09.06.2024

27.05.2024

Gedenken

27. Mai nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hl. Hieromärtyrer Therapontes, Bischof von Sardis († 259); hll. Märtyrer Theodora und Didymus († 304); hl. David von Garesja, einer der dreizehn georgischen Väter (siehe 7. Mai); sowie hl. Neumärtyrer Johannes der Russe († 1730); hl. Märt. Julian der Veteran in Dorostolom, Moesia († 304); hl. Michael von Parakheli, Georgien (8.-9. Jh.); hl. Basileios von Khakhuli, Sohn des Königs Bagrat III. (11. Jh.); hl. Ferapont, Abt von Belozersk (Weißer See) († 1426); Überführung der Gebeine (1472) der hll. Kiprian († 1406), Fotij († 1431) und Iona († 1461), Metropoliten von Kiev; Überführung der Gebeine (1667) des hl. Nil v. Stolbensk († 1554); hl. Therapontes, Abt v. Monza († 1597); hl. Beda der Ehrwürdige († 735).

1. Der hl. Hieromärtyrer Therapontes, Bischof v. Sardis, bekehrte viele Hellenen [Griechen] zum Glauben an Christus, und dafür wurde er von den Heiden grausam gefoltert durch Hunger, Gefangenschaft und Auspeitschung. Nackt legten sie ihn auf den Boden, fesselten ihn an vier trockene Baumstümpfe und peitschten ihn erbarmungslos, bis sein Fleisch in Fetzen von den Knochen hing. Doch der Märtyrer blieb am Leben, und jene vier Baumstümpfe begrünten sich und wuchsen zu hohen Bäumen, von denen viele Kranke Heilung empfingen. Schließlich wurde der hl. Therapontes um das Jahr 259 unter der Herrschaft Valerians wie ein Lamm geschlachtet, und mit seiner Seele nahm er Wohnung im Reich, um auf ewig die Herrlichkeit Gottes zu schauen.

2. Die hll. Märtyrer Theodora und Didymos. Während der Herrschaft des ruchlosen Kaisers Maximian lebte in Alexandria eine Jungfrau namens Theodora von adliger Abstammung und Erziehung. Als Christin wurde Theodora vor das heidnische Gericht gebracht. Nach vielen anderen Martern befahl der Fürst, ihr Folterer, sie in ein Dirnenhaus zu bringen und erlaubte den Soldaten, dorthin zu gehen und sich ihr zu nähern, um sie in fleischlicher Leidenschaft zu schänden. Die hl. Theodora betete inständig zu Gott, sie vor der Befleckung zu bewahren, und als sie betete,  kam ein Soldat namens Didymos zu ihr, sagte ihr, er sei ein Knecht Gottes, gab sein militärisches Gewand und zog sich ihre Kleidung an. Dann erlaubte er ihr fortzugehen und blieb an ihrer Stelle im Dirnenhaus. Daraufhin wurde er verhaftet und vor Gericht gebracht. Er bekannte, er sei Christ, er habe Theodora gerettet und sei bereit, für Christus zu sterben. Didymos wurde zum Tod verurteilt und zum Schafott geführt. Theodora lief ihm entgegen und rief: „Auch wenn du meine Ehre gerettet hast, habe ich dich nicht darum gebeten, mich vor dem Tod zu retten. Er gebührt mir, der Märtyrertod!“
Der hl. Didymos sagte zu ihr: „Meine geliebte Schwester, halte mich nicht davon ab, für Christus zu sterben und durch mein Blut meine Sünden fortzuwaschen!“ Als die Heiden diese Zwiesprache vernahmen, verurteilten sie beide zum Tod. Beide wurden enthauptet, und ihre Körper wurden verbrannt. Sie litten ehrenvoll und erlangten den Kranz der ewigen Herrlichkeit im Jahr 304 in Alexandria.

3. Der hl. David von Garesja war einer der vierzehn Väter von Georgien, derer am 7. Mai gedacht wird. Er wurde Garesja genannt wegen der Wildnis nahe Tiflis, in der er sein asketisches Leben führte [aus dem Georgischen gare, ’außen’ und jdoma, ’sitzen’]. Im hohen Alter entschied sich David, mit einigen wenigen seiner Schüler das Heilige Land zu besuchen. Er übergab die Sorge für das Kloster den Altvätern Lucian und Dodo und begann seine Reise. Als sie auf einen Hügel kamen, von dem aus Jerusalem zu sehen war, begann David zu weinen und sagte: „Wie kann ich so kühn sein, mit meinen sündigen Füßen in den Fußstapfen des Gottmenschen zu gehen?“ David sagte dann zu seinen Gefährten, da sie würdiger seien, möchten sie gehen, um die heiligen Stätten zu verehren; er aber nahm drei Steine und begann zurückzukehren. Doch der Herr erlaubte nicht, daß solche Demut vor der Welt verborgen bliebe, und ein Engel erschien Elias, dem Patriarchen von Jerusalem, und sagte zu ihm: „Sende sogleich Boten dem Altvater, der nach Syrien zurückkehrt. In seinem Besitz sind drei Steine. Er nahm die ganze Gnade des Heiligen Landes mit: ein Stein genügt für ihn als Segensgabe, die anderen beiden sollen nach Jerusalem zurückkehren. Der Altvater ist Abba David von Garesja.“ Der Patriarch schickte sogleich Männer, die den Altvater David einholten, die beiden Steine nahmen und ihn entließen. Jener dritte Stein verblieb bis heute auf seinem Grab und besitzt die wunderbare Kraft der Heilung.

