25.11.2024

12.11.2024

Gedenken

12. November nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hl. Johannes der Barmherzige, Patriarch von Alexandria († 620); hl. Prophet Achia; hl. Nilos vom Sinai († ca. 450); hl. Nilos der Myronspender (17. Jh.); sowie hl. Emilian von Vergegio, Iberien; hl. Leontios, Patriarch von Konstantinopel († ca. 1143); sel. Ioann „der Langhaarige“, Narr in Christo v. Rostov († 1580); hll. Neumärtt. Sabbas Nigdelinos von Konstantinopel († 1742) und Nikolas von Konstantinopel († 1742); Synaxis der hll. Neumärtt. von Optina: Varnava, Sosifej, Panteleimon, Vinkentij und Isaak II. (Bobrikov); hl. Machar, Bischof von Aberdeen, Schottland (6. Jh.); hl. Sinnell von Cleenish (6. Jh.); hl. Cadwaladr, König der Waliser († 664).

1. Der hl. Johannes der Barmherzige, Patriarch von Alexandria, wurde auf der Insel Zypern geboren. Sein Vater war Fürst Epiphanios. Johannes wurde von Kindheit an als wahrer Christ erzogen. Auf Drängen seiner Eltern heiratete er und hatte Kinder. Doch nach Gottes Vorsehung gingen seine Frau und seine Kinder aus dieser Welt in die andere. Bekannt für sein Mitgefühl und seine Frömmigkeit, wurde Johannes zum Patriarchen von Alexandria zur Zeit des Kaisers Hadrian gewählt. Er leitete die Kirche von Alexandria zehn Jahre lang als wahrer Hirte und schützte sie vor Heiden und Häretikern. Er war ein Vorbild an Sanftmut, Barmherzigkeit und Liebe gegenüber seinen Mitmenschen. Er sagte: „Wenn du Adel wünschst, suche ihn nicht im Blut, sondern in den Tugenden, denn dies ist wahrer Adel.“ Alle Heiligen zeichneten sich durch Barmherzigkeit aus, doch der hl. Johannes gab sich völlig dieser wundervollen Tugend hin. Als er einmal die Göttliche Liturgie zelebrierte, erinnerte sich der Patriach der Worte Christi: Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, daß dein Bruder etwas gegen dich hat, so laß deine Gabe dort vor dem Altar liegen und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe (Mt 5,23-24). Er erinnerte sich daran, daß in dieser Kirche einer seiner Kleriker eine Klage gegen ihn hatte. Schnell verließ er die Heiligen Gaben, ging zu dem Priester, fiel vor seinen Füßen nieder und bat um Vergebung. Erst als er vollkommenen Frieden mit diesem Mann geschlossen hatte, kehrte er zum Opferaltar zurück. Ein andermal war er auf dem Weg zur Kirche der hll. Kyros und Johannes und stieß auf eine arme und unglückliche Witwe, die ausführlich über ihr Unglück sprach. Die Begleiter des Patriarchen ermüdeten durch die lange Klage der Frau und drängten den Bischof, sich nun schnell zur Kirche zu begeben zum Gottesdienst, indem sie andeuteten, er könne doch die Geschich-te der Frau später hören. Johannes sagte zu ihnen: „Und wie wird Gott auf mich hören, wenn ich nicht auf sie höre?“ Er setzte seinen Weg erst fort, als die Frau mit ihrer Klage ans Ende gelangt war.
Als die Perser Ägypten angriffen, bestieg Patriarch Johannes ein Schiff, um der Gefahr zu entkommen. Auf dem Weg erkrankte er, und als sie Zypern erreicht hatten, entschlief er in seinem Geburtsort im Jahr 620. Nachdem er ins ewige Reich des Herrn hinübergegangen war, wurden seine wundertätigen Reliquien zuerst nach Konstantinopel überführt, dann nach Budapest und schließlich nach Presburg.

2. Der hl. Prophet Achia von Siloa prophezeite ungefähr tausend Jahre vor Christus. Er sagte Jero-beam, Salomos Diener, voraus, er würde über zehn der Stämme Israels herrschen.

