19.01.2024

06.01.2024

Gedenken

6. Januar nach dem Kirchenkalender

Gedenken: Theophanie unseres Herrn und Gottes Jesus Christus; sowie hl. Märtyrer Romanos, Mönch von Lakedemonia, enthauptet von den Türken († 1695); hll. Neumärtt. Andrej, Priester, und mit ihm Lydia, Dominika und Maria (Rußland) († 1919); hl. Lavrentij von Černigov († 1950).

Die Theophanie unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus. Als unser Herr dreißig Lebensjahre nach Seiner leiblichen Geburt vollendet hatte, begann Er Sein Lehr- und Erlösungswerk. Er selbst kennzeichnete diesen „Anfang der Anfänge“ durch Seine Taufe im Jordan. Der hl. Kyrillos von Alexandria sagt: „Der Anfang der Welt – Wasser; der Anfang der Guten Botschaft – Jordan.“ Bei der Taufe des Herrn im Wasser wurde jenes Mysterium der Welt verkündet: das Mysterium, das im Alten Testament prophezeit worden war, jenes Mysterium, über das im alten Ägypten und im alten Indien Mythen gesponnen wurden – das Mysterium der Göttlichen Dreiheit. Der Vater wurde dem Hörsinn offenbart; der Geist dem Sehvermögen, und zusätzlich dazu wurde der Sohn dem Tastsinn offenbart. Der Vater äußerte Sein Zeugnis über den Sohn, der Sohn wurde im Wasser getauft, und der Heilige Geist schwebte in Form einer Taube über dem Wasser. Als Johannes der Täufer Zeugnis ablegte und über Christus sagte: Seht, das Lamm Gottes, das hinwegträgt die Sünden der Welt (Jh 1,29), und als Johannes den Herrn im Jordan untertauchte und taufte, wurden die Sendung Christi in der Welt und der Weg unserer Rettung gezeigt. Das bedeutet: Der Herr nahm auf Sich die Sünden der Menschheit und starb unter ihnen (das Untertauchen) und wurde wieder lebendig (das Heraus-kommen aus dem Wasser); und wir müssen dem alten und sündigen Menschen sterben und wieder lebendig werden – gereinigt, erneuert und neugeschaffen. Dies ist der Erlöser und der Weg der Rettung. Das Fest der Epiphanie (gr. Theophanie) wird auch das Fest der Erleuchtung genannt. Uns erleuchtet das Ereignis im Jordan, indem es uns Gott als Dreiheit, einwesentlich und ungeteilt offenbart. Dies ist die eine Seite. Und die zweite: Jeder von uns wird durch die Taufe im Wasser dadurch erleuchtet, daß wir vom Vater der Lichter adoptiert werden durch das Werk des Sohnes und durch die Kraft des Heiligen Geistes. 

Lobeshymne

Die Allheilige Dreiheit

O Heiliger Herr, heilig im Erschaffen,
Alles, was Du durch Dein Wort erschaffst, weihst Du durch Deinen Geist.
O Heiliger Starker, stark im Leiden,
Für die Welt bist Du in den Tod gegangen; für die Welt bist Du auferstanden.
Unsterblicher Herr, mit unseren Stimmen preisen wir Dich.
Vater, Sohn, Heiliger Geist – Herr, erbarme Dich unser!

Der Vater, Der über dem Jordan als Stimme erschien,
Der Geist, Der wie eine weiße Taube schwebte,
Der Sohn, Der vom Propheten Johannes getauft wurde,
Drei Strahlen des Lichts, ein einziges Licht strahlt auf.
Die Dreiheit erscheint, Die wir preisen mit unseren Stimmen:
Vater, Sohn, Heiliger Geist, erbarme Dich unser!

