02.02.2024

20.01.2024

Gedenken

20. Januar nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hl. Euthymios der Große († 473); hll. Märtyrer Innas, Nirras uns Pinnas (Inna, Pinna, Rimma); sowie hll. Märtt. Bassos, Eusebios, Eutyches u. Basilides v. Nikomedia († 303); hll. Märtt. Tyrsos und Agnes; hl. Märt. Anna v. Rom; hl. Leo der Große, Bekenner, Kaiser des Ostens († 474); hl. Petros, der Steuereintreiber von Konstantinopel (6. Jh.); hl. Lavrentij d. Klausner (13.-14. Jh.) und Evfimij der Stille (16. Jh.) v. Kiever Höhlen-kloster; hl. Neophytos v. Vatopedi, Berg Athos (14. Jh); hl. Euthymios, Patriarch v. Trnovo († ca. 1400); hl. Evfimij v. Sjanžemsk († 1470) ; hl. Evfimij v. Archangelsk († 1523); hl. Neumärt. Zacharias in Patras in Morea († 1782).

1. Der gottgeweihte Euthymios der Große wurde in der armenischen Stadt Melitene in der Nähe des Flusses Euphrat ungefähr im Jahr 377 geboren. Seine Eltern waren adlig und angesehen. Er war das einzige Kind; seine Mutter Dionysia hatte ihn geboren, als ihr Gebet erhört wurde, und sie hatte eine himmlische Vision, die die Geburt ihres Sohnes ankündigte. Von Jugend an widmete er sich dem asketischen Leben, zuerst in der Umgebung seiner Stadt [Melitene], dann aber, nachdem er Jerusalem im Alter von neunundzwanzig Jahren besucht hatte, in der Wüste zwischen Jerusalem und Jericho genannt Pharan. Er erfüllte seine Tage und Nächte mit Gebet, inneren Gedanken über Gott, Betrachtung und leiblicher Mühe. Um ihn sammelten sich viele Schüler, von denen einige glorreiche Heilige sind wie Kyriak der Einsiedler, der hl. Sabas der Geheiligte, Theoktistos und andere. Durch Gottes Gaben war der hl. Euthymios ein großer Wundertäter; er trieb Dämonen aus, heilte die schwer Kranken, brachte Wasser in die Wüste, vermehrte Brot und prophezeite. Er lehrte die Mönche die Liebe zur Arbeit und sagte: „Wenn ihr Brot eßt, für das ihr nicht selbst gearbeitet habt, wißt, daß ihr von der Arbeit eines anderen eßt.“ Wenn einer der jüngeren Mönche mehr als andere fasten wollte, verbot er es ihm und befahl ihm, zum gemeinsamen Tisch zu kommen, damit er nicht hochmütig würde als Folge des außergewöhnlichen Fastens. Er sagte auch, es sei für einen Mönch nicht gut, von Ort zu Ort zu ziehen, denn er sagte: „Ein Baum, der häufig umgepflanzt wird, trägt keine Frucht. Wer Gutes zu tun wünscht, kann es von dem Ort aus tun, an dem er ist.“
Über die Liebe sagte er: „Was Salz für das Brot ist, ist die Liebe für die anderen Tugenden.“ Während der ersten Woche der ehrwürdigen Fastenzeit [Große Fastenzeit] zog er sich in die Wüste zurück und blieb dort in einsamer Stille und gottgemäßen Gedanken bis unmittelbar vor dem Fest der Auferstehung. Noch zu seinen Lebzeiten wurde ein großes Kloster [Lavra] in der Nähe seiner Höhle gegründet, das sich im Lauf der Jahrhunderte füllte mit Mönchen wie ein Bienenstock mit Bienen. Sein letztes Gebot war, daß das Kloster stets an der Gastfreundschaft festhalten solle und seine Pforten nie geschlossen werden dürften. Er entschlief im Alter von siebenundneunzig Jahren. Der Patriarch von Jerusalem war bei seinem Begräbnis. Er mußte den ganzen Tag lang warten, bis die große Menschenmenge ehrfürchtig den Leib des Heiligen verehrt hatte, bevor er erst am Abend den Begräbnisgottesdienst zu Ende führen konnte. Am siebten Tag nach seinem Tod erschien Euthymios strahlend und voller Freude seinem Schüler Dometian. Der hl. Euthymios war wahrlich ein „Sohn des Lichts“. Er entschlief im Jahr 473.      

2. Die hll. Märtyrer Innas, Nirras und Pinnas (Inna, Pinna, Rimma). Man hält sie für die ersten slavischen Märtyrer, die in der Geschichte erwähnt werden. Sie seien Skythen gewesen und Schüler des hl. Apostels Andreas. Sie litten für den Glauben durch ihre heidnischen Nachbarn vom rechten Donauufer nahe des Flusses Varna. Auf dem Eis festgebunden, erfroren Innas, Nirras und Pinnas und gingen hinüber zum Herrn.

