14.06.2024

01.06.2024

Gedenken

1. Juni nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hl. Märtyrer Justin (Justinos) der Philosoph († 166); hll. Märtyrer Justin (Justinos) [nach best. Quellen derselbe hl. Justinos der Philosoph] u. s. Gefährten († 163); hl. Agapit v. Kiever Höhlenkloster († 1095); sowie hl. Metrios der Bauer aus Myra in Lykien († 912); hl. Dionisij, Abt v. Glušek († 1437); hll. Schio der Neue, David, Gabriel und Paul von Garesja, Georgien († 1696); hl. Hierroneumärt. Onufrij von Pulavsk, Bischof v. Cherson     († 1938); hl. Märt. Firmus v. Magus (3. Jh.); hl. Märt. Thespesios (Theodosios) v. Kappadokien († 230); 10.000 Märtt. in Antiochia; hll. Märtt. Hermylos u. Stratonikos bei Belgrad; hl. Justin Popović von Ćelije († 1979).

1. Der hl. Märtyrer Justin der Philosoph. Justin stammte von griechischen Eltern in der Stadt Sichem in Samaria, die später, einhundertfünfzig Jahre nach Christus, Nablus hieß. Er suchte voll Eifer nach Weisheit unter den Philosophen, zuerst bei den Stoikern, später bei den Peripatetikern, den Pythagoräern und schließlich bei den Platonikern. Obwohl ihn Platos Philosophie nicht zufriedenstellte, hing er ihr doch am längsten an, da er nichts anderes hatte, was ihn hätte stärker anziehen können. Durch Gottes Vorsehung begegnete Justin einem ehrwürdigen Altvater, der ihn in bezug auf die Philosophie Platons in Verwirrung brachte und ihn davon überzeugte, der Mensch könne die Wahrheit über Gott nicht erkennen, solange nicht Gott ihm diese offenbare, und Gott habe die Wahrheit über Sich in den Büchern der Heiligen Schrift offenbart. Justin begann die Heilige Schrift zu lesen und wurde zu einem durch und durch überzeugten Christen. Doch er wollte nicht getauft noch Christ genannt werden, solange er nicht von der Unwahrheit all jener Beschuldigungen überzeugt war, die die Heiden gegen die Christen erhoben. Er kam nach Rom im Gewand (Dolman) der Philosophen und gewann dort rasch große Achtung und viele Anhänger. Er war beim Martyrium der hll. Ptolemäus und Lukian zugegen. Als er auf diese Weise Zeuge der Torturen unschuldiger Christen wurde, schrieb Justin eine Apologie (Verteidigung) der Christen und der christlichen Lehren und legte sie dem Kaiser Antonius und dem Senat vor. Der Kaiser las die Apologie sorgfältig und befahl, die Christenverfolgungen einzustellen. Justin nahm eine Kopie des kaiserlichen Dekrets und begab sich damit nach Asia, wo er mit Hilfe dieses Dekrets viele verfolgte Christen rettete. Danach kehrte er nach Rom zurück. Als unter Kaiser Mark Aurel von neuem eine Verfolgung einsetzte, schrieb er eine weitere Apologie und sandte sie dem Kaiser. Ein verrufener Philosoph namens Kreszenz, ein Zyniker, beschuldigte ihn aus Neid, ein Christ zu sein, da ihn Justin stets in allen Disputen besiegt hatte, und Justin wurde ins Gefängnis geworfen. Kreszenz, der Justins Tod wünschte und fürchtete, daß er [Justin] sich vor dem Gericht rechtfertigen könnte, ergriff die Gelegenheit und vergiftete Justin im Gefängnis. So endete das irdische Leben dieses großen Vertei-digers des christlichen Glaubens, der in der seligen Ewigkeit im Jahr 166 Wohnung nahm.

