13.12.2024

30.11.2024

Gedenken

30. November nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hl. Apostel Andreas der Erstberufene († 62); hl. Frumentios, Erleuchter von Abessinien († 370); sowie hl. Vachtang Gorgasali, König von Georgien († 502); hl. Alexander, Bischof von Mithymna auf Mytilene; hl. Tudwal, Bischof in Wales und Britannien (6. Jh.).

1. Der heilige und hochgepriesene Apostel Andreas der Erstberufene war der Sohn des Jona und Bruder von Petrus. Er wurde in Bethsaida geboren und war von Beruf Fischer. Zuerst war er ein Jünger des hl. Johannes des Täufers, doch als der hl. Johannes auf den Herrn Jesus wies, wobei er sagte: Seht, das Lamm Gottes! (Jh 1,36), verließ Andreas seinen ersten Lehrer und folgte Christus. Dann brachte Andreas seinen Bruder Petrus zum Herrn. Nach der Herabkunft des Heiligen Geistes fiel auf Andreas, den ersten Apostel Christi, das Los, das Evangelium in Byzanz und Thrakien zu verkünden, dann in den Ländern entlang der Donau und in Rußland um das Schwarze Meer und schließlich in Epiros, Griechenland und auf dem Peloponnes, wo er das Martyrium erlitt. In Byzanz setzte er den hl. Stachys als ersten Bischof ein; in Kiev stellte er ein Kreuz auf einem Hügel auf und prophezeite eine helle christliche Zukunft für das russische Volk. In Thrakien, Epiros, Griechenland und auf dem Peloponnes bekehrte er viele Menschen zum Glauben und weihte Bischöfe und Priester für sie. In der Stadt Patras wirkte er im Namen Christi viele Wunder und gewann viele für den Herrn. Unter den durch ihn zum Glauben Gekommenen waren der Bruder und die Frau des Prokonsuls Aegeates. Dadurch erbost, ließ Aegeates Andreas martern und dann kreuzigen. Solange der Apostel Christi noch lebte am Kreuz, gab er nützliche Unterweisungen den Christen, die sich um ihn versammelt hatten. Die Menschen wollten ihn vom Kreuz nehmen, doch er ließ das nicht zu. Dann betete der Apostel zu Gott, und ein ungewöhnliches Licht umgab ihn. Diese helle Lichter-scheinung dauerte eine halbe Stunde, und als sie verschwand, übergab der Apostel Gott seine heilige Seele. So beendete der erstberufene Apostel – der erste unter den zwölf großen Aposteln, der den Herrn erkannte und Ihm folgte – seinen irdischen Weg. Der hl. Andreas erlitt das Martyrium für den Herrn im Jahr 62. Seine Reliquien wurden nach Konstantinopel gebracht, sein Haupt später nach Rom, eine Hand gelangte nach Moskau.

2. Der hl. Frumentios, der Erleuchter von Abessinien. In der Zeit des Kaisers Konstantin des Großen reiste ein gelehrter Mann namens Meropios nach Indien. Er nahm zwei junge Christen mit, die Brüder Edesios und Frumentios. Auf der Reise erlitten sie in einem Sturm vor der Küste von Abessinien Schiffbruch, und die wilden Abessinier töteten alle auf dem Schiff außer den beiden Brüdern. Sie lebten daraufhin einige Jahre in Abessinien, und es gelang ihnen, in den Dienst des abessinischen Königshofs zu treten. Frumentios begann den christlichen Glauben zu verkünden, zuerst sehr vorsichtig, wobei er überzeugt war, daß dieses Land für die Verkündigung fruchtbar sei. Dann begaben sich die Brüder auf Schiffsreisen: Edesios fuhr zu seinen Eltern nach Tyros, Frumentios nach Alexandria zu Athanasios dem Großen. Frumentios erklärte dem Patriarchen die Situation in Abessinien und bat um Hirten für die Neubekehrten. Der hl. Athanasios weihte Frumentios zum Bischof. Der hl. Frumentios kehrte nach Abessinien zurück, wo er durch seinen Eifer und seine Wunder noch zu Lebzeiten alle Abessinier zum christlichen Glauben bekehrte. Dieser große Hirte der Kirche, der Erleuchter von Abessinien, entschlief in Frieden im Herrn im Jahr 370 und ging, um im Reich seines Herrn zu leben.    

Lobeshymne

Der heilige Apostel Andreas der Erstberufene

Der heilige Andreas, durch den Geist erleuchtet,
Und erstberufener Apostel Christi,
Verkündete den Herrn Tag für Tag
Und taufte die Menschen mit dem Kreuz.
Wie ein Gärtner durch den eigenen Garten
So ging er durch Stadt und Dorf
Und propfte geschickt wilden Bäumen
Die guten Sprößlinge auf.
Mit lebendigem Wasser bewässerte er sie,
Bis er zum Ende seiner Tage kam
Und sah, daß das Kreuz ihn erwartete.
Voll Freude sagte Andreas zum Kreuz:
„Sei gegrüßt, Kreuz! Gott hat dich geheiligt,
Christus heiligte dich mit Seinem Leib.
O Kreuz, sei du meine Ruhestätte.
Nimm mich vom Staub der Erde;
Erhebe mich zu Gott in der Höhe,
Und möge Christus mich von dir abnehmen –
Christus, Der um meinetwillen an dir gekreuzigt ward.“
Jünger des heiligen Täufers
Und Apostel Christi des Erlösers,
O Andreas, erstberufener Stern,
Hilf uns durch deine Gebete.

