28.12.2024

15.12.2024

Gedenken

15. Dezember nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hl. Hieromärtyrer Eleutherius und s. Mutter hl. Märt. Anthia († 120 oder 126); hl. Stefan der Bekenner (Ende des 8. Jh.); hl. Pavlos von Latros († 950); hl. Pardos der Einsiedler (6. Jh.); sowie hl. Märt. Eleutherios v. Konstantinopel (4. Jh.); hl. Märt. Susanna, Diakonin von Palästina (4. Jh.); hl. Märt. Karemon d. Eparch u. zwei Henker, die m. ihm das Martyrium erlitten; hl. Märt. Bakchos der Neue; hl. Aubertus, Bischof (Niederlande) († 668); Synaxis aller Heiligen auf der Krim; hl. Tryfon, Abt v. Pečenga od. Kol’sk (Kola) († 1583), u. s. Schüler hl. Märt. Jona; hll. Hieroneumärtt. Josif (Petrovych), Metropolit von Petrograd († 1937) und Ilarion (Troitskij) († 1929) von Rußland.

1. Der hl. Hieromärtyrer Eleutherius. Von einem guten Baum kommen gute Früchte. Dieser wunderbare Heilige hatte adlige und angesehene Eltern. Eleutherius wurde in Rom geboren, wo sein Vater kaiserlicher Prokonsul war. Seine Mutter Anthia erfuhr das Evangelium durch den großen Apostel Paulus und wurde von ihm getauft. In jungen Jahren wurde sie Witwe und vertraute ihren einzigen Sohn Bischof Aniketus von Rom zum Studium an. Der Bischof, der sah, wie gottbegabt und durch Gottes Gnade erleuchtet Eleutherius war, weihte ihn, erst fünfzehn Jahre alt, zum Diakon; mit achtzehn zum Priester und mit zwanzig zum Bischof. Gott gab Eleutherius die Weisheit, die das, was ihm an Jahren mangelte, ausglich, und es wurde dieser Auserwählte zum Bischof von Illyrien mit Sitz in Valona (Avlona) in Albanien gewählt. Der gute Hirte leitete seine Herde und ließ ihre Zahl Tag für Tag wachsen. Kaiser Hadrian, ein Christenverfolger, sandte seinen Kommandeur Felix zusammen mit Soldaten, um Eleutherius zu verhaften und nach Rom zu bringen. Als der zornige Felix in Valona eintraf und die Kirche betrat, sah und hörte er den heiligen Hierarchen Gottes; plötzlich wandelte sich sein Herz, und er wurde Christ. Eleutherius taufte Felix und ging zusammen mit ihm nach Rom. Freudig kehrte er zurück, als ginge es zu einem Fest und nicht zu Verhör und Folter. Der Kaiser überlieferte Eleutherius grausamen Torturen: Auspeitschen, Rösten auf einem Eisenbett, Kochen in Pech und Verbrennen in einem Feuerofen. Doch Eleutherius wurde aus all diesen tödlichen Martern durch Gottes Kraft gerettet. Als Caribus, der römische Gouverneur, all dies sah, erklärte er, auch er sei Christ. Caribus wurde gefoltert und enthauptet, und so geschah es auch mit dem seligen Felix. Schließlich schnitten die kaiserlichen Henker Eleutherius das ehrwürdige Haupt ab. Als seine Mutter, die heilige Anthia, kam und über dem Leichnam ihres Sohnes stand, wurde auch sie enthauptet. Ihre Leiber wurden nach Valona überführt, wo der hl. Eleutherius auch heute noch den Namen Christi verherrlicht durch seine vielen Wunder. Er litt während der Herrschaft Hadrians im Jahr 120.

2. Der hl. Stefan der Bekenner von Surož. Stefan wurde in Kappadokien geboren und in Konstan-tinopel unter dem heiligen Patriarchen Germanus unterrichtet. Er zog sich in die Einsamkeit zurück und lebte vor der Welt verborgen. Ein Engel erschien dem hl. Germanus und wies ihn an, Stefan zum Bischof der Stadt Surož (heute Sudak auf der Krim) zu weihen, und der Patriarch tat dies. Der eifrige Stefan bekehrte viele zum Christentum. Er litt sehr unter Kaiser Leo dem Isaurier um der Ikonen willen. Er sagte dem Kaiser den nahenden Tod voraus. Nach dem schlimmen Tod des bos-haften Kaisers kehrte Stefan in seine Diözese zurück, wo er seine gottgefällige Herde nährte und am Ende des achten Jahrhunderts im Frieden entschlief.

3. Der gottgeweihte Pavlos von Latros wurde in Pergamon geboren. Er lebte in Askese auf einem Berg namens Latros in Kleinasien. Aufgrund seiner Askese und vieler Wunder verherrlicht, ent-schlief er in hohem Alter und nahm seine Wohnstatt beim Herrn im Jahr 950 ein.

4. Der gottgeweihte Pardos der Eremit war in seiner Jugend Kutscher, doch wegen einer unbeab-sichtigten Sünde verließ er die Welt und zog sich in die Wüste zurück, um dort in Askese zu leben. Er lebte in Palästina im sechsten Jahrhundert.

Lobeshymne

Der heilige Hieromärtyrer Eleutherius

Eleutherius, Heiliger Gottes,
Du verbargest Gottes Wahrheit nicht vor den Menschen,
Sondern hast die Menschen erleuchtet mit Gottes Wahrheit
Und allen und jedem die Rettung gewiesen.

Möge die Kirche Gottes jubeln,
Möge sich ganz Illyrien freuen.
Siehe, Gott sandte ihr einen wundervollen Mann:
Eleutherius, einen wahren Heiligen.

