26.08.2024

13.08.2024

Gedenken

13. August nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hl. Märtyrer Hippolytus u. a. mit ihm; hl. Tichon von Zadonsk († 1783); hl. Kaiserin Irene, als Nonne Xenia (12. Jh.); hl. Seridos (6. Jh.); sowie Überführung der Reliquien des hl. Maximos d. Bekenners († 662, Gottes-dienst am 12. August); hl. Eudokia d. Kaiserin, Frau d. Theodosios d. Jüngeren; hl. Radegunde v. Poitiers, Nonne († 587); hl. Abba Dorotheos u. hl. Dositheos, sein Schüler (6. Jh.); hl. Märt. Koronatus; Erhebung d. Gebeine d. hl. Maksim v. Moskau, Narr in Christo († 1547); hll. Hieroneumärtt. Venjamin (Kazanskij), Metr. v. Petrograd († 1922) u. mit ihm Archimandrit Sergij (Sejn) u. zwei Laien; hl. Neumärt. Andrej (Voljanskij) († 1919); hl. Radegunde, Königin der Franken († 587); hl. Wigbert, Abt v. Ohrdruf und Fritzlar († ca. 746).

1. Der hl. Märtyrer Hippolytus war ein ranghoher Offizier und Aufseher über die Gefängnisse in Rom. Er war als Heide geboren und aufgewachsen. Als der hl. Laurentius, der Erzdiakon, ins Gefängnis geworfen wurde, erhielt Hippolytus vom Kaiser den Befehl, diesen Gefangenen besonders zu bewachen. Hippolytus sah mit eigenen Augen, wie Laurentius dem blinden Lukillus das Seh-vermögen wiedergab und viele andere Kranke heilte, und er kam zum Glauben an Christus. Als ihn Laurentius taufte, hatte Hippolytus eine himmlische Vision und sagte: „Ich sah unschuldige Seelen in großer Glückseligkeit“ (d. h. im Himmel). Er nahm Laurentius dann in sein Haus auf, und Laurentius taufte alle Bewohner, neunzehn waren es einschließlich der alten Erzieherin Concordia. Als Laurentius um Christi willen getötet wurde, holte Hippolytus den Leib des Märtyrers in der Nacht, hüllte ihn in ein Grabtuch und begrub ihn ehrenvoll. Doch Kaiser Decius erfuhr davon, und am dritten Tag nach Laurentius’ Tod wurde Hippolytus verhaftet, vor den Kaiser gebracht, und da er es ablehnte, den wahren Glauben zu verleugnen, wurde er mit Steinen auf den Mund geschlagen. Danach befahl der Kaiser, Hippolytus zu entkleiden und auszupeitschen. Entblößt vor dem Kaiser stehend, sagte er: „Du hast mich nicht entkleidet, sondern du beginnst mich stattdessen einzu-kleiden.“ Daraufhin streckten sie ihn auf dem Boden aus und schlugen ihn erbarmungslos, doch Hippolytus rief nur: „Ich bin ein Christ.“ Der Kaiser erfuhr, daß alle aus Hippolytus’ Haus Christen waren, und er befahl, sie alle hereinzubringen. Die betagte Concordia sagte: „Wir wünschen eher in Ehre mit unserem Herrn im Glauben an Christus zu sterben als unehrenhaft mit dir, der du unrein bist.“ Concordia war die erste, die getötet wurde, danach wurden die übrigen achtzehn vor Hippo-lytus’ Augen getötet. Schließlich banden sie Hippolytus an ein wildes Pferd und schleiften ihn umher, bis der Märtyrer seine Seele Gott übergab.

2. Der hl. Tichon von Zadonsk oder Voronež. Tichon wurde in einer einfachen Bauernfamilie im Dorf Kortsk in der Provinz Novgorod im Jahr 1724 geboren. Er empfing die Mönchsweihe im Alter von vierunddreißig Jahren, und durch seine Askese und große geistliche Weisheit wurde er bald für höhere Dienste eingesetzt, bis er schließlich zum Bischof von Voronež geweiht wurde. Sein Episkopat währte fast fünf Jahre, dann ging er wegen seiner schwachen Gesundheit in den Ruhe-stand und zog sich in das Kloster von Zadonsk zurück. Dort entschlief er in Frieden im Jahr 1783. Auch seine wundertätigen Reliquien ruhen im Kloster Zadonsk. Er war ein großer Asket der russi-schen Kirche, ein seltener Hirt, Fürbitter und Verfasser wundervoller geistlicher Werke. Durch seine Weisheit, Heiligkeit und Askese kann Tichon zu den großen Vätern der Orthodoxen Kirche gezählt werden. Wegen der vielen an seinen Reliquien geschehenen Wunder wurde er zuerst vom Volk als Heiliger verehrt, dann durch die Russische Kirche offiziell im Jahr 1861 verherrlicht.

