31.08.2024

18.08.2024

Gedenken

18. August nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hl. Johannes von Rila, Entschlafen († 946); hll. Märtyrer Floros und Lauros (2. Jh.); hl. Märtyrer Emilian, der Bischof; sowie hll. Märtt. Hermes, Serapion und Polyanos v. Rom (2. Jh.); hll. Märtt. Hilarion, Dionysius, Hermippus u.a. (ca. 1000) in Italien (4. Jh.); hl. Barnabas u. sein Neffe hl. Sophronios, Mönche v. Berg Mela bei Trapezunt († 412); hll. Johannes († 674) u. Georg († 683), Patriarchen v. Konstantinopel; hl. Christodoulos der Philosoph, genannt der Ossete von Georgien (12. Jh.); hl. Christopher, Abt vom Berg-Mela-Kloster († 1694); hl. Sophronios v. d. Skit der hl. Anna (Berg Athos); hl. Arsenios d. Neue v. Paros († 1877); hll. Neumärtt. Archimandrit Augustin v. Orans-Kloster, Erzpriester Nikolaj v. Nižni-Novgorod und 15 mit ihnen († 1918); hl. Märt. Juliana bei Strobilus; hl. Märt. Leo, bei Myra in Lykien ertränkt; vier hll. Asketen.

1. Der hl. Johannes von Rila (Ioann Rilski). Dieser große Asket und Heilige der Orthodoxen Kirche wurde bei Sophia, Bulgarien, in der Stadt Skrino unter König Boris geboren. Er stammte von armen, aber ehrbaren Eltern ab. Nach dem Tod seiner Eltern wurde Johannes zum Mönch geweiht und zog sich in eine Bergwildnis zurück, wo er ein streng asketisches Leben in einer Höhle führte. Dort erduldete er viele Angriffe durch Dämonen wie auch Menschen, durch Räuber, aber auch durch seine Verwandten. Später zog er zum Berg Rila und ließ sich in einem hohlen Baum nieder. Er ernährte sich nur von Kräutern und breiten Bohnen, die durch Gottes Vorsehung in der Umgebung zu wachsen begannen. Viele Jahre lang sah er kein Menschenantlitz, bis er, wiederum durch Gottes Vorsehung, von Hirten entdeckt wurde, die ihre verirrten Schafe suchten. So erfuhren die Menschen vom Heiligen und begannen, zu ihm zu kommen, um Hilfe in Krankheiten und Leiden zu erhalten. Der bulgarische König Peter selbst besuchte Johannes, um Rat von ihm zu erhalten. Viele, die Eifer für das geistliche Leben hatten, ließen sich in Johannes’ Nähe nieder. Dort wurden bald eine Kirche und ein Kloster gebaut. Der hl. Johannes entschlief in Frieden am 18. August 946 im Alter von siebzig Jahren. Nach seinem Tod erschien er seinen Jüngern. Zuerst wurden seine Gebeine nach Sophia überführt, dann nach Ungarn, dann nach Trnovo und schließlich in das Rila-Kloster, wo sie bis heute ruhen. Im Lauf der Jahrhunderte war das Rila-Kloster ein Leuchtfeuer, ein Ort wundertätiger Kraft und geistlichen Trostes für das christliche Volk von Bulgarien, besonders während der schwierigen Zeiten des Türkenjochs.

2. Die hll. Märtyrer Floros und Lauros waren leibliche Brüder und Brüder im Geist und in der Berufung. Beide waren eifrige Christen und von Beruf Steinmetze. Sie lebten in Illyrien. Ein heidnischer Fürst stellte sie ein für den Bau eines Götzentempels. Da geschah es, daß bei der Arbeit ein abgesplitterter Stein das Auge des Sohnes eines heidnischen Priesters traf, der bei der Arbeit neugierig zuschaute. Als der heidnische Priester seinen Sohn blind und blutend sah, begann er Floros und Lauros anzuschreien und holte aus, um sie zu schlagen. Da sagten die heiligen Brüder zu ihm, daß sein Sohn geheilt würde, wenn er an denselben Gott glauben würde, an Den sie glaubten. Der heidnische Priester versprach es. Floros und Lauros beteten mit Tränen zum Einen, Lebendigen Gott und vollführten das Kreuzzeichen über dem verletzten Auge des Kindes. Das Kind wurde sofort geheilt, und sein Auge war wieder vollständig gesund. Der heidnische Priester Merentios und sein Sohn wurden getauft, doch kurz danach erlitten sie das Martyrium um Christi willen durch das Feuer. Als Floros und Lauros den Tempel vollendet hatten, errichteten sie darauf ein Kreuz, riefen alle Christen zusammen und weihten ihn im Namen des Herrn Jesus mit einer Nachtwache im Hymnengesang. Als der illyrische Statthalter davon hörte, ließ er viele Christen verbrennen und warf Floros und Lauros lebend in einen Brunnen, den er dann mit Schmutz füllte. Später wurde der Ort ihrer Reliquien offenbart, und man überführte sie nach Konstantinopel. Diese beiden wunder-vollen Brüder erlitten das Martyrium für Christus im zweiten Jahrhundert und wurden von Christus verherrlicht.

