15.06.2024

02.06.2024

Gedenken

2. Juni nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hl. Nikephoros, Patriarch von Konstantinopel († 829); hl. Märtyrer Konstantin († 1819); hl. Märtyrer Johannes der Neue von Soči († 1492); hl. Hieromärtyrer Erasmos von Ochrid († 303) und 20.000 Märtt. mit ihm; sowie hl. Hieromärt. Photinus, Bischof v. Lyon († ca. 177); hl. Neumärt. Dimitrios v. Philadelphia († 1657); Erhebung der Reliquien (1819) d. hl. Iuliania, Fürstin v. Vyasma (Novotoržok) († 1406); hl. Neumärt. Johannes v. Trapezunt; 38. hll. Märtt., die in einem erhitzten Bad umgebracht wurden; sel. Marinos Banos.

1. Der hl. Nikephoros, Bekenner und Patriarch von Konstantinopel. Nikephoros war ein Adliger aus Konstantinopel. Sein Vater Theodor, ein hochrangiger Beamter am Kaiserhof, war wohlhabend und fromm. Nikephoros diente mehrere Jahre am Hof in derselben Stellung wie sein Vater. Als er die Eitelkeit der Welt erkannte, zog er sich ans Ufer des Bosporos zurück und gründete dort ein Kloster. Das Kloster füllte sich rasch mit Mönchen, und er leitete es, doch er war nicht gewillt, die Mönchsweihe zu empfangen, unter dem Vorwand, er sei nicht würdig, obwohl er in allen Dingen als Vorbild für alle diente. Zuvor hatte er auf Wunsch des Kaisers und des Patriarchen am Siebten Ökumenischen Konzil [Nikäa 787] teilgenommen, und das Konzil zog aus seiner überlegenen Kenntnis der Heiligen Schrift großen Gewinn. Als Patriarch Tarasios starb, wurde Nikephoros gegen seinen Willen zum Patriarchen gewählt. Sogleich nach seiner Wahl im Jahr 806 empfing er die Mönchsweihe und nachfolgend alle anderen kirchlichen Ränge. Er wurde in der Kirche der Göttlichen Weisheit [Hagia Sophia] als Patriarch inthronisiert. Dies fand statt unter der Regentschaft des Kaisers Nikephoros, der danach in den Krieg gegen die Bulgaren zog und getötet wurde. Sein Sohn Staurakios regierte nur zwölf Monate und starb. Danach regierte der gute Kaiser Michael, der den Beinamen Rangabe trug, doch nur für zwei Jahre, bis er von Leo dem Armenier gestürzt und verbannt wurde. Als Leo gekrönt wurde, sandte ihm der Patriarch ein Buch des orthodoxen Glaubensbekenntnisses zur Unterschrift (gemäß dem Brauch, dem alle byzantinischen Kaiser folgen, wurde diese Unterschrift als Eid betrachtet, daß sie den wahren Glauben wahren und verteidigen würden). Der Kaiser unterschrieb nicht, sondern verschob die Unterschrift auf die Zeit nach der Krönung. Als ihn der Patriarch krönte, lehnte es Leo ab, das Buch zu unterschreiben und erwies sich bald als Häretiker, als Ikonoklast. Der Patriarch versuchte, ihn zu unterweisen und zum wahren Glauben zurückzubringen, doch vergeblich. Der Kaiser schickte Nikephoros mit Gewalt auf die Insel Prokonnesos in die Verbannung, wo er dreizehn Jahre lang blieb, jede Art von Elend und Entbeh-rung ertrug und im Jahr 827 in die Ewigkeit einging. Als Patriarch leitete er die Kirche Christi neun Jahre lang.

2. Der hl. Neumärtyrer Konstantin hatte moslemische Eltern. Er wurde auf der Insel Mytilene geboren. Nachdem er von einer schweren Krankheit mit Hilfe von Weihwasser in der Kirche geheilt worden war, wurde er auf dem Berg Athos in der Skit Kapsokalyvia getauft. Später fiel Konstantin in die Hände der Türken, die ihn in Konstantinopel im Jahr 1819 nach vierzig Tagen grausamer Martern erhängten.

3. Der hl. Neumärtyrer Johannes von Soči. Johannes war ein Edelmann aus Trapezunt. Er wurde von einem neidischen Lateiner angeklagt und litt um Christi willen in der Stadt Akerman im Jahr 1492. Nachdem er gemartert worden war, da er es ablehnte, die persische Religion anzunehmen (denn der Gouverneur der Stadt hing dieser Religion an), wurde der hl. Johannes an die Beine eines Pferdes gebunden und durch die ganze Stadt gezogen. Als ein bösartiger Hebräer das sah, lief er zu Johannes und tötete ihn. In dieser Nacht sahen viele eine feurige Säule über seinem Leib und drei lichttragende Männer bei ihm. Später überführte Joalexander, der Befehlshaber von Moldavien, seinen ehrwürdigen Leib mit großer Ehrerbietung in die Stadt Soči und begrub ihn in der Metropolitankirche, wo er auch heute noch ruht und auf geheimnisvolle Weise Menschen von verschiedenen Schmerzen und Krankheiten heilt. Johannes litt ehrenvoll und wurde am 2. Juni 1492 verherrlicht.