2. Die hll. Märtyrer Justin, Chariton, [seine Frau Charita], Euelpistus, Hierax, Peon, Valerian (Liberianus) und Justus. Sie alle erlitten das Martyrium in Rom unter Mark Aurel und dem römi-schen Präfekten Rustikus. Als Rustikus fragte: „Denkt ihr, daß ihr eine Belohnung im Himmel erhal-tet, wenn ihr für Christus sterbt?“, antwortete der hl. Justin: „Wir denken das nicht, wir wissen es!“ Danach wurden sie alle enthauptet im Jahr 163 und nahmen Wohnung im ewigen Reich Jesu Christi.

3. Der gottgeweihte Agapit vom Kiever Höhlenkloster war ein Arzt, der bei seinen Behandlungen natürliche Heilmittel anwandte. Er war ein Schüler des hl. Antonij von den Höhlen. Er heilte die Menschen durch Gebet und indem er ihnen Gemüse gab, von dem er sich Brot bereitete. Auf diese Weise heilte er Fürst Vladimir Monomachos und wurde dadurch überall bekannt. Ein Armenier, der auf den Arzt des Fürsten deshalb neidisch war, begann Agapit zu verleumden. Als Agapit krank wurde, kam der Armenier zu ihm, schaute ihn an und sagte, daß er [Agapit] innerhalb von drei Tagen sterben würde. Stürbe er aber nicht, so würde er [der armenische Arzt] Mönch werden. Agapitos sagte, es sei ihm vom Herrn offenbart worden, daß er nicht innerhalb von drei Tagen, son-dern von drei Monaten sterben würde. Und so geschah es. Nach dem Tod des Agapit ging der Armenier zum Abt des Höhlenklosters und bat ihn, zum Mönch geweiht zu werden, denn es sei ihm Agapit von der anderen Welt erschienen und habe ihn an sein Versprechen erinnert. So wurde der einstmals Neidische durch die Vorsehung Gottes, Der wünscht, daß alle gerettet werden, zum demütigen Mönch. Der hl. Agapitos starb ungefähr im Jahr 1095.    

Lobeshymne

Der heilige Justin der Philosoph

Wer zu Christus gehört, stirbt auch für Christus.
Der heilige Justin, Verteidiger der Wahrheit,
Erkannte Christi Kraft und verlieh ihr Ausdruck.
Furchtlos durchreiste er das ganze Reich,
Verteidigte die Gerechten; die Heiden ermahnte er,
Die ganze Welt erleuchtete er mit Wahrheit.
Er war aus der Stadt der Ungetauften,
Wo einst zehn Aussätzige bitterlich zum Erlöser Christus flehten.
Durch Sein Wort wurden sie gerettet.
Und nun war es Justin, der den Aussatz der Unwahrheit
Durch die Kraft des Glaubens an Christus heilte.
Als Vater schützte er die Christen,
Die Torheit der Heiden entlarvte er,
Vor Kaisern sprach er die Wahrheit –
Er war ein Licht, bis die Kerze herabgebrannt war,
Bis die Boshaften seinen Leib nahmen.
Seine Seele aber erhoben Engel zum Paradies,
Auf daß sie im Himmel leuchte wie die Sonne,
Und jene, denen seine Apologie aufstrahlt,
Verherrlichen den Namen des unsterblichen Justin,
Der der Welt die Wahrheit lehrte.

Betrachtung

Es gibt eine Stelle in „Jüdische Altertümer“, in der Flavius Josephus, ein berühmter jüdischer Historiker, der am Ende des ersten Jahrhunderts lebte, alle Verleumdungen und Boshaftigkeiten, die von den Hebräern gegen Christus – vor allem im Talmud – vorgebracht wurden, widerlegt. Er schreibt: „Zu jener Zeit lebte ein gewisser Jesus, ein weiser Mann, den man aufgrund der wundervollen Werke, die er vollbrachte, kaum noch als Menschen bezeichnen kann. Er war ein Lehrer der Menschen, die die Wahrheit mit Freude empfingen, und er hatte viele Anhänger unter den Hebräern wie auch unter den Griechen. Er war der Christus. Danach, als Pilatus ihn auf Verlangen der Obersten unseres Volkes zum Tod durch Kreuzigung verurteilte, verließen ihn jene, die ihn liebten, nicht. Er zeigte sich nach drei Tagen lebendig, wie dies die Propheten Gottes über ihn vorausgesagt hatten, und vollbrachte viele andere wundervolle Dinge. Und die Sekte der Christen, die sich nach ihm benennt, besteht bis zum heutigen Tag.“ (Jüdische Altertümer, Band 2, S. 45, Ausgabe 1845) So schrieb ein Mann, der nicht an Christus glaubte, doch frei von Vorurteilen und Bosheit war.

