16.06.2024

03.06.2024

Gedenken

3. Juni nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hl. Lukillian (Lukillianos) und jene mit ihm: Claudius, Hypatios, Paul, Dionysios und die Jungfrau Paula († ca. 270-275); hl. Hieromärtyrer Lukian u. jene mit ihm in Belgien († ca. 96); hl. Märtyrer Dimitrios (Dimitrij), Carevič (Zarewitsch) von Rußland († 1591); sowie hl. Athanasios, Wundertäter v. Kilikien; hl. Achilles, Patriarch v. Alexandria († 312); hl. Hiera, Witwe in Mesopotamien († 312); hl. Mönch-Märtyrer Barsabos, Abt v. Ischtar, und zehn Gefährten in Persien († 342); hl. Clothilde, Königin v. Frankreich († 545); hl. Mönch Papios; hl. Kevin, Eremit und Abt v. Glendalough († 618).

1. Der hl. Märtyrer Lukillian und jene mit ihm: Claudius, Hypatios, Paul, Dionysios und die Jungfrau Paula. Lukillian war als heidnischer Priester alt geworden und erkannte, schon ein ergrauter Greis, die Wahrheit des Christentums und wurde getauft. Seine Bekehrung zum Christen-tum verursachte große Unruhe unter den Heiden in Nikomedia, und er wurde vor Gericht gestellt. Da er seinen neuen Glauben nicht verleugnen wollte, wurde Lukillian grausam geschlagen und, mit Blutergüssen übersät, ins Gefängnis geworfen. Dort traf er auf vier junge Männer: Claudius, Hypatios, Paul und Dionysios, die ebenfalls wegen ihres Glaubens an Christus im Gefängnis waren. Der Greis freute sich sehr über die jungen Männer und sie sich über ihn, und zusammen verbrachten sie ihre Zeit in frommen Gesprächen, Gebeten und Psalmengesang. Dann holte man sie aus dem Gefängnis, marterte sie auf verschiedene Weise und sandte sie nach Byzanz, wo Claudius, Hypatios, Paul und Dionysios enthauptet und Lukillian von den Hebräern gekreuzigt wurde. Die ruchlosen Hebräer durchstachen Lukillians ganzen Leib mit Nägeln. Eine Jungfrau namens Paula holte die Leiber der Märtyrer, ohne sich zu verbergen, und begrub sie ehrenvoll. Dafür wurde sie angeklagt und nach Martern enthauptet. So erhielt sie zwei Kränze vom Herrn: den der Jungfräulichkeit und jenen des Martyriums. Ihr Martyrium geschah unter der Herrschaft des Kaisers Aurelian in der Zeit zwischen den Jahren 270 und 275.

2. Der hl. Hieromärtyrer Lukian war ein Römer, der für seine adlige Geburt, seinen Reichtum und seine  Gelehrtheit bekannt war. Eine Zeitlang war er ein Schüler des Apostels Petrus. Später sandte ihn Papst Klemens zusammen mit Dionysios dem Areopagiten nach Gallien, um dort das Evangelium zu verkünden. Zuvor weihte er ihn zum Bischof. Mit großem Eifer säte Lukian die Lehren Christi zuerst in Gallien, dann in ganz Belgien aus. Als der boshafte Kaiser Domitian seine Christenverfolgung begann, wurde von ihm ein Suchtrupp von Rom nach Gallien gesandt, um dort christliche Missionare ausfindig zu machen und gefangenzunehmen. Sie fanden zuerst den hl. Dionysios und gingen danach auf die Suche nach Lukian. Sie entdeckten Lukian in Belgien zusammen mit seinen Assistenten, dem Priester Maxianus und dem Diakon Julian. Die Soldaten töteten diese beiden an einem bestimmten Ort, und Lukian wurde an einem anderen enthauptet. Nachdem Lukian enthauptet worden war, erhob sich sein lebloser Leib vom Boden, nahm seinen Kopf in seine Hände (ähnlich dem hl. Dionysios und dem hl. Vladimir) und ging dann zu der Stelle, wo er begraben zu werden wünschte. Dort fiel er nieder und wurde begraben. Später wurde eine Kirche über seinen Reliquien errichtet.

