10.04.2024

27.03.2024

Gedenken

28. März nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hl. Märtyrer Evstratij (Eustratios) vom Kiever Höhlenkloster († 1097); hl. Bekenner Hilarion der Neue († 754); hl. Hesychios von Jerusalem († 451); hl. Märtyrer Bojan, Fürst von Bulgarien († 827); das wundersame Erlebnis des Soldaten Taxiotis von Karthago; sowie hll. Priskus, Malchus und Barachisius und andere mit ihnen in Persien († 330); hll. Märtt. Georg, Bischof, Parodos und Peter, Priester, v. Bulgarien; hl. Ilarion, Mönch von Gdov (Pskov) († 1476); hl. Jona v. Klimenetsk (Olonec) († 1534); hl. Johannes, Bischof v. Manglisi, Georgien († 1751); hl. Apostel Herodion v. d. Siebzig.

1. Der gottgeweihte Märtyrer Evstratij (Eustratios) aus dem Kiever Höhlenkloster. Evstratij war sehr reich; doch von der Liebe zu Christus berührt, verschenkte er um Christi willen seinen ganzen Besitz, trat in das Höhlenkloster ein und wurde zum Mönch geweiht. Als im Jahr 1097 die Polovetzer gegen Kiev Krieg führten, plünderten sie das Kloster und töteten viele Christen, einschließlich Mönche. Evstratij allein und einige der Gläubigen wurden als Sklaven an einen Hebräer in Korsum (Cherson) verkauft. Der Hebräer verhöhnte den Glauben an Christus und versuchte, die Christen dazu zu zwingen, die hebräische Religion anzunehmen. Da sie sahen, daß sie keine andere Wahl hatten, beschlossen sie alle miteinander, sich selbst dem Hungertod zu übergeben und den wahren Glauben nicht zu verleugnen. Evstratij ermutigte die Christen, dieser Entscheidung zu folgen. Sie alle starben an Hunger: einige nach drei Tagen, einige nach vier und andere nach sieben. Allein Evstratij, der es gewöhnt war zu fasten, blieb am Leben und hielt vierzehn Tage ohne Nahrung aus. Der Hebräer war erbost, denn er hatte das Geld verloren, mit dem er die Sklaven erworben hatte, und er nahm Rache an Evstratij, indem er ihn an ein Kreuz nagelte. Ans Kreuz geheftet, pries Evstratij Gott und sagte dem Hebräer einen schlimmen und baldigen Tod voraus. In blinder Wut erstach ihn der Hebräer mit einem Speer. Der Heilige Gottes übergab seine Seele dem Erlöser. Sein Leib wurde ins Meer geworfen, doch er wurde an die Oberfläche getrieben. Große Wunder geschahen über dem Leib des Märtyrers. Kurz nach Evstratijs Tod verfügte der byzantinische Kaiser, daß die Hebräer in der Stadt Korsum für ihre Bosheit gegen die Christen zu bestrafen seien. Dieser Folterer der Christen wurde an einem Baum erhängt und empfing den Lohn des Judas.

2. Der gottgeweihte Hilarion, der neue Bekenner. Hilarion war der Abt des Klosters Pelekit in der Nähe des Hellespont. Er leuchtete wie die Sonne im Geist Gottes, heilte die Menschen und trieb böse Geister aus. Dieser Mann Gottes litt in der Zeit, als Leo der Armenier die ikonoklastische Verfolgung begann. Mit vierzig seiner Mönche wurde Hilarion ins Exil in der Nähe von Ephesos verbannt, starb dort im Gefängnis und nahm seine Wohnstatt ein im Reich Gottes im Jahr 754.

3. Der gottgeweihte Hesychios von Jerusalem war Presbyter und tiefsinniger Theologe, ein Schüler des hl. Gregor des Theologen und Zeitgenosse des hl. Euthymios des Großen. Man sollte sein Werk lesen: „Über die Nüchternheit im Gebet“. Er entschlief in Frieden im Jahr 434.

4. Der hl. Märtyrer Bojan, Fürst von Bulgarien, war der Sohn von Krutogan und Neffe von Gruboš. Bojan bekannte seinen Glauben an Christus; doch sein Bruder Milomir war Heide. Durch Erlaß seines Bruders wurde Bojan um des wahren Glaubens willen im Jahr 827 enthauptet.

