29.12.2024

16.12.2024

Gedenken

16. Dezember nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hl. Prophet Haggai; hl. Nikolaos Chrysoverges, Patriarch von Konstantinopel († 996); hl. Theophanò die Kaiserin († 892); sowie hl. Märt. Marinus v. Rom († 283); hl. Memnon, Erzbischof v. Ephesos (5. Jh.); hl. Nonne Sofia (in der Welt Solomonia), Gattin des Großfürsten Vasilij III. († 1542); hl. Modestos II., Erzbischof von Jerusalem († 634); hll. Märtt. Promus und Hilarion und ihre Gefährten.

1. Der hl. Prophet Haggai wurde in Babylon während Israels Gefangenschaft geboren. Er war aus dem Stamm Levi und prophezeite um das Jahr 470 vor Christus. Als junger Mann besuchte er Jerusalem. Er brachte Serubbabel und Jeshua den Priester dazu, den Tempel des Herrn in Jerusalem wiederherzustellen und prophezeite für diesen Tempel größere Herrlichkeit als für den früheren Tempel Salomos: Die künftige Herrlichkeit dieses Hauses wird größer sein als die frühere, spricht der Herr der Heere (Haggai 2,9), denn der Herr und Erlöser sollte in diesem neuen Tempel erscheinen. Er lebte lange genug, um den Bau des einen Teils des Tempels durch Serubbabel zu sehen. Er starb hoch-betagt und wurde mit seinen Vorfahren vereint.

2. Der hl. Nikolaus Chrysoverges, Patriarch von Konstantinopel, leitete die Kirche von 980 bis 995. Er weihte den großen Symeon den Neuen Theologen zum Priester, als dieser Riese des Geistes zum Abt des Klosters des heiligen Märtyrers Mamas in Konstantinopel gewählt wurde. Während dieser Zeit erschien auf wundersame Weise der Erzengel Gabriel in Karyes [Berg Athos]. Bei dieser Erscheinung lehrte der Erzengel die Mönche die Allheilige Gottesgebärerin mit der Hymne „Es ist wahrhaft würdig“ zu preisen, wobei er die Hymne auf einen Stein in einer Kapelle eines Kellions schrieb, das seitdem „Es ist wahrhaft würdig“ genannt wird (13. Juni). Als großer und bedeutender Hierarch entschlief er in Frieden und nahm seine Wohnstatt im Reich Gottes ein.

3. Die hl. Theophanò die Kaiserin. Ihre angesehenen Eltern Konstantin und Anna waren mit mehreren Kaisern verwandt. Sie waren lange Zeit kinderlos und beteten zur Allheiligen Gottes-gebärerin um Nachkommenschaft. Und Gott gab ihnen diese Tochter – Theophanò. Von Kindheit an vom christlichen Geist durchdrungen, übertraf Theophanò ihre Gefährten in allen christlichen Tugenden. Als sie aufwuchs, heiratete sie Leo, den Sohn des Kaisers Basileios des Makedoniers. Sie erduldete an der Seite ihres Mannes große Bedrängnisse. Sein leichtgläubiger Vater hörte auf die Verleumdung, Leo würde ein Messer in seinen Stiefeln bei sich tragen und planen, ihn bei günstiger Gelegenheit zu töten. Er sperrte ihn und seine Schwiegertochter ins Gefängnis. So blieben zwei unschuldige Seelen drei Jahre im Gefängnis. Einmal, beim Fest des Propheten Elias, lud der Kaiser seinen ganzen Adel an seinen Hof ein zu einem Festgelage. Plötzlich und unerwartet krächzte der Papagei des Kaisers diese Worte: „Wehe, wehe, mein Herr Leo!“ und wiederholte diese Worte einige Male. Dies  versetzte die Adligen am Hof in große Furcht, und sie baten den Kaiser, seinen Sohn und seine Schwiegertochter zu entlassen. Der bekümmerte Kaiser tat dies. Nach dem Tod seines Vaters wurde Leo Kaiser und wurde „der Weise“ genannt. Theophanò maß ihrer kaiserlichen Würde keinen Wert bei, sondern, einzig Gott geweiht, sorgte sie sich nur um die Rettung ihrer Seele, fastete und betete, spendete viele Almosen und restaurierte viele Klöster und Kirchen. Weder ein unwahres noch hartes Wort noch irgendeine Verleumdung – dies am allerwenigsten – ging von ihren Lippen aus. Vor ihrem Tod rief sie all ihre nächsten Freunde zusammen, nahm Abschied von ihnen und übergab Gott ihre Seele im Jahr 892. Kaiser Leo wollte eine Kirche in ihrem Namen über ihrem Grab bauen; doch da der Patriarch dem entgegenstand, errichtete er eine Kirche zu Ehren aller Heiligen, wobei er sagte, Theophanò sei eine Heilige geworden und sie würde zusammen mit den anderen verherrlicht werden. Es wurde daraufhin bestimmt, das Fest Allerheiligen am Sonntag nach dem Fest der Heiligen Dreiheit zu begehen.         

