14.12.2024

01.12.2024

Gedenken

1. Dezember nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hl. Prophet Nahum; hl. Philaret der Barmherzige († 797); sowie hl. Märt. Ananias von Persien; hl. Eligius, Bischof (Niederlande) († 659); hl. Onesimos, Erzbischof v. Ephesos; hl. Theoklitos, Erzb. v. Sparta († 870); hl. Antonios der Jüngere von Chios, Mönch († 865); hl. Botolph v. Boston (England), Abt u. Bekenner († 680).

1. Der hl. Prophet Nahum wurde im Stamm Symeon in einem Ort namens Elkosch (Elkesim) am entfernten Ufer des Jordan geboren. Er lebte ungefähr siebenhundert Jahre vor Christus und prophezeite die Zerstörung von Ninive ungefähr zweihundert Jahre nach dem Propheten Jona. Nach Jonas Predigt taten die Niniviten Buße, und Gott verschonte sie und vernichtete sie nicht. Mit der Zeit aber vergaßen sie Gottes Barmherzigkeit und gerieten von neuem ins Verderben. Der Prophet Nahum sagte ihren Untergang voraus, und da es keine Umkehr gab, verschonte sie Gott diesmal nicht. Die ganze Stadt wurde durch Erdbeben, Flut und Feuer zerstört, so daß man ihren Standort nicht länger weiß. Der hl. Nahum lebte fünfundvierzig Jahre und entschlief im Herrn. Er hinterließ uns den schmalen Band seiner wahren Prophezeiungen.

2. Der hl. Philaret der Barmherzige stammte aus dem Ort Amnia in Paphlagonien. Zu Beginn seines Lebens war Philaret ein sehr reicher Mann, doch da er Almosen im Übermaß austeilte, verarmte er völlig. Doch er fürchtete die Armut nicht, und ohne auf die Klagen seiner Frau und seiner Kinder zu achten, setzte er seine karitativen Werke mit Hoffnung auf Gott fort, Der sagt: Selig die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen (Mt 5,7). Als er einmal sein Feld pflügte, kam ein Mann zu ihm und klagte, einer seiner Ochsen sei im Geschirr gestorben, und nun könne er mit einem Ochsen allein nicht mehr weiterarbeiten. Daraufhin schirrte er einen seiner Ochsen los und gab ihn dem Mann. Er gab sogar sein noch verbliebenes Pferd einem Mann, der zum Krieg eingezogen wurde. Er gab das Kalb seiner letzten Kuh fort, und als er sah, wie sich die Kuh um ihr fehlendes Kalb und das Kalb um die Kuh grämte, rief er den Mann zu sich und gab ihm auch noch die Kuh. Und so blieb der schon betagte Philaret ohne Nahrung in einem leeren Haus. Doch er betete zu Gott und setzte seine Hoffnung auf Ihn. Und Gott ließ nicht zu, daß Sein Gerechter in seiner Hoffnung zuschanden wurde. Zu jener Zeit regierte Kaiserin Irene mit ihrem jungen Sohn Konstantin. Nach damaligem Brauch sandte die Kaiserin Männer durch das ganze Reich, um die beste und stattlichste Jungfrau zu finden, mit der sie ihren Sohn, den Kaiser, verheiraten könne. Durch Gottes Vorsehung geschah es, daß diese Männer über Nacht in Philarets Haus blieben und seine wunderschöne und bescheidene Enkeltochter Maria sahen, die Tochter seiner Tochter Hypatia, und sie nach Konstantinopel mitnahmen. Dem Kaiser gefiel sie gut, er heiratete sie und holte Philaret und seine ganze Familie in die Hauptstadt, wobei er sie mit großer Ehre und Reichtum ausstattete. Philaret geriet trotz dieses unerwartet glücklichen Geschicks nicht in Hochmut, sondern blieb Gott dankbar und tat weiterhin Gutes, mehr noch als zuvor, und dies hielt er so bis zu seinem Tod. Im Alter von neunzig Jahren rief er seine Kinder zusammen, segnete sie und ermahnte sie, sich fest an Gott und an Gottes Gesetz zu halten, und mit seinem hellsichtigen Geist sagte er allen voraus, wie sie dieses Leben verbringen würden, wie das einst Jakob getan hatte. Danach ging er zum Rodolphia-Kloster und übergab seine Seele Gott. Bei seinem Tod leuchtete sein Antlitz wie die Sonne, und nach seinem Tod entströmte seinem Leib ein ungewöhnlicher, süßer Duft. Wunder fanden an seinen Reliquien statt. Dieser gerechte Mann entschlief im Jahr 797. Seine Frau Theosevia und all seine Kinder und Enkelkinder führten ein gottgefälliges Leben und entschliefen im Herrn. 

Lobeshymne

Der heilige Philaret der Barmherzige

Dem Barmherzigen erweist sich Gott als barmherzig,
Und niemals hört Er auf, Barmherzigkeit zu zeigen.
Er hört die Gebete der Barmherzigen
Und gibt ihnen hundertfach.

Philaret der Barmherzige
Gab sich völlig in Gottes Hand.
Durch sein Mitgefühl versetzte er die Welt in Erstaunen;
Er war Gott treu, auch im Leiden.

Philaret kämpfte nicht
Um Ruhm oder Vorrang.
Diese Weltzeit gereiche uns zum Erwerb
Des Ewigen Reiches und der Seligkeit.

