21.10.2024

08.10.2024

Gedenken

8. Oktober nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hl. Pelagia, die Büßerin († ca. 461); hl. Thaïs von Ägypten, die Büßerin († 340); hl. Märtyrerin Pelagia; sowie hl. jungf. Märtyrerin Pelagia von Antiochia († 303); hl. Antonij, Bischof von Novgorod († 1232); hl. Dosifej, Abt von Verchneostrov (bei Pskov, † 1482); hl. Trifon, Abt von Vjatka († 1612); hl. Neumärtyrer Mönch Ignatios von Bulgarien und Berg Athos († 1814); hl. Neumärt. Jona, Bischof v. Veližsk u. Begleiter († 1937).

1. Die gottgeweihte Pelagia war eine reumütige Sünderin. Sie war Kind heidnischer Eltern in Antiochia und besaß große körperliche Schönheit. Pelagia nutzte ihre Schönheit zur Zerstörung ihrer eigenen Seele und der Seelen anderer. Sie wurde infolge ihrer Prostitution sehr reich. Als sie einmal an der Kirche des hl. Märtyrers Julian vorbeikam, in der Bischof Nonnos predigte, blieb sie stehen und hörte die Predigt über das Furchtbare Gericht und die Bestrafung der Sünder. Diese Worte erschütterten sie derart, daß in ihr eine große Veränderung geschah und sie Ekel vor sich selbst empfand. Sie erlangte die wahre Gottesfurcht, bereute all ihre Sünden und fiel vor dem hl. Nonnos nieder. Sie flehte ihn an, sie zu taufen. „Erbarme dich meiner, der Sünderin, heiliger Vater. Taufe mich und lehre mich die Buße. Ich bin ein Meer von Gesetzlosigkeit, ein Abgrund der Zerstörung, ein Netz und eine Waffe des Teufels.“ So bat die Büßerin den Hierarchen Christi unter Tränen, und er taufte sie. Bei der Taufe war die sel. Romana, Diakonin der Kirche, ihre Patin. Als ihre geistliche Mutter festigte Romana sie im christlichen Glauben. Doch Pelagia war mit der Taufe allein nicht zufrieden. Sie war sich deutlich der Vielzahl ihrer Sünden bewußt, und, von ihrem Gewissen geplagt, entschied sie sich zu größeren asketischen Mühen. Sie überließ ihren riesigen, durch die Sünde erlangten Besitz den Armen und begab sich im geheimen nach Jerusalem, wo sie [sich als Eunuch ausgab und] die Mönchsweihe unter dem Namen Pelagius erhielt. Sie schloß sich in einer Hütte auf dem Ölberg ein und begann die schwierige Askese des Fastens, Betens und der Nachtwa-chen. Nach drei Jahren besuchte sie Jakobos, der Diakon des hl. Nonnos, und fand sie noch lebend; doch als er sie einige Tage später erneut besuchen wollte, entdeckte er, daß sie entschlafen war. Er ließ ihren Leib mit Ehren bestatten. Die hl. Pelagia ging in die Ruhe ein um das Jahr 461. So wurde diese zuvor schreckliche Sünderin durch ihre Buße gottgefällig, und ihre Sünden wurden vergeben, und sie wurde geheiligt. Und ihre gereinigte und erleuchtete Seele wurde des Reiches Gottes gewürdigt.

2. Die gottgeweihte Thaïs war eine reuige Sünderin. Sie war in Ägypten geboren. Wie die hl. Pelagia verbrachte sie ihre Jugend in ungezügelter Unzucht. Thaïs wurde von ihrer schamlosen Mutter auf diesen üblen Weg geführt. Doch der barmherzige Gott, Der nicht den Tod des Sünders wünscht, sondern seine Rettung, fand in Seiner wunderbaren Vorsehung einen Weg, um die Sünderin Thaïs zu retten. Einer der Schüler des hl. Antonios des Großen, Paphnutios der Sidonit, hörte von Thaïs’ sündigem Leben und vom geistigen Gift, mit dem sie die Seelen vieler Männer vergiftete. Er entschied sich, sie mit Gottes Hilfe zu retten. Paphnutios nahm, weltlich gekleidet, ein Goldstück und ging in die Stadt. Er fand Thaïs und gab ihr das Goldstück. Thaïs nahm Paphnutios mit in ihre Kammer in der Meinung, daß ihr der Mann das Goldstück für eine unreine Tat gegeben habe. Dann aber öffnete Paphnutios seinen gesegneten Mund, tadelte Thaïs’ Sünden und rief sie zur Buße. Sowohl ihre Seele als auch ihr Gewissen erwachten, und sie brach in Tränen der wahren, aufrichtigen Reue aus. Sie gab all ihren Besitz den Armen und trat auf Geheiß des hl. Paphnutios in ein Kloster ein. Dort blieb sie drei Jahre, eingeschlossen in einer Zelle, und lebte nur von Brot und Wasser. Der hl. Paphnutios besuchte sie vor ihrem Tod und holte sie gegen ihren Willen aus der Zelle. Sie erkrankte daraufhin, und nach einer kurzen Krankheit übergab sie ihre gereinigte und geheiligte Seele Gott. Der hl. Paulus der Einfältige, ein anderer Schüler des hl. Antonios, sah in einer Vision eine wundervolle Wohnstätte im Paradies, die von Gott für die hl. Thaïs, die Büßerin, vorbereitet worden war. Diese heilige Seele ging im Jahre 340 in die Ruhe ein.

