06.07.2024

23.06.2024

Gedenken

23. Juni nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hl. Märtyrerin Agrippina († 275 [nach anderen Quellen 253-269]); hll. Märtt. Eustochios und Gaios; Begegnung der Ikone der Allheiligen Gottesgebärerin von Vladimir; die Geschichte der Reue des Theophilus; sowie Überführung der Gebeine d. hl. Michail v. Klops, d. Narren in Christo (1482); ger. Jüngling Artemij v. Verkol’sk († 1545); Überführung d. Gebeine (1714) d. hl. German, Erzbischof von Tobol’sk († 1567); hll. Josif († 1612), Antonij u. Ioannikij, Äbte v. Vologda; hl. Dionisij v. Polotsk († 1182); hll. Neumärtt. von Rußland Bischof Leontij v. Enotaevsa († 1919) und jene mit ihm, Bischof Maksim v. Serpuchov († 1930) und Erzb. Mitrofan v. Astrachan;   hl. Jungfrau Etheldreda von Ely (England) († 679); hl. Athanasios, Bischof v. Chitros auf Zypern; Gedächtnis der 10 hll. Neumärtyrer-Bischöfe v. Kreta u. ihrer Gefährten, die 1821 u. 1822 das Martyrium durch die Türken erlitten. Ikone der Allheiligsten Gottesgebärerin „Umilenie“ von Pskov.

1. Die hl. Märtyrerin Agrippina wurde in Rom geboren und erzogen. Von Kindheit an übte sie sich darin, ein Leben gemäß den Evangelien zu führen. Sie vertrieb den Gestank der Leidenschaften vom Herzen und erfüllte ihr Herz mit dem süßen Duft der Reinheit, Jungfräulichkeit und Keuschheit. Sie war mit Christus dem Herrn vermählt und erlitt als Braut Christi das Martyrium unter Kaiser Valerian. Sie ertrug Rutenhiebe, bis ihre Knochen zerschmettert waren. Ein Engel Gottes erschien ihr und stärkte sie. Unter den Foltern übergab Agrippina Gott ihre Seele. Ihre Begleiterinnen Bassa, Paula und Agathonike brachten ihre Reliquien zur Insel Sizilien und begruben sie dort ehrenvoll. Später wurde dort zu Ehren der hl. Agrippina eine Kirche gebaut. Zahllose Wunder gingen von ihren Reliquien aus. Durch die Kraft ihrer Reliquien hielten sich sogar die Moslems vor der Stadt, in der sich die Reliquien befanden, zurück. Die hl. Agrippina ging in den Frieden ein im Jahr 275 und wurde mit Herrlichkeit gekrönt.

2. Die hll. Märtyrer Eustochios und Gaios und andere mit ihnen. Eustochios war ein heidnischer Priester unter Kaiser Maximian, doch als er Zeuge wurde des Heldentums der christlichen Märtyrer, verwarf er das Heidentum und wurde getauft. Eudoxios, der Bischof von Antiochia, taufte ihn selbst. Danach bekehrte Eustochios allmählich seine Verwandten zum Christentum. Sein Verwandter Gaios wurde zusammen mit seinen drei Kindern getauft: Probos, Lollias und Urban. Sie alle und andere mit ihnen wurden vor das Gericht gebracht, gemartert und in Lystra enthauptet um ihres Glaubens an Christus den Herrn willen. Ihre Seelen nahmen Wohnung im ewigen Reich Christi.

3. Begegnung der Ikone der Allheiligen Gottesgebärerin von Vladimir. Als der König der Tataren, Ahmet, Moskau belagerte, unternahm Fürst Ioann Vasilievič mit seiner Armee einen Ausfall, um die Stadt zu verteidigen. Obwohl die Armee des Fürsten Ioann zahlenmäßig geringer und schwächer als die Armee der Tataren war, errang sie den Sieg. Plötzlich war ein unbeschreiblicher Schrecken über die Tataren gekommen, sie gerieten in Verwirrung und flohen. Jeder schrieb diesen unerwarteten Erfolg der Ikone der Allheiligen Gottesgebärerin zu, vor der das russische Volk um Rettung vor den Tataren gebetet hatte. In der Folge wurde in Rußland der 23. Juni zum Gedenken an dieses Wunder bestimmt.

4. Die Geschichte der Reue des Theophilus. Theophilus vermachte aus Neid gegen den Bischof dem Teufel seine Seele und schwor schriftlich Christus und der Allheiligen Gottesgebärerin ab. Danach jedoch überkam Theophilus bittere Reue, und er erlangte die Vergebung der Allreinen. Nach vierzig Tagen Fasten und tränenvollen Gebets, erhielt Theophilus das Papier zurück, auf dem er Christus schriftlich abgeschworen und das er dem Teufel gegeben hatte, und bekannte öffentlich in der Kirche seine Sünde vor dem Bischof und dem Volk. Als der Bischof die Worte der Vergebung aussprach und ihm die Heilige Kommunion reichte, leuchtete das Antlitz des Theophilus wie die Sonne. Siehe, ein Beispiel dessen, wie barmherzig Gott ist, der nicht nur die Sünden wahrer Büßer vergibt, sondern sie zudem zu den Heiligen zählt.

