26.07.2024

13.07.2024

Gedenken

13. Juli nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hl. Erzengel Gabriel; hl. Julian, Bischof von Cenomais (Le Mans, 1. Jh.); hl. Stephan vom Kloster des hl. Sabas, Neffe des hl. Johannes Damaskenos († 794); hl. Sarah die Ägypterin († 370); hl. Märtyrer Serapion unter Severus († 193); hl. Märt. Markian v. Ikonium († 258); Synaxis der Heiligen des Klosters Chilandar, Berg Athos; hll. Neumärtt. Konstantin Oprosan von Jilava, Rumänien († 1959); hl. Just, Mönch in Cornwall (5. Jh.); hl. Mildred, Äbtissin v. Minster in Thanet, England († ca. 700). Ikone d. Allheiligen Gottesgebärerin “Axion Estin”.

1. Der heilige Erzengel Gabriel. Der große Erzengel wird am 26. März gefeiert. An diesem Tag jedoch wird sein Gedenken begangen und er geehrt für seine Erscheinungen und Wunder während der ganzen Geschichte der Rettung des Menschen. Man glaubt, daß dieses Fest zuerst auf dem Berg Athos im neunten Jahrhundert begangen wurde unter der Herrschaft des Kaisers Basileios und der Kaiserin Konstantina Porphyrogenita und des Patriarchen Nikolaos Chrysoverges anläßlich des Erscheinens des Erzengels Gabriel in einer Zelle bei Karyes, wo er mit dem Finger auf eine Steintafel die Hymne an die Gottesgebärerin schrieb: „Wahrhaft würdig“ [Axion Estin]. Seitdem wird diese Zelle bis auf den heutigen Tag die Zelle des „Axion Estin“ genannt. Im Zusammenhang damit wird auch anderer Erscheinungen des Erzengels Michael gedacht: Die Erscheinung vor Moses, als dieser Jethros Herde hütete und er dem Großen, von Gott Berufenen den Bericht über die Erschaffung der Welt übermittelte, sowie alles andere, was Moses in seinem Buch Genesis aufzeichnete; sein Erscheinen vor dem Propheten Daniel und wie er ihm die zukünftigen Königreiche und die Ankunft des Erlösers offenbarte; sein Erscheinen vor der hl. Anna und das Versprechen, sie werde eine Tochter gebären, die Allgesegnete und Allreine Heilige Jungfrau Maria; die sehr kurze Erscheinung vor der Heiligen Jungfrau, als sie im Tempel von Jerusalem lebte; die Erscheinung vor dem Hohenpriester Zacharias und die Botschaft bezüglich der Geburt des Vorläufers Johannes und die schwere Bestrafung des Zacharias, als er verstummte, da er seinen Worten nicht geglaubt hatte; wiederum das Erscheinen vor der Heiligen Jungfrau in Nazareth, als er ihr die gute Botschaft der Empfängnis und der Geburt des Herrn Jesus Christus überbrachte; das Erscheinen vor dem gerechten Joseph; das Erscheinen vor den Hirten bei Bethlehem; das Erscheinen vor dem Herrn Selbst im Garten von Gethsemane, als er unseren Herrn stärkte, bevor Er als Mensch in Sein Leiden ging; sein Erscheinen vor den Myrontragenden Frauen und so weiter.      

2. Der hl. Julian, Bischof von Cenomais [Le Mans]. Manche denken, dieser Heilige sei kein anderer gewesen als Simon der Aussätzige, der durch den Herrn geheilt wurde. Der Apostel Petrus weihte ihn zum Bischof und sandte ihn ins heidnische Gallien, wo der hl Julian große Not erduldete und es ihm dennoch gelang, viele Menschen zum Glauben an Christus zu bekehren. Als er den Fürsten Defenson taufte, kehrten sich viele Untertanen dieses Fürsten dem wahren Glauben zu. Durch die Gnade Gottes vollbrachte er viele Wunder: Er heilte die Kranken, trieb Dämonen aus und ließ Tote auferstehen. Er beendete sein Leben in Frieden und erschien zur Zeit seines Todes zur Mitte des Tages dem Fürsten Defenson, als dieser speiste.

3. Der gottgeweihte Stephan der Sabbaite war der Cousin des hl. Johannes Damaskenos. Er führte das asketische Leben im Kloster des hl. Sabas des Geheiligten, daher erhielt er den Beinamen „der Sabaite“. Er war ein großer Nacheiferer des Lebens des hl. Sabas und ein leuchtender Stern unter den Mönchen in Palästina. Er entschlief im Herrn im Jahr 794 in seinem neunundsechzigsten Jahr.

4. Die gottgeweihte Sarah zog sich als junge Frau in ein Leben strenger Askese zurück und führte dieses sechzig Jahre lang fort an den Ufern des Nil nicht weit von Alexandria. Durch ihr Vorbild führte sie viele Frauen zum klösterlichen Leben. Sie fand Ruhe im Herrn im Jahr 370.

Lobeshymne

Der heilige Julian

Als der heilige Julian entschlief,
Der wunderbare Hirte der Herde Christi,
Saß Fürst Defenson, sein geistliches Kind,
Mit den Edelleuten beim Mahl
Zur Mitte des Tages.
Plötzlich heftete sich des Fürsten Blick
Auf eine ungewöhnliche Erscheinung:
In der Mitte des Raumes stand Julian
Im Gewand, geziert mit Gold,
Als Bischof im Tempel Gottes
In einem ungewöhnlichen Licht
Und schaute lächelnd auf den Fürsten,
Neben ihm drei Diakone, leuchtend,
Mit Schriftrollen in den Händen.
Und die Erscheinung verschwand.
Voll Furcht fiel der Fürst zu Boden
Und sprach zu seinen Edlen:
„Seht, ich erblickte Vater Julian,
Den Heiligen, unseren Täufer.
Könnte es sein, daß seine Seele aus dem Leib
Verschied, ins Himmelreich ging?“
Und es machte sich der Fürst auf den Weg,
Bis er im Haus des Julian eintraf,
Und bei der Ankunft erfuhr:
Seine Seele hatte Julian Gott übergeben.

