29. Juni nach dem Kirchenkalender
Gedenken: die hll. ruhmreichen Apostelfürsten Petrus und Paulus; sowie hl. Maria, Mutter des Johannes-Markus, des Neffen d. hl. Apostels Barnabas (1. Jh.); (hl. Petr, Fürst d. Goldenen Horde, Wundertäter v. Rostov († 1290), s. 30. Juni); Erhebung der Gebeine d. hl. Mönchs Nikander v. Pleskau (Pskov) (1581); hl. Neumärt. S’chimabischof Petr (Fedosichen) v. Rußland († 1939). [Entschlafen v. Erzbischof Andrej von Neu Divejevo (1978)]; hl. Paisios vom Athos († 1994).
1. Der hl. Apostel Petrus war der Sohn des Jona und Bruder des Andreas, des Erstberufenen. Er war aus dem Stamm Symeon aus der Stadt Bethsaida. Er war Fischer und wurde zuerst Simon genannt; doch dem Herrn gefiel es, ihn Kephas oder Petrus zu nennen; denn Petrus sagte: Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes (Mt 16,16). Seine Liebe zum Herrn war groß und sein Glaube an den Herrn stärkte sich allmählich. Als der Herr vor Gericht gebracht wurde, verleugnete ihn Petrus dreimal, doch nach nur einem Blick in das Antlitz des Herrn, wurde Petrus’ Seele von Scham und Reue erfüllt. Nach der Herabkunft des Heiligen Geistes erschien Petrus als furchtloser und kraftvoller Verkünder des Evangeliums. Nach einer seiner Predigten in Jerusalem, wurden dreitausend Seelen zum Glauben bekehrt. Er verkündete das Evangelium in ganz Palästina und Kleinasien, in Illyrien und Italien. Petrus vollbrachte viele machtvolle Wunder; er heilte Kranke, erweckte Tote auf; sogar durch seinen Schatten wurden Kranke geheilt. Er führte einen großen Kampf mit Simon dem Zauberer, der sich als Gott ausgab, doch in Wahrheit ein Diener des Satans war. Schließlich beschämte und besiegte ihn Petrus. Auf Anordnung des bösartigen Kaisers Nero, Simons Freund, wurde Petrus zum Tode verurteilt. Nachdem Petrus Linus zum Bischof eingesetzt, seine Herde unterwiesen und getröstet hatte, ging er voller Freude in den Tod. Als er das Kreuz vor sich sah, bat er die Henker, ihn mit dem Kopf nach unten zu kreuzigen, denn er hielt sich für unwürdig, auf dieselbe Weise wie der Herr zu sterben. So entschlief der große Knecht des Großen Herrn und empfing den Kranz der ewigen Herrlichkeit.
2. Der hl. Apostel Paulus wurde in Tarsus geboren, aus dem Stamm Benjamin. Zuerst wurde er Saulus genannt; er studierte bei Gamaliel, war ein Pharisäer und Christenverfolger. Auf wunder-same Weise wurde er vom Herrn Selbst, Der ihm auf dem Weg nach Damaskus erschien, zum christlichen Glauben bekehrt. Er wurde vom Apostel Ananias getauft, wurde nun Paulus genannt und eingereiht in den Dienst der großen Apostel. Mit feurigem Eifer verkündete Paulus überall das Evangelium, von den Grenzen Arabiens bis Spanien, unter den Juden und unter den Heiden. Er empfing den Namen „Apostel der Heiden“. So schrecklich seine Leiden waren, so groß war auch seine übernatürliche Geduld. In den ganzen Jahren seiner Verkündigung hing Paulus jeden Tag aufs neue wie an einem dünnen Faden zwischen Leben und Tod. Da er alle Tage und Nächte mit Arbeit und Leiden für Christus erfüllte, da er die Kirche an vielen Orten organisierte und solch ein Maß an Vollkommenheit erreichte, konnte er sagen: Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir (Gal 2,20). Paulus wurde in Rom unter Kaiser Nero enthauptet, gleichzeitig mit dem Martyrium des Apostels Petrus.
Die heiligen Petrus und Paulus
Ungebildet und gebildet, doch gleich im Geist
Und in der Liebe zu Gott stark wie Engel,
Petrus ein einfacher Mann, Paulus gebildet:
Beide erleuchtet durch die Gnade des Geistes,
Zwei flammende Kerzen, unauslöschliche Leuchten,
Hochragend und schön, zwei leuchtende Sterne
Überquerten die Erde und verbreiteten Licht.
Nichts nahmen sie und gaben den Menschen alles,
Völlig arm bereicherten sie die Welt,
Gefangene und Diener – die ganze Welt eroberten sie.
Mit der Lehre Christi bereicherten sie die Welt,
Mit einer neuen Waffe eroberten sie die ganze Welt:
Durch Demut und Frieden und gesegnete Sanftmut,
Gebet und Fasten und machtvolles Erbarmen.
Als sie jener stürmische Tag erreichte, mähte der blutdürstige Nero
In jener düsteren Nacht ihr Leben nieder.