3. Die gottgeweihte Kaiserin Irene, als Nonne Xenia. Irene war die Frau des Kaisers Johannes Kom-nenos II., 1118-1143, genannt Kalo-Ioannis, Johannes der Gute. Abgesehen von ihrer klösterlichen Askese und vielen guten Werken ist Irene auch bekannt, weil sie das Kloster des Allmächtigen (Pantokrator) erbaute, eines der ruhmreichsten und schönsten Klöster in Konstantinopel. Später widmete sich der hl. Stephan von Dečani in diesem Kloster seiner Askese.

4. Der gottgeweihte Seridos war bekannt als Gründer der berühmten Gemeinschaft bei Gaza in Palästina. Solch glorreiche Väter wie die hll. Barsanuphios, Johannes, Abba Dorotheos, Dositheos und andere widmeten sich in diesem Kloster der Askese. Der hl. Seridos entschlief im sechsten Jahrhundert und nahm Wohnung in der ewigen Freude des Herrn.

Lobeshymne

Der hl. Tichon von Zadonsk

Die Bauernhütte nährte einen Heiligen,
Die rechtgläubige Kirche erfüllte ihn mit Geist:
Tichon, der Hierarch, leuchtete wie ein Stern
Und verband die Welt mit den Geheimnissen des Geistes:
„Lies die Heilige Schrift, denn sie birgt Gott;
Sie verbirgt Gott in sich, und Gott offenbart sie.
Die Bücher der ganzen Welt berichten nicht mehr
Über Gott und über dich als die Heilige Schrift.
Sieh, ohne Gott kannst du Gott nicht erkennen.
Es ist vergeblich, über Gott zu forschen außerhalb Gottes.
Gott gibt Sich uns, so weit Ihn unser Geist zu fassen vermag.
In ein Ei kann man nicht das Meer gießen.
Die Seele muß man retten, lehrt die Heilige Schrift,
Vor Sünde und Tod und ewiger Verdammnis.
Wer am Ertrinken ist, fragt nicht:
Was ist Wasser? Wie ist es beschaffen? Woher kommt es?
Sondern er ist nur mit seiner Rettung beschäftigt
Und er sucht voller Furcht einen sicheren Fels.
Und auf dem Meer des Lebens, stürmisch aufgewühlt,
Sucht der Weise die Rettung für sich.
Was ist dieses Leben? Woraus besteht es?
Wenn der Tod über uns kommt, ist es wichtig, dies zu wissen?
Auf der Erde bleiben Wissen und Besitz,
Dem Grab werden Leib und Kleidung übergeben.
Die Seele, nur die Seele kann gerettet werden,
Strebe danach und bete: Hilf mir, o Gott!“

Betrachtung

„Dankt Gott und vergeßt nicht Seine großen Menschen, die Armen und Bedürftigen; denn sie können viel beim Herrn, unserem Gott, erreichen.“ Dies sind die Worte des Abtes Nazarij von Valaam, eines großen russischen Asketen des neunzehnten Jahrhunderts. Er sprach diese Worte zur Frau eines hohen Würdenträgers in St. Petersburg, der beim Zaren aufgrund einer schweren Anschuldigung in Mißgunst gefallen war. Aus Angst erkrankte der angeklagte Würdenträger und lag im Bett. Seine Frau erfuhr, daß Vater Nazarij in St. Petersburg sei und beeilte sich, ihn zu finden. Sie berichtete ihm vom Unglück, das über sie gekommen sei, und bat ihn, für ihren Mann zu beten. „Haben Sie etwas Kleingeld?“, fragte Vater Nazarij. Die Frau brachte es und gab es ihm und Vater Nazarij ging fort. Er kehrte am Abend zurück und erfreute die Frau mit der Nachricht: „Ehre sei Gott! All jene, die dem Zaren nahe sind, haben versprochen, für Sie zu beten.“ Die Frau dachte natürlich an Zar Alexander Pavlovič und seinen Hofstaat, während der Altvater die Bettler auf den Straßen meinte, unter denen er die Münzen verteilt hatte und die er darum gebeten hatte, für den Gatten der Frau zu beten. Die Neuigkeit kam, daß der Zar angeordnet hatte, die Sache um seinen Würdenträger erneut aufzurollen. Genau dies war es, was der Würdenträger sich erwünscht hatte. Als seine Frau Vater Nazarij zu danken begann, sagte er: „Danken Sie dem Herrn, und vergessen Sie nicht Seine großen Menschen, die Armen und Bedürftigen; sie können viel bei Gott, unserem Herrn, erreichen.“

