24.07.2024

11.07.2024

Gedenken

11. Juli nach dem Kirchenkalender

Gedenken: das Wunder der hl. Großmärtyrerin Euphemia beim 4. Ökumenischen Konzil (451); hl. Elena (Ol’ga), Frau des Fürsten Igor († 969); hl. Märt. Nikodimos v. Albanien, von den Türken enthauptet († 1722); hl. Märt. Nektarios, von den Türken enthauptet († 1820); sowie hl. Hieromärt. Kindeos v. Pamphylien (3. bis 4. Jh.); hll. Märtt. Januarios u. Pelagia v. Nikopolis in Armenien († ca. 310); hl. Leo, Mönch v. Mandra; hl. Drostan v. Old Deer und Aberdeen (6. Jh.); hl. Märt. Martyrokles; hl. Märt. Arsenios, Patr. v. Alexandria; hl. Märt. Markian.

1. Die hl. Großmärtyrerin Euphemia. Ihr Gedenktag ist der 16. September, der Tag, an dem sie das Martyrium erlitt. Am heutigen Tag wird jedoch des Wunders gedacht, das ihre ehrwürdigen Reliquien umgibt und sich auf dem Vierten Ökumenischen Konzil in Chalcedon ereignet hat. Dieses Konzil wurde einberufen unter Kaiser Markian und Kaiserin Pulcheria im Jahr 451 nach dem Tod des Kaisers Theodosios des Jüngeren. Der Grund für die Einberufung des Konzils war die Häresie des Dioskoros, des Patriarchen von Alexandria, und des Eutyches, eines Archimandriten aus Konstantinopel, die die falsche Lehre verbreiteten, daß es im Herrn Christus nicht zwei Naturen gäbe, die göttliche und die menschliche, sondern nur eine, die göttliche Natur. Auf diesem Konzil spielten Anatolios, der Patriarch von Konstantinopel, und Juvenal, der Patriarch von Jerusalem, die wichtigsten Rollen. Da durch Debatten und Beweisführungen keine Einigung für die eine Seite erzielt werden konnte, setzte Patriarch Anatolios durch, daß die Orthodoxen und die Häretiker ihre Glaubensbekenntnisse niederschreiben und dann in den Sarkophag legen sollten, in dem sich die Reliquien der hl. Euphemia befanden. Sie alle stimmten dem zu. Dann wurden die beiden Glaubens-bekenntnisse auf die Brust der Großmärtyrerin gelegt. Der Sarkophag wurde geschlossen, versiegelt mit dem Siegel des Kaisers, und Soldaten wurden als Wachen aufgestellt. Sie alle verbrachten drei Tage in Gebet und Fasten. Als sie den Sarkophag am vierten Tag öffneten, sahen sie das orthodoxe Glaubensbekenntnis in der rechten Hand der Heiligen und das häretische Bekenntnis unter ihren Füßen. So wurde der Streit durch Gottes Kraft zugunsten der Orthodoxie entschieden. Unter der Herrschaft des Kaisers Heraklios wurden die Reliquien der hl. Euphemia von Chalcedon nach Konstantinopel in die Kirche beim Hippodrom überführt, die ihren Namen trägt. Der ikonokla-stische Kaiser Leo der Isaurier befahl, diese Reliquien ins Meer zu werfen; doch auf wundersame Weise wurde der Sarkophag zur Insel Lemnos getragen und in die Kirche der hl. Großmärtyrerin Glykeria gebracht. Später wurde der Sarkophag unter Kaiserin Irene wieder nach Konstantinopel an seinen früheren Ort zurückgebracht. Blut floß hin und wieder aus diesen Reliquien, das jenen half, die krank oder in Not waren.

2. Die hl. Elena [Ol’ga] war eine russische Großfürstin, die vor ihrer Taufe Ol’ga hieß. Ol’ga war die Gemahlin des Fürsten Igor. Patriarch Polyeuktos taufte sie in Konstantinopel. Sie wirkte mit großem Eifer für den orthodoxen Glauben in Rußland. Sie ging ein in die ewige Ruhe im Jahr 969.