Doch als der Herrscher der Welt den Befehl gab,
Der Petrus und Paulus zum Leiden verurteilte,
Gehörte ihnen bereits die Welt und Nero nicht mehr.
Durch den Tod gewannen die Apostel das Himmelreich.
Simon Petrus und Simon der Zauberer. Die Feinde des Christentums berufen sich gern auf Beispiele großer Wundertäter unter den Heiden, um die im Glauben Schwachen zu täuschen, den christlichen Glauben anzuschwärzen und Heidentum, Zauberei, Orakel, Satanismus und jede Art von Scharlatanerie zu preisen. Es besteht kein Zweifel daran, daß Satan versucht, durch seine Knechte Wunder zu wirken; doch diese Wunder werden nicht aus Liebe zur Menschheit, Mitgefühl, Barmherzigkeit oder Glauben an Gott vollbracht, sondern aus Stolz, Selbstsucht, Eitelkeit und Haß gegenüber der Menschheit. Die Christen sollten aus den Berichten über die Apostel lernen, zwischen göttlichen Wundern und satanischen Täuschungen und Phantasien zu unterscheiden. Mögen sie sich erinnern an den Apostel Petrus und Simon den Zauberer. Mögen sie die Wunder des Apostels mit scheinbaren Wundern des Zauberers vergleichen. Petrus verwandelte die versteinerten Herzen der Menschen in edle und gottergebene Herzen, er heilte die Kranken, ließ Tote auferstehen – und all dies durch Gebet und Glauben an den lebendigen Gott. Simon der Zauberer andererseits versetzte die Menschen mit seinen Täuschungen in Erstaunen. Der Apostel Petrus war ein Freund Gottes. Simon der Zauberer war ein Freund und Günstling des lasterhaften Nero, der sein Leben durch Selbstmord beendete. Die Wunder der heidnischen Fakire fallen in dieselbe Kategorie wie die Täuschungen und Betrügereien des Zauberers Simon. Genauso wie Sand im Dunst der Wüstenhitze Wasser ähnelt, so ähneln die ‘Wunder’ der Fakire den lebenspendenden Wundern des Christentums.
Laßt uns nachdenken über die wundersame Heilung des blinden Bartimäus (Mk 10,46):
1. Wie Bartimäus zum Herrn betete: „Erbarme Dich meiner!“
2. Wie das Wort Gottes auch meiner erblindeten Seele die Sehkraft schenken kann, wenn ich ebenso beharrlich bete.
Über die Furcht Gottes
Führt euer Leben, solange ihr hier in der Fremde weilt, in Gottesfurcht.
(1 Petr 1,17)
Diese Worte des Apostels Petrus haben eine zweifache Grundlage: himmlische Eingebung und persönliche Erfahrung. Durch himmlische Eingebung wurde aus dem einfachen Fischer ein Lehrer des Volkes, eine Säule des Glaubens und ein mächtiger Wundertäter. Durch persönliche Erfahrung erkannte Petrus, daß all seine Stärke und Weisheit von Gott stammten und daher wußte er um die Notwendigkeit, die Furcht Gottes in sich zu tragen. Keine andere Furcht außer der Furcht Gottes.
Ein Verrückter gerät in Angst, wenn nur ein Blitz zuckt und Donner rollt; doch ein Weiser steht in der Furcht Gottes jeden Tag und jede Stunde. Der Schöpfer des Donners und der Blitze ist furcht-erregender als diese, und Er erscheint nicht von Zeit zu Zeit vor dir als Blitz und Donner, sondern ist unablässig bei dir und trennt sich niemals von dir. Daher ist es nicht genug, die Furcht Gottes nur von Zeit zu Zeit zu empfinden, sondern wir müssen sie mit jedem Atemzug atmen. Die Furcht Gottes ist der frische Sauerstoff in der erstickenden Luft unserer Seelen. Dieser Sauerstoff bringt Reinigung und Leichtigkeit, einen süßen Duft und Gesundheit. Solange Petrus noch nicht in der Furcht Gottes gefestigt war, war er nur Petrus und noch kein Apostel – noch kein Held, Lehrer des Volkes und Wundertäter.
O meine Brüder, laßt uns nicht feiern vor der Zeit der Ernte. Dieses unser Leben ist nicht die Ernte, sondern die Zeit der Aussaat in Mühe, Schweiß und Furcht. Der Landmann lebt mit Zittern, solange er das Getreide von seinen Feldern noch nicht eingefahren hat. Laßt auch uns unser Feiern auf den Tag der Ernte verschieben, denn jetzt ist die Zeit der Mühe und Furcht. Werde ich die Rettung erlangen? Diese Frage sollte jeden von uns quälen, so wie die Frage: „Werde ich die Frucht meiner Mühen vom Feld ernten?“ den Landmann quält. Der Landmann arbeitet und wartet jeden Tag mit Zittern. Laßt auch uns arbeiten und die ganze Zeit unseres Aufenthaltes auf dieser Erde in Furcht warten.
O Herr, Der Du furchterregend und mächtig bist, bewahre uns in Deiner Furcht. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.