3. Der hl. Hieromärtyrer Emilian, Bischof von Trevi. Emilian wurde in Armenien geboren. Seinem Wunsch gemäß und da er das Martyrium suchte, reiste er nach Italien, um unter Diokletian das Evangelium zu verkünden. Er wurde zum Bischof von Trevi gewählt. Infolge der vielen Wunder, die sich während seiner Tortur ereigneten, kamen ungefähr eintausend Heiden zum Glauben an Christus. Er wurde zusammen mit seinem Altvater Hilarion und zwei Brüdern namens Dionysius und Hermippus mit dem Schwert getötet.

Lobeshymne

Die heiligen Märtyrer Floros und Lauros

Eine Mutter gebar zwei Söhne, zwei Heilige:
Gesegnet sei eine solche Mutter, die Gott gefällt.
Wundervolle Floros und Lauros, sie bearbeiteten Steine
Und berichtigten durch das Kreuz die Seelen der Menschen;
Was der Meißel für den Stein, ist das Kreuz für die Seele.
Mit dem Kreuz meißelten sie, für das Kreuz starben sie.
Der heidnische Priester sah ein ungesehenes Wunder:
Das Auge zerstört – das Auge geheilt!
Ein noch nie gesehenes Wunder! Für ihn war das genug
Und mit dem Kreuz getauft, wurde er ein Märtyrer.
Wundervolle Floros und Lauros, einen Götzentempel bauten sie,
Doch in ihrem Herzen verherrlichten sie Christus Gott.
Einen neuen heidnischen Tempel bauten die Brüder,
Doch ein Kreuz setzten sie darauf und siehe – ein christlicher Tempel!
Dann erfüllten sie ihn mit Lobeshymnen an Christus
Und mit der Schönheit der Kerzen und reinem Weihrauch.
Ein Mensch ähnelt dem anderen,
Doch der eine ist demütig, der andere überheblich.
Siehe, sehr ähnlich sind sie sich in Leib und Kleidung,
Doch sehr verschieden in Verstand und Geist.
In dem einen ist Christus und reine Heiligkeit,
Im anderen teuflisches Leiden und Leere.
So mögen unsere Leiber, die Gott gewährt,
Tempel des Lebendigen Geistes Gottes sein –
Durch die Gebete Seiner Auserwählten,
Der Brüder Floros und Lauros, der heiligen Märtyrer.

Betrachtung

Nicht selten und besonders in unseren Tagen geschieht es, daß Eltern für den geistigen Tod ihrer Kinder verantwortlich sind. Wenn ein Kind nach dem geistlichen Leben und der Askese im Mönchtum strebt und die Eltern diesem Bestreben entgegentreten, statt es zu fördern, dann werden diese Eltern zu Mördern ihres Kindes. Und solche Kinder gehen häufig – als Strafe für ihre Eltern – in das andere Extrem und geraten in Ausschweifungen. Ein Kind namens Luka, ein Neffe des hl. Johannes von Rila, erfuhr von seinem Onkel und besuchte ihn, vom Verlangen nach dem geistlichen Leben getragen, auf seinem Berg. Johannes empfing ihn mit Liebe und begann ihn zu unterweisen und ihn an die Askese zu gewöhnen. Doch Lukas’ Vater tauchte eines Tages an der Höhle des hl. Johannes auf und begann wutentbrannt den Heiligen dafür zu beschimpfen, daß dieser seinen Sohn in der Wüstenei wohnen ließ. Johannes’ Worte und Ratschläge erwiesen sich als nutzlos. Der Vater zog seinen Sohn mit Gewalt fort und wollte ihn nach Hause bringen. Auf dem Weg biß eine Schlan-ge den Jungen, und er starb. Der grausame Vater erkannte, daß dies eine Strafe Gottes war und bereute, doch es war zu spät. Er kehrte zu Johannes mit Kummer und Selbstanklagen zurück, doch der Heilige sagte ihm nur, er solle das Kind begraben und dorthin zurückkehren, woher er gekom-men sei.

