09.10.2024

26.09.2024

Gedenken

26. September nach dem Kirchenkalender

Gedenken: Ableben des hl. Apostels und Evangelisten Johannes des Theologen; hl. Nilus von Kalabrien († 1005); sowie ger. Gideon, Richter Israels; hl. Efrem, Gründer u. Abt d. Klosters Perekom’ am Ilmen-See, Wundertäter v. Novgorod († 1492); hl. Märt. Chira („Witwe“).

1. Der hl. Johannes der Theologe, Apostel und Evangelist, war der Sohn des Fischers Zebedäus und Salomes, der Tochter Josephs, des Verlobten der Allheiligen Gottesgebärerin. Vom Herrn berufen, war er von Ihm nicht getrennt bis zum Ende. Mit Petrus und Jakobus war er bei der Auferweckung der Tochter des Jairus zugegen, sowie bei der Transfiguration des Herrn. Beim letzten Abendmahl lehnte er an der Brust Jesu. Als alle anderen Apostel den gekreuzigten Herrn verlassen hatten, blieben Johannes und die Allheilige Gottesmutter unter dem Kreuz. In Gehorsam gegenüber dem Herrn war er wie ein Sohn für die Heilige Jungfrau Maria, und sorgfältig diente er ihr und beschütz-te sie bis zu ihrem Entschlafen. Nach dem Entschlafen nahm Johannes seinen Schüler Prochoros mit, um das Evangelium in Kleinasien zu verkünden. Er lebte und wirkte größtenteils in Ephesos. Durch seine geisterfüllten Predigten und Wunder bekehrte er viele zum Christentum und erschütterte das Heidentum bis auf den Grund. Die erbosten Heiden fesselten ihn und sandten ihn nach Rom zu Kaiser Dometian. Dometian ließ ihn foltern und auspeitschen, doch weder das stärkste Gift, das man ihm zu trinken gab, noch das siedende Öl, in das man ihn warf, vermochten ihm zu schaden. Der Kaiser erschrak dadurch, und da er dachte, Johannes sei unsterblich, verbannte er ihn auf die Insel Patmos. Dort bekehrte der hl. Johannes viele zum Christentum durch Worte und Wunder und festigte die Kirche Gottes. Er schrieb auf Patmos sein Evangelium und die Offenbarung. Unter Kaiser Nero, der allen Gefangenen Freiheit gewährte, kehrte Johannes nach Ephesos zurück, wo er noch einige Zeit lebte und das Werk, das er zuvor begonnen hatte, festigte. Er war mehr als hundert Jahre alt, als er zum Herrn ging. Als seine Schüler später sein Grab öffneten, fanden sie seinen Leib nicht vor. Am 8. Mai jeden Jahres entstieg ein feiner Staub, duftend und heilkräftig, seinem Grab. Nach einem langen, arbeitsreichen und fruchtbaren Leben auf Erden nahm dieser geliebte Jünger Christi, diese wahre Säule der Kirche, seine Wohnung in der Freude des Herrn.

2. Der gottgeweihte Nilus von Kalabrien war ein großer Asket unter den Griechen in Kalabrien. Der Gründer mehrerer Klöster war ein Wundertäter und Verteidiger der Reinheit des orthodoxen Glaubens. Er unternahm eine lange Reise, um einen Mann vor schwerer Bestrafung zu retten. Er besaß glühende Nächstenliebe und ging ein in die Ruhe im Jahr 1005. Nilus hinterließ viele würdige Schüler, unter ihnen der angesehene hl. Bartholomäos, der mehrere Kanones verfaßte und im Jahr 1044 entschlief. 

Lobeshymne

Der hl. Johannes, der Apostel und Evangelist

Der heilige Johannes der Evangelist,
Sohn des Zebedäus, des Fischers,
War jung, als ihn die Liebe
Jesu innigst entflammte.

Der treuste Freund des Herrn
Mit reiner, jungfräulicher Seele,
Mit einer Seele, lauter und liebevoll,
Hellsichtig und heldenhaft.

Er verkündete wundersame Mysterien
Und entsiegelte die Ewigkeit.
Er sah das Schicksal der Welt
Vom Anfang bis zum Ende.

Er verkündete die Liebe,
Und in der Liebe wandelte er;
Zum Thron des Allerhöchsten Gottes
Wurde er in Liebe entrückt.

Und durch die Liebe wurde er erhoben
Wie ein schneebedeckter Berg:
Der Sohn des Donners, furchterregender Prophet,
Doch sanftmütig und zartfühlend im Herzen.

O Johannes, Seher der Wunder,
O donnernder Heiliger –
Trage unsere kleinen Bitten
Zu deinem Freund, dem Erlöser!

Bringe uns nahe zu Ihm,
Dem mächtigen Gott, dem süßen Gott;
An Seiner Brust zu liegen, sind wir unwürdig,
Doch bringe uns nahe, nahe – Seinem Fuß!

