22.01.2024

09.01.2024

Gedenken

9. Januar nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hl. Märtyrer Polyeuktos von Melitene in Armenien († 259); hl. Eustratios der Wundertäter v. Tarsus († 821); hl. Filip, Metropolit von Moskau († 1569); sowie hl. Prophet Shemaja (Semeias); hl. Petros, Bischof v. Sebaste in Armenien, und Bruder des hl. Basileios des Großen und des hl. Gregor von Nyssa († ca. 395); hl. Neumärt. Parthena v. Edessa in Makedonien († 1375); hl. Jona (im S’chima Petr), Gründer des hl. Dreiheits-klosters in Kiev († 1902); hl. Adrian von Canterbury († 710).

1. Der hl. Märtyrer Polyeuktos. Die armenische Stadt Melitene wurde mit christlichem Blut getränkt, wie auch das ganze Land Armenien. Das erste Blut in dieser Stadt war das des hl. Polyeuktos im Jahr 259 unter der Herrschaft des Valerian. In dieser Stadt lebten Nearchos und Polyeuktos, zwei Freunde, die beide Offiziere waren. Nearchos war getauft, Polyeuktos ungetauft. Als der Befehl des Kaisers zur Christenverfolgung ausging, bereitete sich Nearchos auf den Tod vor, doch er war in großem Kummer, da es ihm nicht gelungen war, seinen Freund Polyeuktos zum wahren Glauben zu bekehren. Als Polyeuktos den Grund für Nearchos’ Kummer erfuhr, versprach er ihm, den Glauben anzunehmen. Am folgenden Tag erzählte Polyeuktos Nearchos einen Traum: Der Herr Selbst war ihm im Licht erschienen, nahm seine, Polyeuktos’, alte Kleidung fort, bekleidete ihn mit leuchtenden neuen Gewändern und setzte ihn in den Sattel eines geflügelten Pferdes. Danach ging Polyeuktos in die Stadt, zerriß das Dekret des Kaisers bezüglich der Folter an den Christen und zerstörte viele Götzenstatuen. Er wurde gemartert und zum Tode verurteilt. Als er zur Hinrichtungsstätte gebracht wurde, schaute er auf Nearchos in der Menschenmenge, und freudig rief er ihm zu: „Rette dich, mein lieber Freund! Erinnere dich an das Gelübde der Liebe, das zwischen uns beiden befestigt wurde!“ Später starb auch der hl. Nearchos als Märtyrer für Christus im Feuer. Das Gedächtnis des hl. Nearchos wird am 22. April begangen.

2. Der gottgeweihte Eustratios war ein Einwohner von Tarsus. Er war ein großer Asket und Mann des Gebets. Während der gesamten fünfundsiebzig Jahre, die er im Kloster verbrachte, legte sich Eustratios zum Schlafen niemals auf die linke Seite, sondern stets auf die rechte. Während der Gottesdienste, von Anfang bis Ende, wiederholte er für sich: „Herr, erbarme Dich!“ Er starb in seinem fünfundneunzigsten Lebensjahr.

3. Der hl. Filip, Metropolit von Moskau wurde am 11. Februar 1507 geboren. Als er einmal in der Kirche stand – er war noch ein Knabe – hörte er den Priester aus dem Evangelium lesen: Keiner kann zwei Herren dienen (Mt 6,24). Er erschrak sehr über diese Worte, als würden sie ausschließlich zu ihm gesprochen, und wurde dadurch zugleich tief erleuchtet. Er begab sich dann in das Solovetski-Kloster, wo er nach einer langen und schwierigen Zeit als Novize zum Mönch geweiht wurde. Im Lauf der Zeit wurde er Abt des Klosters. Er leuchtete wie die Sonne, und das ganze russische Volk hörte ihn. Daher berief Zar Ivan der Schreckliche im Jahr 1566 Filip, den vakanten Sitz des Metropoliten von Moskau einzunehmen. Doch dieser heilige Mann konnte die Grausamkeiten des schrecklichen Zaren  nicht gleichgültig mit ansehen, und daher ermahnte und rügte er ihn furchtlos. Der Zar fand einige falsche Zeugen gegen Filip, verstieß ihn aus seinem Amt, ließ ihn in eine schlichte zerlumpte Kutte kleiden und sperrte ihn am 23. Dezember 1569 in Tver’ ein. Maljuta Skuratov, einer der Vertrauten des Zaren, ging in Filips Zelle und erstickte ihn mit einem Kissen. Kurz darauf starben alle, die gegen Filip gewesen waren, durch üble Tode. Nach mehreren Jahren wurde der Leib des Heiligen ganz, unversehrt und duftend entdeckt und in das Solovetski-Kloster überführt.