4. Der hl. Hieromärtyrer Erasmos von Ochrid. Dieser Heilige wurde in Antiochia geboren und lebte während der Herrschaft der Kaiser Diokletian und Maximian. Er führte ein striktes asketisches Leben auf den Bergen des Libanon und wurde von Gott mit der Gabe der Wundertätigkeit ausgestattet. Als Bischof reiste er umher, um die Gute Nachricht zu verkünden. Als er in der Stadt Ochrid eintraf, ließ Erasmos durch seine Gebete den Sohn eines Mannes namens Anastasius auferstehen und taufte ihn. Danach taufte Erasmos viele andere Heiden und zerstörte die Götzenaltäre in Ochrid. Dafür wurde er vor Kaiser Maximian verklagt, der zu jener Zeit in Illyrien residierte. Der Kaiser ließ eine kupferne Zeusstatue vor ihn stellen und befahl ihm, Opfer darzu-bringen und den Götzen anzubeten. Der hl. Erasmos bewirkte mit großer Kraft, daß ein schrecklicher Drache aus dem Götzen kam, der die Menschen in Schrecken versetzte. Wiederum ließ der Heilige durch große Kraft den Drachen sterben. Daraufhin verkündigte der Heilige Christus und taufte zwanzigtausend Seelen. Der erboste Kaiser befahl, alle zwanzigtausend zu enthaupten und unter-warf Erasmos schweren Martern. Dann warf er ihn ins Gefängnis. Ein Engel Gottes erschien Erasmos wie einstmals dem Apostel Petrus und führte Erasmos aus dem Gefängnis. Danach brach dieser Knecht Gottes nach Campania auf, wo er den Menschen das Evangelium verkündete und wieder in die Stadt Hermelia zurückkehrte, wo er sich in eine Höhle zurückzog, um, seinem Wunsch entspre-chend, dort bis zu seinem Tod ein Leben in Askese zu führen. Vor seinem Tod verbeugte er sich dreimal gen Osten und betete mit erhobenen Armen zu Gott, daß Er denjenigen, die mit Glauben seinen Namen anrufen würden, die Sünden vergebe und das ewige Leben gewähren möge. Nach Beendigung dieses Gebets war eine Stimme vom Himmel zu hören: „So sei es, wie du gebetet hast, Mein kleiner Heiler Erasmos!“ Voller Freude blickte der Heilige noch einmal in den Himmel und sah einen Kranz der Herrlichkeit, als stiege er auf ihn herab, und er sah Chöre der Engel, Propheten, Apostel und Märtyrer, die gekommen waren, um seine Seele zu empfangen. Schließlich rief er: „O Herr, empfange meinen Geist!“ Er entschlief um das Jahr 303. Die Kirche mit einer kleinen Kapelle, die dem hl. Erasmos geweiht ist, existiert auch heute noch nicht weit entfernt von Ochrid und erweist die große Kraft dieses Auserwählten, des Hieromärtyrers Erasmos.

Lobeshymne

Der heilige Nikephoros

Groß war Nikephoros, groß unter den Heiligen,
Groß war Nikephoros, ein Riese unter den Menschen.
Und der Kaiser mit dem Löwennamen war zu klein,
Trotz und Bosheit, darin bestand sein ganzer Ruhm.
Der Kaiser ist dazu da, die Staatsgeschäfte zu führen,
Und nicht, die Dogmen des orthodoxen Glaubens zu beurteilen.
Die Dogmen erklärte ihm Patriarch Nikephoros,
Doch der hochmütige kleine Kaiser gab vor, weise zu sein.
Obwohl Kaiser, war er doch ein simpler Verwalter geblieben.
Da er nicht auf den Rat des weisen Knechtes hören wollte,
Verbannte der Kaiser den Patriarchen in öde Ferne,
Und begann nun selbst die göttliche Wahrheit zu deuten.
Groß war Nikephoros, groß im Exil
Wie auf dem Thron in seiner Würde.
Von innen her kam all seine Größe
Und nicht falsch und flüchtig von heute auf morgen.
Nikephoros, durch Glauben und Reinheit, wurde ein Heiliger,
Doch Kaiser Leo fand ein schreckliches Ende.
Vielleicht hätte er bereut, doch nun war es zu spät.