3. Der hl. Märtyrer Dimitrios (Dimitrij), Kronprinz von Rußland. Der ehrgeizige Boris Godunov ermordete hinterhältig Dimitrij, der acht Jahre alt war, in der Stadt Uglič im Jahr 1591. Nach seinem Tod erschien Dimitrij einem Mönch und prophezeite, daß ein falscher Dimitrij erscheinen und den Tod des Mörders Boris Godunov verursachen würde. Und so geschah es auch. Eine zahllose Menge an Wundern geschah über dem  Grab des getöteten Kronprinzen. Nach fünfzehn Jahren wurden seine Reliquien vollständig und unverwest aufgefunden. Sie wurden feierlich nach Moskau über-führt und in der Kirche des heiligen Erzengels Michael niedergelegt.

Lobeshymne

Der heilige Märtyrer Dimitrij, der Kronprinz

Dimitrij, ein kleines Kind, wurde ein großer Heiliger,
Doch der blutrünstige Boris Godunov der Große auf immer verflucht.
Im Verlangen nach Macht finden die Ehrgeizigen niemals Sättigung,
In beiden Welten ist Feuer; Feuer, unauslöschliches.
Aus Boris’ Pokal werden Menschen vergiftet,
Doch aus dem Pokal trank Boris auch und richtete sich.
Auf dem Fluß aus Blut hinunter zum Thron fährt Boris,
Doch in das Meer der Maden strömt dieser Fluß.
Wie im Beben der Erde zittert die Krone des Verbrechers,
Durch alles geängstigt, vor allem in Furcht, schaut sie zum Himmel.
Wer unschuldiges Blut vergießt, mache sein eigenes bereit,
Ohne Ausnahme, so möge es sein, und so ist es.
Machtgier, geflügeltes Pferd mit Schwingen aus Wachs,
Hinauffliegt zu den Höhen der Herrschaft, und es schmelzen die Schwingen!
Dort, von den Höhen, fiel es zu Boden: fiel tiefer, noch unter den Abschaum.
Und Satan spricht zu den Seinen: Seht, dieses Hundertstel von einem Irren!
Dimitrij, der junge Kronprinz, litt unschuldig,
Ein Kronprinz war er, und ein Kronprinz ist er auch jetzt.  

Betrachtung

Ach, könnten wir doch nur in das Mysterium der Vorsehung Gottes im Leben der Menschen eintreten! Wir würden von Furcht und Zittern erfüllt werden vor jeder bösen Tat und jeder Sünde des Menschen. „Ich erkannte Deine Werke, o Herr, und war voller Erstaunen.“ Bei den großen Ereignissen ist das Mysterium der Vorsehung auch für Menschen geringeren Glaubens deutlicher – wie man das im Schicksal des Carevič (Zarewitsch) Dimitrij und des blutdürstigen und machtbe-sessenen Boris Godunov sehen kann. Um an die erste Stelle unter den Höflingen des Zaren Feodor zu treten, vergiftete Boris Godunov viele der Adligen. Als er der erste nach dem Zaren geworden war, entschied er sich, den Bruder des Zaren zu vergiften, den acht Jahre alten Dimitrij. Mehrere Male ließ er dem jungen Carevič durch bestochene Männer das stärkste Gift verabreichen, der dadurch jedoch keinen Schaden erlitt. Durch die Vorsehung geschah es, daß die Übeltäter ihr Opfer dann töteten, aber nicht im geheimen: Godunov schickte Mörder, die den Carevič bei hellem Tageslicht enthaupteten, und so wurde Dimitrij zum Märtyrer und Godunov zum in ganz Rußland bekannten Mörder. Danach erschien ein gewisser Dimitrij und gab sich selbst als der Carevič aus (als wäre er der wahre und ein anderer an seiner Stelle getötet worden), und rückte mit einer Armee gegen Godunov vor. Er besiegte Godunov und trieb ihn dermaßen in die Enge, daß sich Godunov selbst vergiftete. Er, der andere vergiftet hatte, endete durch Gift, das er sich selbst verabreichte, und er, der den unschuldigen Dimitrij ermordet hatte, wurde selbst von einem Mann namens Dimitrij besiegt. Wer geistige Augen hat um zu sehen, der möge das Mysterium der Vorsehung Gottes erkennen!