Lobeshymne

Die heilige Agrippina

Agrippina, reiner als eine Lilie –
Mit Gottes Sohn verlobt,
War ihre Seele heller als Feuer
Und ihr Glaube fester als Fels.
Zum Herrn betete sie, als man sie schlug,
Sang Psalmen, während sie Wunden erlitt,
Vergab jedem und segnete alle,
Wie eine Blutsäule stand sie vor dem Richter.
Als ihre Knochen zerschmettert wurden,
Stieg ein Engel herab, die Wunden heilten!
Doch als ihr neue Leiden auferlegt wurden,
Erlosch Agrippinas Kraft.
Sie übergab Gott ihren Geist,
Die Seele ging fort, der Körper blieb.
Die heiligen Reliquien der heiligen Agrippina
Sind der Schutz der Insel Sizilien,
Arznei der Unglücklichen und Kranken
Und Schutz vor den kriegerischen Horden.
Durch die Gebete der heiligen Agrippina
Mögen viele Drangsale vorübergehen. 

Betrachtung

Christliche Geduld ist eine sanftmütige Geduld. Eine Geduld jedoch, die eine ohnmächtige Bosheit in sich trägt, unterscheidet sich kaum von der Rachsucht. All unsere großen Heiligen besaßen jede Tugend des Evangeliums, doch wie groß und edel waren sie in ihrer sanften Geduld! Vielleicht erscheint uns diese Tugend bei ihnen deshalb als die größte, weil sie bei uns den geringsten Platz einnimmt. Als sich die Wüstenväter einmal versammelt hatten, um Unterweisungen von Johannes dem Zwerg zu hören, unterbrachen ihn einige neidische Mönche mit den Worten: „Dein Gefäß ist voller Gift.“ Darauf erwiderte der sanftmütige Johannes: „Ihr sagt das, da ihr nur das Äußere seht; was würdet ihr erst sagen, wenn ihr das Innere sehen könntet?“ Als der hl. Kyprian von Karthago zum Hinrichtungsplatz geführt wurde, wo er enthauptet werden sollte, gab er die Anweisung, dem Henker fünfundzwanzig Goldstücke nach seinem Tod zu geben.

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über die wundersame Heilung der Stummheit des Zacharias (Lk 1,64):
1. Wie Zacharias stumm wurde, weil er dem Engel Gottes nicht glaubte;
2. Wie er wieder zu sprechen begann, als er das Gebot des Engels erfüllt hatte;
3. Wie auch von meiner Seele die Stummheit fällt, sobald ich Gottes Gebote zu erfüllen beginne, und wie meine Seele von Gottes Weisheit erfüllt wird.

Homilie

Darüber, daß wir die  Sünder nicht beneiden dürfen

Sei nicht neidisch auf böse Menschen.
(Sprichwörter 24,1)

Beneiden wir den Aussätzigen? Natürlich nicht. Warum beneiden dann einige die bösen Menschen, deren Übel eine größere Krankheit als der Aussatz ist? Aussatz ist eine Krankheit des Fleisches, doch Sünde ist eine Krankheit der Seele. Der Aussätzige kann innen gesund sein, während sein Äußeres krank ist; und der Sünder kann körperlich gesund sein, während er im Inneren krank ist – sein Herz ist krank. Ein Baum, der außen krank ist, aber einen gesunden Kern hat, ist wertvoller als einer, der außen gesund ist, aber einen vermoderten Kern hat. Genauso ist Aussatz ein geringeres Übel als das eigentliche Übel – die Sünde; denn wenn der allweise Herr vom Übel sprach, meinte Er damit die Sünde.
Beneidet der Arzt den Kranken? Natürlich nicht. So beneidet der Gerechte auch den Sünder nicht. Wenn du nicht weißt, ob du gerecht bist oder nicht, durchforsche dein Herz und sieh, ob es den Sünder beneidet. Wenn du den Sünder beneidest, bist du nicht gerecht; wenn du aber den Sünder nicht beneidest, dann freue dich, gerechter Mann Gottes! Ein Kranker mag einen anderen Kranken beneiden; ein Kranker mag einen Gesunden beneiden, doch ein Gesunder beneidet keinen Kranken. Genauso beneidet ein Gerechter keinen Sünder. Ein Arzt erkennt die tödliche Krankheit eines seiner Patienten und, indem er sie erkennt, bedauert er ihn – doch er beneidet ihn nicht. Ein Gerechter erkennt die Krankheit der Sünde, erschreckend und tödlich, aber er beneidet den Sünder nicht, sondern hat Mitleid mit ihm.
O Guter und Mitleidvoller Herr, tilge den Neid aus unseren Herzen und pflanze dort Liebe ein. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.

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06.07.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).