5. Das wundersame Erlebnis des Taxiotis. Taxiotis war ein Soldat aus Karthago. Er verbrachte sein ganzes Leben in schweren Sünden; doch schließlich bereute er, verließ das Militär und führte ein gottgefälliges Leben. Als er mit seiner Frau auf seinem Besitz in der Nähe der Stadt lebte, beging er Ehebruch mit der Frau seines Landarbeiters. Danach wurde er von einer Schlange gebissen und starb sogleich. Taxiotis war sechs Stunden tot, danach kehrte er ins Leben zurück. Am vierten Tag danach sprach er und berichtete, wie und welche Art von Stationen er durchlief bis er in die Zollstelle für Ehebruch kam. Von dort stürzte er in die dunkle Wohnstatt der Dämonen, aus der er von einem Engel herausgeführt wurde, der sich für ihn verbürgte. Er wurde in seinen Körper zurückgeschickt, um seine jüngste Sünde zu bereuen. Er bereute vierzig Tage, ging von Kirche zu Kirche, schlug seinen Kopf gegen die Türen und Türschwellen, und immer weinte er und erzählte von den furchtbaren Leiden, denen die Sünder in der anderen Welt ausgesetzt sind. Er flehte die Menschen an, nicht zu sündigen, sondern die schon begangenen Sünden zu bereuen. Am vierzigsten Tag nahm Taxiotis mit Freude seine Wohnstatt im Reich des barmherzigen Gottes ein.  

Lobeshymne

Taxiotis der Soldat

In ganz Karthago schluchzte Taxiotis,
Und erzählte den Menschen die Schrecken, die er gesehen hatte:
„Die Schrecken, o Brüder, die meine Seele sah!
O stinkender Abgrund, in den meine Seele sank!
O schreckliche Ungeheuer und Schlamm und Schreie!
O Weinen ohne Tränen, Wehklage und Geschrei!
Nicht sechs Stunden, dachte ich, sondern hundert Jahre,
War ich Einwohner in der Welt des Hades!
Bis ein leuchtender Engel ein Pfand für mich bot,
Mich erhob und absetzte bei Karthago,
Damit ich, sagte er, in den Körper gekleidet würde,
Um für meine letzte Missetat zu büßen.
Als ich, darüber schwebend, den stinkenden Leichnam sah,
Verließ mich meine Kraft, und meine Freude verging:
Dieser Leichnam – wie sollte ich in ihn eingehen?
Wie, in dieses eklige Aas gekleidet werden?
O wie konnte ich bis jetzt in ihm bleiben?
Um des Vergnügens willen – welch ein Schund! – meine Seele verlieren?
O leuchtender Engel, erspar mir die Pein,
Zwinge mich nicht in diese faulige Schande!
Auf meinen Aufschrei hin erzürnte der Engel:
Wer im Leib sündigt, tut Buße im Leib!
So sprach er streng und fügte hinzu:
Willst du in den Leib gehen oder zurück in den Hades?
Als er den Hades erwähnte, verstummte ich schmerzlich.
Schnell nahte ich mich dem Körper und kroch hinein.
Vierzig Tage der Buße habe ich nun
Und eine Lektion für alle, eine Warnung.
Bereut, o Brüder, schnell bereut,
Stolpert nicht mit euren Sünden in den Hades.
Bereut schnell, tut einzig Buße!
Dort wird euch Buße nicht gestattet sein.
Taxiotis berichtet euch, was er selbst dort sah.
O fauliger Abgrund, in den meine Seele sank!“

Betrachtung

Der hl. Symeon der Neue Theologe spricht über einen stattlichen jungen Mann von zwanzig Jahren namens Georgios, der trotz seiner Schönheit und Jugend, und obwohl er inmitten der Eitelkeit dieser Welt lebte, den Weg der Rettung kannte und sich dem Erwerb geistlicher Weisheit widmete. Er schließt mit den Worten: „Versteht ihr, daß die Jugend kein Hindernis und das Alter keine Hilfe bedeutet, wenn der Mensch keinen Verstand und keine Gottesfurcht hat?“ Wie hinderte die Jugend den hl. Apostel Johannes daran, an Christus den Herrn zu glauben, und wie half das Alter den hebräischen Ältesten, als sie in ihrem Geist blind waren und in ihrer Blindheit den Sohn Gottes zum Tode verurteilten? Nichts, nichts hindert die Jugend daran, ihren Glauben und ihre Liebe Christus zu schenken, der sie aus Liebe geschaffen hat – auch nicht in der heutigen Zeit. Nichts nützt den Greisen auch unserer Zeit das Alter, wenn ihre Herzen durch Bosheit vor Christus verschlossen sind. Ein junger oder ein alter Körper ist nichts anderes als das neue oder alte Kleid der Seele. Das eine oder das andere Kleid kann eine gesunde oder eine kranke Seele umhüllen. Doch unser Ziel ist eine gesunde und reine Seele.