Lobeshymne

Die heiligen Didymos und Theodora

Der stattliche Didymos schritt zu seinem Tod
Und sang Psalmen voller Freude.
Als die junge Theodora dies hörte,
Eilte sie aus der Stadt zu Didymos.
Mit Didymos sprach sie
Und stritt mit ihm über den Tod:
„O Didymos, mein Wohltäter,
Mögen sie mich zuerst töten!
Du hast meine jungfräuliche Ehre gerettet,
Doch du nahmst mir den Märtyrerkranz!
O Didymos, dein sei Ehre und Ruhm,
Doch dieser Tod sei mein!
Geh fort und überlaß mein Haupt dem Schwert!“
Darauf erwiderte Didymos der Theodora:
„Theodora, Jungfrau, meine Schwester,
Hier ist das Los, das ich mir stets erträumte!
Hier die Gelegenheit, für Christus zu sterben,
Für dich ist genug, daß du eine reine Jungfrau bist,
Du diene dem Herrn in Reinheit,
Überlaß Didymos Gottes Lohn!“
Seinen Rat befolgte Theodora nicht,
Didymos voraus eilte sie in den Tod.
„Und einen Kopf zum Enthaupten habe ich,
Und eine Seele, die der Rettung bedarf!“
Dieser Streit, o überaus schöner!
Über den Tod, gesegneter Wettstreit!
Doch beide kann das Schwert enthaupten:
Zweimal wie ein Blitz, und enthauptet waren beide.
Jetzt sind sie den himmlischen Scharen zugezählt,
Und helfen uns mit ihren Gebeten.  

Betrachtung

Leibliche Gesundheit ist zweifellos eine Gabe Gottes. Doch leibliche Gesundheit ist keineswegs das größte Gut in der Welt, wie so viele sagen und schreiben, weil die leibliche Gesundheit, ganz gleich wie sie beschaffen ist, vorübergehend ist. Und alles, was vorübergeht, kann nicht der größte Wert des Menschen sein. Unvergängliche Werte sind viel wertvoller als vergängliche, wie die Ewigkeit kostbarer ist als die Zeit. Unvergängliche Werte gehören zum Gefüge der Gesundheit der Seele. Vater Johannes von Kronstadt schreibt: „O ich fühle selbst, wenn ich völlig gesund bin und mich nicht mit Arbeit ermüde, dann beginnt mein Geist zu sterben, das Reich Gottes ist nicht in mir. Dann beherrscht mich mein Körper, und der Teufel herrscht über den Körper.“

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über die Gnade Gottes des Heiligen Geistes im Mysterium der Kommunion:
1. Wie die Gnade aus dem geweihten Brot und Wein das lebendige Opfer Christi macht;
2. Wie sie im Brot und Wein auf ähnliche Weise wirkt wie im Leib der Allerreinsten Jungfrau bei der Inkarnation des Herrn.

Homilie

Über die Gnade Gottes, offenbart in allen Zeitaltern

Damit Er in den kommenden Zeiten den überschwenglichen Reichtum Seiner Gnade erzeige.
(Eph 2,7)

Mit seiner prophetischen Gabe prophezeite der Apostel Paulus über den Reichtum an Gnade, der auf das Menschengeschlecht in allen Zeitaltern ausgegossen wird. Wir, die wir beinahe zwanzig Jahrhunderte nach der Zeit des Apostels leben, können bestätigen, was er für die nun schon vergangenen Jahrhunderte vorausgesagt hat. Wie Bienenwaben voll von fleißigen, Honig herstellen-den Bienen sind, so sind die Jahrhunderte erfüllt von heiligen Männern, heiligen Jungfrauen und Verheirateten.
O, wie überschwenglich wurde der Reichtum der Gnade Gottes in zahllosen Seelen offenbart, die zuerst sündig waren und dann heilig wurden!
O wie überschwenglich wurde der Reichtum der Gnade Gottes durch Männer und Frauen offenbart, die, zuerst schwach und ängstlich, später aber Christus heldenmütig bekannten und für Ihn mit Freude litten!
O wie überschwenglich wurde die Gnade Gottes von Jahrhundert zu Jahrhundert in den Ein-fachen und Ungelernten offenbar, die wahrhaft weise Männer und geistliche Führer der Legionen der an Christus Glaubenden wurden.
Denkt doch, meine Brüder, wie viel mehr verborgene Heiligkeit, ungesehenes Opfer, unbemerk-tes Heldentum und ungepriesene Tugend noch in den Tiefen der zwanzig christlichen Jahrhunderte liegt. Wenn all dies offenbart wird, alles aus den vergangenen Jahrhunderten und aus jenen, die noch kommen werden bis zum Ende der Zeit, dann werden Engel und Menschen voller Verwunderung sein über den unaussprechlichen Reichtum der Gnade Gottes. Dann wird sogar der Apostel Paulus selbst gezwungen sein, auszurufen: „Obwohl ich ein Apostel war, waren meine Worte zu schwach, um den unermeßlichen Reichtum der Gnade Gottes zu rühmen, der durch Seine Menschenliebe auf der Erde erschien.“
O Allheilige Dreiheit, o Herr unser Gott, Du Menschenliebender, erhebe unsere Herzen, damit wir Dich unablässig preisen und den überschwenglichen Reichtum Deiner Gnade preisen. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.

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09.06.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).