19.08.2024

06.08.2024

Gedenken

06. August nach dem Kirchenkalender

Gedenken: die Transfiguration (gr. metamorphosis, Gestaltumwandlung – „Verklärung“) unseres Herrn und Gottes und Erlösers Jesu Christi; hl. Feoktist (Theoktistos), Bischof v. Černigov († 1123); hl. Iov der Schluchtenbewohner am Mezen-Fluß, Solovki († 1628); hl. Neumärt. Avvakum v. Thessaloniki († 1628); hll. Neumärtt. v. Rußland: Dimitrij, Erzbischof v. Gdov († 1938) u. Priester Nikolaj (Prozorov) († 1930) u. Sergij (Tichomirov) († 1930).

1. Die Transfiguration („Verklärung“) unseres Herrn, Gottes und Erlösers Jesus Christus. Im dritten Jahr seiner Verkündigung sprach der Herr Jesus zu Seinen Jüngern häufig über Seine bevorstehenden Leiden und zugleich über Seine Verherrlichung, die Seinen Leiden am Kreuz folgte. Damit Seine bevorstehenden Leiden Seine Jünger nicht völlig zu schwächen vermöchten und keiner von Ihm abfiele, wollte Er, der Allweise, Seine göttliche Herrlichkeit auf besondere Weise vor Seinen Leiden zeigen. Aus diesem Grund nahm Er Petrus, Jakobus und Johannes mit und ging mit ihnen des Nachts auf den Berg Thabor. Dort wurde Er vor ihnen verwandelt: Sein Antlitz leuchtete wie die Sonne, und Seine Kleider wurden blendend weiß wie Licht (Mt 17,2). Da erschienen neben Ihm Moses und Elias, die großen Propheten des Alten Bundes. Und als Seine Jünger das sahen, waren sie voller Verwunderung. Petrus sagte: Herr, es ist gut, daß wir hier sind. Wenn Du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für Dich, eine für Moses und eine für Elias (Mt 17,4). Noch während er redete, verschwanden Moses und Elia, und eine helle Wolke überschattete den Herrn und Seine Jünger, und es kam eine Stimme aus der Wolke, welche sagte: Dies ist Mein geliebter Sohn, an Dem Ich Wohlgefallen habe; auf Ihn sollt ihr hören (Mt 17,5). Als die Jünger diese Stimme hörten, fielen sie wie tot mit dem Gesicht zu Boden und blieben so in Furcht liegen, bis der Herr zu ihnen kam und sagte: Steht auf und fürchtet euch nicht! (Mt 17,7). Warum nahm der Herr nur drei Jünger auf den Thabor mit und nicht alle? Weil Judas nicht würdig war, die göttliche Herrlichkeit des Lehrers zu sehen, Den er dann betrog, und der Herr wollte ihn nicht allein am Fuß des Hügels zurücklassen, so daß der Verräter nicht dadurch seinen Verrat hätte rechtfertigen können. Warum wurde der Herr auf einem Berg transfiguriert und nicht in einem Tal? Um uns zwei Tugenden zu lehren: Liebe zur Mühe und gottgemäßes Denken. Denn der Aufstieg zur Höhe erfordert Mühe, und ’die Höhe’ bedeutet Höhe der Gedanken, d. h. gottgemäßes Denken. Warum wurde unser Herr in der Nacht verwandelt? Weil die Nacht für das Gebet und gottgemäße Gedanken geeigneter ist als der Tag, und weil die Nacht durch ihre Dunkelheit die ganze Schönheit der Erde verbirgt und die Schönheit des Sternenhimmels offenbart. Warum erschienen Moses und Elias? Um den Irrtum der Hebräer zu zerstören, daß Christus einer der Propheten sei – Elias oder Jeremias oder irgendein anderer. Deshalb erschien Er als König über den Propheten, und deshalb erschienen Moses und Elias als Seine Knechte. Bis dahin hatte der Herr schon viele Male Seinen Jüngern Seine Kraft offenbart, doch auf dem Berg Thabor offenbarte Er ihnen Seine göttliche Natur. Die Vision Seiner Gottheit und das himmlische Zeugnis über Ihn als Sohn Gottes sollte den Jüngern zur Stärkung in den Tagen der Leiden des Herrn dienen, um sie zu kräftigen in einem unerschütterlichen Glauben an Ihn und Seinen letztendlichen Sieg.

Lobeshymne

Die Transfiguration unseres Herrn und Gottes und Erlösers Jesus Christus

Dort, wo Israel Sisar besiegte,
Dorthin geruhte auch der Himmlische König
Zu Gebet und Nachtwachen zu gehen,
Die Herrlichkeit Seiner Verwandlung zu offenbaren,
Und den Glauben Seiner Anhänger
An Seinen, des Siegers, ewigen Sieg zu bestärken.
Dort ging göttliches Licht aus Ihm hervor,
Zerstreute die dichte Finsternis und erleuchtete Thabor;
Vom Licht, das Er für lange Zeit in Sich zurückhielt,
Aus dem Er der Welt immer nur ein wenig spendete,
Ließ Er nun reichlich Strahlen hervorgehen,
Freudige Strahlen, köstliche Strahlen,
Das Licht der Menschen, um es dem Himmel,
Der Erde und den Menschen zu offenbaren, die göttliche Wahrheit.
Möge das Firmament Seine Gesandten sehen,
Möge die Erde Gott anerkennen, den Erlöser.

