27.05.2024

14.05.2024

Gedenken

14. Mai nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hl. Märtyrer Isidor († 251); hl. Serapion der Sindonit († 5. Jh.); hl. Isidor, Narr in Christo von Rostov († 1484 oder 1474); sowie hl. Märt. Maximus († 250); hl. Serapion, Mönch in Ägypten (5. Jh.); hl. Aprunkulus, Bischof v. Clermont in Gallien; hl. Nikita, Bischof v. Novgorod und Einsiedler im Kiever Höhlenkloster († 1108); hl. Leontios, Patriarch von Jerusalem († 1175); hl. Neumärt. Markos v. Kreta in Smyrna († 1643); erste Erhebung der Reliquien (1846) vom hl. Tichon v. Zadonsk († 1783); hl. Neumärt. Johannes-Raiko von Šumena, Bulgarien          († 1802); hl. Andreas, Abt v. Rafail (Tobolsk) († 1820); hll. Märtt. Alexander, Barbaros u. Akolythos, die in der Kirche d. hl. Irene am Meer in Konstantinopel das Mart. erlitten; hl. Märt. Therapontes.

1. Der hl. Märtyrer Isidor. Unter der Herrschaft des Decius wurde Isidor mit Gewalt von der Insel Chios zum Militärdienst eingezogen. Von Kindheit an glaubte Isidor an Christus  und verbrachte sein ganzes Leben in Fasten, Gebet und guten Werken. Doch als er sich in der Armee als Christ bekannte, ergriff ihn der Befehlshaber, verlangte von ihm eine Antwort und riet ihm, Christus zu verleugnen und den Götzen zu opfern. Der Heilige erwiderte: „Auch wenn du meinen Leib tötest, hast du keine Macht über meine Seele. Ich besitze den wahren, lebendigen Gott – Jesus Christus, Der nun in mir lebt. Nach meinem Tod wird Er bei mir sein und ich in Ihm, und ich werde in Ihm bleiben und niemals aufhören, Seinen heiligen Namen zu bekennen, solange ich im Körper bin.“ Zuerst befahl der Befehlshaber, Isidor mit Ochsenziemern zu schlagen und danach seine Zunge herauszuschneiden. Auch ohne Zunge sprach Isidor durch den Geist Gottes und bekannte den Namen Christi. Währenddessen kam die Strafe Gottes über den Befehlshaber, und er wurde plötzlich stumm. Schließlich gab der stumme Befehlshaber das Zeichen, Isidor zu enthaupten. Isidor war voller Freude über das Urteil, und nachdem er Gott gepriesen hatte, ging er zum Schafott, wo er im Jahr 251 enthauptet wurde. Sein Begleiter Ammon begrub seinen Leib und empfing in der Folge ebenfalls den Kranz der Märtyrer.  

2. Der gottgeweihte Serapion der Sindonit. „Sindon“ bedeutet „Leinenkleid“ (Leichentuch), in das man die Verstorbenen hüllte. Serapion wurde Sindonit genannt, weil er seinen bloßen Leib mit einem einzigen Leinentuch umhüllte. Er trug ein Evangelienbuch in seiner Hand. Serapion lebte wie ein Vogel ohne Dach und wanderte ohne Sorgen von Ort zu Ort. Er gab sein Sindon einem Armen, der vor Frost zitterte, und blieb selbst völlig nackt. Als ihn jemand fragte: „Serapion, wer hat dich ausgezogen?“, zeigte er auf das Evangelium und sagte: „Dieses!“ Danach gab er sein Evangelium fort als Auslösung für einen Mann, der seine Schulden nicht bezahlen konnte und dessen Gläubiger ihm deswegen mit Gefängnis drohte. Als er einmal in Athen war, aß er vier Tage lang nichts, denn er hatte nichts zu essen, und er begann vor Hunger zu stöhnen. Als ihn die Philosophen von Athen fragten, warum er so stöhne, antwortete Serapion: „Ich hatte Schulden bei dreien; zwei davon habe ich zufriedengestellt, doch der dritte quält mich noch. Der erste Gläubiger ist fleischliche Begierde, die mich von Jugend an gequält hat; der zweite Gläubiger ist die Habgier, und der dritte Gläubiger ist der Bauch. Jene beiden haben mich verlassen, doch der dritte quält mich immer noch.“ Die Philosophen gaben ihm eine Münze, um Brot zu kaufen. Er ging zu einem Bäcker, kaufte sich nur ein einziges Brot, ließ die Goldmünze zurück und ging fort. Im hohen Alter, im fünften Jahrhundert, entschlief er im Frieden zum Herrn.

