28.10.2024

15.10.2024

Gedenken

15. Oktober nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hl. Hieromärtyrer Lukian von Antiochia († 312); hl. Euthymios der Neue († 889); sowie hll. Märtt. Sarbelus und Bebai (Barbea) von Edessa (2. Jh.); hl. Sabinus, Bischof von Katanien († 760); hl. Thekla, Äbtissin v. Ochsenfurt († ca. 790)); hl. Euthymios der Jüngere v. Thessaloniki († 889 oder 898) hl. Hieromärt. Lukian, Priester aus d. Kiever Höhlenkloster († 1143); hl. Dionisij, Erzbischof von Suzdal’ († 1373); hl. Ioann, Bischof von Suzdal’ († 1385); hl. Neumärt. Priester Valerian Novickij v. Teljadovič († 1930).

1. Der hl. Märtyrer Lukian, Presbyter von Antiochia, wurde als Kind adliger Eltern in der syrischen Stadt Samosata geboren. In seiner Jugend erwarb er sich eine sehr umfangreiche säkulare wie auch geistliche Bildung. Er war ein Mann, der sich durch seine Gelehrtheit wie auch durch die Ernsthaf-tigkeit seines Glaubens auszeichnete. Nachdem er seinen Besitz an die Armen verteilt hatte, erwarb sich Lukian seinen Lebensunterhalt, indem er Lehrbücher zusammenstellte, und lebte so von der Arbeit seiner Hände. Er erwies der Kirche dadurch einen großen Dienst, daß er viele hebräische Texte in der Heiligen Schrift (die Häretiker gemäß ihrer eigenen falschen Lehre entstellt hatten) korrigierte. Aufgrund seiner Gelehrsamkeit und Geistesgröße wurde er zum Presbyter von Antiochia geweiht. Während der Verfolgung des Maximian, als der hl. Anthimos von Nikomedia und der hl. Petrus von Alexandria gemartert wurden, war der hl. Lukian auf der Liste jener, die der Kaiser töten wollte. Lukian floh aus der Stadt und verbarg sich; doch ein neidischer häretischer Priester namens Pankratius denunzierte ihn. Die Verfolgung war schrecklich, und nicht einmal kleine Kinder blieben verschont. Zwei Knaben, die kein Götzenopferfleisch essen wollten, wurden in ein siedendes Bad geworfen, wo sie unter Qualen Gott ihre heiligen Seelen übergaben. Pelagia, eine Schülerin des hl. Lukian (8. Okt.), bewahrte ihre jungfräuliche Reinheit vor jenen, die sie zu schänden beabsichtigten, indem sie auf dem Dach ihres Hauses zu Gott betete: Sie übergab Ihm ihre Seele, und ihr Leib fiel vom Dach herunter. Lukian wurde nach Nikomedia vor den Kaiser gebracht. Auf dem Weg wurden durch seine Unterweisungen vierzig Soldaten zum christlichen Glauben bekehrt, und alle erlitten den Märtyrertod. Nach Verhör und Auspeitschung wurde der hl. Lukian ins Gefängnis geworfen, wo man ihn hungern ließ. Der hl. Johannes Chrysostomos schreibt über den hl. Lukian: „Er verachtete den Hunger: Laßt auch uns den Luxus verachten und die Gewalt des Bauches, so daß wir, wenn die Zeit solchen Mut von uns erfordert, schon durch eine geringere Askese vorbereitet sind, damit wir uns als siegreich erweisen in der Zeit des Kampfes.“ Er empfing im Gefängnis am Fest der Theophanie die Heilige Kommunion, und am folgenden Tag übergab er Gott seine Seele: am 7. Januar 311 [nach anderen Quellen 312].

2. Der gottgeweihte Euthymios der Neue wurde in Ankyra im Jahre 824 als Kind der gerechten Epiphanius und Anna geboren. Er diente in der Armee, heiratete und hatte eine Tochter namens Anastasia. Er lebte ein striktes und langes asketisches Leben in Klöstern auf dem Berg Olympus und dem Berg Athos. Eine Zeitlang lebte er sogar als Stylit in der Nähe von Thessaloniki. Er gründete in der Nähe von Thessaloniki ein Kloster für Männer und eines für Frauen. Er entschlief auf einer Insel in der Nähe des Heiligen Berges gegen Ende des neunten Jahrhunderts. Seine heiligen und wundertätigen Reliquien ruhen in Thessaloniki.  

Lobeshymne

Der heilige Märtyrer Lukian

Lukian, höchst weiser Asket und Schriftgelehrter,
Wandelte kühn auf Christi Pfad.
Gegen Häretiker und die Finsternis des Götzenkults
Führte Lukian, der Sieger, einen schweren Kampf.
Er festigte die Grundlagen über die Allheilige Dreiheit –
Den anfanglosen Vater mit dem Geist und dem Sohn –,
So verherrlichte er Gott in Wort und Tat,
Und er bestätigte dies durch sein unschuldiges Blut.
Es fiel das wilde Rom, die Häresien starben;
Sittenlosigkeit und Schändlichkeit vergingen;
Die Kirche erhob die Märtyrer in den Himmel;
Und die Kirche, groß und ruhmreich, überlebte alle.
Dies ist das Königreich der Heiligen, das Reich ohne Ende,
Das Daniel voraussagte und Christus gründete.
O ersehntes Reich, aus der Erde entsprossen,
Mit goldenen Kuppeln auf den himmlischen Dächern!
Und der heilige Lukian, ein Erbauer dieses Reiches,
Arbeitete viel und alles dafür.
Jetzt herrscht er ruhmreich bei seinem Jesus,
Geboren aus Gott in die engelgleiche Schar