Betrachtung

„Alles ist den Aposteln gegeben“, sagt der hl. Johannes Chrysostomos. Das bedeutet: alle Gaben, alle Kräfte, die ganze Fülle der Gnade, die Gott allen Gläubigen schenkt, ist den Aposteln gegeben. Wir sehen dies im Leben des großen Apostels Andreas des Erstberufenen: Er war Apostel und Evangelist, Prophet, Hirte und Lehrer (Eph 4,11). Als Evangelist trug er die gute Nachricht des Evangeliums in die vier Winkel der Erde; als Prophet prophezeite er die Taufe des russischen Volkes und die Größe, die die Stadt Kiev als ein Zentrum des Christentums erlangen würde; als Hirte gründete und organisierte er viele Kirchen; als Lehrer unterwies er unermüdlich bis hin zu seiner Kreuzigung und sogar noch am Kreuz bis zu seinem letzten Atemzug. Und als Krönung all dessen war er auch noch ein Märtyrer. Und dies war ein Geschenk des Heiligen Geistes, das nicht allen gegeben wurde. Wir sehen bei diesem Apostel wie auch bei allen anderen die Fülle der Gnade des Heiligen Geistes.
Daß jede Tat, die von einem Jünger Christi vollbracht wird, durch die Gnade getragen werden muß, wird durch den hl. Frumentios bestätigt. Als er von Alexandria aus nach Abessinien als geweihter Bischof zurückkehrte, begann er große Wunder zu vollbringen und brachte so die Menschen in großen Massen zum Glauben. Der neidische König fragte ihn: „Du hast unter uns so viele Jahre gelebt, und wir haben niemals gesehen, daß du solche Wunder vollbrachtest. Woher kommt es, daß du sie jetzt vollbringst?“ Darauf antwortete der gesegnete Frumentios: „Dies ist nicht meine Tat, sondern die Gnade der Priesterschaft“, und der Heilige erklärte dann dem König, wie er um Christi willen seiner Eltern, des Ehestandes und der ganzen Welt entsagt hatte, und wie er aufgrund der Weihe durch die Hände des Athanasios die Gnade der Priesterschaft empfangen hatte, die Gnade der Wundertätigkeit.

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über Adams und Evas geistigen Fall (Gen 2):
1. Wie die Schlange Begierde und Hochmut in Eva hervorrief;
2. Wie die begehrliche und hochmütige Frau Gottes Gebot übertrat und vom Baum der Erkennt-nis aß;
3. Wie Eva sündigte – nicht in Armut und Bedürftigkeit, sondern inmitten der Fülle. 

Homilie

Über Unwissenheit und die Herzenshärte der Heidenvölker

Lebt nicht mehr wie die Heiden in ihrem nichtigen Denken! Ihr Sinn ist verfinstert.
Sie sind dem Leben, das Gott schenkt, entfremdet durch die Unwissenheit,
 in der sie befangen sind, und durch die Verhärtung ihres Herzens.
(Eph 4,17-18)

Was ist eitle Nichtigkeit, meine Brüder? Alles, was man außerhalb Gottes sieht, abgeschnitten von Gott,  und was ohne die Furcht Gottes vollbracht wird. Was ist die Eitelkeit des Geistes, meine Brüder? Zu leben und das Leben nicht durch Gottes Gesetz zu deuten, sondern durch die eigenen strömenden Gedanken und Wünsche. Woher kommt dieses Übel zum Menschen, meine Brüder? Zuerst durch die Verhärtung des Herzens und dann durch die Unwissenheit, die in ihnen ist. Was bedeutet Verhärtung des Herzens, meine Brüder? Es bedeutet ein Herz ohne Liebe zu Gott, gefüllt mit Begehrlichkeit und der Furcht vor allem, das den Leib bedroht. Was ist die Frucht eines stei-nernen Herzens, meine Brüder? Unwissenheit, völlige Unkenntnis göttlicher Dinge, göttlicher Wege und göttlicher Gesetze; ein Herz, das völlig abgestumpft gegenüber dem geistlichen Leben und geistlichen Gedanken ist. Was ist das letzte Ende der Versteinerung des Herzens und der Unkenntnis der göttlichen Wahrheit? Ein Verstand, der verfinstert und vom Leben Gottes entfremdet ist. Ein verdunkeltes Verständnis – der Geist wird so dunkel wie die innerliche Tätigkeit des Körpers; das Licht, das im Menschen ist, wird zur Dunkelheit. Und was für eine Dunkelheit! Ein verfinstertes Verständnis wird zum verfinsterten Geist. Ein Mensch, dessen Geist verfinstert ist, kann nicht den Sinn von irgend etwas erkennen. Solch ein Mensch ist vom Leben Gottes entfremdet, und er welkt und stirbt wie ein Körperteil, der abgeschnitten wurde. So sind die Heiden; so sind die Gottlosen; und so sind letztlich auch falsche Christen und die Kleingläubigen. Doch sogar trockenes Holz kommt zum Leben, wenn es in den lebenspendenden Wassern Christi eingeweicht wird, und bringt neue Triebe hervor. Und die vertrocknete heidnische Welt wurde vom Herrn auferweckt und mit Leben versehen. So geschieht es auch bei sündigen Christen, wenn sie bereuen.
Laßt uns auf uns selbst schauen, meine Brüder, laßt uns das jeden Tag tun. Laßt uns uns selbst jeden Tag fragen, ob wir nicht durch eitle Nichtigkeit verfinstert worden sind, entfremdet dem Leben Gottes. Der Tod wird bald kommen, und das Ende, und das Gericht. Das trockene Holz wird ins unauslöschliche Feuer geworfen.
O Herr Jesus, unser Geist und unser Leben, hilf uns, durch Dich zu denken und mit Dir zu leben. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.

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13.12.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).