23.10.2024

10.10.2024

Gedenken

10. Oktober nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hll. Märtyrer Eulampios und Eulampia; hll. Märtyrer von Zographou († 1282); hl. Theophilos der Bekenner; hl. Märtyrer Theoteknos; hl. Bassian (5. Jh.); sowie hl. Paulinus, Erzbischof v. York († 644); Synaxis der sieben Heiligen von Volhynien: hl. Iov (Hiob) von Počaev († 1651), hll. Stefan und Amfilochij, Bischöfe von Vladimir in Volhynien († 1122), Märt. Makarij, Archimandrit von Kanev († 1678), hl. Jaropolk, Fürst von Vladimir in Volhynien († 1086), hl. Theodor (im Mönchsstand Theodosios, Fürst von Ostrog, † 1483), hl. Iuliana Ol’šanskaja († 1549); sel. Andreas von Totma, Narr in Christo († 1673); hl. Innokentij, Bischof von Penza († 1819); hl. Paulinus, Erzbischof von York († 644); außerdem hll. Starzen von Optina: Leo, Moisej, Antonij, Isaakij, Makarij, Amvrosij, Josif, Anatolij, Ilarion, Varsonofij, Anatolij der Jüngere, Isaakij, Nektarij und Nikon; Entschlafen des hl. Amvrosij von Optina (1891).

1. Die hll. Märtyrer Eulampios und Eulampia waren Geschwister aus Nikomedia. Während einer der furchtbarsten Christenverfolgungen durch Maximian flohen einige der Gläubigen aus Nikomedia und verbargen sich. Der junge Eulampius wurde in die Stadt geschickt, um Brot zu kaufen. Dort sah er das kaiserliche Edikt, das die Verfolgung der Christen befahl, an der Wand hängen. Er lachte darüber, nahm es ab und zerriß es. Er wurde verhaftet und sofort vor den Richter gebracht. Als ihm der Richter riet, Christus zu verleugnen, riet ihm Eulampios seinerseits, sich von den falschen Idolen zu lösen und Christus als den Einen Lebendigen Gott anzuerkennen. Der Richter ordnete an, ihn lange Zeit zu peitschen, bis das Blut floß, und ihn dann mit anderen Foltern zu quälen. Die Jungfrau Eulampia, die von den Leiden ihres Bruders hörte, lief herbei und erlitt daraufhin zusammen mit ihrem Bruder das Martyrium. Sie wurde ausgepeitscht, bis ihr das Blut aus der Nase und dem Mund strömte. Danach wurden sie in einen Kessel mit siedendem Wasser geworfen, dann in einen glühenden Ofen; doch durch die Macht des Kreuzeszeichens und den Namen Christi schadete ihnen das Feuer nicht. Schließlich wurde Eulampia enthauptet, doch Eulampios starb, bevor er enthauptet wurde. Zweihundert andere Christen, die zum Glauben an Christus gelangt waren, als sie die Kraft und die Wunder des hl. Eulampios und seiner Schwester sahen, wurden ebenfalls getötet. Alle erhielten die Kränze der Märtyrer und gingen hinüber in die ewige Heimat.    

2. Die hll. Märtyrer von Zographou. Als Kaiser Michael Palaeologos die ruchlose Union von Lyon mit dem Papst unterschrieb, um Hilfe gegen die Bulgaren und Serben zu erhalten, sandten ihm die Mönche des Heiligen Berges ein Protestschreiben gegen die Union und drängten ihn dazu, sie außer Kraft zu setzen und zur Orthodoxie zurückzukehren. Der Papst schickte Michael eine Armee zu Hilfe, und diese lateinische Armee ging auf den Heiligen Berg und richtete dort eine solche Barbarei an, wie sie die Türken in fünfhundert Jahren nicht vollbracht hatten. Sie erhängten die Teilnehmer des Konzils und schlachteten viele Mönche von Vatopedi, Iviron und anderen Klöstern ab. Dann griffen sie Zographou an. Der selige Abt Thomas teilte den Brüdern aufgrund einer Eingebung mit, daß jene, die sich vor den Lateinern zu retten wünschten, aus dem Kloster fliehen, und diejenigen, die eine Märtyrerkrone wünschten, bleiben sollten. Sechsundzwanzig Männer blieben, zweiund-zwanzig Mönche mit ihrem Abt und vier Laien, die für das Kloster arbeiteten. Sie schlossen sich im Turm des Klosters ein. Als die Lateiner eintrafen und den Turm anzündeten, fanden diese sechsund-zwanzig Helden den Märtyrertod in den Flammen. Während der Turm brannte, sangen sie Hymnen und den Akathistos an die Mutter Gottes und gaben ihre heiligen Seelen in Gottes Hand am 10. Oktober 1282. Im Dezember desselben Jahres starb der ehrlose Kaiser Michael in Armut; der serbische König Milutin hatte sich gegen ihn erhoben, um die Orthodoxie zu verteidigen.  

