29.09.2024

16.09.2024

Gedenken

16. September nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hl. Großmärtyrerin Euphemia († 303); hl. Dorotheos (4. Jh.); hl. Kiprian, Metropolit von Kiev († 1406); hl. Märtyrerin Ludmila, Großmutter des hl. Vaclav (Wenzeslaus), Fürst v. Tschechien († 927); sowie hl. Sebastiana, Schülerin des hl. Apostels Paulus, die in Heraklea das Martyrium erlitt († 86); hl. Märtyrerin Melitina v. Markianopolis (2. Jh.); hll. Märtt. Viktor und Sosthena in Chalcedon († 304); hll. Märtt. Isaak und Joseph, die in Karnu, Georgien, litten († 808); hl. Prokop, Abt d. Sazava-Klosters in Böhmen († 1053)); hl. Ninian, Bischof v. Withorn (Candida Casa) (Galloway) († ca. 432).

1. Die hl. Großmärtyrerin Euphemia wurde in Chalcedon geboren. Ihr Vater Philodronos, ein Senator, und ihre Mutter Theodorisia waren fromme Christen. Euphemia war eine schöne Jungfrau an Körper und Seele. Als der Senator Priskus ein Fest veranstaltete und Ares in Chalcedon Opfer darbrachte, blieben neunundvierzig Christen diesem schändlichen Opfer fern und verbargen sich. Doch sie wurden entdeckt und vor Priskus gebracht. Unter ihnen war die hl. Euphemia. Als sie der hochmütige Priskus fragte, warum sie den kaiserlichen Erlaß nicht beachte, antwortete sie: „Sowohl deinem Gebot als auch dem des Kaisers muß man gehorchen, solange sie nicht im Gegensatz stehen zum Gott im Himmel. Doch wenn sie im Gegensatz zu Gott stehen, darf man ihnen nicht gehorchen, sondern muß sich ihnen verweigern.“ An neunzehn aufeinander folgenden Tagen unterwarf er sie verschiedenen Foltern. Am zwanzigsten Tag sonderte er Euphemia von den anderen ab und versuchte ihr zu schmeicheln wegen ihrer Schönheit, um sie für den Götzenkult zu gewinnen. Nachdem sich seine Schmeichelei als vergeblich herausstellte, befahl er, die Jungfrau von neuem zu martern. Zuerst folterte man sie auf dem Rad, doch ein Engel Gottes erschien Euphemia und zerbrach das Rad. Dann warf man sie in einen Brennofen, doch sie wurde durch die Kraft Gottes bewahrt. Zwei Soldaten namens Viktor und Sosthenes, die dies sahen, kamen zum Glauben an Christus. Dafür wurden sie den wilden Tieren vorgeworfen und beendeten so glorreich ihr irdisches Leben. Euphemia wurde daraufhin in eine mit Wasser gefüllte Grube geworfen, in der sich viele Giftschlangen befanden. Doch sie machte das Zeichen des Kreuzes über dem Wasser und blieb unbeschadet. Schließlich wurde sie den wilden Tieren vorgeworfen, und mit einem Danksa-gungsgebet an Gott gab sie ihren Geist auf. Ihre Eltern begruben ehrenvoll ihren Leib. Euphemia litt im Jahr 304 und trat ein in die ewige Freude. Ihrer wird auch am 11. Juli gedacht.

2. Der gottgeweihte Dorotheos war ein Einsiedler im vierten Jahrhundert. Er lebte in einer Hütte in der Thebais und mühte sich volle sechzig Jahre lang in der Askese. Er zeichnete sich durch eine ungewöhnliche Liebe zur Arbeit und durch Wundertätigkeit aus. Tagsüber baute er Hütten für neue Mönche, nachts wob er Matten und unterbrach nie sein Gebet und seinen Psalmengesang.

