17.10.2024

04.10.2024

Gedenken

4. Oktober nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hl. Hieromärtyrer Hierotheos, Bischof von Athen (1. Jh.); hl. Stefan Štiljanović († 1515) und s. Frau hl. Jelena; hl. Ammon von Nitria († 350); hl. Pavlos der Einfältige († 340); sowie hl. Märt. Petros von Capitolias (3. Jh.); hll. Märtt. Domnina und ihre Töchter Berenike u. Prosdoke in Syrien (4. Jh.); hl. Märt. Adauktos u. s. Tochter hl. Kallisthena von Ephesos (Anfang 4. Jh.); hl. Johannes (Lampadistes) von Zypern (10. Jh.); hl. Vladimir Jaroslavič, Fürst von Novgorod († 1052) und s. Mutter hl. Anna; hll. Helladij, Onesimos und Ammon v. Kiever Höhlenkloster (12. Jh.); hl. Guria, erster Erzbischof von Kazan’ († 1563) und hl. Varsonofij, Bischof von Tver’, Erleuchter von Kazan’ († 1575); hl. Hieromärtyrer Eudemoz, Katholikos v. Georgien († 1642); hl. Petar (Mičurin) von Serbien († 1820). 

1. Der hl. Hieromärtyrer Hierotheos war ein Gefährte des hl. Dionysios des Areopagiten und empfing den christlichen Glauben durch den Apostel Paulus kurz nach diesem. Später ernannte ihn der Apostel zum Bischof von Athen. Hierotheos war auch beim Begräbnis der Allheiligen Gottes-gebärerin in Jerusalem zugegen. Mit seinem göttlichen Gesang erweckte er bei vielen inniges Gebet und offenbarte sich so als ein Mensch, der von Gott inspiriert wurde. Er mühte sich sehr im Werk der Evangelisation und bekehrte viele Heiden zur Wahrheit. Seine geistige Herde führte er gut. Schließlich starb er als Märtyrer für Christus, der ihm einen zweifachen Kranz in Seinem himm-lischen Reich gewährte: den Kranz des Hierarchen und jenen des Märtyrers.

2.  Der hl. Stefan Štiljanović war ein serbischer Herrscher aus der Familie Paštrović während der schwierigsten Zeit für das serbische Volk. Er kämpfte mutig gegen die Türken und Lateiner. Man könnte diesen gerechten Mann und Patrioten mit Alexander Nevskij vergleichen oder mit dem hl. König Jovan Vladimir. Er entschlief im 16. Jahrhundert (nach einigen Zeugnissen im Jahre 1515). Über seinem Grab erschien in der Nacht ein Licht, wodurch seine heiligen Reliquien entdeckt wurden. Man brachte sie ins Kloster Šišatovac in Fruška Gora, wo sie lange Zeit blieben. Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Reliquien des hl. Stefan nach Belgrad bebracht und in der Kathedrale neben den Gebeinen des Fürsten Lazar niedergelegt. Seine Gemahlin Jelena sah Stefans unverweste Gebeine und bezeugte Wunder, die von ihnen ausgingen, wurde Nonne und übergab sich der Askese bis zum Tod.

3. Der gottgeweihte Ammon (Amun) war ein ägyptischer Weinbauer. Seine Verwandten zwangen ihn gegen seinen Willen zur Heirat, doch er wollte mit seiner Gemahlin nicht wie Mann und Frau leben. Vom ersten Tage an nannte er sie seine Schwester, und er riet ihr, ihm darin zu folgen, ihrer beider Jungfräulichkeit um des größeren Gutes im Himmel willen zu bewahren. Er lebte mit seiner Frau auf diese Weise achtzehn Jahre lang. Später richtete seine Frau in wechselseitigem Einver-nehmen in ihrem Haus ein Kloster ein, und Ammon ging in die Nitrische Wüste, wo er sich der Askese des Einsiedlerlebens hingab. Wegen der Reinheit seines Herzens gewährte ihm der Herr die großen Gaben der Hellsichtigkeit und der Wundertätigkeit. Ein Ehepaar brachte ihren besessenen Sohn zu Ammon, damit dieser ihn heile. Doch Ammon wollte dies nicht tun. Nach langem Drängen der Eltern sagte Ammon: „Krankheit und Gesundheit eures Kindes liegen in euren Händen. Bringt den gestohlenen Ochsen zu jener Frau (er nannte ihren Namen) zurück, und euer Sohn wird geheilt werden.“ Die Eltern, erstaunt über die Hellsichtigkeit des Heiligen, bekannten ihre Sünde und versprachen, den gestohlenen Ochsen sogleich nach ihrer Heimkehr zurückzugeben. Da betete der hl. Ammon zu Gott, und das Kind wurde geheilt. Der hl. Ammon war ein enger Freund des hl. Antonios des Großen. Als Ammon in Nitria ungefähr im Jahre 350 starb, sah der hl. Antonios von seiner Hütte aus Ammons Seele in der Höhe und sagte zu seinen Brüdern: „Heute ist Ammon gestorben; ich sehe seine heilige Seele, wie sie von den Engeln in den Himmel getragen wird.“

