18.09.2024

05.09.2024

Gedenken

5. September nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hl. Prophet Zacharias und hl. gerechte Elisabeth, Eltern des hl. Johannes des Vorläufers; hll. Märtyrer Juventinos und Maximus; siebzig hll. Märtyrer von Nikomedia; hl. Athanasios († 1648); sowie hll. Märtt. Medim-nos, Urban, Theodor und ihre 77 Gefährten in Nikomedia; hl. Hieromärt. Abda (Obadja) von Persien († ca. 424); hl. jungfr. Märt. Rhais von Alexandria († 308); Martyrium des hl. Dulders Gleb (in der Taufe David, † 1051).

1. Der hl. Prophet Zacharias war der Vater des hl. Johannes des Vorläufers, der Sohn des Bararchais aus der Linie des Abia, der Söhne des Aaron. Er war ein Hoherpriester, der den achten Grad des Dienstes im Tempel in Jerusalem innehatte. Seine Frau Elisabeth war die Tochter der Sophia und Schwester der hl. Anna, der Mutter der Allheiligen Gottesgebärerin. Während der Herrschaft des Königs Herodes des Kinderschlächters diente Zacharias eines Tages im Tempel von Jerusalem der Reihenfolge entsprechend. Ein Engel Gottes erschien ihm im Heiligtum, und Zacharias geriet in große Furcht. Der Engel sagte zu ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias (Lk 1,13) und verkündigte, daß Elisabeth als Antwort auf ihre Gebete einen Sohn gebären würde. Doch sowohl er als auch Elisabeth waren alt. Als Zacharias die Worte des himmlischen Boten anzweifelte, sprach der Engel zu ihm: Ich bin Gabriel, der vor Gott steht (Lk 1,19). Zacharias war von dieser Stunde an stumm und konnte nicht sprechen, bis sein Sohn geboren war und er auf eine Tafel geschrieben hatte: Sein Name ist Johannes (Lk 1,63). Da kehrte seine Stimme zurück, und er verherrlichte Gott. Einige Zeit später, als unser Herr Jesus geboren worden war und Herodes begann, die Kinder von Bethlehem abschlachten zu lassen, schickte dieser Männer, die den Sohn des Zacharias finden und töten sollten, denn Herodes hatte von all dem gehört, was Zacharias widerfahren und wie Johannes geboren war. Als Elisabeth die Soldaten kommen sah, nahm sie Johannes auf ihre Arme – er war zu jener Zeit anderthalb Jahre alt – und floh mit ihm aus dem Haus in eine felsige und unwegsame Gegend. Als sie sah, daß ihr die Soldaten folgten, schrie sie zum Berg: „O Berg Gottes, empfange eine Mutter mit ihrem Kind!“, und der Felsen öffnete sich und verbarg die Mutter mit ihrem Kind. Da befahl Herodes, erzürnt darüber, daß das Kind Johannes nicht getötet worden war, an dessen Stelle Zacharias vor dem Altar zu erschlagen. Das Blut des Zacharias ergoß sich über den Marmor und wurde beim Trocknen steinhart. So blieb es als Zeugnis der Übeltat des Herodes zurück. An jenem Ort, an dem Elisabeth sich mit Johannes versteckt hielt, hatte sich eine Höhle geöffnet, Wasser strömte hervor und eine fruchttragende Palme wuchs dort, alles durch Gottes Kraft. Vierzig Tage nach Zacharias’ Tod starb auch die selige Elisabeth. Das Kind Johannes blieb in der Wüste, von einem Engel gespeist und durch Gottes Vorsehung geschützt, bis zu jenem Tag, an dem er am Jordan erschien.

2. Die hll. Märtyrer Juventius und Maximus. Wenig ist bekannt über das Leben dieser beiden heiligen Männer; doch ihr Leiden für Christus ist aus einer Homilie des hl. Johannes Chrysostomos, in der er sie pries, bekannt. Sie waren Soldaten in der Zeit der Herrschaft des Kaisers Julian des Apostaten. In einem Gespräch mit anderen während eines Militärfestes verurteilten sie den Kaiser dafür, daß er die Christen verfolgte. Jemand teilte dies dem Kaiser mit, und er ließ sie ins Gefängnis werfen. Einige der Männer des Kaisers besuchten sie mit der Absicht, sie vom wahren Glauben abzubringen. Sie sagten Juventinos und Maximius, daß viele ihrer Kameraden Christus verleugnet hätten. Darauf erwiderten diese beiden edlen Männer: „Dann müssen wir dafür mutig einstehen und uns als Opfer für ihre Apostasie darbringen.“ Sie wurden in der Dunkelheit der Nacht mit dem Schwert enthauptet; doch ihre Reliquien wurden gefunden und erwiesen sich als wundertätig.