Der Herr sprach ein wundervolles Wort:
„Treibt rechten Handel, bis Ich wiederkehre!
Wenn die Zeit reif ist,
Werde Ich euch mit großem Reichtum vergelten.“

Als Philaret verarmte,
Da er Almosen gab ohne Maß,
Suchte Gott ihn heim aus der Höhe
Wegen seiner Treue und Güte:

Besuchte ihn und gewährte ihm Gnade,
Gewährte Gnade und belohnte ihn
Wie einstmals den treuen Hiob:
Gnade gewährte Er und Seinen Lohn.

Betrachtung

Tugend ist wie ein Durst. Wenn jemand davon zu trinken beginnt, wird er noch durstiger und trachtet danach, immer häufiger davon zu trinken. Wer die Tugend des Mitgefühls zu üben begonnen hat, kennt keine Grenzen und erkennt keine Grenzen an. Der hl. Philaret war, als er arm wurde, nicht weniger großzügig als zur Zeit seines Reichtums. Als seine Enkelin Kaiserin wurde, wurde er noch einmal ein reicher Mann, doch nicht im geringsten weniger großzügig. Eines Tages trug er seiner Frau und seinen Kindern auf, ein üppiges Festmahl aufzutischen, und sagte: „Laßt uns unseren König und Herrn zu unserem Fest einladen und all Seine großen Männer.“ Jeder dachte, daß der alte Mann vorhatte, seinen Schwiegersohn, den Kaiser, einzuladen, und so gaben sie sich besondere Mühe bei der Vorbereitung des Festes. Philaret jedoch ging durch die Straßen und sammelte all die Armen, Elenden, Verachteten, die Lahmen und Schwachen ein und brachte sie zum Fest. Er ließ sie am Tisch Platz nehmen und gebot seiner Frau und seinen Söhnen, sie sollten sie bedienen. Am Ende des Festes gab er jedem Gast eine Goldmünze. Da verstand jeder, daß „der König“ bedeutete: der Herr Christus Selbst, und mit den „großen Männern“ waren die Armen und Hilflosen gemeint. Er pflegte zu sagen, daß man nicht von vornherein entscheiden dürfe, wieviel Geld man den Armen geben wolle, sondern man müsse geben, was man in der Hand habe, wenn sie aus der Tasche kommt, denn die Hand würde finden, was Gott in Seiner Vorsehung gibt.

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über den Sündenfall von Adam und Eva (Gen 3):
1. Wie Eva nicht bereute, nachdem sie gesündigt hatte, sondern ihren Mann anwies, an ihrer Sünde teilzunehmen;
2. Wie Adam nicht bereute, als er gesündigt hatte, sondern versuchte, sich zu rechtfertigen, indem er seine Frau beschuldigte;
3. Wie viele Sünder heutzutage nach anderen Ausschau halten, damit diese an ihrer Sünde teilhaben, und andere beschuldigen, um sich zu rechtfertigen.

Homilie

Über die Schöpfung der Welt

Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde.
(Gen 1,1)

Gottes Antwort kommt zu uns durch die Lippen des Propheten: die Antwort, nach der wir alle hungern, die Antwort auf die Frage: „Woher stammt diese Welt?“ Gott hört unsere Frage, ob wir sie aussprechen oder nicht; Er hört und antwortet. Was Regen für den ausgetrockneten Boden ist, was Gesundheit für einen Kranken ist, was Nahrung und Kleidung für den Leib sind, dies ist die Antwort auf diese Frage. Diese Frage schafft Hunger und Durst und Schmerz und Nacktheit für jeden Menschen; doch dann wird er gespeist und gekleidet, und es werden ihm Getränke und Gesundheit durch diese verläßliche Antwort gereicht. Die Frage lautet: „Woher kommt diese Welt?“ Die Antwort: Am Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde. Diese Welt schuf sich nicht selbst, wie sich auch niemals etwas in ihr selbst geschaffen hat. Diese Welt ist nicht das Werk einer bösen Macht, noch das Werk vieler Schöpfer, guter und böser, sondern das Werk des Einen, gütigen Gottes. Diese Antwort ruft im Herzen eines jeden Menschen Freude hervor und bewegt ihn dazu, gute Werke zu vollbringen. Und wir wissen, daß dies die eine, wahre Antwort ist. Jede andere Antwort, die dazu im Widerspruch steht, ruft qualvolle Furcht in uns hervor und bringt uns dazu, böse Werke zu tun, und daher wissen wir, daß eine solche Antwort falsch ist. Die Welt kommt von Gott, meine Brüder, daher freut euch und jubelt! Der Ursprung der Welt liegt bei Gott, und daher wird auch ihr Ende in Gott sein. Diese Welt hat eine gute Grundlage, und daher wird sie gute Frucht hervorbringen. Sie ist aus einem lichten Raum hervorgetreten, und daher wird sie im Licht enden. Wenn wir wissen, daß der Anfang gut ist, dann wissen wir, daß sie zum Guten geneigt ist und daß ihr Ende gut sein wird. Seht, in den Worten über den Anfang liegt schon eine verborgene Prophezeiung über das Ende. Wie der Anfang, so wird das Ende sein. Das Ende wird bei Jenem zu finden sein, Der den Anfang machte. Laßt uns diese Wahrheit hüten, die unsere Rettung beinhaltet; laßt uns eine lichte Hoffnung hegen, und laßt uns stark werden in der Liebe Dessen, Der uns aus Liebe geschaffen hat.
O Herr Gott, Schöpfer und Erhalter aller Dinge, unser einziger Gott, die gute Quelle all dessen, was gut ist, wir beten Dich an und bitten Dich: Leite uns in Deinem Heiligen Geist zu einem guten Ende durch den Herrn Jesus Christus. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.   

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14.12.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).