Betrachtung

Die Heiligen Gottes legten großen Wert darauf, vor ihrem Tod die Kommunion zu empfangen. Sogar die Märtyrer, obgleich sie ihr Leben für Christus, den Herrn, opferten und all ihre Sünden in ihrem eigenen Blut fortwuschen, sehnten sich danach, die Heiligen Mysterien zu empfangen, wann es nur möglich war. Der hl. Lukian war im Gefängnis mit mehreren seiner Schüler und anderen Christen. Als der Abend der Theophanie kam, sehnte er sich danach, an diesem großen christlichen Fest den Leib und das Blut Christi zu empfangen, denn er wußte, daß der Tod nahe war. Gott der All-mächtige, Der das Sehnen des Herzens Seines leidenden Dieners sah, fügte es so, daß einige Christen mit Brot und Wein ins Gefängnis kamen. Als das Fest der Theophanie anbrach, rief Lukian alle Christen im Gefängnis zusammen, daß sie sich im Kreis um ihn stellen sollten: „Umringt mich und seid die Kirche.“ Er hatte im Gefängnis weder Tisch noch Stuhl, weder Stein noch Holz, auf dem er die Göttliche Liturgie hätte zelebrieren können. „Heiliger Vater, worauf sollen wir das Brot und den Wein stellen?“, fragten sie Lukian, und er legte sich in ihre Mitte und sagte ihnen, sie sollten das Brot und den Wein auf seine Brust stellen. „Stellt es auf meine Brust; möge sie ein lebendiger Thron für den Lebendigen Gott sein.“ Und so wurde die Liturgie in vollem Umfang und voller Gebet auf der Brust des Märtyrers zelebriert, und alle empfingen die Kommunion. Am folgenden Tag schickte der Kaiser Soldaten, um Lukian zur Folter herauszuführen. Als die Soldaten die Tür des Gefängnisses öffneten, rief der hl. Lukian dreimal laut: „Ein Christ bin ich!“ und gab seinen Geist in Gottes Hände.

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über die wundersame Befreiung der Apostel aus dem Gefängnis (Apg 5):
1. Wie die Ältesten von Jerusalem die Apostel ins Gefängnis warfen;
2. Wie ihnen ein Engel Gottes erschien, das Gefängnis öffnete, die Apostel herausführte und ihnen sagte, sie sollten zu den Gläubigen gehen und das Evangelium verkünden.

Homilie

Wie der Herr für die Gebeine der Gerechten sorgt

Der Herr behütet all ihr Gebein,
nicht eins davon wird zerschlagen.
(Ps 33,21)

Mögen die Gerechten keine Angst haben. Der Allmächtige Gott wacht über sie. Oder kann der Allsehende etwas verlieren oder vergessen? Am Tag der Auferstehung wird Er all ihre körperlichen Bestandteile zusammenfügen und sie in Herrlichkeit auferstehen lassen. Die Verfolger warfen die Körper der Märtyrer ins Meer oder in tiefe Gruben, oder sie ließen sie im Freien zum Fraß für die Vögel liegen. Doch der Herr richtete die Dinge in Seiner Vorsehung so ein, daß diese heiligen Gebeine dennoch in die Hände der Gläubigen fielen. Sie wurden unter Ehren in kostbare Särge gelegt, Kirchen wurden über ihnen errichtet, und es ging von ihnen wunderwirkende Kraft aus. Auf diese Weise wollte Gott den Gläubigen zeigen, erstens, daß Er die Gebeine der Gerechten bewahrt, und zweitens, daß Er sie im himmlischen Reich verherrlicht hat – was der Kirche auf Erden durch die wunderwirkende Kraft ihrer Reliquien erkennbar ist. Wundertätige Reliquien sind wie Vorläufer der allgemeinen und herrlichen Auferstehung der Gerechten. Wenn einige der Gebeine der Gerechten verbrannt oder zermalmt wurden, kann das Gottes allmächtige Kraft behindern? Wird Er sie nicht am Tag der Auferstehung aus ihren verstreuten Aschen zusammensammeln und wiederbeleben? Es wird euch kein Haar gekrümmt werden (Lk 21,18), bestätigt der Erlöser. Wenn du unter „Gebeinen“ „Werke“ verstehen willst, wisse, daß die Werke der Ungerechten wie Rauch sind, und jene der Gerechten stark und beständig wie harte Gebeine sind. Kein einziger Leib eines Gerechten wird dahinschwinden und im Lauf der Zeit ganz vergehen. Gott kennt sie, und Gott bewahrt sie, damit Er sie wie kostbare Perlen vor der Versammlung der Menschen und Engel an jenem Tag offenbaren wird. 
O Allsehender Herr, Schützer und Bewahrer der Gerechten, vermehre unsere gerechten Werke durch die Wirkung Deines Heiligen Geistes, ohne Den wir nichts Gutes vollbringen können. Und rette uns in Deiner Barmherzigkeit, nicht aber unseren Taten gemäß. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.

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28.10.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).