3. Siebzig heilige Märtyrer, angeführt von Urban, Theodor und Medimnos, wurden aus der Zahl der Christen von Konstantinopel während der Verfolgung der Orthodoxie durch Kaiser Valens als die am höchsten geachteten und ausgezeichneten Bürger nach Nikomedia geschickt, um den häretischen Kaiser (Arianer) zu bitten, zumindest das Leben der orthodoxen Christen zu verschonen. Der Kaiser geriet in Wut und sagte zu ihnen, sie mögen zurückkehren, doch insgeheim befahl er seinen Seeleuten, das Schiff auf dem Meer in Brand zu setzen und sich selbst in einem Boot zu retten. Die bösen Knechte des boshaften Herrn taten dies. Die Körper dieser siebzig Märtyrer verbrannten und versanken im Meer, doch ihre Seelen schwammen zum Hafen der ewigen Seligkeit.      

4. Der hl. Athanasios führte in Vilna ein asketisches Leben und war später Abt eines Klosters in Brest. Wegen seiner Standhaftigkeit für den orthodoxen Glauben wurde er von Römisch-Katholischen am 5. Sept. 1648 [nach zahlreichen schweren Foltern] enthauptet. Seine wundertätigen Reliquien sind in Brest aufbewahrt. 

Lobeshymne

Die siebzig heiligen Märtyrer

Warum ist das Meer um Mitternacht so hell?
Welch schreckliche Flammen lodern auf dem Wasser?
Es ist die Zunge der Bosheit, die mit Feuer spricht
Und ein Schiff auf dem Meer verbrennt.
Der häretische Kaiser verhöhnt die Orthodoxie
Und verbrennt im Feuer die siebzig Freunde.
Es ist das Fest des Valens, des bestialischen Kaisers –
Ein Häretiker ist oft grausamer als ein Ungläubiger.
Siebzig Tote! Für welches Verbrechen?
Dafür, daß sie vor den Kaiser traten mit einem Gesuch:
Sie baten ihn, die Unschuldigen zu verschonen –
Dafür verbrannte er sie im Feuer.
Das trockene Schiff brannte wie ein Haufen Stroh,
Wie eine Anklage stieg die Flamme hinauf in den Himmel;
Die Männer knieten alle in den Flammen
Und sandten zu Gott und den Heiligen ein Gebet empor:
„Nimm unser Opfer an, o Allsehender Gott!
Hilf uns, zum himmlischen Reich zu segeln!“
In den lodernden Flammen verströmten die Leiber einen Duft
Wie reinen Weihrauch vor dem heiligen Altar.
Dies sind die reinen Opfer der Heiligen Orthodoxie,
Durch Martern gestärkt. Sie verherrlichen Gott.
Die See kühlt die siebzig Leiber,
Und siebzig Seelen erfreuen sich des Paradieses!
In der Kirche wird ihr Ruhm verkündet;
Doch den schändlichen Valens erwartet Gottes Strafe.

Betrachtung

Vergeblich strebt der Mensch danach, etwas zu finden, was Gott nach Seinem Willen vor ihm verborgen hält. Wenn es Gott nicht zugelassen hätte, hätten die Menschen niemals Gold und Silber unter der Erde gefunden, noch hätten sie Energie aus Dampf erzeugt oder einen Funken elektrischen Lichts. Vergeblich erschlug Herodes viele Kinder in Bethlehem, um den Einen zu töten, denn dieser Eine war vor dem Blick und dem Schwert des Herodes verborgen. Vergeblich suchte Herodes nach Johannes. Seht das Wunder: Die Soldaten eilten hinter der betagten Elisabeth her, die mit Johannes auf ihren Armen floh, und sie konnten sie nicht einholen. Herodes rief in ohnmächtigem Zorn Zacharias zu sich und schrie ihn an: „Gib mir deinen Sohn Johannes!“ Doch der alte Priester erwiderte sanftmütig dem König: „Ich bin im Dienst des Herrn, des Gottes Israels. Was meinen Sohn betrifft, weiß ich nicht, wo er ist.“ Wahnsinnig vor Wut befahl Herodes, Zacharias anstelle von Johannes zu töten. Die Knechte des Königs gingen zum Tempel und fragten Zacharias: „Wo hast du deinen Sohn versteckt? Gib ihn uns; der König verlangt das. Wenn du ihn uns nicht gibst, wirst du selbst sterben.“ Zacharias erwiderte: „Ihr könnt meinen Leib töten, doch der Herr wird meine Seele empfangen.“ Zacharias wurde erschlagen, doch Herodes war damit nicht zufrieden. Der boshafte König hatte keinen Frieden bei Tag und bei Nacht, er wurde von der Ahnung gequält, daß der neugeborene König, der von den Weisen verkündet worden war, kein anderer als Johannes sein könne. Doch er versuchte vergeblich, ihn zu finden, den Gott nach Seinem Willen vor ihm verbarg.

