26.06.2024

13.06.2024

Gedenken

13. Juni nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hl. Märyrerin Aquilina (Akylina) († 293); hl. Triphyllios, Bischof von Leukosia auf Zypern († 370); hl. Anna und ihr Sohn Johannes; sowie hl. Märt. Antonia von Nikäa († 284-305); hl. Antipatros, Bischof v. Bostra in Arabien († 458); hl. Andronikos († 1395), Schüler d. hl. Sergij v. Radonež, und hl. Sava († 1410), Äbte v. Moskau; Erhebung der Gebeine d. hl. Neumärt. Nikolaos, Diakon v. Lesbos; hl. Jakovos, der versucht wurde und d. Antichrist anbetete; Hieromärt. Antimos der Georgier, Metropolit d. Walachei († 1716); hl. Alexandra, Gründerin d. Divejevo-Klosters († 1789); hl. Eulogios, Patriarch v. Antiochia; hl. Märt. Diodoros v. Emesos, d. gekreuzigt wurde; 10.000 Märtt. durch das Schwert hingerichtet.

1. Die hl. Märtyrerin Aquilina (Akylina) wurde in der Stadt Byblus in Pälastina geboren. Ihre Eltern waren ehrbare Christen. Im Alter von sieben Jahren war Aquilina bereits versiert im wahren christlichen Leben, und mit zehn war sie dermaßen von göttlichem Verständnis und der Gnade des Heiligen Geistes erfüllt, daß sie ihren Freundinnen mit großer Kraft und Eifer Christus verkündete. Als Diokletians Verfolgung begann, erhob jemand Anklage gegen Aquilina vor Volusian, dem kaiserlichen Statthalter, der eher einem wilden Tier glich als einem Menschen. Zuerst befahl Volusian, Aquilina auszupeitschen, danach, ihr einen rotglühenden Spieß durch die Ohren und das Gehirn zu stoßen. Bis zum letzten Augenblick bekannte die Jungfrau Aquilina frei und offen Christus den Herrn, und als ihr Blut und Gehirn aus dem Kopf flossen, fiel sie nieder wie tot. Der Statthalter dachte, Aquilina sei tatsächlich tot und befahl, ihren Leib draußen vor die Stadt zu tragen und auf einen Abfallhaufen zu werfen, damit ihn die Hunde fräßen. Doch ein Engel Gottes erschien ihr in der Nacht und sagte zu ihr: „Steh auf und sei unbeschadet!“ Und die Jungfrau erhob sich und war unversehrt, und lange Zeit brachte sie Gott Lobpreis und Danksagung dar, wobei sie Ihn bat, ihr das asketische Werk des Martyriums nicht zu versagen. Eine Stimme vom Himmel war zu hören: „Geh, es wird so geschehen, wie du es im Gebet wünschst!“, und Aquilina machte sich auf den Weg zur Stadt. Die Stadttore öffneten sich von selbst vor ihr, und sie begab sich wie ein Geist in den Palast des Statthalters und trat vor sein Bett. Der Statthalter wurde von unaussprechlicher Furcht ergriffen, als er die Jungfrau lebendig sah, von der er dachte, sie sei tot. Am folgenden Tag führten die Henker Aquilina auf seinen Befehl hinaus, um sie zu enthaupten. Vor ihrer Enthauptung betete Aquilina auf ihren Knien zu Gott und übergab Ihm ihre Seele. So schlug der Henker ihr lebloses Haupt ab. Ihre Reliquien spendeten vielen Kranken Heilung. Aquilina war zwölf Jahre alt, als sie für den Herrn litt: Sie litt und erhielt den Kranz des Martyriums im Jahr 293.

2. Der hl. Triphyllios, Bischof von Leukosia [Nikosia] auf Zypern, war ein Schüler des hl. Spiridon und später sein Mitarbeiter auf der Insel Zypern. Er war ein barmherziger Mann, rein in Gedanken und keusch sein ganzes Leben lang, „ein lebendiger Brunnen der Tränen“ und ein großer Asket. Er leitete die Herde Christi auf rechte Weise und empfing im Sterben den Kranz unter den großen Hierarchen im Himmel. Er entschlief in Frieden im Jahr 370.

