07.11.2024

25.10.2024

Gedenken

25. Oktober nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hll. Märtyrer Markianos und Martyrios († 355); hl. Märtyrer Anastasios; hl. Tabitha; sowie hl. Märt. Miniatus von Florenz († 251); hl. Märt. Anastasios in Salona in Dalmatien († 3. Jh.);  hl. Martyrios der Diakon (13. Jh.) und hl. Martirij der Klausner im Kiever Höhlenkloster; hl. Georg von Amastrida, Bischof und Verfasser von Kirchengesängen; zwei Märtyrer von Thrakien; hl. Makarios, Bischof von Zypern; hl. Front, Bischof von Perigueux (2. Jh.).

1. Die hll. Märtyrer Markianos und Martyrios gehörten zum Klerus unter Patriarch Pavlos von Konstantinopel während der Regierungszeit des Kaisers Konstantios. Nach dem Tod des großen Kaisers Konstantin erstarkte die arianische Häresie von neuem, die bis dahin unterdrückt worden war, und erhielt wieder Schwung. Sogar Kaiser Konstantios selbst neigte dieser Häresie zu. Es gab zwei einflußreiche Adlige am Kaiserhof namens Eusebios und Philippos, und diese beiden waren Arianer. Durch ihren Einfluß wurde Patriarch Pavlos vom Patriarchenthron verstoßen und nach Armenien verbannt, wo ihn die Arianer erhängten. Daraufhin ergriff der ehrlose Makedonios den Patriarchenthron. Zu jener Zeit hatte die Orthodoxie zwei bittere Kämpfe zu bestehen: gegen die Heiden und gegen die Häretiker. Markianos und Martyrios setzten sich mit all ihrer Kraft und Entschlossenheit für den rechten Glauben ein. Markianos war Leser und Martyrios Subdiakon in der Kathedrale der Hagia Sophia. Unter Patriarch Pavlos waren sie patriarchale Notare (Sekretäre) gewesen. Die Arianer versuchten zuerst, sie zu bestechen, doch als die heiligen Männer dies mit Verachtung abschlugen, verurteilten die Häretiker sie zum Tode. Als sie zum Henker gebracht wurden, erhoben sie ihre Hände und beteten zu Gott. Sie dankten Ihm dafür, daß sie ihr Leben mit dem Martyrium beenden konnten: „Herr, wir sind voller Freude, daß wir mit einem solchen Tod aus diesem Leben scheiden. Mache uns würdig, Anteil am ewigen Leben zu haben. Du bist unser Leben!“ Sie legten das Haupt unter das Schwert. Im Jahr 355 erlitten sie den Märtyrertod. Später errichtete der hl. Johannes Chrysostomos eine Kirche in ihrem Namen über ihren wundertätigen Reliquien.

2. Der hl. Märtyrer Anastasios war ein Schneider und eifriger Christ. Während der Christenver-folgung durch Diokletian erschien dieser Mann Gottes vor dem Richter in der Stadt Solin in Dalmatien und bekannte ihm seinen Glauben an Christus. Er wurde unmenschlich gemartert und dann getötet, und sein Leib wurde ins Meer geworfen, doch später aufgefunden und unter Ehren bestattet.

3. Die hl. Tabitha – ihr Name bedeutet „Gazelle“ – war eine Schülerin der Apostel und lebte in Joppe. Sie tat viele gute Werke und gab reichlich Almosen (Apg 9,36); doch plötzlich wurde sie schwach und starb. Der Apostel Petrus war in der Stadt Joppe zugegen, und die trauernden Jünger ließen ihn holen und baten ihn, Tabithas Verwandte zu trösten. Bei seiner Ankunft schickte der große Apostel alle aus dem Raum, in dem der Leichnam lag, und kniete sich im Gebet nieder. Dann wandte er sich zu dem Leichnam und sagte: Tabitha, steh auf (Apg 9,40), und Tabitha öffnete ihre Augen und stand auf. Viele glaubten an den Herrn Jesus Christus aufgrund dieses herrlichen Wunders.

Lobeshymne

Die heilige Tabitha

Tabitha starb – doch damit war ihr Leben nicht zu Ende,
Sondern die Welt sollte erstaunen über das Wunder, das geschah.
Neben ihrem Totenlager kniete Petrus in Demut
Und wandte sich im innigen Gebet an den Herrn.
Sie wurde auferweckt im Leib! Und die Ungläubigen vernahmen,
Wie der Herr das Gebet des Apostels erhörte
Und die lebendige Seele dem toten Leib zurückbrachte.
Und Petrus bekehrte die Ungläubigen zum Glauben.
O herrliches Wunder, wie es die Welt nicht kannte!
Durch den Namen Christi wurde der Tod besiegt.
Der Tod wurde besiegt, und das Leben freute sich.
Die junge Tabitha erfreut sich des Lebens;
Und mehr als über ihr eigenes Leben
Freut sie sich, daß sie als Wunder diente für die ungläubige Welt.
Sie wurde im Leib auferweckt! Die Ungläubigen vernahmen es,
Und ihre eigenen Seelen wurden von den Toten auferweckt.
O großer Petrus, Diener Christi,
Bete zu unserem Erlöser für uns;
Laß unsere Seelen auferstehen, die im Schlamm vergraben sind –
Du, der Tabitha durch die Kraft Gottes auferweckte. 