Sein Name bedeutet „Freiheit“:
Eleutherius bringt Freiheit hervor,
Die wahre Freiheit von der Sklaverei der Sünde.
Wahre Freiheit gibt es nicht ohne Christus.

Möge auch die Stadt Valona jubeln,
In ihr ruhen die Reliquien des Heiligen:
Wundertätige Reliquien, welche die Kranken heilen,
Eine Flamme, vor der die Dämonen fliehen.

Selig ist die Mutter, die einen Heiligen gebiert.
Die heilige Anthia, dreimal gesegnet,
Empfängt den Trost nun im Garten des Paradieses
Und schaut auf ihren Sohn – Eleutherius.

O Eleutherius, bete für uns,
Daß sich der gnädige Gott auch unser erbarme. 

Betrachtung

Bei unbeabsichtigtem Mord spricht die irdische Gerichtsbarkeit den Mörder frei. Die Kirche legt demjenigen, der unbeabsichtigt jemanden tötet, eine leichtere Bußstrafe auf als einem absichtsvollen Mörder; doch sie läßt ihn nicht ohne Bußstrafe. Wenn beispielsweise ein Priester jemanden tötet, verbietet ihm die Kirche für den Rest seines Lebens, das Priesteramt auszuführen. Ein Christ mit empfindsamer Seele und geschärftem Gewissen legt sich selbst ohnehin eine schärfere Bußstrafe auf, als die Kirche festlegt. Der hl. Pardos, ein Kutscher, kam eines Tages nach Jericho. Er ließ seinen Esel vor einem Gasthaus und ging hinein. In diesem Augenblick fiel vor dem Esel ein Kind auf den Boden, und der Esel trat es und tötete es. Als Pardos das tote und zertretene Kind sah, wurde sein Herz so schwer, daß er sich fühlte, als sei er selbst am Tod des Kindes schuld. Dieser von seinem Gewissen gequälte Mann legte sich nun die härteste Bußstrafe auf: Er gab seinen Handel auf, verließ die Welt, obwohl er sehr jung war, und ging fort in die öde Wüste, um sich dort strenger körperlicher Askese zu widmen. Mit vielen Tränen brachte er Gott seine Reue für den Tod des Kindes dar. Er wünschte sein Leben für das des Kindes zu geben und betete zu Gott, daß Er dies irgendwie zuwege bringen möge. Er suchte nach einem Löwen und hoffte, daß dieser ihn fressen würde, doch der Löwe floh vor ihm. Er legte sich auf die Fährte des Löwen und hoffte, der Löwe würde ihn fressen; doch dieser sprang über ihn hinweg und rührte ihn nicht an. Als er daher sah, daß es Gottes Wille war, daß er leben und nicht umkommen sollte, beruhigte er sich, blieb aber bis zu seinem Tod ein niedriger Büßer. Ist das nicht eine empfindsame, liebende und gottesfürchtige Seele? Ist das nicht das verfeinerte und geschärfte Gewissen eines wahren Christen?

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über den starken Glauben Abrahams (Gen 15):
1. Wie Gott dem kinderlosen Abraham versprach, daß er der Vater von vielen werden würde;
2. Wie Gott ihm so viele Nachkommen wie Sterne am Himmel versprach;
3. Wie Abraham Gott glaubte, trotz allem, und wie Gott ihm dies als Gerechtigkeit anrechnete.

Homilie

Über Joseph

Er ließ sein Gewand in ihrer Hand und lief hinaus.
(Gen 39,12)

Der unschuldige und keusche Josef erduldete zwei große und schwere Versuchungen und überwand sie: Die Versuchung durch den boshaften Neid von Seiten seiner älteren Brüder und die Versuchung durch die lustvolle Leidenschaft von Seiten der ägyptischen Verführerin. Der Neid verkaufte ihn als Sklaven, und die Begierde der Wollust warf ihn, obgleich unschuldig, ins Gefängnis. In beiden Fällen vergalt er Böses mit Gutem: Er beschaffte seinen hungrigen Brüdern Nahrung und bewahrte das Leben, den Thron und das Volk des verängstigten Pharao. Seine Brüder hegten den Gedanken, ihn zu töten, doch Gott rettete ihn. Aus der Sklaverei und Gefangenschaft krönte ihn Gott mit Ehre und unbegrenzter Macht, und ihn, den die boshaften Brüder mit einem Schlag hätten töten können – oder Potiphars mächtige Frau mit einem Nicken –, machte Gott zu einem mächtigen Herrscher über das Leben vieler Millionen Menschen und zur einzigen Nahrungsquelle für seine verhungernden Brüder. Solcherart ist die wundersame Barmherzigkeit Gottes gegenüber den Gerechten. Auf diese Weise weiß der Herr, wie er die Unschuldigen und Keuschen bewahren und verherrlichen kann. In der hohen Bestimmung Josefs sehen wir die große Barmherzigkeit Gottes. Es gibt ein Auge, das niemals schläft, meine Brüder. Laßt uns Gott anhangen und keinen Menschen fürchten. Laßt uns unschuldig und keusch sein und das Böse oder Verleumdung oder Gefangenschaft, oder Spott oder Mißgeschick nicht fürchten. Im Gegenteil, mögen wir uns freuen und mit Furcht die Offenbarung der Wunder Gottes uns gegenüber erwarten. Laßt uns in jedem Sturm den Donner der Gerechtigkeit Gottes erwarten – und ruhig sein.
O Geheimnisvoller Herr, Der Du die Gerechten im verborgenen und wachsam in die Sklaverei und Gefangenschaft führst und Deine Barmherzigkeit zu der von Dir bestimmten Zeit erweist, hilf uns, unschuldig und keusch zu sein. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.

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28.12.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).