24.01.2024

11.01.2024

Gedenken

11. Januar nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hl. Theodosios der Große († 529); hl. Michail von Klops, Narr in Christo († 1453): sowie hl. Theodosios v. Antiochia († 412); hl. Stephan v. Plakidia bei Konstantinopel; hl. Agapios v. Apamea in Syrien; hl. Märt. Mairos; hl. Theodosios, Metropolit von Trapezunt (14. Jh.); hl. Romilos, Eremit von Veddin († 1375); hl. Vitalis vom Kloster des Abba Serid (Seridos) in Gaza († ca. 609-620); hl. Joseph von Kappadokien; hl. Hieromärt. Hyginus, Papst von Rom († 142).

1. Der gottgeweihte Theodosios der Große [der Koinobiarch] war der erste Gründer und Organi-sator der koinobitischen [gemeinschaftlichen] monastischen Lebensweise. Er wurde in der Provinz Kappadokien im Ort Mogarissos geboren. Seine Eltern waren fromm. Als Kind besuchte er Symeon den Styliten, der ihn segnete und ihm große und geistliche Ehren prophezeite. Mit einem Weih-rauchfaß, in das er nicht brennende Holzkohle und Weihrauch legte, suchte Theodosios nach einem Ort, an dem er sich niederlassen und sein Kloster gründen konnte, und als sich die Holzkohle von allein entzündete, blieb er an jener Stelle, ließ sich nieder und widmete sich dem asketischen Leben. Bald sammelte er um sich viele Mönche verschiedener Nationalitäten. Er baute eine Kirche für jede Nationalität, so daß zur selben Zeit Gottesdienste und Hymnen zu Gott in Griechisch, Armenisch, Georgisch usw. erklangen. Doch am Tag der Heiligen Kommunion versammelte sich die ganze Bruderschaft in der großen Kirche, in der die griechische Sprache verwendet wurde. Es gab für alle den gemeinsamen Tisch, Gemeinschaftsbesitz, gemeinschaftliche Arbeit, gemeinschaftliche Geduld und – nicht zu selten – gemeinschaftlichen Hunger. Theodosios war durch sein Leben ein großes Vorbild für alle Mönche; ein Vorbild an Arbeit, Gebet, Fasten, Wachsamkeit und in allen christlichen Tugenden. Gott gewährte ihm die Gabe, Wunder zu wirken, durch die er in der Lage war, Kranke zu heilen, von Ferne her zu erscheinen, wilde Tiere zu zähmen, die Zukunft zu erkennen und Brot und Wein wundersam zu vermehren. Tag und Nacht war Gebet auf seinen Lippen. Er entschlief in Frieden im Herrn im Jahr 529 in seinem hundertundfünften Lebensjahr.

2. Der selige Michail, Narr in Christo, war ein Russe aus einer Fürstenfamilie. Er trat als Narr auf, um seine Tugenden vor der Welt zu verbergen und den Lobpreis der Menschen zu vermeiden. Auf diese Weise bereitete er sich, Ruhm vor Gott zu empfangen. Er entschlief im Jahr 1453 im Klops Kloster in der Nähe von Novgorod, wo seine Reliquien ruhen.

Lobeshymne

Der gottgeweihte Theodosios

Jene, die mit Furcht vor Gott stehen,
Jene, die einzig den lebendigen Gott fürchten,
Nur sie können bezeugen,
Daß der Gerechte empfängt, worum er Gott bittet.
Dem echten Gebet gemäß gibt Gott den Menschen –
Die Morgendämmerung glüht für jenen,
Der sich zur Morgendämmerung hinwendet.
Der heilige Theodosios half vielen
Durch seine Gebete, und er hilft auch uns.
Denn er lebt auch jetzt, wie er einstmals lebte,
Und wirkt Wunder, wie er einstmals tat, so auch jetzt –
Der Herr gewährt ihm Kraft, seinem Glauben gemäß,
Und Liebe zu Gott, unermeßliche Liebe.
Wunderbarer Theodosios, Eiferer der Wahrheit,
Herrlicher Baumeister mönchischen Lebens:
Der von Gott Verherrlichte sei gepriesen durch uns,
Der jetzt ein Bewohner des Himmelreichs ist.   