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über die wundersame Macht der Prophezeiung (1 Sam 10):
1. Wie Samuel Saul alles, was ihm eines Tages widerfahren würde, prophezeite;
2. Wie der Geist Gottes auf Saul herabkam und er prophezeite.

Homilie

Über Jesajas zentrale Prophezeiung

Siehe, eine Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären,
und sie wird Ihm den Namen Immanuel geben.
(Jes 7,14)

Diese herrliche Prophezeiung über die Geburt des Herrn aus einer Jungfrau wurde vom Propheten Jesaja ausgesprochen, dem Propheten, der Gott in jenem Augenblick sah, als sich Jerusalem in tiefer Verzweiflung befand. Die starke Armee von Syrien und Ephraim hielt die Stadtmauern fest umschlossen. König Ahas, unbewaffnet und ohne Soldaten, und alle Einwohner Jerusalems befan-den sich in Todesangst. Da zitterte das Herz des Königs und das Herz seines Volkes zitterte, wie die Bäume des Waldes im Wind zittern (Jes 7,2). In dieser Stunde, als sich der König in tiefster Verzweiflung befand, trat Jesaja vor ihn und sprach auf Gottes Gebot hin: Bewahre die Ruhe, fürchte dich nicht! Daraufhin prophezeite er, daß der Feind Jerusalem nicht einnehmen werde. Da er sah, daß der König ihm nicht glaubte, sagte er zu ihm, er solle sich ein Zeichen erbitten, ein Wunder am Himmel oder auf der Erde; doch der kleingläubige König bat nicht darum, sondern blieb zweifelnd. Daraufhin sagte der Prophet, daß Gott von Sich aus ein Zeichen geben würde. Dieses Zeichen bezog sich auf ferne Zeiten und betraf die Rettung des ganzen Menschengeschlechts: Eine Jungfrau werde einen Sohn empfangen und tragen und sie werde Ihm den Namen Immanuel geben, welcher bedeutet „Gott mit uns“. Warum gab der Prophet nicht irgendein naheliegendes Zeichen, damit der König zum Glauben käme? Weil diese Prophezeiung über die Rettung Jerusalems in einer Stunde, in der der König dachte, alles sei verloren, ausreichte, um die Macht Gottes und den Unglauben des Königs zu offenbaren. Warum sprach der Prophet zu dieser Stunde und bei dieser Gelegenheit über die Geburt des Erlösers? Da sich das Menschengeschlecht zur Zeit der Ankunft des Erlösers in ähnlicher Verzweiflung befand, umringt und eingeschlossen von dämonischen Mächten, wie Jerusalem zur Zeit des Propheten. Sagte der Prophet ausdrücklich „Jungfrau“ und nicht „[junge] Frau“? Offensicht-lich sagte er „Jungfrau“, denn, wäre in der Prophezeiung von irgendeiner Frau die Rede, wie hätte es sich dann dabei um ein Wunder und Zeichen handeln können? Werden nicht alle Menschen von Frauen geboren? Es liegt hier eine große Betonung auf dem Wort „Jungfrau“.   
So weiß der Allsehende Gott, wie er das Nahe mit dem Fernen verbindet und die Erfüllung der einen Prophezeiung in der Gegenwart als Bekräftigung einer anderen in der Zukunft verwendet. Immanuel – Gott mit uns – rettete zu jener Zeit Jerusalem als unsichtbarer Gott. Immanuel – Gott mit uns – würde das Menschengeschlecht aus einer ähnlichen Gefahr später retten als inkarnierter Gott, als Gottmensch, geboren aus der allerreinsten Jungfrau und dem Heiligen Geist.
O Herr, Der Du den Propheten die Macht gabst, die Wahrheit von fern kommen zu sehen, gib uns die Kraft, die nun schon eingetroffene Wahrheit uns zu eigen zu machen. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.     

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26.08.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).