3. Der sel. Isidor, Narr in Christo. Isidor war von deutscher Herkunft. Er kam nach Rostov, gewann den orthodoxen Glauben lieb und wurde nicht nur Mitglied der Orthodoxen Kirche, sondern nahm das schwierige Leben der Askese als „Narr in Christo“ auf sich. Er ging ganz in Lumpen gehüllt umher, verstellte sich als wahnsinnig, lehrte tagsüber durch seine Verrücktheit die Menschen und verbrachte die Nacht im Gebet. Er blieb die Nächte über in einer Hütte aus Zweigen, die er in sumpfigem Gelände angefertigt hatte. Groß und furchterregend waren die Wunder, die der Heilige sowohl während seines Lebens als auch nach dem Tod erwirkte. Einem Händler, der vom Schiff geworfen wurde und zu ertrinken drohte, erschien er, wandelte dabei auf dem Wasser und führte ihn zum Ufer. Als ihm die Diener des Fürsten von Rostov ein Glas Wasser verwehrten, um das er gebeten hatte, und ihn von der Tür fortstießen, trockneten alle Gefäße mit Wein aus. Als Isidor am 14. Mai 1484 in seiner Hütte starb, war ganz Rostov von einem wunderbaren Duft erfüllt. Der Händler, den der hl. Isidor aus dem Meer gerettet hatte, errichtete ihm zu Ehren eine Kirche an der Stelle, wo seine Hütte gestanden hatte.   

Lobeshymne

Der selige Isidor, Narr in Christo

Der selige Isidor rang mit sich selbst,
Bis er leidenschaftslos wie ein verdorrter Baum wurde.
Doch auch einen verdorrten Baum füllen die Bienen mit Honig,
Und aus trockenem Felsen bricht zuweilen ein Quell hervor.
Der Leib des Seligen wurde vom Geist erfüllt,
Mit dem Honig der Gnade das Herz versüßt.
Im törichten Leib – ein Brunnen der göttlichen Kraft;
Im Elendsgewand der verborgene Schatz.
Wundervoller Isidor, auf dem Abfallhaufen lag er,
Auf den Straßen schrie er, sprang auf und floh,
Ohne Dach und Brot und Freunde,
Doch unter dem wachsamen Auge seines Schöpfers.
Den eitlen Menschen war er eine „Lehre“,
Und denen, die tierisch an die Erde gebunden waren, ein Tadel;
Er, durch sein Leben, als wollte er sagen:
Menschen, eure Sorgen führen ins Unglück.
Nicht der ist glücklich, der Gott beraubt,
Sondern, wer Gott allein als seinen Schatz besitzt. 

Betrachtung

Eine Sünde, die für andere zum Ärgernis wird, ist eine doppelte Sünde. Ein weiser Mensch strebt danach, keinem durch sein sündiges Beispiel Ärgernis zu bereiten und keinen anderen zur Sünde zu verleiten. Der hl. Ambrosius preist Kaiser Valentinian, der jung starb, für diese Weisheit durch folgende Beispiele aus dessen Leben: „Als der Kaiser hörte, in ganz Rom würde darüber gesprochen, er sei ein leidenschaftlicher Jäger wilder Tiere – was er in Wirklichkeit nicht war – und daß diese Leidenschaft den Kaiser von den Staatspflichten ablenken würde, befahl er sofort, alle wilden Tiere in seinen Wäldern zu töten. Als er bei anderer Gelegenheit hörte, irgendein boshafter Mensch würde das Gerücht verbreiten, er äße früh zu Mittag (um ihm so Gefräßigkeit zu unterstellen), nahm er ein sehr strenges Fasten auf sich, das er sowohl in der Öffentlichkeit als auch privat einhielt. Vor den öffentlichen Mahlzeiten sah man ihn selten auch nur einen Bissen zu sich nehmen. Als sich wiederum seine Schwestern mit einem Mann über ein gewisses Landstück im Rechtsstreit befanden, übergab der Kaiser, obgleich er das Recht hatte, die Sache selbst zu richten, diese einem öffentlichen Gericht, damit man ihn nicht der Parteilichkeit bezichtigen könnte.“ Wahrlich hielt sich der fromme Kaiser mit göttlicher Furcht an die Worte des Herrn: Wehe demjenigen, der einen von diesen Kleinen, die an Mich glauben, zum Bösen verführt (Mt 18,6).