Lobeshymne

Die heilige Kaiserin Theophanò

Vom Königsthron aus ist die Eitelkeit der Welt,
Die schlaue Eitelkeit, besser zu sehen,
Und der kaiserliche Thron wird erbarmungslos umbraust
Von den aufgewühlten Wogen der Welt.

Theophanò erforscht deutlich
Das Meer des Wahnsinns dieser Welt,
Und ihr Herz, ihr besorgtes Herz,
Ist fest verankert im Lebendigen Gott.

Die Könige dieser Welt, sind dies Könige?
Sie sind nichts als Wachposten in schnellem Wechsel!
Der Tod zählt und führt die Wachablösungen aus –
Könige dieser Welt: vergängliche Schatten!

Theophanò, wie die weisen Jungfrauen
Entzündete sie die Leuchte ihres Herzens durch den Geist,
Erleuchtete den Pfad mit einem wundervollen Licht
Und vermied glücklich die Fallgruben der Sünde.

Jetzt gesegnet im ewigen Königreich
Unter den Sternen und leuchtend wie einer von ihnen,
Wo kein Schmerz ist noch Wechsel,
Dort regiert jetzt Theophanò.

Betrachtung

Die Heiligen wandten enorme Mühe auf, Hochmut und Selbstsucht in sich abzutöten und sich völligem Gehorsam und Selbstaufgabe zu widmen, sei es durch ihre eigene Wahl, wenn dies möglich war, oder durch einen unmittelbaren Eingriff Gottes. Das Kloster des hl. Sabas des Geheiligten zeichnete sich durch besondere Disziplin, Ordnung und bereitwilligen Gehorsam aus. Als der hl. Johannes Damaskenos in diesem Kloster eintraf, wagte es keiner der bedeutenden geistlichen Führer, diesen berühmten Adligen und Schriftsteller als seinen Zellendiener zu nehmen. Da übergab ihn der Abt einem Altvater, der einfach und streng war. Der Altvater sagte ihm, er dürfe nichts ohne sein Wissen und seine Erlaubnis tun. Es geschah jedoch, daß einer der Mönche, der einen Bruder in demselben Kloster hatte, starb, und der Bruder war in unaussprechlichem Kummer um seinen toten Bruder. Um den niedergeschlagenen Mönch zu trösten, schrieb Johannes Verse für den Heimgang des Verstorbenen – die Begräbnishymnen, die die Kirche heutzutage verwendet. Als Johannes diese Hymnen komponiert hatte, begann er sie zu singen. Als sein Altvater aber die Hym-nen vernahm, wurde er wütend und verbannte Johannes. Als die Brüder von dessen Verbannung erfuhren, nahmen sie ihren Mut zusammen, gingen zum Altvater und baten ihn, Johannes zu vergeben und ihn wieder aufzunehmen, doch der Altvater blieb unbewegt. Johannes weinte bitter und klagte darüber, daß er das Gebot seines Altvaters übertreten hatte. Die Brüder setzten sich noch einmal für Johannes ein und baten den Altvater, ihm irgendeine Bußstrafe aufzuerlegen und ihm zu vergeben. Da verhängte er folgende Bußstrafe über seinen Schüler: die Toiletten jeder Zelle des Klosters mit seinen eigenen Händen zu säubern, wenn er Vergebung wünsche. Bekümmert teilten die Brüder dies Johannes mit und dachten, er würde nun eher das Kloster verlassen, statt solches zu tun; doch als Johannes diese Anweisung des Altvaters empfing, freute er sich sehr und führte frohgemut dieses Gebot aus. Als der Altvater dies sah, brach er in Tränen aus, umarmte Johannes und sagte unter seinen Tränen: „O welch einen Leidensdulder für Christus habe ich unter meiner väterlichen Obhut! O welch ein Sohn des heiligen Gehorsams ist dieser Mann!“