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über den Herrn Jesus im Tod:
1. Wie die ganze Schöpfung zitterte, als Er Seinen Geist aufgab, um so gegen dieses Verbrechen der Menschheit zu protestieren;
2. Wie die Erde bebte, die Sonne sich verfinsterte, die Felsen sich spalteten, der Vorhang im Tempel zerriß und die Gräber sich öffneten.

Homilie

Über das Erschrecken der Natur beim Tod des Herrn

Die Erde bebte und die Felsen spalteten sich. (Mt 27,51)

O welch schrecklicher Vorwurf gegen den Menschen! Die leblose Natur erkannte Ihn, Den die Menschen nicht zu erkennen vermochten. Die ganze stumme Schöpfung zitterte und erhob sich im Protest, jedes auf seine Weise und mit seiner eigenen Sprache. Die stumme Erde bebte – das ist ihre Sprache. Die Felsen spalteten sich – das ist ihre Sprache. Die Sonne verfinsterte sich – das ist ihre Sprache. Die ganze Schöpfung protestierte auf ihre eigene Weise, denn die ganze Schöpfung ist gehorsam, wie es Adam einst im Paradies war. Die ganze Schöpfung kennt Ihn, wie Adam Ihn im Paradies kannte. Wie es kommt, daß die vernunftlose Schöpfung Ihn kannte und Ihm gehorchte, wissen wir nicht. Es ist eine Art innerer Instinkt der Schöpfung, der durch das Wort Gottes, durch das sie geschaffen wurde, in sie gelegt wurde. Dieser Instinkt der vernunftlosen Schöpfung ist von größerem Wert als der menschliche Verstand, wenn dieser von der Sünde verfinstert ist. Von allem, was existiert, ist nichts blinder als der menschliche Geist, wenn er von der Sünde verfinstert ist. Dann sieht er nicht, wofür er geschaffen wurde, es zu sehen, sondern er sieht das, was dem Dasein entgegengesetzt ist, was im Gegensatz zu Gott, im Gegensatz zur Wahrheit steht. Dies sind Grade von Blindheit jenseits der Blindheit, Zahlen unterhalb der Null. Dies ist der Mensch niedriger als die Schöpfung. Denn während die Priester Gottes in Jerusalem ihren Gott nicht erkannten, erkannten Ihn die Stürme und Winde, die Pflanzen und Tiere erkannten Ihn, die Seen und Flüsse, die Erde, die Felsen, die Sterne, die Sonne und sogar die Dämonen. O welche Schande für den Menschen!
Die Erde bebte, die Felsen spalteten sich, die Sonne verfinsterte sich sowohl vor Zorn als auch vor Leid. Die ganze Natur war kummervoll über das Leiden des Sohnes Gottes, über Dessen Schmerz sich die Priester in Jerusalem freuten. Protest und Kummer und Furcht. Die ganze Schöp-fung war erschrocken über den Tod Dessen, Der sie aus dem Nichts ins Sein und zur Freude an ihrem Dasein gerufen hatte, als wollte sie sagen: „Mit wem werden wir zusammenbleiben, und wer wird uns aufrechterhalten, da nun der Allmächtige Seinen Geist aufgegeben hat?“ O meine Brüder, laßt uns beschämt sein über diesen Protest, diesen Kummer und diese Furcht der stummen Schöp-fung, und laßt uns in Reue zu unserem Schöpfer aufschreien: „Vergib uns, o mitleidvoller Herr, vergib uns; denn wahrlich, wann auch immer wir sündigen und Dich kränken, wissen wir nicht, was wir tun.“
Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen. 

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10.04.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).