Lobeshymne

Die heiligen Nearchos und Polyeuktos

Nearchos und Polyeuktos, Soldaten Cäsars,
Wurden Soldaten des Himmlischen Königs.
Der eine, mit Wasser getauft, der andere mit Blut.
Der zweite übertraf den ersten und wurde zum ersten.
O gesegnet sei dieser Wettkampf,
Der heldenhafte Lauf zum Königreich Christi!
Polyeuktos verwarf alles, was die Erde verdirbt,
Alles, wie ein Wind, der kommt, wie ein Wind, der geht,
Und für jene drangvollen Leiden gewann er das ewige Reich.
Dieser Handel erwies sich als glanzvoll für ihn:
Für das ewige Leben – dieses Gras mähe man ab!
Für vergängliche Leiden – ewige Herrlichkeit!
Betet für uns, o Soldaten Christi,
Daß unter uns keine Seele verderbe!

Betrachtung

Die Orthodoxe Kirche lehrt den Menschen zugleich mit der vollkommenen Liebe den vollkommenen Gehorsam, aus dem die Ordnung und Harmonie unter den Gläubigen entspringen. Die Bischöfe schulden dem Herrn Gehorsam, die Priester den Bischöfen, und die Gläubigen einander. Der hl. Ignatius schreibt darüber: „Es ist deine Pflicht, ohne Heuchelei zu gehorchen; wer seinen sichtbaren Bischof täuscht, wird auch den unsichtbaren verachten [Christus]. Ich bitte euch, habt acht darauf, alles in der Einmütigkeit Gottes zu erfüllen unter der Führung eures Bischofs, der die Stelle Gottes einnimmt, und der Priester, die die Versammlung der Apostel bilden, und denkt nicht, daß das, was ihr von euch aus tut, getrennt von den anderen, recht sei.“

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über alle Tugenden in der Person des Herrn Jesus Christus:
1. Wie jede Tugend in Ihm vollständig und vollkommen wie bei keinem anderen in der Weltge-schichte ist;
2. Wie sie alle einander auf herrliche Weise ergänzen, einander durchdringen und auf wunder-volle Weise zusammenwirken.

Homilie

Unsere Sorge um die Rettung unserer Brüder

Denkt nicht an euch selbst, sondern an die anderen. (1 Kor 10,24)

Dies ist das Prinzip der Heiligen Gottes, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart, in allen Zeiten bis zum Ende der Welt. Das ist das Prinzip, auf dem alle wahre menschliche Gesellschaft aufgebaut ist. Auf diesem Prinzip kann die vollkommenste, gottgefälligste und glücklichste mensch-liche Gesellschaft gegründet werden. Das ist das rettende Prinzip für jede Art Schwierigkeit, die den Menschen heutzutage begegnet, mit der sie ohne Sieg und ohne Hoffnung kämpfen. Eine heilige Seele sorgt sich um ihren Nächsten, sei es in ihrer Nähe, sei es in weiter Ferne. Sie sorgt sich darum, wo die Obdachlosen ihre Nacht verbringen, wie die Hungrigen gespeist, womit die Nackten ge-kleidet werden. Sie sorgt sich um und betet für die Rettung ihrer Nächsten, damit ihre Herzen mit Liebe zu Gott gefüllt werden und ihr Geist sich auf Gott ausrichtet, daß sich die Boshaften vom Weg ihrer Bosheit abwenden, daß die Zögernden im Glauben bestätigt werden, daß die Festen standhaft bleiben, daß die Verstorbenen das Angesicht Gottes schauen, daß die Lebendigen im Buch des Lebens im Reich des Lichtes eingeschrieben werden.
Doch habt acht, meine Brüder, denn Wort für Wort ähnlich kann das zerstörerische und zerset-zende Prinzip des Teufels klingen. Es lautet, daß keiner auf seinen eigenen Körper achthaben möge, um ihn rein von der Sünde zu bewahren, sondern er solle stattdessen auf die Körper der anderen schauen, um sie zu besudeln und zu zerstören; daß keiner auf seine eigene Seele achthaben möge, um sie zu retten, sondern stattdessen solle er auf die Seelen der anderen schauen, um sie zu schwärzen, zu verfluchen, zu berauben und sie zu zerstören; daß keiner auf sein eigenes Zuhause achthaben möge, um es aufzubauen und zu erneuern, sondern stattdessen solle er auf das Haus eines anderen schauen, um es niederzubrennen und zu zerstören; daß keiner auf seinen eigenen Getreidespeicher achthaben möge, um ihn zu füllen, sondern stattdessen solle er auf die Speicher der anderen schauen, um sie zu berauben und zu leeren. Seht ihr, meine Brüder, wie dieses Prinzip ein Prinzip sowohl des Guten als auch des Bösen sein kann, ein scharfes, zweischneidiges Schwert – engelhaft oder teuflisch? Seht, wie sich dieses Prinzip in seinem satanischen Geist und seiner satani-schen Form heutzutage allseits verbreitet hat!
O Herr, Heiliger Geist, Der Du diese heiligen Worte in die Welt durch den Mund des Apostels Gottes wie Sonnenstrahlen geschickt hast, um uns zu erleuchten, ohne uns zu verbrennen, hilf uns, sie in ihrem wahren, himmlischen Sinn zu erfüllen, zur Ehre des Dreieinen Gottes und zur Rettung unserer Seelen. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.

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22.01.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).