3. Die hl. Anna und ihr Sohn. Die hl. Anna war als Waise in das Haus eines Adligen aufgenommen worden. Man hatte für sie gesorgt wie für eine Adoptivtochter. Anna wurde in diesem Haus erzogen und unterrichtet. Als würdige Jungfrau vermählte sie dieser Adlige mit seinem Sohn. Als der betagte Adlige starb, drängten die Verwandten seinen Sohn, seine Frau wegen ihrer niedrigen Geburt zu entlassen und eine andere zu heiraten, die nach ihrer Herkunft und ihrem Vermögen passender für ihn wäre. Der Sohn des Adligen fürchtete Gott und wollte dies nicht tun. Anna, die ihren Gemahl im Konflikt mit seinen Verwandten sah, verließ ihn heimlich und floh auf eine ferne Insel, auf der es keine lebendige Seele gab. Sie kam auf der Insel schwanger an, und bald gebar sie ein Kind. Danach führte Anna auf dieser Insel dreißig Jahre lang ein asketisches Leben des Fastens und Betens. Dann landete nach Gottes Vorsehung ein Priestermönch auf der Insel, taufte ihren Sohn und gab ihm den Namen Johannes. Anna, diese heilige Seele, führte ihr asketisches Leben im fünften Jahrhundert und entschlief in Frieden.

Lobeshymne

Der heilige Triphyllios

Als der heilige Triphyllios noch Diakon war,
Las er den Psalter und das Evangelium;
Und mit süßer Stimmer las er den Menschen vor,
Und Spiridon, der Heilige, hörte aufmerksam zu.
Als er einmal in der Kirche, voll mit Menschen,
Das Kapitel über den Gelähmten las,
Wie der gütige Herr den Kranken sah,
„Nimm dein Bett“, sagte Er, und der Kranke ging fort.
Triphyllios ersetzte das Wort „Bett“ durch „Lager“.
Da sagte Spiridon: „Mein Sohn, komm zu mir!
Wie, mein lieber Diakon, veränderst du Worte,
Das Wort, das unser gütiger Erlöser sprach?
Das Wort ’Bett’ kam aus Seinem Mund,
Und ’Lager’ sagtest du, Sein Wort ließest du aus!
Mein Sohn, dies ist ein Buch, von der Höhe her inspiriert,
Daher laß uns alles so lesen, wie es geschrieben steht.
Voller Kraft sind die Worte des Evangeliums.
Das Bett eines Menschen ist nicht dasselbe wie das ’Lager’ eines Tieres.
Daher, mein Sohn, sprich zu Gott: Vergib mir!“
Triphyllios, der Diakon, erkannte seinen Irrtum,
Und bitter bereute er und war sehr beschämt.
Gesegnet war Triphyllios wegen seines Altvaters,
Des heiligen Spiridon, des ruhmreichen Wundertäters.   

Betrachtung

Sanftmut und Freundlichkeit schmückten unsere Heiligen und gaben ihnen die Stärke und den Antrieb, Böses nicht mit Bösem zu vergelten. Als Kaiser Konstantios, der Sohn Konstantins, in Antiochia krank wurde, rief er den hl. Spiridon, daß er kommen und für ihn beten möge. In Begleitung seines Diakons Triphyllios verließ der hl. Spiridon Zypern und bat bei der Ankunft um Einlaß in den kaiserlichen Palast. Er war in ärmliche Kleidung gehüllt, auf dem Kopf eine einfache gewobene Kappe und einen Palmstab in der Hand. An der Brust trug er ein kleines eingehülltes Tongefäß, in dem er Öl aufbewahrte, das er vor das Heilige Kreuz in Jerusalem gestellt hatte (wie es der Brauch unter den Christen von Jerusalem war). Auf diese Weise gekleidet, erschöpft durch Fasten, Gebet und die lange Reise, gab der Heilige keinen Hinweis auf seinen Rang und seine Würde. Als er den kaiserlichen Palast zu betreten wünschte, gab ihm einer der Diener des Kaisers, der ihn für einen Bettler hielt, einen Faustschlag auf die Wange. Der sanftmütige und freundliche Heilige hielt ihm die andere Wange hin. Unter großen Mühen gelang es ihm, den Kaiser zu erreichen. Er legte die Hand auf Konstantios’ Haupt, und der Kaiser war sofort geheilt.   