3. Die hl. Märtyrerin Pelagia war eine Jungfrau aus einer angesehenen Familie in Antiochia. Während der Herrschaft des Kaisers Numerian schickte der Gouverneur von Antiochia Soldaten, um Pelagia, die als Christin bekannt war, zum Gericht zu bringen. Die Soldaten umringten das Haus und riefen die heilige Jungfrau zur Tür. Sie begrüßte sie, und als sie hörte, daß man sie vor den Richter bringen würde, gab sie vor, darüber froh zu sein, und sagte zu den Soldaten, sie möchten ein wenig noch warten, während sie ins Haus ginge, um die Kleidung zu wechseln. Dann kletterte sie auf das Dach des Hauses, erhob ihre Hände zum Himmel und betete lange zu Gott, daß Er ihre Seele empfangen und nicht zulassen möge, daß ihre jungfräuliche Reinheit befleckt würde. Gott empfing ihre Seele, und ihr Leib fiel tot herunter vor die Soldaten. Der hl. Johannes Chrysostomos schrieb: „Ihr Tod geschah nicht durch natürliche Ursachen, sondern durch das Eingreifen Gottes.“ Und er fährt fort: „So lag dieser jungfräuliche Leib, reiner als Gold, auf dem Boden. Engel umgaben ihn, und Erzengel ehrten ihn, und Christus Selbst war neben ihr.“

Lobeshymne

Die gottgeweihte Pelagia

Die Sünderin Pelagia bereute
Und erleuchtete ihre Seele durch die Kenntnis des wahren Glaubens.
Die Welt winkte ihr, die Welt verlockte sie,
Doch sie achtete nicht darauf.
Ihr Gewissen war erwacht, ihre Seele begann zu leuchten.
Wieviel Mühe wandte sie auf, wie viele Kämpfe
Erduldete sie, als sie mit ihrem sündigen Leib rang –
Sie selbst wie ein welkender Apfel.
Wieviel Mühe, wieviel Leiden wandte sie auf,
Bis sie ihre unglückliche Seele vergöttlichte durch Glauben!
Am Himmel leuchtet Gottes Sonne,
Doch Pelagias Seele leuchtet heller.
Reue – Gott hat uns die Reue überlassen,
Durch Reue wurde Pelagia verherrlicht.  

Betrachtung

O wann werden wir zu dem Punkt gelangen, für unsere Seelen so viel Mühe aufzuwenden wie für unsere Körper? Wann werden wir danach verlangen, uns mit Tugenden vor Gott und Seinen herrlichen Engeln so zu schmücken, wie wir uns mit eitlem und vergänglichem äußeren Zierat schmücken? Pelagia und Thaïs waren sich am Anfang nur ihrer Körper bewußt, während ihre Seelen wie Sklaven waren, im Kerker ihres Fleisches gefangen. Sie waren beide mit Eitelkeit geschmückt, gekleidet in Eitelkeit, behängt mit Eitelkeit, umgeben von Eitelkeit und geschmeichelt mit Eitelkeit. Doch welch plötzliche Wandlung! Welch göttlicher Einschnitt in ihrem Leben! Erstaunlicher als ein wilder Apfelbaum, der plötzlich seine Natur verändern und beginnen würde, süße Früchte zu tra-gen, oder wenn sich ein schlammiger und übel riechender Tümpel plötzlich klären und Trinkwasser spenden würde. Als Bischof Nonnos zusammen mit anderen Bischöfen zum ersten Mal die Sünderin Pelagia in ihrer äußerlichen Pracht sah, gekleidet in die kostbarsten Gewänder, geziert, geschmückt mit Ringen, Halsketten und anderen Schmuckstücken, parfümiert, umgeben von Sklaven –, als sie der Bischof so sah, brach er in Tränen aus und sagte zu seinen Begleitern: „Ich habe wahrlich viel von dieser Frau gelernt. Gott wird sie vor Sein Furchtbares Gericht stellen und uns durch sie tadeln. Denn denkt: Wie viele Stunden verbringt diese Frau in ihrer Kammer, um sich zu waschen, zu kleiden, zu schminken und sich vor dem Spiegel herzurichten – und wofür? Nur um in den Augen der Menschen lieblicher zu erscheinen. Und wir, die wir einen unsterblichen Bräutigam im Himmel haben – wir strengen uns nicht an, unsere Seelen mit Reue zu schmücken, wir eilen nicht, sie in den Tränen der Buße zu baden oder sie in die Schönheit der Tugenden zu kleiden, damit sie in Gottes Augen lieblicher erschiene.“

