04.11.2024

22.10.2024

Gedenken

22. Oktober nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hl. Apostelgleicher Aberkios (Ende des 2. Jh.); hl. Lot von Ägypten (5. Jh.); Gedenken der wundersamen Rettung Moskaus durch die Allerheiligsten Mutter Gottes (Ikone der Allheiligen Gottesmutter von Kazan’, 1612); sowie hll. sieben Jünglinge von Ephesos (Siebenschläfer, s. 4. August); hll. Märtt. Bischof Alexander, Heraklios, Anna, Elisabeth, Theodota und Glykeria in Adrianopolis (2. – 3. Jh.); hll. Feodor und Pavel, Äbte von Rostov († 1409); hl. Märt. Zacharias; hl. Rufus v. „Paradies“; hl. Ingobert v. Saargebiet (6. Jh.).

1. Der hl. Apostelgleiche Aberkios. Während der Herrschaft des Kaisers Antoninus und seines Sohnes Markus Aurelius war der hl. Aberkios Bischof in der Stadt Hierapolis in Phrygien. In dieser Stadt bildeten die Heiden die große Mehrheit, und der hl. Aberkios leitete seine kleine Herde, wobei er Kummer im Herzen trug wegen der großen Zahl der Heiden und Götzenanbeter und eifrig zu Gott betete, daß Er ihnen das Licht der Wahrheit bringen möge. Während eines ausgelassenen Götzenfestes wurde Aberkios von göttlichem Eifer entflammt, trat in den heidnischen Tempel und zerschlug alle Götzen. Als ihn die wutentbrannten Heiden zu töten versuchten, fielen drei junge Besessene, aus dem Mund schäumend und heulend, vor diesem Mann Gottes nieder, und er trieb ihnen die Dämonen aus. Die jungen Männer wurden gesund und ruhig. Dies verwandelte den Zorn der Heiden in Erstaunen über diesen Wundertäter Christi, und fünfhundert von ihnen wünschten sogleich, getauft zu werden. Nach und nach kamen alle in Hierapolis zum Glauben an Christus und wurden getauft. Publius, der Prokonsul der Provinz, hatte eine blinde Mutter. Aberkios gab ihr durch sein Gebet das Augenlicht wieder, und Publius, seine Mutter und viele andere glaubten an Christus. Im hohen Alter wurde Aberkios nach Rom gerufen, wo er die Tochter des Kaisers von Besessenheit heilte. Der Herr Jesus Christus erschien seinem treuen Knecht mehrere Male. Von nah und fern kamen Menschen zu ihm, die unter unheilbaren Krankheiten litten, um wundersame Hilfe zu erlangen. Die Dämonen fürchteten ihn nicht nur, sondern dienten ihm auf seinen Befehl hin. Durch den Herrn Selbst geleitet, predigte Aberkios das Evangelium in ganz Syrien und Mesopotamien. Im hohen Alter, am Ende des zweiten Jahrhunderts, übergab der hl. Aberkios in Hierapolis seine Seele seinem geliebten Herrn.

2. Der gottgeweihte Lot war ein großer ägyptischer Asket und Zeitgenosse des hl. Arsenios des Großen und des hl. Agathon. Er gab sich der Askese hin in seinem Kloster an einem See unweit der Stadt Arsinoe und führte viele Brüder auf den Pfad der Rettung. Sein enger Freund und Ratgeber war Abba Joseph. Lot sagte einmal zu Joseph: „Abba, ich faste so viel, wie ich kann, halte am Gebet fest, bewahre die Stille und die Betrachtung, und durch Enthaltsamkeit behüte ich mich vor unreinen Gedanken. Was kann ich daher noch mehr tun?“ Der Altvater stand auf, erhob seine Hände zum Himmel, und seine Finger leuchteten wie zehn Feuerflammen. Dann antwortete er: „Wenn du willst, kannst du wie ein verzehrendes Feuer werden.“ Der hl. Lot entschlief in Frieden nach einem gottgefälligen Leben und nachdem er viele auf den Pfad der Rettung geführt hatte am Ende des fünften Jahrhunderts.

3. Gedenken der wundersamen Rettung Moskaus vor den Litauern [Polen] durch die Allheilige Gottesgebärerin. Während der Regierungszeit des Fürsten Vasilij Ivanovič nahmen die Litauer [nach anderen Quellen: Polen]  Moskau ein, und die Russen waren in großer Verzweiflung. Da erschien der hl. Sergij von Radonež dem gefangenen Bischof Arsenij und versprach ihm, daß Moskau am folgenden Tag von den Litauern [Polen] durch die Kraft und das Gebet der Allerreinsten gerettet würde. Tatsächlich flohen die Litauer [Polen] aus der Stadt, und die russische Armee konnte nach Moskau zurückkehren. Die ganze Bevölkerung verherrlichte Gott und die Allheilige Gottesgebärerin unter Freudentränen. 

Lobeshymne

Der heilige Apostelgleiche Aberkios

Der heilige Aberkios, ein Vorbild an Sanftmut,
Ist ein überaus prachtvolles Beispiel christlichen Eifers.
Voll Eifer zerstörte er die dumpfen Götzen
Und setzte sich freudig dem Tod aus.
Doch Gott schützte den Knecht, der nach Ihm strebte
Und beschirmte ihn mit Seiner Rechten vor dem Übel.
Gegen den Heiligen erhoben sich Dämonen und Menschen,
Doch voll Scham verstummten sie vor der Macht des Kreuzes.
Was der Heilige wünschte, gewährte der Herr,
Und obgleich er selbst viel zu leiden hatte, machte er viele froh.
Der hl. Aberkios war eine feurige Säule,
Ein Licht und ein Erleuchter der Menschen.
Vielen Menschen verkündete er Christus –
Von machtvollen Kaisern bis hin zu den Armen –
Und bezeugte Christus durch viele Wunder.
Er ergoß Wunder wie lebendiges Wasser;
Durch das lebenschaffende Wort stillte er die Durstigen
Und mit Christi Lehre speiste er die Hungrigen.
Der heilige Aberkios, ein Vorbild an Sanftmut,
Übergab sich Gott im ehrwürdigen Alter
Und wurde mit ewiger Jugend im Paradies gekrönt,
Umgeben von der Freude und der Herrlichkeit des Himmels.
O wundervoller Heiliger, strebe noch ein wenig mehr:
Beschütze die Herde, die noch auf Erden verblieb,
Erflehe durch dein Gebet Christi Erbarmen über uns,
Daß sich die Kirche deiner rühme bis zum Ende. 