4. Der gottgeweihte Pavlos [Paul] der Einfältige lebte in der Welt als verheirateter Mann bis zu seinem sechzigsten Lebensjahr. Als er seine Frau beim Ehebruch ertappte, verließ er alles und ging zum hl. Antonios in die Wüste und empfing von ihm die Mönchsweihe. Obwohl er einfach und ungebildet war, erlangte er eine derartige geistige Vollkommenheit, daß er die Seele eines jeden wahrnahm, so wie gewöhnliche Menschen die Körper der anderen sehen können. Er war ein großer Wundertäter, und in mancher Hinsicht übertraf er sogar den hl. Antonios. Pavlos starb in hohem Alter im Jahr 340 und ging ein in die Freude der Engel.

Lobeshymne

Der gottgeweihte Ammon

Ein Mann bat Ammon einst:
„Zeige mir, dem Elenden, den Weg zur Rettung.“
Da sagte der Heilige zu ihm: „Während deines ganzen Lebens
Mußt du sein wie ein Gefangener, der das Gericht erwartet,
Wie ein Gefangener, der den Richter fürchtet
Und die Stunden bis zum Gericht zählt.
Sorgsam lauscht er, um die Stimme zu hören, welche spricht:
‚Der Richter ruft dich!’
Er achtet nicht auf Nahrung und Schutz,
Sorgt sich nicht, ob er steht oder sitzt:
Er lauscht nur und lauscht
Auf den Ruf des Richters.
Mein lieber Bruder, so sind auch wir –
Das ist wahr für mich, und es ist wahr für dich.“
Ein anderer fragte ihn: „Der schmale Pfad, was ist das?
Und der kummervolle Weg, wie lange währt er?“
Ammon sagte zu ihm: „Der schmale Pfad ist,
Die Gedanken zu zwingen, nicht abzuirren.
Der kummervolle Weg ist, deine Wünsche zu binden,
So daß dein Verlangen einzig darin besteht,
Die Rettung in Christus zu suchen.“
O allweiser Ammon, Ritter der Askese,
Geduldiger Träger des Jochs Christi,
Der Gott gefiel und die Menschen zähmte –
Gott hat deine Mühen mit dem Paradies belohnt!

Betrachtung

Eine Vision des hl. Andreas: Der hl. Paulus war nicht der einzige, der ins Paradies entrückt wurde und unaussprechliche Worte hörte (2 Kor 12,4). Mehr als 850 Jahre nach Paulus widerfuhr dies auch dem hl. Andreas. Eines Nachts im Winter lag der hl. Andreas zwischen Hunden auf einem Misthaufen, um seinen durchfrorenen Leib zu wärmen. Ein Engel erschien ihm und nahm ihn hinauf ins Paradies (ob im Leib oder außerhalb des Leibes, vermochte Andreas selbst nicht zu erklären). Zwei Wochen lang behielt ihn der Engel in der himmlischen Welt und trug ihn hinauf bis in den dritten Himmel. „Ich sah mich in leuchtende Gewänder gekleidet wie Blitze, mit einem Blumenkranz auf meinem Kopf und gegürtet mit einem königlichen Gürtel, und ich freute mich sehr über diese Schönheit und staunte im Geist und im Herzen über die unaussprechliche Lieblichkeit von Gottes Paradies, und ich wandelte darin mit großer Freude.“
Danach beschreibt Andreas, wie er Christus den Herrn sah: „Und als eine flammende Hand den Vorhang beiseite zog, sah ich den Herrn wie ihn einstmals der Prophet Jesaja gesehen hatte, sitzend auf einem Thron, erhaben und sehr erhöht und umgeben von Seraphim. Er war in ein rotes Gewand gekleidet, Sein Antlitz leuchtete, und Seine Augen ruhten auf mir in großer Freundlichkeit. Als ich Ihn sah, fiel ich vor Ihm nieder und betete Ihn an vor dem ehrfurchtgebietenden Thron Seiner Herrlichkeit. Ich habe keine Worte für die Freude, die mich ergriff beim Anblick Seines Angesichts; und jetzt, da ich mich an diese Vision erinnere, bin ich von unaussprechlicher Freude erfüllt. Und ich hörte meinen allbarmherzigsten Schöpfer drei Worte zu mir sprechen mit Seinen süßesten und reinsten Lippen, so daß ich wie Wachs in dieser geistigen Wärme dahinschmolz.“ Als der hl. Andreas danach noch fragte, ob es möglich sei, die Allheilige Gottesmutter zu sehen, wurde ihm mitgeteilt, sie sei im Augenblick nicht im Himmel, sondern zur Erde hinabgestiegen, um den Armen und Bedürftigen zu helfen.