Betrachtung

Bestechlich zu sein, bedeutet, daß man kein Christ ist. Die orthodoxen Väter der Kirche waren nie-mals anfällig für Bestechung oder Einschüchterung. Bestechung im Bereich des Glaubens ist gleich-bedeutend mit dem Verrat des Judas, der Christus für Geld verraten hat. Solche Art Bestechung ist einzig ein Merkmal gewisser Häretiker. Als Kaiser Anastasios (491-518) in die Häresie des Eutychios fiel, erhob er sich gegen die Entscheidungen des Vierten Ökumenischen Konzils und versuchte, sie zu widerrufen. Um die wichtigsten Führer der Kirche auf seine Seite zu ziehen, begann er ihnen verschiedene Geschenke zu schicken. Der hl. Theodosios war durch seinen Ruhm der Erste in ganz Palästina. Ihm schickte der Kaiser dreißig Kilogramm Gold, vorgeblich als Spende für die Bedürf-nisse seines Klosters. Theodosios erkannte sofort, daß der Kaiser ihn zu bestechen versuchte und handelte mit großer Weisheit. Er behielt das Gold nicht für das Kloster, obwohl es in großer Not war, auch sandte er es dem Kaiser nicht zurück, damit dieser nicht damit noch mehr Übles gegen die Orthodoxie anrichten konnte, sondern verteilte sofort das ganze Gold im Namen des Kaisers an die Armen, damit diese Tat der Nächstenliebe seine Gebete stärken möge, die er für die Reue des Kaisers und dessen Rückkehr auf den rechten Weg darbrachte.

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über die Tränen des Herrn Jesus:
1. Seine Tränen und Seinen Kummer über den toten Lazarus und über das Schicksal Jerusalems;
2. Seine Tränen und Seinen Kummer im Garten Gethsemane wegen der Knechtschaft des Menschen unter der Sünde, dem Teufel und dem Tod.

Homilie

Über das allmähliche Wachstum in der geistigen Entwicklung

Feste Speise aber ist für Erwachsene, deren Sinne durch Gewöhnung
geübt sind, Gut und Böse zu unterscheiden.
(Hebr 5,14)

Jene, die von der Milch des sinnlichen Urteilsvermögens gespeist werden, können nicht leicht zwischen Gut und Böse unterscheiden. Sie kommen im allgemeinen zu jener Schlußfolgerung, jeder Glaube sei von gleichem Wert, die Sünde sei der unverzichtbare Schatten der Tugend und das Böse der notwendige Begleiter des Guten. Ein wahrer Christ kann nicht zu diesen völlig verfehlten Schlußfolgerungen gelangen. Denn ein wahrer Christ ist ein reifer Mensch, der sich nicht von Milch ernährt, sondern gegenüber dem Sinnlichen mißtrauisch ist. Er hat ein feineres Urteilsvermögen und trifft eine feinere Unterscheidung zwischen dem Wert all dessen, was ist, und all dessen, was war. Dem wahren Christen ist freilich eine klare Führung durch die Offenbarung Gottes gegeben, um zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, doch benötigt er zudem ein langes und ernsthaftes Stu-dium, um die Vollkommenheit zu erreichen, um in der Lage zu sein, in jeder gegebenen Situation das zu erkennen, was gut und was böse ist. Sein Wissen muß innerlich zu seinem Empfinden wer-den, um verläßlich und fehlerlos zu sein. Sowohl das Gute als auch das Böse versuchen, das Herz des Menschen zu berühren. Es ist daher für den Menschen wesentlich, darin geübt zu sein, durch die Empfindungen des Herzens sofort zu erkennen, was sich ihm nähert, genauso wie die Zunge sofort Gesalzenes und Ungesalzenes, Süßes und Saures wahrzunehmen vermag.
Laßt uns jeden Tag und jede Stunde danach streben, meine Brüder, unsere Herzen zu verfeinern, damit sie zu jeder Zeit in der Lage sind, zwischen gut und böse zu unterscheiden. Alles, was uns widerfährt, konfrontiert uns mit der Frage: Was ist gut und was ist böse? Dies ist genau der Grund, aus dem es geschieht: damit wir erkennen können, was gut ist, und dem Guten folgen. Solchen Prüfungen sind wir hundertmal am Tage ausgesetzt. Wer Augen hat zu sehen, möge dies erkennen.
O Menschenliebender Herr, erwärme unsere Herzen mit dem Guten, das von Dir herrührt. Mache uns weise, o Herr, damit wir das Gute vom Bösen unterscheiden können. Stärke uns, Herr, damit wir ständig am Guten festhalten und das Böse verwerfen – zu Deiner Ehre und unserer Ret-tung. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.

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24.01.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).