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über die wundersame Heilung der Schwiegermutter des Petrus:
1. Wie der Herr Jesus die fiebrige Frau an der Hand nahm; und wie sie das Fieber verließ und sie ihnen diente;
2. Wie der Herr mich vom Fieber meiner Leidenschaften heilen kann, so daß ich sofort aufstehe und Ihm von ganzem Herzen diene.

Homilie

Über das, worin der Anfang der Weisheit besteht

Die Furcht Gottes ist der Anfang der Weisheit.
(Sprichwörter 1,7)

Der Mensch kann die Zahl der Sterne am Himmel kennen und die Namen aller Fische im Meer und die Menge der Grashalme im Feld und die Gewohnheiten der wilden Tiere in den Bergen, doch wenn er nicht die Furcht Gottes besitzt, nützt sein Wissen nicht mehr als Wasser in einem Sieb. Und im Angesicht des Todes macht ihn sein Wissen zu einem größeren Feigling als jemand, der völlig unwissend ist.
Der Mensch mag die Gedanken der Menschen kennen und ihr Schicksal voraussagen und jedes Geheimnis offenbaren, das die Erde in ihrem Inneren enthält, doch wenn er die Furcht Gottes nicht hat, ist sein Wissen wie Milch, die in ein schmutziges Gefäß gegossen wird, wodurch die ganze Milch sauer wird. Und in der Stunde des Todes wird sein Wissen noch weniger leuchten als ein Stück Holzkohle im Feuer, statt dessen wird es die Nacht des Todes für ihn noch dunkler machen.
Die Furcht Gottes ist der Beginn der Weisheit. Doch wenn der Mensch nicht richtig begonnen hat, wie will er richtig enden? Wer zu Beginn einen falschen Weg eingeschlagen hat, muß zurück-gehen und den Anfang finden und seine Schritte auf den richtigen Weg lenken. Wer keine Furcht Gottes besitzt, kann keine Liebe zu Gott haben. Worüber reden wir? Wer die Furcht Gottes nicht besitzt, hat keinen Glauben an Gott. Die größten Asketen, jene, die sich selbst starben und vierzig oder fünfzig Jahre Tag und Nacht in unablässiger Askese verbrachten, waren von der Furcht Gottes bis zur Zeit ihres Todes erfüllt; und jene, die Sündlosesten unter den Sterblichen, riefen in der Todesstunde zum Herrn hinauf: „Herr, erbarme Dich meiner, des Sünders!“
Die Furcht Gottes ist das Salz aller Frömmigkeit. Wenn es an Salz mangelt, ist unsere ganze Speise geschmacklos und fade. Die Furcht Gottes gürtet die Lenden, zügelt den Bauch, gibt dem Herzen Nüchternheit, umzäunt den Geist und züchtigt den Eigenwillen. Wo gibt es Reue ohne die Furcht Gottes? Wo ist die Demut? Wo ist Enthaltsamkeit? Wo sind Keuschheit und Geduld, wo sind Dienstbarkeit und Gehorsam?
O meine Brüder, laßt uns diese Lehre als heilige Wahrheit ergreifen: Die Furcht Gottes ist der Anfang der Weisheit.
O Allmächtiger Herr, pflanze Deine Furcht in unseren Herzen ein. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.  

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14.06.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).