3. Der gottgeweihte Märtyrer Nikodimos wurde in Elbasan in Albanien geboren. Er war verheiratet und hatte Kinder. Von den Türken getäuscht, nahm er den Islam an und zwang seine Kinder, sich auch zum Islam zu bekennen, abgesehen von einem Sohn, der zum Heiligen Berg Athos floh, wo er zum Mönch geweiht wurde. Nikodimos begab sich auf den Heiligen Berg, um seinen Sohn zurückzubringen; doch der Berg Athos machte einen solchen Eindruck auf ihn, daß er bereute, zum Glauben an Christus zurückkehrte und zum Mönch geweiht wurde. Wegen seiner Apostasie weinte er drei Jahre lang, und schließlich entschied er, nach Albanien zurückzukehren, um dort für seine Sünde zu büßen, wo er sie zuvor begangen hatte. Nach seiner Ankunft erklärte er vor den Türken, er sei Christ und wurde am 11. Juli 1722 enthauptet. Seine wundertätigen Reliquien sind sogar heute noch unversehrt und unverwest erhalten geblieben.

4. Der gottgeweihte Märtyrer Nektarios wurde in Vryoulla in Kleinasien geboren. Im Alter von siebzehn Jahren wurde er gezwungen, den Islam anzunehmen. Er hatte ein ähnliches Schicksal wie der hl. Nikodemos. Als er als Moslem vor seiner Mutter erschien, schrie sie: „Weiche von mir, ich kenne dich nicht. Ich habe dich als Christ geboren, nicht als Moslem.“ Er bereute bitter und zog sich auf den Berg Athos zurück, und dort in der Skite der hl. Anna wurde er zum Mönch geweiht. Er entschied, für Christus zu leiden und dadurch seine Sünde fortzuwaschen, und so kehrte er wieder nach Vryoulla zurück, wo er das Martyrium erlitt. Er wurde in seinem Geburtsort von den Türken am 11. Juli 1820 im Alter von einundzwanzig Jahren enthauptet.

Lobeshymne

Die hl. Ol’ga, der hl. Nikodimos und der hl. Nektarios

Gott liebt die Reumütigen,
Für sie hat Er gelitten.
Zur Reue ruft Er auch jetzt die Sünder.
Ol’ga war eine Büßerin.
Durch die Taufe wurde sie geboren
Und aus der Dunkelheit befreite sie
Durch das Kreuz das russische Volk.
Und Nikodimos aus Elbasan
Kehrte sich ab von Christus,
Bereute und kehrte zurück
Und bezahlte die Sünde mit Blut.
Nektarios aus Asia, eine Blume, noch unreif,
Wurde Moslem aus Unwissenheit,
Betrübte die Engel.
Er bereute und trauerte,
Vergoß einen Bach Tränen
Und liebte den Tod mehr als das Leben,
Einen schmerzvollen Tod.
Er nahm den Turban ab und
Legte ihn vor den furchtbaren Richter.
Sein Haupt wurde genommen für das Ehrwürdige Kreuz.
Christus liebt die Reumütigen
Und wird sie immer lieben.
Wer ist Christus so teuer
Wie ein reumütiger Mensch?   