3. Der hl. Kiprian, Metropolit von Kiev wurde in Trnovo geboren, doch er lebte als Serbe auf dem Berg Athos. Er beschäftigte sich insbesondere mit der Übersetzung und Abschrift von Büchern. Sein Patron war Philotheos, der Patriarch von Konstantinopel. Als der Patriarch Kiprian auf dem Berg Athos kennenlernte, nahm er ihn in seinen Dienst und schickte ihn schließlich als Metropolit nach Kiev. Dort erlitt er viel Kummer und Unglück; doch er erduldete dies alles mit Sanftmut und Geduld und brachte durch seine fruchtbare Arbeit der Russischen Kirche viel Nutzen. Fast dreißig Jahre verbrachte er in seiner Berufung als Metropolit. Vor seinem Tod schrieb er eine Abschiedsrede, die über seinem Grab gelesen wurde. Er ging ein in die Ruhe am 16. September 1406. Seine wunder-tätigen Reliquien ruhen in der Kirche des Entschlafens der Allheiligen Gottesgebärerin in Moskau.

4. Die hl. Märtyrerin Ludmila war die Großmutter des tschechischen Königs Vaclav (Wenzeslaus). Sie war mit dem tschechischen Fürsten Borivoj verheiratet. Durch ihren Eifer für den christlichen Glauben brachte sie viele aus dem Heidentum zur Kirche. Ihre Schwiegertochter haßte sie und ließ sie in hohem Alter erwürgen. Vaclav brachte Ludmilas Leib in die Kirche des hl. Georg in Prag. Viele Wunder geschahen über ihren Reliquien. Sie litt in Techino im Jahr 927. Der hl. Vaclav, selbst ein großer Eiferer für den orthodoxen Glauben, wurde von seinem Bruder Boleslav getötet.

Lobeshymne

Die heilige Großmärtyrerin Euphemia

Allgesegnete Euphemia, heilige Jungfrau,
Brachte sich selbst Gott als Opferlamm dar.
Weder stöhnte, noch seufzte, noch trauerte sie,
Sondern dankte Gott von Herzen für ihre Martern.
Engel erschienen ihr in den Flammen,
Und löschten die Funken mit kühlem Himmelstau aus.
So ist unser Glaube – unbesiegbar!
So ist die Liebe zu Gott – unauslöschlich!
Euphemia, weise Jungfrau, Jungfrau Christi.
Christus der Herr gab dir das Reich für dein Leiden.
Du hast Freimut vor der Mutter Gottes und Christus dem Herrn,
Und durch deine heiligen Gebete
Bringst du vielfach Hilfe.
O Euphemia, bete für alle Sünder
Und bekehre sie, o Heilige,
Zu Umkehr und Buße.

Betrachtung

Irgendein unerwartetes Unglück kommt über uns, und wir fragen uns vergeblich, warum. Allein die Kirche Christi vermag den Grund eines jeden Unglücks zu erklären. Die Kirche unterteilt alle Unglücksfälle in zwei Gruppen: In der einen sind jene, die über Sünder infolge ihrer alten, unbe-reuten Sünde hereinbrechen; in der anderen sind jene, die den Gerechten widerfahren und, gemäß den Worten Chrysostomos’, „als Mittel dienen, eine Krone zu erlangen, wie das bei Lazarus und Hiob der Fall war“. Kaiserin Eudokia sympathisierte insgeheim mit der eutychischen Häresie und hörte dabei auf den Rat des verräterischen Eunuchen Chrysaphius. Plötzlich brach das Unglück über sie herein. Eines Tages brachte ihr ihr Gemahl, Kaiser Theodosios, einen großen Apfel. Die Kaiserin schickte den Apfel zum kranken Senator Paulinus. Dieser schickte den Apfel aus Liebe zum Kaiser dem Theodosios. Dies ließ im Kaiser Argwohn und Zweifel über seine Frau und den Senator aufkommen, und er fragte seine Frau, wo der Apfel sei. Sie log und sagte, sie hätte ihn gegessen. Dies verstärkte noch den Verdacht des Kaisers, und er verbannte Eudokia nach Palästina. Nach einer gewissen Zeit wandte sich Eudokia von ihrer Häresie ab und kehrte auf Anraten der großen geist-lichen Lehrer Palästinas mit ganzem Herzen zur Orthodoxie zurück. Das Ungemach der Kaiserin entstand nicht aus irgendeinem Fehlverhalten mit Paulinus – darin war sie völlig unschuldig –, sondern infolge ihres häretischen Glaubens.
Ein anderes und davon unterschiedenes Beispiel: Kaiser Markian reiste, als er noch Heeres-befehlshaber war, eines Tages in der Nähe von Philippopolis, als er den Leichnam eines Mannes am Straßenrand sah. Aus purem Mitgefühl stieg er vom Pferd und begann, ihn zu beerdigen. Jemand sah das und brachte den Heerführer als Mörder vor Gericht. Markian wäre mit dem Tod bestraft worden, wenn Gott nicht bald offenbart hätte, wer der wirkliche Mörder war. Dieses Unglück fällt in die zweite Gruppe: „zur Erlangung einer Krone“. Der Heerführer Markian wurde bald darauf zum Kaiser gewählt.