Betrachtung

Schlichte Kleidung wird durch den Menschen geschmückt, doch prunkvolle Kleidung schmückt den Menschen. Einfache Kleidung lenkt die Aufmerksamkeit auf den Menschen, doch prunkvolle Kleidung zieht die Aufmerksamkeit auf sich selbst. Eine Leidenschaft nach prachtvoller Kleidung trocknet die Seele des Menschen einfach aus und verzehrt sie. Dies ist der Grund, weshalb die Kirche stets Prunk in der Kleidung abgelehnt und zur Einfachheit gemahnt hat. Unter der unzähligen Schar der christlichen Heiligen wird kein einziger erwähnt, für den prunkvolle Kleidung zur Erlangung der Heiligkeit hilfreich gewesen wäre. Viele große und weise Könige – christliche wie auch heidnische – haben die Einfachheit in der Kleidung geliebt. So heißt es über den Kaiser Augustus Oktavius, während dessen Regentschaft der Herr Jesus geboren wurde, daß er nur ein einziges Gewand trug, von seiner Frau, seiner Schwester oder seiner Tochter gewebt. Über Kaiser Karl V. wird gesagt, daß er derart einfache Kleider trug, daß gewöhnliche Bürger, seine Untertanen, besser gekleidet waren. Der berühmte griechische General Philopomenes wurde einmal zum Essen von einem Mann eingeladen, in dessen Haus er nie zuvor gewesen war. Philopomenes kam recht früh dort an. Sein Gastgeber war noch nicht eingetroffen, und dessen Frau, die ihn nicht persönlich kannte und diesen Mann in solch schlichtem Gewand erblickte, dachte, es handele sich um einen der Diener, den man vorausgeschickt habe, um die Ankunft des Gastes anzukündigen. Sie gebot ihm daher, Holz zu hacken. Philopomenes gehorchte bereitwillig und begann mit der Arbeit. Als sein Gastgeber eintraf und seinen hochgeehrten Gast auf diese Weise beschäftigt sah, war er entsetzt und fragte ihn: „Wer hat es gewagt, dem Philopomenes eine solche Arbeit aufzuerlegen?“ Der General erwiderte ruhig: „Meine Kleidung.“

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über Gottes grenzenlose Geduld mit den treulosen Israeliten und ihre verdiente Strafe (Num 14):
1. Wie der Herr viele Wunder vor den Augen der Israeliten vollbracht, und wie sie verstockt in ihrer Treulosigkeit blieben und gegen Moses sprachen;
2. Wie Gott sie bestrafte und vierzig Jahre in der Wüste beließ und alle außer Joshua, der Sohn des Nun, starben;
3. Wie einige von uns in der Wüste der Sinnlichkeit sterben und niemals das Land der geistigen Milch und des geistigen Honigs im Reich Gottes erreichen.

Homilie

Darüber, daß Nüchternheit im Kampf gegen den Teufel unverzichtbar ist

Seid nüchtern und wachsam! Euer Widersacher, der Teufel, geht wie ein
 brüllender Löwe umher und sucht, wen er verschlingen kann.
(1 Petr 5,8)

Orthodoxe Mönche haben Nüchternheit und Wachsamkeit als notwendig auf dem Weg des aske-tischen Lebens verstanden. Im Menschen muß ein nüchterner Geist wohnen, um Gefahren für ihn wahrzunehmen, und ein wachsamer Geist muß erkennen, wann und von wem jene Gefahren kommen können.
„Hab acht, mein Kind, daß du nicht auf eine Schlange trittst oder in eine Grube fällst, auf einen Wolf stößt, in tiefes Wasser gerätst oder vom Pfad abirrst und dich im Wald verläufst“, ermahnt die Mutter ihr Kind aus Furcht um dessen leibliches Wohlergehen. Keine geringere Liebe erweist die Kirche, wenn sie die Menschen aus Furcht um deren Seelen warnt. Kinder, seid nüchtern, seid wachsam! Euer alter Feind, der Teufel, schläft nicht, er ruht nicht, sondern geht wie ein hungriger Löwe umher und sucht, wen er verschlingen kann. Seid nüchtern, seid wachsam, denn ihr seid Schafe, und er ist wie ein Löwe. Wenn Schafe den üblen Geruch eines Wolfes riechen, fliehen sie zu ihrem Hirten. Seid nüchtern, und ihr werdet den Gestank des Teufels riechen, wenn er sich euch nähert, und flieht ohne Verzögerung unter den Schutz eures Hirten – des Herrn Christus. Ihr werdet den Gestank des Teufels in euren Gedanken, euren Gefühlen, euren Absichten, euren körperlichen Begierden riechen. Alles, was ihr denken, fühlen, beabsichtigen, begehren möget im Gegensatz zu Christus und Seinem Gesetz – wißt, daß dies eine vom Teufel errichtete Falle ist: der Geruch des Teufels. Wißt dies, und flieht zu eurem Hirten, indem ihr euren ganzen Geist, das ganze Herz, die ganze Seele und euren Leib auf Ihn ausrichtet.
O Herr Jesus, unser nüchterner und wachsamer Hirte, lehre uns Nüchternheit und Wachsamkeit in jedem Augenblick, damit unser Feind uns Unachtsame nicht fangen und verschlingen kann. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.

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26.07.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).