11.11.2024

29.10.2024

Gedenken

29. Oktober nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hl. Märtyrerin Anastasia die Römerin († 256); hl. Abramios der Einsiedler († 360) und seine Nichte Maria; hl. Märtyrer Timotheos von Esphigmenou († 1820); sowie hll. Märtt. Claudius, Asterius, Neon und Theonilla von Ägäa in Kilikien; hl. Ermelindis, Einsiedlerin, Niederlande (5. Jh.); hl. Anna von Konstantinopel († 825); hl. Rostislav, Prinz von Moravien, Tschechoslowakei († 870); hl. Serapion von Zarzma, Georgien († 900); hl. Avramij, Archimandrit von Rostov (Valaam) († 1073); hl. Avramij, Klausner vom Kiever Höhlenkloster (12. – 13. Jh.); hl. Neumärt. Athanasios von Sparta in Muatanach († 1653).

1. Die hl. Märtyrerin Anastasia wurde in Rom geboren. Ihre Eltern gehörten zum Adel, und sie starben, als Anastasia drei Jahre alt war. Als Waise wurde sie in ein Frauenkloster in der Nähe von Rom gebracht, dessen Äbtissin Sophia eine Nonne von höchster Vollkommenheit war. Nach siebzehn Jahren war Anastasia unter den Christen als große Asketin bekannt und unter den Heiden für ihre seltene Schönheit. Probus, ein heidnischer Gouverneur, hörte von Anastasia und schickte seine Soldaten, um sie zu sich bringen zu lassen. Zwei Stunden lang gab die gute Äbtissin Sophia Anastasia Ratschläge, wie sie den Glauben bewahren, Schmeicheleien widerstehen und die Foltern ertragen könne. Anastasia sagte zu ihr: „Mein Herz ist bereit, für Christus zu leiden, meine Seele ist bereit, für meinen gütigen Jesus zu leiden.“ Vor dem Gouverneur bekannte Anastasia offen ihren Glauben an Christus den Herrn, und als der Gouverneur versuchte, sie vom Glauben abzubringen – zuerst durch Versprechungen und dann durch Drohungen –, sagte die Märtyrerin zu ihm: „Ich bin bereit, für meinen Herrn nicht nur einmal, sondern, o wenn es nur möglich wäre, hundertmal zu sterben!“ Als sie entkleidet wurde, um sie zu demütigen, rief sie den Dienern zu: „Peitscht mich, schneidet mich auf und zerreißt mich, bedeckt meinen nackten Leib mit Wunden und bedeckt meine Scham mit Blut!“ Sie wurde geschlagen, aufgeschlitzt und zerschnitten. Zweimal empfand sie großen Durst und bat um Wasser, und ein Christ namens Kyrillos gab ihr zu trinken. Dafür empfing er den Segen des Martyriums Christi und wurde von den Heiden enthauptet. Anastasias Brüste und ihre Zunge wurden abgeschnitten, doch ein Engel Gottes erschien und heilte sie. Schließlich wurde sie außerhalb der Stadt enthauptet. Die selige Sophia fand ihren Leib und bestattete ihn ehrenvoll. Anastasia wurde mit der Krone des Martyriums während der Herrschaft des Decius gekrönt.

2. Der gottgeweihte Abramios der Einsiedler und seine Nichte Maria. Von seinen Eltern gezwun-gen, heiratete er, doch am Tag seiner Hochzeit verließ er seine Braut, sein Elternhaus und seinen ganzen Besitz und zog sich in die Wildnis zurück, um ein Leben strenger Askese zu leben. So mühte er sich fünfzig Jahre lang und verließ sein Kellion während dieser Zeit nur zweimal. Das erste Mal, verließ er auf Anordnung seines Bischofs, um ein heidnisches Dorf zum christlichen Glauben zu bekehren. Das zweite Mal, um seine in Ausschweifung gefallene Nichte Maria zu retten. Er entschlief in Frieden im Jahr 360 im Alter von siebzig Jahren (siehe nachfolgende „Betrachtung“).

3. Der gottgeweihte Märtyrer Timotheos von Esphigmenou stammte aus dem Dorf Kessana in Thrakien. Er war verheiratet und hatte zwei Töchter. Seine Frau wurde von den Türken geraubt und trat zum Isalm über. Um seine Frau vor dem Harem zu retten, gab er vor, Moslem werden zu wollen. Nachdem er seine Frau gerettet hatte, brachte er sie in ein Kloster, während er in die Große Lavra auf dem Berg Athos ging und dann in das Kloster Esphigmenou. Er wünschte das Martyrium für Christus wie Agathangelos von Esphigmenou und wurde am 29. Oktober 1820 enthauptet. Sein Leib wurde in einen Fluß geworfen, doch seine Kleidung wurde zurückgeholt von Altvater Germa-nos, dem geistlichen Vater von Esphigmenou.

Lobeshymne

Der heilige Abramios der Klausner

Der heilige Abramios verließ seine Braut
Und weihte sein Leben strikter Askese.
Durch sein asketisches Werk rettete er sich
Und führte andere weise zur Erlösung.
Dämonische Kraft griff den Heiligen an,
Doch im Namen Christi zerschmetterte er sie.
Der Dämon nahm verschiedene schreckliche Masken an,
Um den Mann Gottes zu ängstigen und zu behindern.
Doch dieser Gottesmann erlaubte sich keine Furcht,
Keine Trennung seines Geistes von Gott,
Sondern wie eine Fackel leuchtete er der Welt,
Verherrlichte den Einen Gott, die Allheilige Dreiheit.
Gefangen, allein, von der Welt nicht gewollt,
Wurde Abramios um Christi willen ein Gefangener
Fünfzig Jahre lang – fünfzig Jahre!
Tränen, Fasten und Kämpfe – alles für den Sohn Gottes:
Fünfzig Jahre lang – fünfzig Jahre!
Auf Christus gegründet, dem festen Fundament.
Ehre sei Abramios, dem Soldaten Christi,
Da er auf der sterblichen Erde uns Unsterblichkeit gezeigt hat! 