Zum Nachdenken

Laßt uns darüber nachdenken, wie Gott David für seine Sünden bestrafte (2 Sam 17):
1. Wie Absalom Krieg gegen seinen Vater führte, und wie viele in diesem Krieg starben;
2. Wie Absalom umkam;
3. Wie David bitter weinte.

Homilie

Über die Notwendigkeit einer zweiten Geburt aus dem Geist

Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen. (Jh 3,3)

So sprach der Herr zu Nikodemus, einem führenden Mann der Hebräer, und Nikodemus fragte mit Erstaunen: „Wie kann das sein?“ Das bedeutet, wie kann ein Mensch noch einmal geboren werden? Auch heutzutage fragen noch viele: „Wie kann ein sinnlicher (leiblicher) Mensch zu einem geistigen werden?“ Wie kann ein Sünder gerecht werden? Wie kann die Gnade Gottes in den Menschen eingehen und seine Sichtweise und seine körperlichen Begierden verwandeln? Wie kann der Heilige Geist das Herz eines Menschen erleuchten? Wie kann Wasser in Wein verwandelt werden? Wir wissen, daß die Apostel, als der Geist Gottes auf sie herabstieg, zu anderen Menschen wurden, neuen Menschen, wiedergeborenen Menschen. Wir wissen aus Tausenden von Beispielen, wie Menschen, die sinnlich dachten und lebten, geisterfüllt und neugeschaffen wurden. Wir wissen, daß es geschah und auch heute noch geschieht durch die Wirkung und Gnade Gottes des Heiligen Geistes. Dennoch ist es nicht unsere Sache zu fragen, wie das geschieht. Es muß uns genügen, zu wissen, daß es geschieht, und danach zu streben, daß es in uns selbst geschieht. Die Gnade des Geistes wird allen gegeben, die sie suchen und sich darauf vorbereiten, sie zu empfangen. Es gibt keine schwierigere Aufgabe als jene, geistliche Dinge denjenigen zu erklären, die sinnlich denken und urteilen. Der hl. Chrysostomos sagt: „Eine Seele, die den Leidenschaften ergeben ist, kann nichts Großes oder Edles erlangen, denn sie leidet unter großer Blindheit, wie Augen, die durch ein Glaukom verdunkelt sind.“ Es sind oft die sinnlichsten Menschen, die die größten Mysterien zu erforschen versuchen. Sie stellen nicht deshalb ihre Nachforschungen an, um den Weg zur Rettung zu finden, sondern sie bringen die Gläubigen in Verwirrung und verspotten den Glauben, und sie rechtfertigen ihr sündiges und leidenschaftliches Leben. Machtlos, sich selbst auf den ersten Schritt der himmlischen Leiter zu ziehen, träumen sie schon vom letzten Schritt. Wenn solche Menschen euch fragen, meine Brüder, über die tiefsten Mysterien der Wiedergeburt der Seele und des Himmelreichs, bringt sie erst dazu, die zehn grundlegenden Gebote Gottes zu erfüllen. Wenn sie dies vollbringen, dann werden ihre Seelen offen sein, die göttlichen Mysterien zu begreifen, insoweit das Begreifen notwendig für ihre Reinigung von den Sünden und Leidenschaften und für ihre ewige Rettung ist.
O Herr Jesus Christus, unser gütigster und allweiser Lehrer, hilf uns, mit unserem Geist das zu verstehen und mit unserem Herzen uns zu eigen zu machen, was für unsere Rettung notwendig ist, und hilf uns, uns vor der Neugier zu bewahren. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.

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18.09.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).