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über Gottes wundersame Wahl Davids zum König (1 Sam 16):
1. Wie der Herr Samuel zum Haus Jesse führte, um den achten und jüngsten Sohn des Hauses – David – zum König zu salben;
2. Wie Samuel David salbte und wie der Geist Gottes über ihn kam.

Homilie

Über den Frieden zwischen dem Wolf und dem Lamm

Dann wohnt der Wolf beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein.
(Jes 11,6)

Auf diese Weise prophezeite der wahrheitsgetreue Prophet die Wahrheit. Und er fügte hinzu: Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Knabe kann sie hüten. Kuh und Bärin freunden sich an, ihre Jungen liegen beieinander. Der Löwe frißt Stroh wie das Rind. Und der Säugling wird seine Hand in das Schlupfloch der Natter legen, und die Schlange wird ihn nicht beißen. Wann wird dieses Wunder geschehen, meine Brüder? Es ist schon eingetroffen, als Christus der Wundertäter auf Erden erschien. Es ist die Wirklichkeit des Paradieses, die durch das Kommen des Erlösers unter den Menschen wiederher-gestellt wurde. Der Prophet spricht in Rätseln, doch zugleich sehr klar. Rätselhaft, da er nicht über wilde Tiere spricht, sondern über Menschen; klar, weil diese Prophezeiung in der Kirche Christi erfüllt ist. Menschen, die von ihrer Natur her Wölfen und Panthern glichen, Löwen und Bären, Ochsen und Widdern, Böcken und Schlangen – sie alle stehen vor dem kleinen Kind von Bethlehem im Glauben vereint, gezähmt durch die Gnade, strahlend in der Hoffnung, besänftigt durch die Liebe.
Der Prophet sagt auch den Grund dafür voraus, aus dem dies alles geschieht: Denn das Land ist erfüllt von der Erkenntnis des Herrn, so wie das Meer mit Wasser gefüllt ist (Jes 11,9). Unter dem Gesichts-punkt der Stofflichkeit ist der Mensch Erde. Der Mensch, der zum Glauben an Christus gelangt und in Wahrheit Christus folgt, wird von der Erkenntnis des Herrn erfüllt, wie die Wasser das Meer erfüllen. Von dieser Art waren viele Einsiedler. Von dieser Art waren die asketischen Gemein-schaften in Ägypten und auf dem Heiligen Berg, in Zypern, Rußland, Armenien und an anderen Orten. Aber das ist nicht alles. Die Erkenntnis des Herrn hat sich heutzutage in der ganzen Welt verbreitet. Es gibt nur wenige Gegenden der Erde, an denen das Evangelium nicht gelesen wird, wo der Name Gottes nicht bekannt ist und das unblutige Opfer nicht dargebracht wird. Der eine weist Christus zurück, und der andere nimmt Ihn an; der eine fällt vom wahren Glauben ab, und ein anderer nimmt ihn auf. Dies ist ein weltweiter Kampf, der im Namen des Herrn Jesus stattfindet. Die überfließenden Wasser ergießen sich in ein leeres Tal. Das leere Tal wird gefüllt, und der Wasserstand gleicht sich dem höher befindlichen Wasser an. Nicht alles ist so licht und glänzend in der Welt, wie wir Christen es uns wünschen würden, doch die Prophezeiung des Propheten Jesaja hat sich auf herrliche Weise erfüllt und verwirklicht.
O welch wundervolle Vision des Jesaja, des Sohnes des Amoz, des wahren Propheten!
O Wundervoller Herr, zähme die tierische Natur jener Menschen und Nationen, die noch nicht durch die Macht Deiner Liebe gezähmt wurden. Mögen wir alle durch Deinen Reichtum fruchtbar werden und lebendig durch Dein unsterbliches Leben. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.     

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31.08.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).