist es auch mit uns. Wenn wir ständig die Worte der Heiligen Schrift auf unseren Lippen bewahren – selbst wenn wir nicht ihre Kraft empfinden –, fliehen die bösen Geister, die sie hören, in Entsetzen, denn sie können das Wort der Heiligen Schrift nicht ertragen. Mein Kind, lies einfach. Der Heilige Geist, Der die göttlichen Worte durch jene niederschrieb, denen Er sie eingab, wird sie hören und verstehen und dir zu Hilfe kommen. Und die Dämonen werden hören und verstehen, und sie werden vor dir fliehen. Das bedeutet: Er, Den du zu Hilfe rufst, wird verstehen, und sie, die du vertreiben willst, werden verstehen, und beide Ziele werden erreicht.“

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über das Herabsteigen Gottes des Heiligen Geistes auf die Apostel:
1. Wie feurige Zungen über ihnen erschienen, über jedem einzelnen;
2. Wie sie vom Heiligen Geist erfüllt wurden und in verschiedenen Zungen zu sprechen began-nen, wie es ihnen der Geist eingab.

Homilie

Über das Böse als Frucht des menschlichen Denkens

Höre es, Erde! Schon bringe Ich Unheil über dieses Volk als die Frucht
seiner bösen Gesinnung. Denn auf Meine Worte haben sie nicht geachtet,
und Meine Weisung haben sie verschmäht.
(Jer 6,19)

Seht ihr, meine Brüder, wo das Böse wächst und reift? Nicht im Schoß Gottes, sondern in den Gedanken der Menschen. Das Böse wird in die Gedanken der Menschen durch dämonische Kräfte oder körperliche Leidenschaften gesät. Das Böse wächst in den Gedanken der Menschen und verbreitet sich, vervielfältigt sich, bringt Blumen und Blätter hervor, und schließlich trägt es Frucht. Gott erinnerte die Menschen rechtzeitig daran, ihre bösen Gedanken abzustreifen, damit sie nicht in der menschlichen Seele reifen und ihre bitteren und tödlichen Früchte hervorbringen. Gott warnte Kain rechtzeitig; doch Kain war nicht bereit, auf  Ihn, Der ihn warnte, zu hören, sondern er ließ die bösen Gedanken gegenüber seinem Bruder Frucht tragen – den Brudermord.
Was sind böse Gedanken? All jene, die im Gegensatz zum Gesetz Gottes und zum Wort Gottes stehen. Böse Gedanken sind das eigenwillige Gesetz des Menschen, das sich der Mensch selbst auferlegt – gegen Gott und im Gegensatz zum Gesetz Gottes. Dabei mißachtet er das Gesetz Gottes und stellt sich selbst dazu in Gegensatz. Wenn der Mensch bereit ist, das Gesetz Gottes zu erfüllen, dann sind böse Gedanken so schwach wie Schatten, die schnell kommen und bald wieder vergehen. Dann hat der Mensch die Kontrolle über seine Gedanken, denn er spürt, daß es Gott ist, Der ihn kontrolliert. Dann ist sein Gesetz das Gesetz Gottes, und die bösen Gedanken der Menschen sind nichts.
Schon bringe Ich Unheil über dieses Volk, spricht der Herr. Welche Art Unheil? Die Frucht seiner bösen Gesinnung. Das heißt: Ich werde zulassen, daß nur das zutage tritt, was sie gesät und genährt haben, denn das Böse ist nicht Mein Same und auch nicht Meine Ernte. Das Unheil, das Ich über Mein Volk bringen will, ist die Frucht seiner bösen Gedanken. Ihren Gedanken gemäß könnten sie abschätzen, welche Art Unheil über sie hereinbrechen wird, wie der Sämann abschätzt, was er ernten wird.
O Sanftmütiger und Gnädiger Herr, rette uns vor unserem eigenen Bösen, das wir in uns genährt haben. Wir beten zu Dir, entferne die Frucht böser Saat aus uns, und hilf uns, den bösen Samen aus unseren Seelen zu tilgen. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.

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21.05.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).