Betrachtung

Wer einen Sünder von seinem Irrweg zurückführt, der wird seine Seele vom Tode erretten und eine Menge von Sünden zudecken, so schreibt der Apostel Jakobus (5,20). Christi Apostel sprachen nicht nur auf diese Weise, sondern bestätigten ihre Worte durch ihre Taten. Über den hl. Apostel Johannes berichtet der hl. Klemens von Alexandria, daß er an einem gewissen Ort in Kleinasien einen heidnischen Jüngling getauft hatte und ihn der Obhut des örtlichen Bischofs übergab, bevor er wieder aufbrach, um sein Werk der Verkündigung des Evangeliums fortzusetzen. Während der hl. Johannes abwesend war, wurde der junge Mann verdorben und begann zu trinken und zu stehlen, und schließlich schloß er sich einer Räuberbande an, die im Wald Reisende überfiel und ausraubte. Nach einiger Zeit kehrte der hl. Johannes zurück und hörte vom Bischof, was mit diesem jungen Mann geschehen war. Ohne einen Augenblick zu verlieren, suchte sich der hl. Johannes ein Pferd und einen Führer und eilte in den Wald, in dem die Räuberbande ihren Unterschlupf hatte. Der Heilige durchsuchte den Wald, entdeckte die Räuber und trat vor ihren Anführer. Der junge Mann ergriff die Flucht, als er den Heiligen gewahrte, doch dieser, obschon betagt, konnte ihn einholen. Da fiel der junge Mann dem Apostel zu Füßen, konnte ihm aber aus Scham nicht in die Augen blicken. Johannes umarmte ihn und küßte ihn, wie es ein Hirte tut, der sein verlorenes Schaf wiedergefunden hat. Johannes brachte ihn in die Stadt zurück und befestigte ihn erneuet in einem Leben des Glaubens und der guten Werke; und der junge Mann, nun gottgefällig, entschlief nach einiger Zeit in Frieden.

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über das geteilte Herz des Königs Amazja gegenüber Gott und über Gottes Bestrafung (2 Chr 25):
1. Wie Amazja zuerst tat, was gut ist vor dem Herrn, und Gott ihn über seine Feinde siegen ließ;
2. Wie er die Götzenbilder der Edomiter nach Jerusalem mitbrachte, die nicht einmal den Edomi-tern zum Sieg verholfen hatten, und ihnen Verehrung erwies;
3. Wie Gott die Israeliten schickte, die ihn besiegten, und eine Verschwörung gegen ihn entstand und er getötet wurde.

Homilie

Über das Gebet, das der Liebe entströmt

Heilige sie in der Wahrheit. Dein Wort ist Wahrheit. (Jh 17,17)

Wenn eine Mutter stirbt, hat sie mehr Sorge um die Kinder, die sie zurückläßt, als um sich selbst. So sind die Bande großer Liebe. Der Herr Christus besaß eine noch größere Liebe zu Seinen Jüngern als eine Mutter zu ihren Kindern. Als Er zum Tode schritt, betete der Herr für Seine Jünger zu Seinem himmlischen Vater. Er betete nicht deshalb, weil es irgend etwas gegeben hätte, das Er für sie nicht hätte tun können, sondern um Seine Wesenseinheit mit Seinem Vater und Seine Liebe zu Ihm zu zeigen. Doch warum betonte Er die Wahrheit des Vaters in diesem Augenblick, da Er doch zuvor den Geist als Geist der Wahrheit bezeichnet hatte, als Er zu Seinen Jüngern sprach: Der Geist der Wahrheit wird euch in die ganze Wahrheit führen? Um die Gleichheit des Vaters und des Heiligen Geistes zu zeigen. Sagte nicht der Herr zuerst über Sich Selbst: Ich bin die Wahrheit (Jh 16,4)? Nannte Er nicht danach den Heiligen Geist den Geist der Wahrheit? Und siehe, hier hebt Er die Wahrheit des Vaters hervor: Heilige sie durch Deine Wahrheit. Wer darin irgendeinen Widerspruch sieht, hat noch nicht die Einheit und Dreiheit Gottes verstanden; die Einheit des Wesens und die Dreiheit der Personen. Durch die Betonung der Wahrheit einer jeden einzelnen Person der Göttlichen Dreiheit als etwas Wesenhaftes und Unteilbares zeigt der Herr die Gleichheit des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Denn wenn eine der Personen nur eine geringere Wahrheit besäße, wäre Sie geringeren Wesens als die anderen beiden Personen. Und mit geringerer Wahrheit gehen geringere Kraft und Liebe und Weisheit einher. Daher sprach der Herr über Sich Selbst und den Vater und den Heiligen Geist als wahrhaftig, damit die Menschen Ihre völlige Wesenseinheit erkennen und an sie glauben. Gerate daher keiner der Gläubigen durch irgendeine häretische Lehre, die einen Mangel an Wesenseinheit der Personen der Heiligen Dreiheit behauptet, ins Wanken, sondern jeder achte da-rauf, sein Herz von der Sünde zu reinigen, wie man einen Spiegel von Staub reinigt, und er wird die große Wahrheit des Dogmas der Gleichheit des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes sehen.
O Dreieine und Göttliche Dreiheit, erleuchte uns mit Dir Selbst und rette uns. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.

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09.10.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).