3. Der hl. Theophilos der Bekenner war ein makedonischer Slave aus der Gegend von Strumitza [Bulgarien]. Er wurde zum Mönch geweiht, als er noch jung war, und gründete sein eigenes Kloster. Während der Herrschaft des [ikonoklastischen] Kaisers Leo des Isauriers erlitt er viel um der Ikonen willen. Einmal wäre er beinahe getötet worden, wenn er nicht den Gouverneur Hypatikos, seinen Richter, vom Prinzip und der Notwendigkeit der Ikonenverehrung überzeugt hätte. Der Gouverneur ließ ihn frei. Theophilos kehrte in sein Kloster zurück, wo er friedlich im Jahre 716 starb und in die Freude des Herrn einging.

4. Der hl. Märtyrer Theoteknos war ein römischer Offizier in Antiochia während der Herrschaft des Kaisers Maximian. Als ihn der Kaiser drängte, den Götzen zu opfern, erwiderte er: „Ich glaube an Christus als Gott, und Ihm will ich mich selbst als Opfer, als ein lebendiges Opfer darbringen.“ Nach grausamen Foltern wurde er im Meer mit einem Stein um den Hals ertränkt. Er erlitt ehrenvoll das Martyrium und wurde mit der Märtyrerkrone bekränzt.

5. Der hl. Bassian kam während der Regierungszeit des rechtgläubigen Kaisers Markian im Jahre 450 aus Anatolien nach Konstantinopel. Groß war seine Askese, und groß war die wundertätige Kraft, die Gott ihm gewährte. Bassian hatte dreihundert Schüler. Unter ihnen war die hl. Matrona. Kaiser Markian baute eine Kirche im Namen Bassians, die auch heute noch existiert.  

Lobeshymne

Die heiligen Märtyrer von Zographou

Helden von Zographou, Ritter des Glaubens,
Ihr habt euch für den orthodoxen Glauben geopfert
Und die hochmütigen, schamlosen Lateiner beschämt,
Als die Seelen aufstiegen zum Königreich Gottes.
Die Flammen loderten aus dem Turm hinauf bis zum Himmel,
Und die Mönche im Feuer sandten Lobpreis empor zu Gott!
Der Himmel mit seinen Engeln sah dieses Schauspiel,
Als die Verbrecher wie Würmer um den Turm krochen.
Abt Thomas, ein wahrer Vater, ermutigte
In den Flammen seine Brüder und begann die Psalmen:
Wer den Herrn verherrlicht, fürchtet nicht den Tod,
Und wer für Gott stirbt, wird nicht verderben.
Das Opfer wurde dargebracht, und der Opferaltar blieb bestehen:
Die Leiber wurden verbrannt, die Seelen flogen auf,
Und durch dieses Opfer vermehrte sich Zographous Ruhm
In ewiger und wahrhaftiger Größe.
Der hl. Georg der Ritter sorgt für seine Ritter,
Und die Mutter Gottes sorgt für alle Himmelsbewohner.
Über diese Ritter der Gerechtigkeit jubelt die Kirche:
Sie sind ihre Kinder, ihre fruchtbaren Zweige. 

Betrachtung

Durch Gottes Vorsehung geschahen die größten Wunder und himmlischen Visionen während des Martyriums Seiner Diener. Am Tag, als die Lateiner sich ihren Weg zum Kloster Zographou bahnten, hatte einer der alten Mönche seinen Gehorsam in einem Weinberg eine halbe Stunde vom Kloster entfernt zu erfüllen, und zur festgesetzten Zeit las er den Akathistos vor der Ikone der Mutter Gottes. Als er das Wort „Freue Dich“ sprach, kam eine Stimme von der Ikone: „Auch du freue dich, alter Mann. Fliehe von hier ohne Verzögerung, damit dich kein Unheil treffe, oder geh und sage den Brüdern im Kloster, sie mögen sich einschließen, denn die gottwidrigen Lateiner sind auf diesen Berg eingefallen, den ich auserwählt habe, und sie sind schon nahe.“ Der erschrockene alte Mann fiel flach auf den Boden und rief in Furcht: „Wie kann ich Dich hier lassen, meine Königin und Fürsprecherin?“ Daraufhin erhob sich die Stimme erneut: „Um mich mach dir keine Sorgen, sondern beeile dich!“ Der alte Mann ging sofort zum Kloster und sah dieselbe Ikone der Gottesmutter vor den Toren, als er ankam; die Ikone war auf wundersame Weise schon vor ihm im Kloster angekommen. Mit großem Erstaunen berichtete der alte Mann dem Abt und den Brüdern alles, was ihm eröffnet worden war, und als sie dies hörten, priesen sie alle Gott und Seine Mutter.
Einmal wurde zum Fest der sechsundzwanzig Märtyrer von Zographou, und zwar am 10. Oktober 1873, eine große Nachtwache zelebriert. Die Nacht war mondlos. Mitten in der Nacht, als die Mönche sangen und die Lebensbeschreibung der heiligen Märtyrer in der Kirche lasen, war ein leises Geräusch zu hören, und eine brennende Säule, die sich von der Erde bis in den Himmel erstreckte, erschien über der Kirche. So strahlend war sie, daß die Nacht in Tag verwandelt wurde. Dieses Wunder hielt ungefähr eine Viertelstunde an und verschwand dann.