Betrachtung

Ein Schicksalsschlag trifft am härtesten, wenn er unerwartet kommt. Doch kann er jemanden unerwartet treffen, der für den Schlag vorbereitet ist und sich gegen ihn gerüstet hat? Der Eroberer Karl der Große legte fest, daß seine Söhne ein Handwerk und seine Tochter das Weben zu erlernen hatten, damit sie etwas hätten, wovon sie leben könnten, falls sich ihr Schicksal änderte. Der berühmte Belissarius, ein großer Feldherr und Eroberer, wurde von einigen boshaften Männern beim Kaiser verleumdet und aufgrund dieser Beschuldigungen geblendet und all seiner Güter beraubt. Der blinde Belissarius saß am Stadttor von Rom und bat um Almosen; er sagte zu den Vorübergehenden: „Gebt Belissarius etwas, dessen Schicksal ihn nach oben brachte, doch den der Neid stürzte und seines Augenlichts beraubte!“ Ist nicht Kriegsdienst des Menschen Leben auf der Erde?, fragte der gerechte Hiob (7,1). Man muß ein aufmerksamer Wächter sein, bereit für alles, was geschehen kann. Was gibt es denn hier, das dem Menschen nicht widerfahren könnte? Man muß in jedem Leid auf Gott hoffen. Auf dem Misthaufen sitzend, rief der gerechte Hiob aus dem Schmutz heraus: Er mag mich töten, und doch vertraue ich Ihm! (13,15)

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über das wundersame Leuchten auf dem Antlitz des Moses (Exodus 34):
1. Wie nach dem Gespräch mit Gott auf dem Sinai des Moses’ Antlitz leuchtete;
2. Wie die Menschen dies sahen und nicht wagten, sich Moses zu nahen, und er daher einen Schleier über sein Angesicht legte;
3. Wie durch eifriges Gebet und Gemeinschaft mit Gott die Gesichter der Gottgefälligen leuch-tend wurden.

Homilie

Über Gehorsam und Demut

Desgleichen, ihr Jüngeren, ordnet euch den Ältesten unter.
Alle aber begegnet einander in Demut!
(1 Petr 5,5)

Hier ist das Prinzip der wahren orthodoxen Gemeinschaft. Es basiert auf dem bedingungslosen Gehorsam der Jüngeren gegenüber den Älteren, auf dem gegenseitigen Gehorsam unter einander Gleichen und auf der Demut sowohl bei den Älteren als auch bei den Jüngeren. ‚Bescheidenheit’ ist ein gutes Wort, ‚Demut’ ist besser und ‚demütige Gesinnung’ ist am besten; letzteres enthält genau die Bedeutung des griechischen Wortes, das der Apostel in seinem Brief verwendet. ‚Demütige Gesinnung’ bedeutet, daß man sich selbst für niedrig hält – und Gott für erhaben – und stets die eigene Schwäche, Unwissenheit, Bosheit und Unwürdigkeit, und zugleich Gottes Macht, Weisheit, Barmherzigkeit und Würde im Sinn behält.
Gott ist der einzige König der Menschen. Deshalb war Er nicht geneigt, den Wunsch der Israeliten nach einem aus dem Volk erwählten König zu erfüllen. Gott regiert, und das Volk dient Ihm. Die Herrschenden wie die Beherrschten sind gleichermaßen Gottes Knechte. Wenn es bekannt und anerkannt ist, daß Gott der König ist und die Menschen seine Diener sind, dann wird auf diese Weise die Grundlage für eine engelhafte Gesellschaft gelegt. Das Haus Gottes, eine engelhafte Gemeinschaft, wird auf dieser Grundlage mit Hilfe des Gehorsams der Jüngeren gegenüber den Älteren, des gegenseitigen Gehorsams unter einander Gleichen und der demütigen Gesinnung aller errichtet. Auf diese Weise werden zwei der größten Übel dieser Welt vermieden: Tyrannei (die aufgezwungene Herrschaft des einen über viele) und Anarchie (Herrschaft des Pöbels).
Das Prinzip der Gesellschaft ist organisch, lebendig. Es ist das Prinzip des gegenseitigen Dien-stes, der gegenseitigen Hilfe und der gegenseitigen Liebe. Möge Gott uns Weisheit verleihen, meine Brüder, um diese rettenden Prinzipien in unserem Leben zu verwirklichen.
O Herr Jesus, Du gehorsamer und in Demut Menschenliebender, pflanze in uns Gehorsam gegenüber Deinem Gesetz und stärke ihn, und wechselseitigen Gehorsam in Liebe und demütige Gesinnung vor Deiner unaussprechlichen Macht und Weisheit. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewig-keit. Amen.

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24.07.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).