Betrachtung

Bewundernswert ist die Strenge heiliger Menschen gegen sich selbst und ebenso ihr Mitgefühl mit anderen. Sich selbst vergaßen sie, für andere sorgten sie. Da der hl. Hilarion der Große nichts anderes besaß, verkaufte er sein Evangelium, das er selbst als junger Mann kopiert hatte, an den Eigner eines Schiffes, um damit seine Fahrt nach Sizilien zu bezahlen. Als er dort einen Fürsten von einem bösen Geist befreit hatte, wollte ihm dieser als Geschenk zehn Maß Gold geben. Der Heilige nahm das Gold nicht an, sondern zeigte dem Fürsten ein Stück Gerstenbrot und sagte: „Jene, die sich von dieser Art Brot ernähren, halten Gold für Unrat.“ Wenn man ihn darum bat, von Gott Regen zu erbitten oder sie vor Überschwemmung oder Giftschlangen zu retten, so entsprach er stets den Bitten und half durch seine Gebete. So handelte auch der hl. Aberkios. Da er sah, daß viele Menschen unter Schmerzen und Krankheiten litten, kniete er an einer Stelle nieder und bat darum, dort eine Quelle heilenden Wassers zu öffnen, damit dadurch all die Kranken geheilt würden und Gott verherr-lichten. Gott öffnete durch seine Kraft dort eine Quelle mit warmem Wasser. Als Aberkios die Toch-ter des Kaisers vom Wahnsinn befreite, bot ihm der Kaiser viel Gold und Silber und andere Gaben an, doch der hl. Aberkios sagte zu ihm: „Reichtum ist nicht notwendig für diejenigen, die Brot und Wasser als ein königliches Festmahl betrachten.“ Ohne daß Aberkios etwas für sich selbst gewünscht hätte, bat er den Kaiser um zwei Segnungen für seine Herde in Hierapolis: daß Bäder über dem heilenden Wasser gebaut werden sollten und jedes Jahr eine reichliche Menge an Getreide den Armen der Stadt gegeben werde. Der Kaiser stimmte zu und tat, wie es der Heilige erbeten hatte.

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über die wundersame Heilung des Äneas in Lydda (Apg 9):
1. Wie Äneas acht Jahre lang lahm und bettlägerig war;
2. Wie ihn der Apostel im Namen Jesu Christi heilte;
3. Wie Äneas geheilt war.

Homilie

Über die Schönheit Christi, höher als alle andere Schönheit

Lieblicher bist Du an Schönheit als die Menschenkinder.
(Ps 44,2)

Die Heilige Schrift legt keinen besonderen Wert auf körperliche Schönheit, da sie vergänglich ist. Somit bleibt es der Sorgfalt und Weisheit eines jeden Lesers der Heiligen Schrift überlassen, den Lobpreis körperlicher Schönheit auf die geistige Ebene und ihre Werte zu übertragen. Zweifellos verleiht die geistige Schönheit einem sehr wenig anziehenden Leib eine wundervolle Anziehung, während geistige Häßlichkeit auch den schönsten Leib abstoßend macht. Der Prophet David, aus dem gute Rede hervorströmt, sagt zu seinem König, dem Herrn Christus: Lieblicher bist Du an Schönheit als die Menschenkinder. Der Herr schuf Sein leibliches Gewand, wie Er es wünschte. Wenn Er gewollt hätte, Sich der Welt als der körperlich Schönste unter allen Menschenkindern zu offen-baren, so hätte Er dies tun können. Doch wir haben im Evangelium keinen Hinweis darauf, daß Er die Menschen durch Sein leibliches Aussehen beeindruckt hätte. Er Selbst sprach: Das Fleisch nützt nichts (Jh 6,63). Daher ist klar, daß David hier nicht von der körperlichen Schönheit Christi, des Königs, spricht, sondern von Seiner geistigen, göttlichen Schönheit. Dies sieht man auf jeden Fall klar anhand der folgenden Worte: Gnade ist ausgegossen auf Deine Lippen. Die unvergleichliche Schönheit des Sohnes Gottes zeigt sich daher nicht in den Zügen und durch die Form seiner Lippen, sondern im Strom der Gnade, die aus ihnen fließt. Der Prophet Jesaja sagte über Christus: Keine Gestalt besaß Er, noch Schönheit (Jes 53,2-3). Wie stimmen dann Jesaja und David überein? Vollkommen. David sprach von Christi innerer Schönheit, und Jesaja von Seinem äußeren, gedemütigten Zustand. Wir sahen Ihn nicht als König oder reichen Mann, will Jesaja sagen, sondern als Diener und Leidenden.
O Herr Jesus Christus, Du bist für uns lieblicher als alle Menschen und Engel – Ehre sei Deiner unsterblichen und unvergänglichen Schönheit! O gnädiger Herr, verwandle die Häßlichkeit unserer Seelen, die von der Sünde entstellt wurden, so bitten wir Dich. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.      

<
04.11.2020
>
Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).