3. Der gottgeweihte Nilos vom Sinai war zuerst Präfekt in der Hauptstadt Konstantinopel. Als verheirateter Mann hatte er einen Sohn und eine Tochter. In Anbetracht des sündigen Lebens in der Hauptstadt kam er mit seiner Frau überein, sich aus der Welt zurückzuziehen. So verfuhren sie. Seine Frau und seine Tochter gingen in ein Frauenkloster in Ägypten. Nilos und sein Sohn Theo-dulos gingen auf den Berg Sinai. Nilos führte sechzig Jahre lang ein asketisches Leben auf dem Berg Sinai. Er schrieb wundervolle Bücher über das geistliche Leben. Er entschlief in Frieden im Jahr 450, achtzig Jahre alt, und bezog seine Wohnstätte im seligen himmlischen Leben. Diese heiligen Worte stammen von ihm: „Körperliche Leidenschaften haben ihren Ursprung in körperlichen Begierden, und ihnen begegnet man durch Enthaltsamkeit; doch seelische Leidenschaften stammen aus seelischen Begierden, und ihnen begegnet man durch Gebet.“

4. Der gottgeweihte Nilos der Myronspender wurde in Morea geboren. Als Priestermönch begab er sich auf den Heiligen Berg und führte dort das asketische Leben als Einsiedler an einem verlassenen Ort namens „die Heiligen Felsen“. Als er entschlief, entströmte Myron seinem Leib in solcher Fülle, daß es von der Bergkuppe bis zum Meer floß. Dieses wundertätige Öl zog Kranke von überallher an. Ein Schüler des hl. Nilos war über die vielen Besucher so außer sich, daß er dies im Gebet dem hl. Nilos klagte – und sofort versiegte der Myronstrom. Der hl. Nilos lebte das asketische Leben im voll-sten Sinn wie die Heiligen der Frühzeit. Er entschlief im siebzehnten Jahrhundert.

Lobeshymne

Der gottgeweihte Nilos vom Sinai

Der heilige Nilos sprach zu den Mönchen:
„Wiederholt den Namen Jesu in eurem Herzen!
Stärkt euer Herz in Unschuld,
Und euren Leib in Reinheit und Enthaltsamkeit.
Wenn ihr gekränkt werdet, erduldet die Kränkung,
Und so wird sie jener spüren, der sie verursacht.
Weint für den Sünder, auch wenn er Erfolg hat:
Er ist auf einer ewigen Reise, um der Gerechtigkeit zu begegnen,
Wenn ihr Mißgeschicke erduldet, werden sie euch dienen –
Mißgeschicke sind Dornen, aus denen Rosen wachsen.
Wenn ihr zu Gott betet, betet nicht um angenehme Dinge,
Sondern um das, was eurer Seele Gewinn bringt!
Fürchtet den Tod nicht, sondern erwartet den Tod des Leibes;
Empfindet Scham vor den Engeln, bevor ihr euch vor den Menschen schämt.
Vermeidet Versuchung und sucht sie nicht,
Doch wenn sie von sich aus kommt, erweist euch als Held.
Wer häufig an der Kommunion des gnadenvollen Christus teilnimmt,
Ist ein Tempel, in dem Christus wohnt.
Sprecht wenig und selten mit Menschen,
Doch sprecht mehr und mehr mit Gott.“
So lehrte Nilos vom Sinai die Mönche,
Und seine Taten legten Zeugnis ab von seinen Worten.