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über die Gottlosigkeit des Königs Manasse und Gottes Strafe (2 Chr 33):
1. Wie Manasse den Götzenkult wieder einführte, die Kultpfähle und Höhenheiligtümer wieder errichtete und tat, was vor dem Herrn böse ist;
2. Wie Gott zuließ, daß die Chaldäer Manasse mit Haken gefangennahmen, ihn fesselten und als Gefangenen nach Babylon brachten

Homilie

Über den nützlichen Zorn

Zürnt, und sündigt nicht!
(Ps 4,5)

Seid auf euch selbst zornig, meine Brüder, und sündigt nicht mehr. Seid zornig auf eure Sünden in Gedanken und Taten, und sündigt nicht mehr. Seid zornig auf Satan, auf den Vater der Lügen, und vollbringt nicht länger seinen Willen. Seid zornig auf die Sünden in der Welt und auf die Besudelung der heiligen Kirche Gottes durch gottlose Menschen; doch hütet euch davor, Sünde durch Sünde zu heilen. Seid zornig mit euren Freunden, wenn sie sündigen; doch laßt nicht zu, daß euer Zorn sie zurückstößt und dadurch in noch größeres Übel treibt. Der Zorn eines Freundes gegenüber seinem Freund, der Zorn der Eltern gegenüber ihrem Kind und – wage ich es zu sagen? – der Zorn Gottes gegenüber den Menschen ist kein Sturm, der Bäume entwurzelt, sondern ein Wind, der den Baum stärker macht, der die verfaulte Frucht abfallen läßt, damit die gute Frucht noch besser und reifer wird. Beherrscht euren Zorn, damit ihr heilt und nicht vergiftet. Um diese Herrschaft zu erlangen, bewahrt in eurem Zorn Gott vor eurem inneren Blick. Der Zorn kann keinen stärkeren Damm, kein stärkeres Schloß haben als Gott. Jeder Zorn, der nicht im Namen Gottes und Seiner Gerechtigkeit ist, ist Sünde. Seid nicht um nichts zornig, sondern zürnt über das, wodurch Gott erzürnt wird. Wenn euer Wille fest im Gesetz Gottes verankert ist, werdet ihr immer in der Lage sein, dann zu zürnen, wenn Zorn benötigt wird, und in dem Maß, in dem er nötig ist. Das kann gegenüber den Unwissenden nicht alles in Worten ausgesprochen und erklärt werden. Zorn an der rechten Stelle wirkt wie Barmherzigkeit an der ihren.
O meine Brüder, seht ihr, welch unterschiedliche Kräfte in unsere Seele gelegt wurden, die der Mensch frei zum Leben oder zum Tode verwenden kann? Zorn auf sich selbst kann niemals genug empfohlen werden. Es ist eine erstaunliche Tatsache, daß je mehr jemand sich selbst zu zürnen lernt, desto weniger er anderen zürnt; denn, da er seine eigenen Schwächen kennt, schaut er entweder nicht auf die Schwächen anderer oder, sieht er sie, so beurteilt er sie mit Milde.
O Herr Gott, einzig Gerechter, säe in uns die Erinnerung an den Tag Deines gerechten Zornes, damit wir uns in unserer Seele von Sünde frei halten. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen. 

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17.10.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).