Betrachtung

Warum hat der Herr auf dem Thabor Seine göttliche Herrlichkeit nicht vor all Seinen Jüngern offenbart, sondern nur vor diesen drei? Erstens, weil Er Selbst durch Moses das Gesetz erlassen hatte: Aus dem Mund von zwei oder drei Zeugen soll die Sache entschieden werden (Deut 19,15). Drei Zeugen waren daher genug. Dann gab es einen besonderen Grund, diese drei zu wählen. Diese drei repräsentieren die Haupttugenden: Petrus – den Glauben, denn er war der erste, der den Glauben an Christus als den Sohn Gottes verkündete; Jakobus – die Hoffnung, denn er gab mit Hoffnung sein Leben für den Herrn hin, um als erster von den Hebräern getötet zu werden; Johannes – die Liebe, denn er lag an der Brust des Herrn und blieb unter dem Kreuz des Herrn bis zum Ende. Gott ist nicht der Gott der vielen, sondern der Gott der Auserwählten: Ich bin der Gott Abrahams und Isaaks und Jakobs. Gott hat oft einen Gläubigen höher als ein ganzes Volk geschätzt. Bei mehreren Gele-genheiten hatte Er die Absicht, das Volk Israel zu vertilgen, doch auf die Gebete des gerechten Moses ließ Er es am Leben. Gott hörte auf Elias mehr als auf das ganze Königshaus des ungläubigen Ahab. Auf die Gebete eines einzigen Mannes hat Gott oftmals Städte und Menschen verschont. So wäre die sündige Stadt Ustjug vom Feuer und Steinschlag zerstört worden, wenn sie nicht ein Gerechter, der dort lebte, nämlich der hl. Prokopij, der Narr in Christo (8. Juli), durch seine Gebete gerettet hätte.

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über die Vorsehung Gottes, Der die Tugenden von Ruth und Boas belohnte (Buch Ruth):
1. Wie die verwitwete Ruth ihrer alten Schwiegermutter treu blieb und sie und sich durch ihre Arbeit ernährte;
2. Wie der reiche Boas barmherzig war und diesen beiden armen Frauen half;
3. Wie Boas und Ruth die Ehe schlossen und wie Obed, der Vater Isais, der wiederum Vater Davids wurde, aus dieser Ehe hervorging.

Homilie

Über die Erhöhung der Kirche Gottes

Am Ende der Tage wird es geschehen: Der Berg mit dem Haus des Herrn steht fest gegründet
als höchster der Berge; er überragt alle Hügel. Zu ihm strömen alle Völker.
(Jes 2,2)

Diese Prophezeiung bezieht sich auf die Kirche Christi. Obgleich sie für die Hebräer vor Christus in den Schleier des Mysteriums gehüllt war, ist sie für uns heute vollkommen klar. Berg oder Höhen: Das Haus des Herrn wird in der Tat auf dem Gipfel der Berge – in den Höhen des Himmels – errichtet, und ein Teil der Glieder der Kirche (und dies ist jetzt der größere Teil) ist im Himmel, während sich die anderen hier auf Erden befinden.
Des weiteren ist die Kirche über die Hügel erhöht; das heißt, über alle irdischen und menschlichen Dimensionen. Die menschliche Philosophie und Kunst, die ethnischen Kulturen und alle anderen Werte – dies sind nur die Hügel, die weit unterhalb der Höhen der Kirche Christi liegen; denn es wäre der Kirche nicht schwergefallen, diese irdischen Hügel zu erschaffen, während nicht einer davon – und auch nicht alle zusammen im Verlauf vieler tausend Jahre – in der Lage gewesen wäre, die Kirche zu schaffen.
Schließlich, sagt der Prophet, werden alle Völker zu Ihm hinströmen. Wohin denn sonst sind bis heute alle Völker geströmt als zur Kirche Christi? Den Tempel in Jerusalem zu betreten, war unter Todesstrafe verboten für die Heiden. Die Kirche hat von Anfang an alle Völker auf Erden eingela-den, indem sie dem Gebot des Herrn gehorsam war: Geht hin und lehrt alle Völker (Mt 28,19).
Dies ist die Vision des Jesaja, des Sohnes des Amoz; eine Vision aus der Ferne, eine wahre und wundervolle Vision.
O Wunderreicher Herr, wir danken Dir ohne Unterlaß, daß Du uns würdig gemacht hast, Kinder Deiner heiligen Kirche zu sein, die über alle irdischen Höhen erhoben ist. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.

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19.08.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).