Lobeshymne

Der Dreieine Gott und der heilige Euthymios

Das Auge, welches alles sieht, das Ohr, das alles hört,
Mit allen reist es überall hin, wohin sie auch reisen,
Ohne den Ort zu wechseln, ist es an allen Orten.
Wo Tugend geknetet wird, ist Gott die Hefe im Teig;
Wo Licht gesucht wird, schenkt Er es aus Sich Selbst;
Wo um Hilfe gerufen wird, hält Er Sich nicht fern.
Still und leise, doch immer zur rechten Zeit
Erntet Er, sät Er die Samen,
Tadelt und spendet Er den Lohn,
Macht die Jungen alt und die Alten jung.
Er jätet, Er formt und Er hegt die Frucht –
Er gelangt überallhin, wohin Er auch will und wann Er es will.
Wann immer ein Mensch allein für sich denkt, hört Er zu;
Wo zwei miteinander sprechen, lauscht Er als Dritter;
Wenn die Weberin Kleider webt, zählt Er die Fäden;
Des Universums Gewebe webt Er in Seinem Geist,
O wer kennt Seine Fußspuren, Seine Schritte?
Wer könnte Seine Pfade und Orte zählen?
Ewig und unsterblich, Dreieinig und Eins,
Ins weglose Netz des allumfassenden Gewebes,
Schneidet unsichtbar – woher man auch schaut –
Er die Wege, offenbart Er die Richtung.
Im weglosen Netz überblickt Er alle Pfade,
Nicht einmal einer Ameise Spur läßt Er außer acht.
Solche Gedanken über Ihn weihte Ihm
Achtzig Jahre lang auf Erden der heilige Euthymios.

Betrachtung

Die Heiligen der Kirche waren voller Mitgefühl gegenüber menschlicher Schwäche, doch völlig unnachgiebig und unbeugsam in bezug auf das Bekenntnis der Dogmen des Glaubens. Der hl. Nikolaus von Myra schlug Arius mit seiner Faust beim Ersten Ökumenischen Konzil. Der hl. Antonios verließ seine Wüste und ging nach Alexandria, um Arius öffentlich anzuklagen. Der hl. Euthymios verließ unter großem Druck von Seiten der Kaiserin Eudoxia und des falschen Patriar-chen Theodosios sein Kloster und verbarg sich in der Wüste; ein Vorbild, dem später viele Mönche folgten. Euthymios blieb in der Wüste, bis der falsche Patriarch entthront war und die Orthodoxie von neuem bestätigt wurde. Und als in Jerusalem ein großer Aufruhr losbrach, der vom Kaiser gegen das Vierte Ökumenische Konzil [Chalcedon 451 A.D.] angestiftet worden war, und die ganze Bevölkerung vor den Häretikern in Schrecken geriet, da kam der hl. Theodosios der Große, schon hochbetagt, als furchtloser Soldat Christi, der er war, nach Jerusalem, ging in eine der großen Kirchen, stieg die Stufen hinauf, erhob die Hände und sagte zu den Menschen: „Wenn jemand nicht die vier Ökumenischen Konzilien anerkennt, dem sei anathema.“ All seine Zuhörer waren tief beein-druckt von seinen Worten, und keiner der Häretiker wagte, das Wort gegen ihn zu erheben.

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über den Herrn als Licht:
1. Als das Licht meines Lebens, als das Licht der Menschheit, als das Licht eines jeden Ge-schöpfs;
2. Als das Licht in der Finsternis der Furcht und des Leidens;
3. Als das Licht in der Stunde des Todes und nach dem Tod in der Ewigkeit.

Homilie

Über das eine Licht in der Finsternis

Ich bin das Licht der Welt.
(Jh 8,12)

Vom Anbeginn der Welt und der Zeit hat es niemand gewagt, diese Worte auszusprechen. Es gab Menschen, die sagten: „Ich bringe das Licht“, doch keiner wagte jemals zu sagen: Ich bin das Licht. Der Herr Jesus allein war in der Lage, diese Worte kühn und überzeugend auszusprechen. Sein kurzes Leben auf Erden und Seine lange Geschichte, die nun bald 2000 Jahre währt*, rechtfertigen diese Worte völlig.
Er ist das Licht der Wahrheit, denn Er offenbarte in Sich die Wahrheit der wirklichen Natur Gottes und der wirklichen Natur des Menschen, die Beziehung des Menschen mit dem Menschen, des Menschen mit Gott und Gottes mit dem Menschen. Himmel und Erde werden vergehen; doch Seine Worte werden nicht vergehen, denn Himmel und Erde wurden in Dasein gerufen durch Sein Wort, und Sein Wort ist von Ihm und mit Ihm auf ewig und wird nicht vergehen.
Er ist das Licht der Gerechtigkeit, denn Er hat die Stärke der Gerechtigkeit und die Machtlo-sigkeit der Ungerechtigkeit gezeigt. Er hat sie in den Worten offenbart, die Er sprach, in den Werken, die Er vollbrachte, und in dem, was Er unter den Ungerechten erlitt. Er hat es auch durch Seine Kirche während der zwanzig Jahrhunderte bis zum heutigen Tag offenbart, durch zahllose gerechte Heilige und Märtyrer für die Gerechtigkeit. Die Gerechtigkeit ist aus Gott, und durch den langen Faden der Geschichte wurde sie niemals überwunden. Ungerechtigkeit stammt von machtlosen Wesen: Sie stürmt schnell mit ihren Siegesbannern gegen den Befestigungswall an, doch genauso schnell stürzt sie hinunter ins Grab.
Er ist das Licht der Welt. Seine Worte erleuchten das Leben, Seine Werke erleuchten das Leben, Sein Sieg erleuchtet das Leben; Seine Auferstehung erleuchtet wie die strahlendste Sonne das Leben mit ihrem starken Licht und verbannt den Tod wie einen schwachen Schatten.
O Herr Jesus, Du strahlendstes Licht, Du wahre Sonne, Du Sonne der Gerechtigkeit und Sonne des Lebens; erleuchte uns Sünder, uns Unwürdige! Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.  

<
02.02.2020
>
Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).