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über die Ungerechtigkeit des Königs Ahab und über Gottes Bestrafung durch den Propheten Elias (1 Kön 16 und 17):
1. Wie sich Ahab dem Götzendienst hingab und tat, was unrecht ist vor dem Herrn;
2. Wie der Prophet Elias den Himmel durch sein Gebet verschloß, und es drei Jahre nicht regnete.

Homilie

Wie der Teufel am Ende seine Waffen verlieren wird

Des Feindes Schwerter verschwanden zum Schluß,
und Städte rissest Du ein,
es verging ihr Gedächtnis mit Schall.
(Ps 9,7)

Der Feind des Menschengeschlechts, der Lügner und Menschenmörder vom Beginn der Zeit an, hat jede Waffe und jede Hinterlist gegen den Menschen eingesetzt; er müht sich Tag und Nacht, neue Waffen und neue Pläne zu ersinnen, um auch nur einen Menschen in den Untergang zu führen. Er geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge (1 Petr 5,8). Er versteckt sich wie eine giftige Schlange und erwartet sein Opfer; er spannt seine Netze wie eine Spinne überall aus, einzig um irgendeine menschliche Seele zu fangen und sie in sein verdorbenes Reich zu ziehen. Heidnische Völker waren seine Städte. Bis zur Ankunft Christi herrschte er ungehindert und mit eiserner Hand in ihnen. Der Götzendienst war Dienst für ihn; Orakeldeuten und Wahrsagerei waren Dienst für ihn; Zügellosigkeit und unsittliche Lebensweise wurden von ihm verteidigt und gefördert; Menschen-opfer, das Feuer der Leidenschaften, Zwietracht, Kriege, böse Taten – all dies diente zu seiner Befriedigung. Doch am Ende werden ihm keine Waffen bleiben, seine Städte werden zerstört und sein Gedächtnis wird mit Schall vergehen. Dieses Ende, von dem der Prophet spricht, ist die Ankunft des Herrn in der Welt. Der Herr erwies Seine Macht über den Teufel, als Er seine Versuchungen auf dem Berg überwand; Er erwies Seine Macht, indem Er Dämonen aus den Menschen austrieb und ihnen befahl, hierhin oder dorthin zu gehen; Er erwies Seine unbesiegbare Herrschaft über die Sünde und den Tod durch Seine Leiden und Seine Auferstehung. Und, was vielleicht das Wichtigste ist, Er durchpflügte den Hades und zerstreute die Macht der Dämonen. Er vernichtete die Dämonen nicht, sondern zerstreute sie und zerbrach ihre Waffen, zerstückelte und zerstäubte sie. Er befreite die Menschen von ihrer Herrschaft; und – das Größte all dieser Dinge – Er gab den Menschen selbst Macht über die Dämonen, so daß sie sie durch Seinen Namen austreiben können. Seht ihr, wie der Herr Seinen Sieg über die Dämonen mit Seiner Barmherzigkeit gegenüber den Menschen verbunden hat? Er schwächte und brach die Dämonen so sehr, er verwirrte und zerstreute sie, so daß Er sie unter die Macht der Menschen stellte. So wurden diejenigen, die Sklaven gewesen waren, zu Herren, und jene, die Herren gewesen waren, wurden zu Sklaven. Der Herr gab nicht allen Menschen die Macht über die Dämonen, sondern nur jenen, die an Ihn glaubten und Seine Gebote hielten. Er gab ihnen die Macht und gab ihnen auch eine Waffe – das Kreuz.
O Herr, unser Gott, unser Erlöser von der dämonischen Macht, hilf uns, auch das geringste Deiner Gebote zu erfüllen, das Du uns zu tun auferlegt hast. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.

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21.10.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).