Zum Nachdenken

Laßt uns darüber nachdenken, wie Gott wundersam dem Propheten Elias erschien (1 Kön 19):
1. Wie Elias, erschöpft von der Ungerechtigkeit des Volkes, zu Gott betete, Er möge ihn sterben lassen;
2. Wie Gott ihn stärkte, indem Er auf dem Horeb erschien;
3. Wie ein gewaltiger Sturm geschah, ein Erdbeben, dann Feuer und schließlich eine leise und sanfte Stimme – die Stimme Gottes.

Homilie

Über Davids Leiden und die Prophezeiung der Leiden Christi

Denn es kreisten mich ein viele Hunde,
der Übeltäter Rotte schloß mich ein,
sie durchstachen Mir Hände und Füße.
(Ps 21,17)

Dies ist eine geheimnisvolle Erfahrung des reuigen David und zugleich eine klare Prophezeiung der Leiden Christi. Alle, die in Christus Jesus ein frommes Leben führen wollen, werden Verfolgungen erleiden  (2 Tim 3,12), sagt der Apostel Paulus. Als König David sündigte, erschienen ihm keine Teufel, doch er verlor seinen Frieden. Als er zu bereuen begann und sein Leben nach dem Weg Gottes ausrichtete, umkreisten ihn die boshaften Teufel, und sie begannen, ihn festzuhalten und zu quälen. Die Worte hier beziehen sich nicht auf Menschen, sondern auf Dämonen, die dem Reuigen entweder selbst erschienen oder ihn durch Menschen quälten. David hätte die Menschen Gottes, die Krone Seiner Schöpfung, nicht als Hunde bezeichnet, sondern er nannte die Dämonen Hunde – jene also, die den Gerechten entweder als Hunde oder Schlangen, als schwarze Gestalten oder Löwen oder in irgendeiner anderen Form erscheinen. Daß er hier unter „Hunden“ böse Geister versteht, kann aus dem Leben der großen Asketen bestätigt werden, denen die Teufel in Form von Hunden erschienen, als sie versuchten, sie zu erschrecken. Wir können hier auch eine Verbindung zu den Worten des Erlösers am Kreuz ziehen: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun (Lk 23,34). Das bedeutet, daß jene, die Ihn kreuzigten, nicht ihren eigenen Willen taten, sondern den Willen anderer, der Dämonen. Viele Hunde versammelten sich, um Christus den Herrn zu vernichten. Als der Teufel, der den Herrn mit seinen falschen Versprechungen zu überwinden versuchte, scheiterte, wandte er seine ganze Kraft darauf an, Ihn durch Menschen mittels eines entehrenden Todes am Kreuz zu vernichten. Seht, meine Brüder, welch klare Prophezeiung dies ist: Sie durchstachen Mir Hände und Füße. Diese Prophezeiung kann sich auf niemand anderen in der ganzen Geschichte der Welt beziehen als auf den gekreuzigten Erlöser. Diese Prophezeiung ist in jedem Detail präzis: Sie teilten sich Meine Kleider und warfen das Los um Mein Gewand [Ps 21,19]. Alles geschah gemäß der Prophezeiung – jede Kleinigkeit! Doch der Teufel hatte sich verrechnet. Er dachte, er könnte durch den Tod Ihn zunichte machen, Der stärker als der Tod ist. Er dachte, Ihn zu entehren, Der allein jedem Geschöpf die Ehre verleiht. Der Herr Christus überwand durch Seine ruhmreiche Aufer-stehung den Teufel und beschämte ihn und all seine Hundemeute und gab uns Menschen Macht und Herrschaft über sie. Die ganze heidnische Welt war nicht in der Lage, auch nur einen einzigen Dämon auszutreiben; doch wir vermögen im Namen Christi und Seines Kreuzes ganze Legionen von Dämonen wie Rauch auszutreiben; denn die Dämonen wurden nach dem Sieg Christi wie gepeitschte und erschrockene Hunde.
O Herr, Du Sieger, unser Erlöser, Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen. 

<
23.10.2020
>
Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).