Zum Nachdenken

Laß uns über Gottes Urteile nachdenken, die nach menschlicher Sichtweise seltsam sind (1 Kön 14):
1. Wie Jerobeams Sohn als Strafe für die Apostasie seines Vaters und für seine eigene Rettung krank wurde und starb;
2. Wie der Rest von Jerobeams Haus umkam und in der Stadt von Hunden oder von Vögeln im Feld gefressen wurde.

Homilie

Über die Macht, die der Herr innehat

Ich habe Macht, es (Mein Leben) hinzugeben, und Ich habe Macht, es wieder zu nehmen. (Jh 10,18)

Die göttliche Macht unseres Herrn Jesus Christus erwies sich in Seiner völligen Herrschaft über Sich Selbst. Wenn man die göttliche Macht von der göttlichen Liebe trennen könnte, wäre es möglich, über Christus zu sagen, daß Er Sich hätte verleiblichen oder auch nicht verleiblichen können; und wiederum, daß Er hätte sterben oder auch nicht hätte sterben können. Doch Er nahm Fleisch an aus Seiner göttlichen Liebe zu den Menschen, und aufgrund derselben unaussprechlichen Liebe übergab Er Sich dem Tod als guter Hirte Seiner Schafe. Ein Mensch, der sich tötet, hat keine Macht über sein Leben, und er tötet sich nicht durch seine eigene Macht, sondern durch die Macht der Sünde oder des Teufels oder durch die Gewalt irgendwelcher unerträglicher Umstände. Genauso hat ein Mensch, der von anderen getötet wird, keine Macht über sein eigenes Leben, noch hat er die Macht, zu seinen Mördern zu sprechen: „Ich habe Macht, es hinzugeben“, denn er wird gegen seinen Willen gezwungen, es zu verlieren. Der Herr Jesus allein konnte zu den versammelten Hebräern, seinen Mördern, sprechen: „Ich habe Macht, es hinzugeben.“ Da Er diese Macht besaß, wäre Er durch ein Wunder – für Ihn ein Leichtes – fähig gewesen, die Hebräer dem Untergang zu weihen, statt Sich kreuzigen zu lassen. Doch Er sah die Früchte Seines Todes voraus, und daher ließ Er Sich freiwillig töten.
Und Ich habe Macht, es wieder zu nehmen. Mit diesen Worten sagte Er Seine Auferstehung voraus. Daher geschah es durch göttliche Macht, daß der Herr starb und auferstand.
O Allmächtiger Herr, Der Du die Menschheit liebst, wie wundersam hast Du die Rettung der Menschen in Deiner göttlichen Macht und Liebe bewirkt! Hilf uns, o hilf uns, daß wir uns diese Rettung zu eigen machen. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.

<
29.09.2020
>
Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).