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über das Wirken Gottes des Heiligen Geistes in den Aposteln:
1. Wie der Heilige Geist die Apostel durch alle Leiden und Prüfungen führt und ihre Herzen mit Trost und Freude erfüllt;
2. Wie der Heilige Geist jene Samen des Evangeliums, die die Apostel in der ganzen Welt säten, auch an Stellen zum Wachsen und Erblühen brachte, wo es schien, sie seien vergeblich gesät.

Homilie

Über Christus als Sproß Davids

In jenen Tagen und zu jener Zeit werde Ich für David einen gerechten Sproß
aufsprießen lassen. Er wird für Recht und Gerechtigkeit sorgen im Land.
(Jer 33,15)

Durch diese Worte prophezeit der heilige Prophet Jeremia das Kommen des heiligen Erlösers der Welt aus der Nachkommenschaft Davids. Der Sproß der Gerechtigkeit ist der Herr Jesus Christus Selbst. Und diese Worte können sich auf keinen anderen beziehen, denn zur Zeit Christi gab es keinen mehr aus der Nachkommenschaft Davids, der den Thron in Jerusalem einnahm, sondern ein Fremder – Herodes von Idumäa. Auch von jener Zeit an bis heute gab es keinen anderen Sproß Davids, der ein irdischer oder geistlicher Herrscher gewesen wäre. Zur Zeit der Geburt Christi waren nur noch wenige aus dem Hause Davids übrig, und diese waren unbekannt und verarmt. Unter ihnen waren sowohl die Allheilige Jungfrau als auch der gerechte Altvater Joseph der Zimmermann. Es ist daher klar, daß es in den tausend Jahren, nachdem diese Prophezeiung ausgesprochen worden war, keinen anderen herrlichen Sproß aus dem Hause Davids gegeben hatte außer dem einen – dem Herrn Jesus Christus. Dies wird noch klarer durch die folgenden Worte: So unzählbar das Heer des Himmels und so unermeßlich der Sand des Meeres ist, so zahlreich mache Ich die Nachkommen Meines Knechtes David und die Leviten, die Mir dienen (Jer 33,22). Diese Worte können sich nur auf die geistigen Nachkommen Davids beziehen, denn allein die Zahl der Christen (und gewiß nicht die leiblichen Nachkommen Davids, von denen es keine mehr gibt) kann in diesen zwanzig Jahrhunderten mit der Zahl der Sterne am Himmel und mit Sand am Meer verglichen werden.
O meine Brüder, laßt uns voller Freude darüber sein, daß auch wir Christen zu dieser unzähl-baren Schar des Gottesvolkes gehören – zum größten Volk der Weltgeschichte, sowohl, was die Anzahl betrifft, als auch in bezug auf den Charakter. Laßt uns von noch größerer Freude darüber erfüllt sein, daß wir diesem göttlichen Sproß Davids angehören, Der uns durch Sein Blut von den Fremden erkauft und uns adoptiert hat. Er hat uns zu Erben gemacht, zu Miterben mit Ihm im ewigen Königreich.
O Gütigster Herr, Du hast uns, die Verlorenen Söhne, aus dem demütigenden Hunger an den Schweinetrögen gerettet und uns zu Söhnen des Königreiches gemacht. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.

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27.05.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).