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über Abrahams Seelengröße:
1. Wie Abraham nicht mit Lot aufgrund des Streits zwischen ihren Hirten richten wollte und vorschlug, sie sollten sich trennen;
2. Wie Abraham es Lot überließ, welchen Weg er wählen würde – nach links oder rechts;
3. Wie Abraham vom König von Sodom nichts nahm, nachdem er ihn besiegt hatte, nicht einmal einen Faden oder einen Schuhriemen.

Homilie

Über Moses

Moses aber war ein sehr demütiger Mensch, demütiger als alle Menschen auf der Erde.
(Num 12,3)

Ein Auserwählter, ein großer Wundertäter, in seinen Wundertaten sogar eine Vorabbildung des Herrn Jesus Christus, siegreich in Ägypten und in der Wüste, ein Führer des Volkes – wie konnte er nicht stolz sein? Doch wenn er stolz gewesen wäre, dann wäre er nicht derjenige gewesen, der er war. Hochmütig werden diejenigen, die denken, es seien ihre eigenen Werke, die sie in dieser Welt vollbringen, und nicht Gottes Werke, und meinen, sie würden durch ihre eigene Kraft handeln und nicht durch Gottes Kraft. Doch der große Moses wußte, daß er nur die Werke Gottes vollbrachte und daß die Kraft, mit der er sie vollbrachte, Gottes Kraft war und nicht seine eigene. Auf diese Weise wurde er nicht stolz durch die mächtigen Wunder, die er vollbrachte, noch durch die großen Siege, die er errang, noch durch die weisen Gesetze, die er dem Volk übergab. Meine Stärke und mein Lied ist der Herr (Ex 15,2), sagte Moses. In der ganzen Schar der Israeliten in der Wüste empfand keiner seine eigene Schwäche so stark wie er, der Größte dieser Schar. In jeder Mühe, an jedem Ort, in jedem Augenblick ersuchte er einzig Gott um Hilfe. Was soll ich tun?, fragte er Gott mit einem Aufschrei, und ständig lauschte er auf Gottes Antwort und hielt Ausschau nach Seiner Kraft. Demütiger als alle Menschen auf der Erde, denn alle anderen behielten etwas für sich selbst, schrieben sich selbst etwas zu, er aber – nichts. Er war völlig eingetaucht in Gott, erniedrigte sich völlig vor Gott. Als die Menschen nach Nahrung und Wasser verlangten, wandte er sich an Gott. Der Demütige, erstaunlich demütige Moses! Und Gott belohnte Seinen treuen Knecht mit großer Herrlichkeit und machte ihn würdig, auf dem Thabor mit Elias neben unserem Herrn und Erlöser zu erscheinen.
O Herr, Du Gott der Demütigen, Du guter Hirte, mach auch uns demütig wie Moses und die Apostel. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.

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29.12.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).