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über den wundersamen Gang des Herrn über das Wasser wie über trockenes Land (Mt 14,25):
1. Wie das Boot mit den Jüngern in der Nacht in den Wogen des Sees in Schwierigkeiten geriet und wie der Herr dies sah und ihnen zu Hilfe eilte;
2. Wie ich selbst häufig in Schwierigkeiten bin durch die Dunkelheit und die Wogen der Leiden-schaften und wie der demütige Herr zu meiner Hilfe eilt, indem Er über die Leidenschaften geht wie über eine feste Straße.

Homilie

Über den Weg des Lebens und den Weg des Todes

Manch einem scheint sein Weg der rechte, aber am Ende sind es Wege des Todes.
(Sprichwörter 14,12)

Manchmal scheint es dem Menschen, daß der Pfad der Gottlosen richtig sei, denn die Gottlosen erlangen Reichtümer und haben Erfolg. Doch möge ihm nur gewährt werden, das Ende des Weges zu sehen! Er wäre entsetzt, und gewiß würde er ihn niemals betreten.
Wenn das Ende eines Weges der Untergang ist, kann der Weg dann der richtige sein? Daher, o Mensch, sage nicht, daß ein bestimmter Weg richtig ist, bevor du nicht sein Ende siehst. Du fragst: „Wie kann ich, ein schwacher und kurzsichtiger Mensch, das Ende eines langen Weges sehen?“ Auf zweierlei Weise: Indem du die Heilige Schrift in der Erfahrung der Orthodoxen Kirche liest und indem du das Ende des irdischen Weges derer betrachtest, die in deiner Umgebung sterben und jener, die früher gestorben sind. Die erste Art und Weise ist jedoch die wesentlich verläßlichere und, wenn man sich daran hält, kann man gewiß sein, nicht in die Finsternis des ewigen Todes zu fallen.
Nur der Weg, den Gott uns als richtigen gezeigt hat, kann der rechte Weg sein. Alle anderen Wege, die dir richtig erscheinen aber nicht mit Gottes Weg zusammenfallen, sind falsch und führen zum Tode. Siehe, auch die wilden Tiere haben ihre eigenen Pfade. Doch würdet ihr deren Wege gehen, auch wenn sie euch richtig erscheinen? Natürlich würdet ihr das nicht tun, denn ihr würdet am Ende in die hungrigen Rachen jener wilden Tiere geraten. Doch der von Gott gewiesene Weg ist recht, und auf ihm geht, selbst wenn er euch falsch erscheinen mag. Weil wir sündig sind, erscheint uns Gottes Weg manchmal falsch. Wenn wir nicht sündig wären und unser Geist nicht von der Sünde irregeführt wäre, dann wäre es uns nicht einmal einen Augenblick lang möglich zu denken, es könne irgendeinen anderen rechten Weg geben als den Weg Gottes. Ein irregeführter Geist hält viele falsche Wege für richtig und denkt, daß der einzig rechte Weg falsch sei.
O Allsehender Herr, Der uns den Weg gezeigt hat, richte unseren Geist aus, damit wir nicht auf falschen Pfaden verweilen. Du, o Jesus, bist der eine Weg, die Wahrheit und das Leben, und alles, was wir abseits von Dir erfinden, ist ein falscher Weg, eine Lüge und der Tod. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.

<
26.06.2020
>
Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).