04.01.2024

22.12.2023

Gedenken

22. Januar nach dem Kirchenkalender

Gedenken: hl. Großmärtyrerin Anastasia und andere mit ihr († 304); hl. Märtyrerin Theodota und ihre drei Kinder; sowie hl. Märt. Zoilos.

1. Die hl. Großmärtyrerin Anastasia, die Fessellöserin, und andere mit ihr. Diese glorreiche Heldin des christlichen Glaubens wurde in Rom geboren in eine reiche Senatorenfamilie. Ihr Vater war Heide, ihre Mutter Christin. Von früher Jugend an liebte sie den Herrn Jesus und wurde in der Lehre Christi durch einen frommen Lehrer namens Chrysogonus unterwiesen. Ihr Vater zwang sie, mit Publius, einem reichen heidnischen Landbesitzer, die Ehe einzugehen. Sie wollte auf keinen Fall körperliche Beziehungen mit ihm eingehen und entschuldigte sich durch weibliche Krankheit. Sie wurde von ihrem Mann dafür gewaltsam bestraft durch Einschließen und Hunger. Er unterwarf sie noch größeren Qualen, als er erfuhr, daß sie insgeheim die christlichen Märtyrer im Gefängnis besuchte, ihnen Verpflegung brachte, ihnen diente, ihre Wunden wusch und ihre Fesseln löste. Durch Gottes Vorsehung wurde sie von ihrem boshaften Gatten befreit. Publius wurde vom Kaiser nach Persien gesandt und ertrank bei der Schiffsreise. Die hl. Anastasia war nun frei, den gemarter-ten christlichen Märtyrern zu dienen und die Armen zu trösten, indem sie ihnen Almosen aus ihrem großen Erbe gab. Eines Tages war Kaiser Diokletian in der Stadt Aquila und befahl, Chrysogonus, den Bekenner Christi, zu ihm zu bringen. Die hl. Anastasia begleitete ihn auf dem Weg. Der hl. Chrysogonus wurde auf Befehl des Kaisers enthauptet; daraufhin erlitten die drei Schwestern Agape, Chionia und Irene ebenfalls das Martyrium (16. April): Die ersten beiden wurden ins Feuer geworfen und die dritte mit Pfeilen durchbohrt. Die hl. Anastasia nahm ihre Leiber, hüllte sie in weißes Leinen, salbte sie mit duftenden Gewürzen und begrub sie ehrenvoll. Danach begab sich Anastasia nach Makedonien, wo sie anderen Leidenden half. Sie wurde als Christin weithin bekannt und deswegen verhaftet, vor verschiedene Richter gebracht, verhört und gefoltert. Sie wünschte für ihren geliebten Christus zu sterben, nach Dem sie sich in ihrem Herzen sehnte. Ein gewisser heidnischer Oberpriester namens Ulpianus versuchte, vor Lust entbrannt, Anastasias Körper zu berühren, doch er wurde plötzlich geblendet und gab seinen Geist auf. Zum Hungertod verurteilt, verbrachte Anastasia dreißig Tage im Gefängnis ohne Nahrung. Ihre Speise waren Tränen und Gebet. Dann wurde sie mit mehreren anderen Christen in ein Boot gebracht, das versenkt werden sollte, doch Gott rettete sie auch vor diesem Tod. Schließlich wurde sie mit Füßen und Händen an vier Räder über einem Feuer gebunden und übergab Gott ihre Seele. Sie erlitt das Martyrium und nahm ihre Wohnstatt im Reich Christi im Jahr 304 ein.

2. Die hl. Märtyrerin Theodota und ihre drei Kinder. Sie war eine junge Witwe mit drei Kindern und gab sich völlig dem Dienst Gottes und der Erziehung ihrer Kinder im Glauben hin. Die hl. Anastasia lebte bei ihr, als sie in Makedonien war und zusammen besuchten sie die gefangenen Christen in den Gefängnissen. Vor Gericht gebracht, bekannte Theodota freimütig Christus. Dann wurde sie zu Niketas gesandt, dem Prokonsul von Bithynien. Als ein schamloser Heide ihren Körper zu berühren versuchte, sah er einen Engel Gottes neben ihr und erhielt sogleich von diesem Engel einen Schlag. Zum Tode verurteilt und zusammen mit ihren drei Kindern in einen Glutofen gewor-fen, endete die hl. Theodota ehrenvoll ihr irdisches Leben und ging ein in das Reich der Ewigen Herrlichkeit.

Lobeshymne

Die heilige Großmärtyrerin Anastasia, die Fessellöserin

Die heilige Jungfrau Anastasia diente Gott;
Sie leuchtete vor Gott durch Glauben, Hoffnung und Taten.
Die Jungfrau verließ den Gatten, Ehre und Reichtum
Und diente freudig den Gefangenen zur Verherrlichung Gottes.
Sie löste die Fesseln und wusch die Wunden der Märtyrer;
Sie löste ihre Fesseln und verteilte Gaben.
Keinen Lohn wollte sie – weder von Menschen noch von der Erde.
Christus Gott ist der Trost ihrer Seele und ihres Herzens.
Ihre Schmerzen sind vergangen, und Anastasia bleibt in der Herrlichkeit;
Jetzt freut sie sich mit den Engeln im Himmel. 