Betrachtung

In der Vergangenheit wurde vielen heiligen Männern und Frauen der Zeitpunkt ihres Todes und Heimgangs aus diesem Leben offenbart. Dies ist eine Gabe vom Himmel. Doch da wir diese Gabe nicht erwarten können, müssen wir Unwürdigen täglich bereuen, um uns auf unseren Heimgang vorzubereiten. Man kann vor Menschen fliehen, doch nicht vor Gott. Als der hl. Johannes der Barmherzige vor den Persern in Ägypten floh, erschien ihm im Schiff ein Mann, von Licht umflos-sen, mit einem goldenen Zepter in der Hand und sagte zu ihm: „Der König der Könige ruft dich zu Sich.“ Johannes verstand diese Worte und begann, sich auf den Tod vorzubereiten, der bald darauf eintrat.
Der hl. König Stefan von Dečani erhielt in Visionen häufig Besuch von seinem geliebten hl. Nikolaus, der dann auch vor seinem Tod erschien und zu ihm sagte: „Stefan, bereite dich auf deinen Heimgang vor; du wirst bald vor Gott treten.“
In ihrem Mitgefühl waren sich diese beiden Heiligen sehr ähnlich. Aus den unermeßlichen Gütern, über die Johannes als Patriarch der Kirche von Alexandria verfügte, besaß er zur Zeit seines Todes nur ein paar kleine Münzen, und er hinterließ die Anweisung, diese an die Armen zu verteilen. Als Stefan im Pantokrator-Kloster in Konstantinopel war, schickte ihm ein großzügiger serbischer Adliger eine beträchtliche Geldsumme. „Ich bin dem guten Edelmann für seine Liebe dankbar“, antwortete Stefan denen, die das Geld brachten, „aber es hätte mir eine größere Freude bereitet, wenn das mir zugedachte Geld den Armen gegeben worden wäre.“

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über den Mut des Apostels Paulus (Apg 28):
1. Wie er zwei Jahre lang in Rom unter Hausarrest stand;
2. Wie er das Evangelium freimütig den Heiden verkündete und keinen Menschen fürchtete;
3. Wie ihn weder Fesseln, noch der Kerker und nicht einmal der Tod von der Verkündigung des Evangeliums abbringen konnten.

Homilie

Wie Fremde zu Hausgenossen werden

Ihr seid jetzt also nicht mehr Fremde ohne Bürgerrecht, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes.
(Eph 2,19)

Vor der Ankunft Christi des Herrn schien es, daß nur die Hebräer Gott nahestanden und die Heiden fern waren. In Wirklichkeit waren sich sowohl die Heiden als auch die Hebräer in ihrer Entfremdung von Gott und der wahren Verehrung für Ihn ähnlich weit entfernt. Dann kam Er, Christus der Erlöser, und verkündete den Frieden: euch, den Fernen, und denen, die nah waren, und brachte sie dadurch beide – die Hebräer und die Heiden – in dem einen Geist zum Vater. In der neuen Schöpfung, dem neuen Menschen, der Kirche Gottes, besteht ein bestimmter Geist; und jeder Mensch, der in die Kirche Gottes eintritt, empfängt diesen Geist, so daß – ganz gleich, wie groß die Zahl der Glieder der Kirche noch anwachsen mag – immer der eine Geist Gottes bleibt; und ganz gleich, wie viele Völker und Stämme und Rassen in die Kirche Gottes kommen, ändert sich der Geist nicht, sondern bleibt auf ewig ein und derselbe Geist. Deshalb sind die Heiden keine Fremdlinge ohne Bürgerrecht in der Kirche, sondern, wie die anderen Glieder der Kirche, Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes, denn die Kirche ist auf Heiligkeit gegründet, und ihr Grundstein ist der Heilige der Heiligen, und daher müssen, dem Plan entsprechend, alle Mitglieder der Kirche heilig sein. Der Name „Heilige“ wurde auch denen gegeben, die vor Christus lebten, Ihn aber erwarteten und sich Ihm weihten, wie jenen, die nach Christus lebten und Christus den Herrn, den Sohn Gottes, als Erlöser, Retter, Spender der Auferstehung und Richter anerkannten. Sünde bewirkt Entfremdung von Gott. Doch durch Christus den Herrn verschwinden Spaltung und Entfremdung, und alle Gläubigen – ob sie zuvor Hebräer oder Heiden waren – gehören nun zur Hausgemeinschaft Gottes, alle von und durch den Herrn Jesus Christus.
O, meine Brüder, der Herr Jesus Christus hat uns etwas Größeres und Wertvolleres als dieses Leben gegeben – Er hat uns die Freundschaft mit Gott gegeben. Und dies ist etwas unendlich Wertvolleres als ein Leben in der Entfremdung von Gott.
O Herr Jesus Christus, Du Friedensstifter, bewahre uns bis zum Ende im Frieden mit Gott. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.   

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25.11.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).