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über die wundersame Stillung des Sturms auf dem See (Mt 8,23-27):
1. Wie die Jünger riefen: Rette uns, Herr, wir gehen zugrunde! (Mt 8,25), und wie der Herr mit einem Wort den Sturm stillte und völlige Ruhe eintrat;
2. Wie der Herr auf meinen angsterfüllten Schrei wartet, um den Sturm durch die Leiden-schaften, durch Menschen und durch Dämonen verursachten Sturm auf dem Meer meines Lebens zu stillen.

Homilie

Über den Frieden des Unverständigen und den Wohlstand des Toren

Der Friede des Unverständigen ist sein Tod, und der Wohlstand des Toren sein Verderben.
(Sprichwörter 1,32)

Kann Friede töten? Ja; gottloser Friede kann töten. Kann Wohlstand Verderben bringen? Ja; Wohl-stand ohne Gott und dem Gesetz Gottes entgegengesetzt, kann Verderben bringen. Jene, die solchen Frieden suchen, sind Unverständige, und jene, die solchem Wohlstand nachlaufen, sind Toren. Denn sie suchen in Wirklichkeit keinen Frieden, sondern das Schwert, und sie laufen nicht dem Wohlstand nach, sondern dem Untergang. Was ist der Friede des Unverständigen und worin besteht der Wohlstand des Toren? Der Friede des Unverständigen ist materieller Friede, und der Wohlstand des Toren besteht aus materiellem Feiern. Solchen Frieden suchte Herodes, und er wurde von Würmern zerfressen; solchen Wohlstand strebte Jezebel an, und sie wurde von Hunden verschlungen.
Wie würden wir einen Mann nennen, der sich entschieden hat, ein Haus zu bauen, und überlegt, zuerst das Dach in der Luft aufzuhängen, danach die Wände zu bauen und schließlich das Fundament zu errichten? Wir würden ihn als einen Dummkopf, einen Unverständigen, einen Toren bezeichnen. Solcherart sind jene, die versuchen, einen oberflächlichen Frieden in der Welt ohne inneren Frieden zu schaffen, äußeren Wohlstand  ohne innere Wohlbeschaffenheit. Der christliche Glaube besteht einzig darin, daß er vom Fundament aus aufbaut, und das Fundament ist Christus, ein fester und unzerstörbarer Felsen. Auf diese Weise gründet das Christentum Frieden und Wohlergehen auf Christus. Auf Christus beruht ein innerer, gesegneter und freudiger Frieden, und auf diesem Frieden wird der äußere Frieden errichtet. So werden auch Wohlergehen und Glück errichtet und bewahrt. Es ist noch besser zu sagen, daß der wahre Friede und das wahre Wohler-gehen wie ein gut gebautes Haus sind, während der äußere Friede und Wohlstand dessen äußere Verzierungen darstellen. Wenn die Verzierungen abfallen, bleibt das Haus dennoch stehen; doch wenn das Haus zusammenstürzt, wie könnten die Verzierungen in der Luft hängen bleiben?
O meine Brüder, die christliche Lehre ist die einzig vernünftige Lehre über Frieden und Wohl-ergehen. Alles andere ist Wahnsinn und Torheit, denn wie könnten Knechte auf dem Land ihres Herrn ein Haus errichten ohne dessen Erlaubnis und Unterstützung?
O Herr, Du Quelle allen wahren Friedens und Wohlergehens, rette uns vor dem Frieden der Unverständigen und dem Wohlstand der Toren. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.

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16.06.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).