Betrachtung

Unser barmherziger Gott sendet oftmals durch Seine Heiligen aus der anderen Welt jenen auf Erden Trost, die Ihm wohlgefällig sind. Die hl. Theodota litt für Christus zeitlich etwas früher als die hl. Anastasia. Anastasia wurde auf Befehl des Richters in ein kleines, düsteres Gefängnis geworfen, wo sie verhungern sollte. Während der dreißig Tage ihrer Gefängnishaft erschien ihr jede Nacht die hl. Theodota aus der anderen Welt und bestärkte sie in ihren Leiden. Als Anastasia viele Male auf diese Weise mit Theodota gesprochen hatte, fragte sie sie eines Nachts, wie es möglich sei, daß sie zu ihr nach ihrem Tod kommen könne. Theodota antwortete, daß Gott den Seelen der Märtyrer eine besondere Gnade gäbe, nachdem sie die Welt verlassen hätten, und daß sie zu wem auch immer kommen könnten, um zu belehren oder zu trösten. Als die dreißig Tage vorbei waren, holten die Folterknechte Anastasia aus dem Gefängnis und waren erstaunt darüber, daß sie noch am Leben war. Sie verurteilten sie dann zusammen mit mehreren anderen zum Tod durch Ertrinken. Die Soldaten brachten die Christen in ein kleines Boot, sie selbst aber bestiegen ein anderes. Sie hatten vor, bei Erreichen des tiefen Wassers das Boot, in dem sich die Christen befanden, zum Kentern zu bringen, so daß das Wasser hineinfließen und sie ertränken würde. Da geschah etwas Wundervolles: Die hl. Theodota erschien, schritt über das Wasser und brachte das Boot zum Ufer, und auf diese Weise wurden alle zusammen mit der hl. Anastasia vor dem Tod bewahrt. Einhundertzwanzig Heiden, die dieses Wunder sahen, kamen zum Glauben an Christus und wurden getauft.

Zum Nachdenken

Laßt uns nachdenken über Davids Leiden wegen seiner Sünden:
1. Wie Unheil über Davids Haus kam: Einer seiner Söhne erhob sich gegen den anderen, und ein Bruder gegen die Schwester;
2. Wie Absalom gegen seinen Vater David Krieg führte;
3. Wie das ganze Volk Unheil erlitt infolge der Sünde des Königs.

Homilie

Über den langmütigen Hiob

Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen; gelobt sei der Name des Herrn.
(Hiob 1,21)

Mögen die Gerechten nichts fürchten, meine Brüder; alles gereicht ihnen zum Guten. Die ganze Heilige Schrift zeigt uns, daß Gott Seine Gerechten niemals verläßt. Das Beispiel Hiobs zeigt uns dies klarer als die Sonne. Hiob hatte sieben Söhne und drei Töchter, er hatte Besitz und Ehre unter dem Volk und unter seinen Freunden. Und all dies verlor er an einem einzigen Tag. Er fluchte Gott nicht, sondern fiel auf die Erde und betete an, und er sprach: Nackt kam ich hervor aus dem Schoß meiner Mutter, nackt kehre ich dorthin zurück. Dann verlor Hiob seine Gesundheit, das einzige, was ihm geblieben war, und sein ganzer Leib vom Scheitel bis zur Sohle war mit Geschwüren bedeckt. Und Hiob saß in der Asche, erhob sich und pries Gott. Seine Frau drängte ihn, Gott zu verleugnen; doch der Gerechte Hiob sagte zu ihr: Nehmen wir das Gute an von Gott, sollen wir dann nicht auch das Böse annehmen? Seine Freunde tadelten ihn und sagten, er sei ein Sünder und stolz vor ihnen über seine Gerechtigkeit und seine Einsicht; doch Hiob betete zu Gott, und geduldig ertrug er seine Geschwüre und sein Unglück.
Heutzutage ist es genauso wie damals: Wenn irgendein Unheil über uns kommt, halten sich unsere Nächsten für weiser und gerechter als wir. Doch der Allweise Gott ließ all dieses Unheil über Hiob hereinbrechen, um nicht nur Seinen Knecht zu prüfen, sondern auch Hiobs Verwandte und Freunde. Als auf diese Weise jeder gezeigt hatte, was für ein Mensch er war, als jeder von ihnen von Gott geprüft worden war, stellte Gott der Allmächtige durch die Ihm eigene Kraft Hiobs Gesundheit wieder her und gab ihm doppelt soviel Besitz, wie er vorher hatte, und weitere sieben Söhne und drei Töchter.
Wer starken Glauben hat, meine Brüder, hat einen klaren geistigen Blick und sieht die Hand Gottes sowohl in seinem Wohlergehen als auch in seinen Leiden. Wenn Gott ihm gibt, dankt er; wenn Gott fortnimmt, lobt er: Gesegnet sei der Name des Herrn.
O Herr, Gott des langmütigen und geduldigen Hiob, lehre uns, Deinen Namen zu segnen in unseren Leiden. Dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit. Amen.

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4.01.2020
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Quelle: Hl. Nikolaj Velimirovic, Der Prolog von Ochrid, ins Deutsche übertragen von Johannes A. Wolf, Apelern 2009; 2., verbesserte Auflage 2017, herausgegeben von der Serbischen Orthodoxen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, erschienen im Verlag Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, D-31552 Apelern (www.orthlit.de).