Betrachtung

Neben anderen Wahrnehmungen, über die die gesegneten Seelen der Heiligen verfügten, vermoch-ten sie auch den Duft guter Geister wahrzunehmen und den üblen Geruch der unreinen Geister. Ein Geist, der rein und von Licht erfüllt ist, sondert einen belebenden Duft aus, während ein dunkler und unreiner Geist einen stickigen und unerträglichen Gestank von sich gibt. So erkannte der hl. Euthymios der Große den Gestank der Leidenschaft der Wollust bei einem Mönch namens Emilian im Kloster des hl. Theoktistos. Als Euthymios eines Tages zum Morgengottesdienst ging, kam er an Emilians Zelle vorbei und roch den Gestank des Dämons der Wollust. Emilian hatte keine Sünde begangen, abgesehen davon, daß er in diesem Augenblick lustvolle Gedanken hatte, die sich in sein Herz, von einem unreinen Geist ausgehend, drängten. Die Anwesenheit des Dämons in dem Mönch hatte der Heilige bereits wahrgenommen. Noch erstaunlicher zeigt sich diese Art der Wahrnehmung im Fall des hl. Hilarion des Großen. Ein gewisser Mann, ein Geizhals, hatte Hilarion ein wenig von seinem Gemüse geschickt. Als es ihm aufgetischt wurde, sagte der Heilige: „Bringt dies fort! Ich kann den Gestank nicht ertragen, der von diesem Gemüse ausgeht! Könnt ihr das nicht riechen: den Gestank des Geizes?“ Als sich die Mönche über diese Worte wunderten, gebot ihnen Hilarion, sie sollten das Gemüse nehmen und es einem Ochsen geben und sehen, ob er es fressen würde. Der Ochse schnupperte daran und wandte dann angewidert seinen Kopf ab.

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über die wundersame Offenbarung, die dem Apostel Petrus zuteil wurde (Apg 10):
1. Wie Petrus die Himmel geöffnet sah und ein Leinentuch voll mit allerlei Kriechtieren, Insekten und Vögeln sah;
2. Wie er eine Stimme hörte: Wohlan, Petrus, schlachte und iß!
3. Wie er dadurch daran erinnert wurde, daß man die Heiden nicht verachten dürfe, sondern ihnen das Evangelium verkündigen müsse.

Homilie

Über die Flucht aus der Welt und das Leben in der Wüste

Siehe, weit in die Ferne wollte ich fliehen
Und in der Wüste wohnen.
(Ps 54,8)

Vor wem, meine Brüder, flieht der Prophet in die Wüste? Vor boshaften Feinden, vor den Leiden-schaften und vor der Eitelkeit. Warum flieht er in die Wüste? Weil er auf diese Weise seine boshaften Feinde, die Leidenschaften und die Eitelkeit der Welt überwindet. Wenige gibt es, die in die Wüste streben; daher flieht er dorthin. Die Menschen streben in die Städte und suchen nach Land und Macht und Reichtum, doch nicht nach der Wüste. Und die inneren Feinde des Menschen, die Leidenschaften und vielfältigen Eitelkeiten, lodern ständig neu auf in der Stadt, während sie in der Wüste welken und verschwinden. Todesangst hat mich befallen, sagt er zuvor, und dies ist ein Grund, um in die Wüste zu fliehen. Man muß die eigene Seele auf die andere Welt vorbereiten, auf die Begegnung mit Gott. Nicht einmal ein König kann sich vor dem Tod retten, noch dem Gericht entfliehen. Wenn der Mensch in Luxus und ständigen Vergnügungen lebt, wird er wirklich von dem starken Trunk dieser Welt in den Schlaf gelullt; doch inmitten von Luxus und Leichtsinn nagt der Gedanke des Todes an ihm und rüttelt ihn auf. Ah, man muß sterben! Man muß diese Welt verlas-sen! Man muß vor Gott und vor die Engel treten! Wo ist meine Seele? Wo sind meine Werke? Womit soll ich diese Welt verlassen und womit soll ich in die andere eintreten? Tausende und Abertausende jener Menschen, die aus dem Schlaf der Sünde durch solche Fragen aufgerüttelt wurden, sind in die Wüste geflohen, um ihre Seelen Tag und Nacht vorzubereiten und zu reinigen durch Reue, Gebet, Fasten, Nachtwachen, Mühen und andere solcher geeigneter Mittel, die man benutzt, um die Furcht des Todes zu töten und ein Sohn Gottes zu werden.
O Herr Jesus Christus, unser weisester und gütigster Lehrer, Der Du Dich zeitweilig von den Menschen in die Wüste zurückzogest; hilf uns, in unseren Seelen gesammelt zu sein und uns auf Dein überaus herrliches Reich vorzubereiten. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.

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7.11.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).