Betrachtung

Zu gewissen Zeiten plagten die Fabeleien der Häretiker die Kirche Gottes; doch heutzutage wird sie durch die Fabeleien Abtrünniger geplagt. Durch ihre Beharrlichkeit im Glauben, ihren Eifer im Gebet, durch ihr Bekenntnis und auch ihr Martyrium für den Glauben blieb die Kirche unbesiegt bis heute. Einzig durch diese Methoden wird diese neue Plage überwunden. Die Kirche Gottes, das Gefäß der Wahrheit, wird schließlich triumphieren, denn des Feindes Schwerter verschwanden zum Schluß (Ps 9,7). Der selige Klemens von Alexandria sagte über die Häretiker, die die Kirche verlassen: „Wer der Häresie verfällt, wandert durch eine dürre Wüste, indem er den einen wahren Gott verläßt. Getrennt von Gott, sucht er nach Wasser an trockenen Stellen, er sammelt mit den Händen verdorrte Früchte und gerät in das unbewohnte und dürstende Land.“ Dies kann man heutzutage über die vielen Menschen sagen, die sich mit dem Studium von Hypothesen begnügen und Theorien erfinden; die von ihren Vorstellungen geleitet werden und nicht von der Wahrheit Gottes.

Zum Nachdenken

Laßt uns über das Geschehen der Taufe Christi nachdenken:
1. Wie Er demütig zum Jordan kam, allen unbekannt außer Johannes;
2. Sein Eintauchen ins Wasser, das Schweben der Taube über Ihm und die Stimme von oben.

Homilie

Über das Mysterium der Allheiligen Dreiheit
   
Drei sind es, die Zeugnis ablegen im Himmel: der Vater, das Wort und der Heilige Geist,
und diese drei sind eins. Und drei sind es, die Zeugnis geben auf Erden:
der Geist, das Wasser und das Blut; und diese drei stimmen überein.
(1 Jh 5,7-8)

Wenn wir die Heilige Schrift lesen, müssen wir auf die Bedeutung jedes Wortes achten. Bei einer eiligen Lesung mag das Auge nicht den Unterschied erfassen, den der Evangelist macht zwischen der himmlischen und der irdischen Dreiheit. Über die himmlische Dreiheit sagt er: Diese drei sind eins (jeдно); doch über die irdische sagt er: Diese drei stimmen überein (serb. sind zusammen – заједно). Es ist ein großer Unterschied zwischen Einssein und Zusammensein. Der Vater, der Sohn und der Heilige Geist sind eins, während der Geist, das Wasser und das Blut zusammen sind (übereinstimmen in ihrem Zeugnis), aber sie sind nicht eins. Sogar Feinde können zusammensein, doch nicht eins. Alle Menschen auf Erden bilden eine Gemeinschaft, aber sie sind nicht eins. Wasser und Blut bauen den Leib auf, doch der Geist ist Geist. Denn das Begehren des Fleisches richtet sich gegen den Geist, das Begehren des Geistes aber gegen das Fleisch (Gal 5,17), so sind sie nicht eins, obwohl sie zusammen sind. Wenn der Mensch stirbt, zerbricht diese Gemeinschaft, und das Wasser geht einen Weg, und der Geist einen anderen. Demgegenüber ist die Göttliche Dreiheit im Himmel nicht nur zusammen, sondern diese Drei sind eins.
Doch es gibt eine Dreiheit des inneren Himmels im Menschen, die nicht nur ein Verbund, sondern eine Einheit werden muß, damit sie sowohl in dieser Welt als auch in der kommenden gesegnet wird; das ist die Einheit des Geistes, des Herzens und des Willens. Solange diese drei nur einen Verband bilden, führt der Mensch Krieg mit seinen eigenen drei Teilen und mit der himmlischen Dreiheit. Wenn jedoch diese drei vereint werden, wenn der eine nicht dominant und der andere untergeordnet ist, dann wird der Mensch von Frieden erfüllt, der alles Verstehen übersteigt (Phil 4,7): alle Worte, jede Erklärung, jede Furcht und allen Kummer. Dann wird der kleine Himmel im Menschen wie der große Himmel Gottes, und das Bild Gottes und das Ähnlichsein mit Ihm werden dann in ihm klar.
O Dreieiner Gott, hilf uns, zumindest denen ähnlich zu werden, die Dir ähnlich sind. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.

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19.01.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).