Betrachtung

Die Verehrung der Ikonen ist ein wesentlicher Bestandteil der Orthodoxie und kann von ihr nicht getrennt werden. Die Tatsache, daß es Menschen gab, die die Verehrung der Ikonen für Götzen-dienst hielten, ist kein Argument gegen Ikonen. Die Hebräer behaupteten, Christus würde Wunder durch die Kraft Satans und nicht Gottes wirken, und für die Römer waren, wie es scheint, die christlichen Märtyrer Zauberer und Magier. „Eine Ikone ist ein göttlicher Gegenstand, aber er sollte nicht angebetet werden“, sagte der hl. Nikephoros zu dem ikonoklastischen Kaiser Leo dem Arme-nier. Er erklärte ihm, daß Moses eine bronzene Schlange angefertigt hatte und sie in der Wüste in die Höhe hob, obwohl er zuvor geboten hatte: Du sollst dir kein Gottesbild machen (Ex 20,4). Letzteres war geboten worden, damit das auserwählte Volk vor dem Götzendienst Ägyptens gerettet werden konnte, das erste aber [das Erheben der Schlange], damit Er, der eine höchste Gott, Seine Macht durch einen sichtbaren Gegenstand zeigen konnte. Auf dieselbe Weise erwies Er auch Seine Macht durch Ikonen. Es ist Sein heiliger Wille und eine Hilfe für unsere Rettung. Wenn Ikonen Gegen-stände von geringer Bedeutung wären, warum haben dann viele der heiligsten Männer und Frauen im Verlauf der ganzen Geschichte bis zum Tode für die heiligen Ikonen gelitten?

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über die wunderbare Heilung des Aussätzigen (Mt 8,2):
1. Wie der Aussätzige den Herrn bat, ihn zu heilen, und wie ihn der Herr berührte und er geheilt war;
2. Wie ich aussätzig bin von Sünden, und wie mich der Herr berühren und heilen kann, wenn ich Ihn darum bitte.

Homilie

Über die Weisheit, die sich überall verkündet

Die Weisheit ruft laut auf der Straße, auf den Plätzen erhebt sie ihre Stimme.
 Am Anfang der Mauern predigt sie, an den Stadttoren hält sie ihre Reden.
(Sprichwörter 1,20-21)

Die Weisheit Gottes ist der Herr Jesus Selbst, durch Den alles geschaffen wurde, was geschaffen wurde. Alles, was geschaffen wurde, verkündet seinen weisen Schöpfer, draußen in den Feldern wie auch in der Stadt. In den Feldern gibt es reine und unverschmutzte Natur, doch in der Stadt befindet sich der Mensch mit seinem Handwerk und seinen Geschäften. Die Weisheit ruft – sie flüstert nicht – durch die ganze Natur und durch alle nützlichen Geschäfte und alles nützliche Handwerk des Menschen. Sie umfängt alles Land und füllt die ganze Stadt; sie ist über der Erde und unter der Erde und in den Höhen der Sterne und in den Tiefen der See. Wer hören möchte, kann sie an jedem Ort hören; wer von ihr lernen und sich an ihr erfreuen möchte, kann dies an jedem Ort; wer von ihr berichtigt und erbaut werden möchte, kann an jedem Ort berichtigt und erbaut werden.
Somit ist die Weisheit Gottes klar und offensichtlich in allen geschaffenen Dingen in der Welt von Anfang an. Aber sie ist noch klarer und offensichtlicher bei den Propheten und anderen Män-nern Gottes, die gewürdigt wurden, sich ihr außerhalb der geschaffenen Natur zu nahen. Durch ihre Lippen verkündete sich die Weisheit Gottes selbst in den Straßen, in der Stadt und in den Türen der Häuser der Menschen.
Die Weisheit Gottes ist am kraftvollsten und klarsten in der Person des Herrn Christus Selbst. In Seiner Person erschien die Weisheit Gottes im Fleisch und zeigte sich den Menschen in wundervoller Stärke und Schönheit. Diese Weisheit Gottes sprach nicht durch die Schöpfung oder durch Men-schen, sondern sie sprach über Sich durch Sich selbst, persönlich und unmittelbar. Der Herr erfüllte die ganze Welt mit Seiner Weisheit durch Seine Heilige Kirche, so daß man sagen kann, daß heute wie vor zwanzig Jahrhunderten in Palästina die Weisheit durch die Diener des Wortes in den Fel-dern und in den Straßen, in den dichtesten Menschenmengen, in allen Städten und vor jeder Tür ruft.
O meine Brüder, laßt uns die Türen unserer Seelen für die Weisheit Gottes öffnen, die in unse-rem Herrn Jesus Christus inkarniert ist.
O Herr Jesus, Weisheit und Kraft Gottes, öffne unsere Seelen und wohne in ihnen. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.     

<
15.06.2020
>
Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).