Betrachtung

Wer aber bis zum Ende beharrt, der wird gerettet werden, sprach der Herr (Mt 10,22). Der Glaube ist das einzige Licht, das die Beharrlichkeit erleuchten kann, denn Beharrlichkeit als Selbstzweck wird zur unerträglichen Finsternis. Der Glaube ist der leuchtende Stern in dieser Finsternis; der Glaube mildert die Schärfe des Leidens und trägt auf seinen Schwingen das ganze Gewicht der Beharr-lichkeit. Der hl. Abramios bietet uns ein wunderbares Beispiel der Ausdauer in der Beharrlichkeit. Der Teufel inszenierte für ihn verschiedene Arten von Versuchungen und Schrecken, so daß er nahe daran war, den Ort, an dem er sich niedergelassen hatte, zu verlassen und anderswohin zu ziehen. Doch Abramios ging nicht fort, um nicht den bösen Dämonen ähnlich zu werden; er blieb an seinem Ort und überwand den Teufel. Der Bischof dieser Gegend schickte Abramios in ein heidnisches Dorf, damit er versuche, die Bewohner zum christlichen Glauben zu bringen. Nach langem Widerstreben machte sich Abramios auf den Weg, wobei er sprach: „Möge Gottes Wille geschehen; ich gehe dorthin im Gehorsam.“ Er baute zuerst eine Kirche im Dorf, und dann stürzte er die Götzen vor den Augen der Dorfbewohner um. Sie verprügelten ihn und schlugen ihn grün und blau und warfen ihn halbtot aus ihrem Dorf; doch er betete unter Tränen zu Gott für sie, daß Gott die Augen ihrer Herzen öffnen möge, damit sie die Wahrheit Christi erkennen. So schlugen und verspotteten ihn die Heiden drei Jahre lang, ohne darin nachzulassen. Er aber betete ständig für sie zu Gott und zürnte nicht gegen sie; er war „beharrlich in seinem Glauben wie ein fester Fels“. Erst nach vollen drei Jahren erhielten seine Mühen und Tränen, sein Flehen und sein Glaube ihren Lohn; denn plötzlich wurden die Dorfbewohner erweckt, und alle gingen gemeinsam zu Abramios. Vor ihm niederfallend, baten sie ihn, sie im christlichen Glauben zu unterrichten. 

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über die schreckliche Strafe, mit der Paulus den Zauberer bestrafte (Apg 13):
1. Wie ein hebräischer Magier den Prokonsul Sergius in seinem dunklen Bann hielt;
2. Wie Paulus durch seine Worte den Zauberer erblinden ließ;
3. Wie der Prokonsul dieses Wunder sah, zum Glauben an Christus kam und getauft wurde.

Homilie

Über die Herrlichkeit des Namens Gottes

Gesegnet sei der Name Seiner Herrlichkeit in Ewigkeit und für alle Zeit,
und voll von Seiner Herrlichkeit sei alle Welt!
So sei es, so sei es.
(Ps 71,29)

Aus dem von Gnade erfüllten Herzen des Propheten strömen Worte voller Gnade. Der Prophet spricht über den König und den Sohn des Königs, über den außergewöhnlichsten König, Der jemals auf Erden erschienen ist. Gesegnet sein wird Sein Name in Ewigkeit, sagte der Prophet zuvor; dann, als hätte er nicht genug gesagt, beginnt er von neuem und fügt hinzu: Der Name Seiner Herrlichkeit. Die Kirche Christi ist die Herrlichkeit Christi. Gesegnet ist Seine Heilige Kirche, die Frucht Seiner Mühen, die Krone Seiner Erniedrigung, das Werk Seiner Hände, die Blume Seines Bluts! Gesegnet ist der Name Seiner Kirche selbst – heilig und rettend. Und mit Seiner Kirche, das bedeutet, mit Seinem Werk und Seiner Herrlichkeit, wird die ganze Welt erfüllt werden. Mit den Worten in Ewigkeit und für alle Zeit sagte der Prophet das unsterbliche Werk Christi voraus – Seine Kirche. Sie wird in der Zeit erbaut und offenbart werden in Ewigkeit. Sie wird bis zum Ende der Zeit errichtet und in der Ewigkeit in ihrer Vollständigkeit offenbar werden.
O meine Brüder, laßt uns danach streben, daß unsere Seelen in die Kirche Christi eingefügt werden, in diesen lebendigen und unsterblichen Leib, dessen Leben kein Ende hat und dessen Schönheit unbeschreiblich ist. Laßt uns darum bemüht sein, daß wir nicht als ungeeignet und nutzlos verworfen und in den Abgrund der ewigen Finsternis geworfen werden.
O Herr Jesus Christus, Du König und Sohn des Königs, schreibe auch uns im Buch der Unsterb-lichkeit ein und gedenke unser in Deinem himmlischen Reich. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.

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11.11.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).